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Auf ein Neues: Strandtuch der Art Cologne Palma Mallorca 2007; Foto Stefan Kobel
Auf ein Neues: Strandtuch der Art Cologne Palma Mallorca 2007; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 40 2025

Sie tut es schon wieder: Die Art Cologne wagt einen zweiten Anlauf auf Mallorca. Nach meiner Erstmeldung bei Monopol und später bei Artmagazine, berichtet auch Eileen Kinsella für Artnet: „Die Nachricht von der Erweiterung kommt etwas überraschend, ist aber dennoch ein Lichtblick, da zahlreiche andere große Kunstmessen ihre Eigentumsverhältnisse konsolidiert und in einigen Fällen geplante Veranstaltungen gekürzt haben. Die neue Veranstaltung mit dem offiziellen Titel „Art Cologne Palma Mallorca” findet im Hotel und Kongresszentrum Palau de Congresses in der Bucht von Palma statt.“ Im Kölner Stadt-Anzeiger (Paywall) unkt Michael Kohler: „Ein Selbstläufer ist die Art Cologne Palma Mallorca deswegen nicht. Immer mehr Galeristen klagen über hohe Kosten und schränken die Zahl ihrer Messeteilnahmen eher ein, als zu expandieren. [Messedirektor] Daniel Hug betonte zuletzt stets, dass die Zukunft des internationalen Kunstmarkts in Messen mit starkem regionalem Schwerpunkt liegt – eine deutsche Messe auf Mallorca scheint nicht recht zu dieser Philosophie zu passen.“ Doch, tut sie. Die Messe geht dorthin, wo sie Sammler vermutet, mit einem auf die regionalen Gegebenheiten zugeschnittenen Ausstellerportfolio. Ein Selbstläufer ist sie deswegen allerdings tatsächlich noch lange nicht.

Die ArtBo in Bogota, an der früher auch gerne Galerien aus dem deutschsprachigen Raum teilgenommen haben, möchte sich unter ihrem neuen Direktor Jaime Martínez wieder mehr internationalisieren. Laurie Rojas ist im Art Newspaper (evtl. Paywall) vorsichtig optimistisch: „Die Synergie mit der neuen Biennale von Bogotá und der starke regionale Fokus der Messe führten während der VIP-Vorschau am Mittwoch zu sofortigen Ergebnissen. [...] Der heimische Markt bleibt jedoch vorsichtig und in vielerlei Hinsicht begrenzt, was die Anzahl der Sammler und deren Kaufbudgets angeht. 'Die Artbo ist kein großer Markt wie Mexiko oder Miami, aber da ihr Programm sich auf den globalen Süden konzentriert, ist sie eine wirklich interessante Ergänzung, um mit lateinamerikanischen Sammlern in Kontakt zu treten', sagt Cesar Levy von der Pariser Galerie 193, die dieses Jahr zum zweiten Mal an der Messe teilnimmt.“ Für Ocula hat Sarah Moroz unter anderem darüber mit Ausstellern gesprochen: „Auf die Frage, ob die Messe eher lokal als international geworden ist, antwortet Ana Balaguera vom Instituto de Visión: „Das ist ein wenig der Fall, aber ich glaube, dass dies ein weltweiter Trend ist, nicht nur in Kolumbien. Denn die Galerie ist auch in New York vertreten, und wir haben dies auf der Armory und anderen Messen festgestellt – dass das Publikum weniger vielfältig wird. Das hängt mit den politischen Strömungen zusammen.“

Ein positives Bild der Contemporary Istanbul zeichnet Payal Uttam im Art Newspaper (evtl. Paywall): „Sammler aus ganz Europa, den USA und der Türkei versammelten sich am Dienstag zur Eröffnung der Contemporary Istanbul (CI, bis zum 28. September) im opulenten Tersane Istanbul-Komplex – einer restaurierten osmanischen Werft mit Blick auf das Goldene Horn. Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums versammelte die Messe 51 Galerien aus 16 Ländern. Die diesjährige Ausgabe fiel mit der Istanbul Biennale zusammen, die im Vergleich zum Vorjahr eine größere Zahl von Sammlern und Museumsgruppen anzog. Die Messe zeigte eine höhere Qualität als ihre früheren Ausgaben, mit Werken führender türkischer Künstler wie Nil Yalter, Güneş Terkol und Azade Köker.“ Der Messebesitzer hält die Lizenz für die türkische Ausgabe der Publikation. Das wird im Artikel auch benannt. Auf die Rahmenbedingungen, unter denen die CI stattfindet, weist Rachel Kubrick bei Ocula hin: „Obwohl der Eröffnungstag der Messe von regem Verkaufsgeschäft und einer optimistischen Stimmung unter den Galeristen geprägt war, war der politische Hintergrund des zunehmenden Autoritarismus sowohl in der Türkei als auch zunehmend im Ausland deutlich zu spüren. Recep Tayyip Erdoğan, bekannt für seine autokratische Politik und seine Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, hat seit seinem Amtsantritt als Präsident im Jahr 2014 seinen Einfluss verstärkt und Anfang dieses Jahres seinen politischen Rivalen und Bürgermeister von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, verhaften lassen.“

Jeff Magid, der US-amerikanische Sammler, der neulich pauschal behauptet hat, Journalisten würden den Kunstmarkt niederschreiben, weil sie sich ausgeschlossen fühlten, darf jetzt bei Artnews seine Ansichten zum Kunstmarkt ausführlich darstellen. Nach der Eröffnung mit einem Strohmann-Argument und seiner eigenen Widerrede dazu, wiederholt er pointiert er eine Reihe interessanter Gedanken, die die Grundlage der Analysen von differenziert berichtenden Kollegen in den letzten Jahren waren. Ausgesprochen spannend ist jedoch die Sammlerperspektive, die Magid vermittelt: „Als ich um 2012 mit dem Sammeln begann, war ich ein Außenseiter. Ich war in meinen 20ern, ohne Vermögen, ohne Erbschaft, ohne Mentor und ohne Beziehungen. Ich begann mit dem Sammeln, weil ich Künstler traf, die mich willkommen hießen. Dann war ich hartnäckig genug, dass es mich nicht aus der Ruhe brachte, wenn mich viele in der Galeriewelt mit unterschiedlichem Maß an Ablehnung und Verachtung behandelten: nicht wichtig genug, kein echter Sammler. Wenn ich eine Galerie betrat und die Person am Empfang um Informationen bat, warfen sie mir oft einen Blick zu und schauten dann schweigend weg. Als ich endlich den Mut aufbrachte, auf einer Kunstmesse nach einem Preis zu fragen, war alles an eine große Sammlung verkauft oder für jemanden Wichtiges reserviert. Ich kannte nicht die richtigen Leute, stammte nicht aus einer bekannten Sammlerfamilie, konnte keine Mitgliedschaft in einem Gremium vorweisen und keine Meisterwerke in meiner Familiensammlung auflisten. Zunächst war mir nicht bewusst, wie wenige von uns völlige Außenseiter waren, und als ich es dann begriff, war ich zu neugierig und besessen, um mich davon aufhalten zu lassen.“

Warum das mit dem Kunsthandel in Internet so schwierig ist, erklärt Marc Spiegler bei Business Of Fashion (Paywall): „In Anbetracht der Tatsache, dass der relativ kleine Markt ein hohes Maß an Publikumsbeteiligung erfordert, um erfolgreich zu sein, wird [Basic Space-Gründer Jesse] Lee, der 2023 auch die Design Miami-Messe-Franchise gekauft hat, im Bereich Werbung stark auf Hybridlösungen setzen. 'Wir werden uns verstärkt auf Veranstaltungen konzentrieren, da wir feststellen, dass die Online-Aktivitäten sprunghaft ansteigen und mehr Verkäufe getätigt werden, wenn wir Dinge in der realen Welt tun', sagt Lee. 'Wir müssen überzeugende Kunsterlebnisse schaffen, damit wir neue Leute für den Club gewinnen können. Aber wir brauchen auch Galerien, die sich anpassen. Für einen smarten, coolen 25-Jährigen mit Geld zum Ausgeben erscheint eine Verkaufsplattform ohne Preise einfach verrückt.' Das Fazit lautet: NFTs sind tot. E-Commerce ist schwierig. E-Commerce für Kunst ist noch schwieriger. Etablierte Akteure sollten sich aus dem Start-up-Geschäft heraushalten. Das Digitale wird niemals die oberste Ebene des Kunstmarktes beherrschen. Aber es gibt immer noch Spielraum für den Online-Verkauf von Kunst-Merchandise, Multiples und fünfstelligen Werken aufstrebender Künstler.“

Ob das Anbandeln mit verwandten Industrien ein Rettungsring für die Kunst sein könnte, fragt Elisa Carollo im Observer. Nachdem sie die bekanntesten Kooperationen im Top-Segment abgearbeitet hat, schließt sie mit der entscheidenden Überlegung: „Wie Umfragen und Sammlerprofile gezeigt haben, beginnen viele Käufer der Generation Z und Millennials, die allmählich zum Kunstsammeln übergehen, oft mit anderen Kategorien von Sammlerstücken – Sneaker, limitierte Kleidungstücke und ähnliche Objekte. Dies unterstreicht das Potenzial für die Kunstbranche, von einigen Geschäftsmodellen und Storytelling-Strategien anderer hochwertiger, symbolträchtiger und erlebnisorientierter Branchen zu lernen und diese zu übernehmen, um ein neues, jüngeres Publikum aufzubauen und zu pflegen. Diese Chancen zu übersehen, erscheint zunehmend weniger als Vorsicht, sondern eher als Kurzsichtigkeit.“ Bahnbrechende Erkenntnisse vermittelt der Artikel nicht, doch kann offensichtlich nicht oft genug auf die Herausforderungen des digitalen Kunsthandels hingewiesen werden.

Über die Eröffnung einer neuen Niederlassung der Galerie Thaddaeus Ropac in Mailand schreibt Naomi Rhea bei Artnet: „Ich frage mich, ob Ropacs Motivation für Mailand nicht etwa das Versprechen eines florierenden Marktes für zeitgenössische Kunst war, sondern vielmehr der näher gelegene Zugang zu den etablierten Akteuren des Sekundärmarktes. Italien ist die Heimat zahlreicher erfahrener Sammler, von denen einige in Mailand ansässig sind und viele über eigene private Stiftungen verfügen. Ihr Geschmack tendiert eher zu italienischer Nachkriegskunst und einheimischen Bewegungen wie der Arte Povera. Italien ist auch reich an Künstlerstiftungen und -nachlässen.“

Die Gründe die Eröffnung in Mailand erklärt die dortige Ropac-Direktorin Elena Bonanno di Linguaglossa (vorher u.a. Levy Gorvy Dayan und Blain I Southern) im Gespräch mit Julia Stellmann für die FAZ: „Anfang Juli wurde in Italien der Mehrwertsteuersatz auf Kunstverkäufe von 22 auf fünf Prozent gesenkt. Damit einher ging auch eine Reduzierung des Steuersatzes für Einfuhren von außerhalb der EU von zehn auf fünf Prozent. Das macht den italienischen Kunstmarkt zum derzeit wettbewerbsfähigsten in der gesamten Europäischen Union. Selbst der Mehrwertsteuersatz von 5,5 Prozent in Frankreich kann bei hochpreisigen Werken einen großen Unterschied machen. Großzügige Steuervergünstigungen für Ausländer, die ihren Wohnsitz nach Italien verlegen, lockten zudem in den vergangenen Jahren neuen Reichtum nach Mailand.“

Der - wie schon an seinem Hemd im Autorenfoto zu erkennen - in Florida beheimatete Kunst-Logistiker Joe Piotrowski erklärt im Observer, was die Kunstwelt im Umgang mit Naturkatastrophen von Miami lernen kann: „Miami lebt seit langem mit dem Schreckgespenst der Hurrikane. In den letzten Jahren sind die Stürme, die auf Land treffen, jedoch nicht nur häufiger geworden, sondern auch heftiger, mit Windstärken der Kategorie 4 oder 5 und verheerenden Sturmfluten. Für private Sammler, Museen und andere Institutionen wirft dies dringende Fragen auf. Wie schützt man einen Picasso oder eine ortsspezifische Installation vor einer Naturkatastrophe? Wie sichert man Werke, die nie dafür gedacht waren, Windgeschwindigkeiten von 240 km/h oder tagelange Stromausfälle zu überstehen? Die Antwort beginnt mit der Erkenntnis, dass es bei der Vorsorge nicht darum geht, zu reagieren, wenn ein Sturm auf dem Radar erscheint. Es geht darum, Resilienz in jede Ebene der Planung einzubetten, von der Infrastruktur bis zu den Menschen.“

Die Richter des Schiedsgerichts das die dysfunktionale Beratende Komission ersetzt, sind benannt, berichtet Marcus Woeller in der WeLT: „An der Spitze stehen die ehemalige österreichische Verfassungsrichterin Elisabeth Steiner und der frühere saarländische Ministerpräsident und langjährige Richter am Bundesverfassungsgericht Peter Müller. Neu ist, dass Opfer und deren Nachkommen Restitutionsverfahren unabhängig von den Besitzern fraglicher Objekte anrufen können. Der Zugang wird leichter, die Entscheidungen sind bindend. Ein neuer Bewertungsrahmen sieht zudem Beweiserleichterungen vor, um offene Fälle sachgerecht zu klären.“

Der Sammler Ronald Perelman bekommt von seinen Versicherungen keine 400 Millionen Dollar, weil die Gemälde in seinem Anwesen bei einem Feuer angeblich ihre Aura verloren haben, meldet Colin Moynihan in der New York Times (evtl. Paywall): „Am Freitag wies ein Richter in New York, der den Vorsitz bei einer Gerichtsverhandlung geführt hatte, die Ansicht von Herrn Perelman zurück und erklärte, er sehe nichts, was daran hindere, 'die Kunstwerke wie zuvor zu genießen'. 'Ich stelle fest, dass die fünf Gemälde keine sichtbaren Schäden aufweisen', sagte Richter Joel M. Cohen vom Obersten Gerichtshof des Staates New York in Manhattan und fügte hinzu: 'Es gibt keine Spuren, die auf den Brand zurückzuführen sind.'“ Versuchen kann man's ja mal.

Die wegen Steuerhinterziehung verurteilte ehemalige Galeristin Mary Boone darf nach Verbüßung ihrer Haftstrafe bei Lévy Gorvy Dayan in New York eine gefeierte Ausstellung kuratieren, von der Carrie Battan bei Vulture (evtl. Paywall) und Max Lakin in der New York Times (evtl. Paywall) berichten. Zum Glück hat Boone nur den Staat betrogen und nicht etwa Kollegen und Kunden.

Die Schließung der 1982 eröffneten New Yorker Galerie Tilton acht Jahre nach dem Tod ihres Gründers Jack Tilton meldet Maximilíano Durón bei Artnews.