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Streit um Werte: Kunst und Versicherung
Das Gespräch fand am 19. April 2013 statt. Moderation: Stefan Kobel
Über 160 Gäste nahmen an der von von uns 2012 initiierten Veranstaltung teil, die sich jetzt als wichtigste Schnittstelle zwischen Kunstmarkt und der Kunstversicherungsbranche in Deutschland etabliert hat.
Zentrales Thema der Veranstaltung war das Verhältnis "Kunst und Werte". Im einleitenden Vortrag erläuterte Dr. Stephan Zilkens vor diesem Hintergrund "Aspekte des Risikomanagements im Kunstbereich". Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse beleuchtete er die beiden Kernfragen der Versicherungswirtschaft hinsichtlich der bildenden Kunst: wie lassen sich die einzelnen Gefahren präzisieren, denen ein Kunstwerk, beispielsweise im Leihverkehr, ausgesetzt ist und wie kann ein plausibler Versicherungswert ermittelt werden, insbesondere in Anbetracht volatiler Märkte und sich wandelnder Trends unter den Sammlern von Kunst.
Diese Überlegungen des Veranstalters bereiteten auf die beiden Podiumsdiskussionen vor, die von dem, dem Kunstmarktjournalisten Stefan Kobel moderiert wurden. Unter dem Titel "Vom Wa(h)ren Wert der Kunst", waren fünf Diskussionsteilnehmer eingeladen, ihre Erfahrungen und Ansichten zum Thema Wertermittlung vorzustellen. Einen Schwerpunkt spielte hierbei das so genannte "Bereicherungsverbot", das bis 2008 galt. Abweichend von der tatsächlich vereinbarten Versicherungssumme, sicherte dieses Verbot den Versicherern zu, im Falle eines Schadens nur den tatsächlichen Wertverlust zu kompensieren. Seitdem gelten neue Regeln in der Relation Versicherungssumme/Schadensumme, die auf Seiten der Versicherer die Notwendigkeit aufgezeigt hat, die Versicherungssumme bereits bei Vertragsschluss deutlich präziser zu ermitteln.
Als Vertreter des Primär- und Sekundärmarktes für Kunst sprachen der Galerist Harry Lybke (Galerie Eigen + Art) und Dr. Takuro Ito (Auktionshaus Lempertz). Die Perspektive der Versicherungswirtschaft vermittelten Annette Niessen (Mannheimer Versicherung AG) und Stephan Schwarzl (Nationale Suisse Versicherung AG). Die langjährige Erfahrung eines unabhängigen Schadengutachters brachte Dr. Bernd Noack (artscout) ein.
Als wesentlicher Parameter zur Feststellung des Versicherungswerts wurden die aktuellen marktgängigen Preise identifiziert. Zusätzlich bringen die Kunstsachverständigen im Rahmen ihrer Spezialgebiete besondere Expertisen bei, die gegebenenfalls durch weitere Fachleute mit Gutachten für die Versicherungsnehmer unterstützt werden müssen. Ein besonderes Augenmerk verdient dabei die regelmäßige Aktualisierung von Versicherungssummen, die Marktveränderungen, wie den Crash von 2007 widerspiegelt. Alte, nicht aktualisierte Versicherungssummen können umgekehrt nicht zur Grundlage von Verkaufspreisen gemacht werden. Entscheidend ist im Einzelfall die gezielte Komunikation mit dem Versicherungsnehmer im Bemühen um einen realistischen Versicherungswert.
Die zweite Podiumsdiskussion galt den jeweiligen Interessenslagen innerhalb des spezifischen Gefüges zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer bei der Bestimmung eines Versicherungswertes. Auch die Möglichkeit der Staatshaftung, mit ihren Vor- und Nachteilen wurde in diesem Zusammenhang diskutiert. Aus Sicht der Museen sprachen Dr. Manfred Müller (Kunstmuseum Wolfsburg) und Dr. Raimund Stecker (Lehmbruck Museum Duisburg). Für den Kunstmarkt bezog wiederum der Kölner Galerist Dr. Ralf Seippel Stellung. Dr. Bodo Sartorius (AXA Art Versicherungs AG) sprach für die Versicherer und als Kunstsachverständiger nahm Claus Gielisch (Gielisch GmbH) teil.
So geht das heutige Interesse an Kunst weit über den ästhetischen Genuss hinaus und beinhaltet steuerrechtliche Erwägungen genauso wie die Spekulation auf Wertsteigerungen. Wo diese Wertsteigerungen stattgefunden haben, stellt sich für viele Ausstellungshäuser das Problem der hohen Prämien im Fall Leihverkehr. Die Möglichkeit der Staatshaftung besteht allerdings nicht in allen Fällen, da vor allem private Leihgeber auf gewerblichen Versicherungen bestehen. Auch die Schadenvermeidung ist für die Versicherer und Versicherungsnehmer ein Thema, wie im Falle des Wirbelsturms "Sandy", als planmäßig Kunstdepots aus potenziellen Überflutungsbereichen in New York evakuiert wurden. Kommt es zum Schadensfall bedarf es dann selbst bei gut am Markt etablierten Künstlern einer genauen Prüfung um zwischen weit voneinander divergierenden Summen den richtigen Wert zu bestimmen.
Im Publikum fanden sich mehrere engagierte Gäste, die früh in den Diskussionen mit Fragen und eigenen Erfahrungen die Veranstaltung inhaltlich erweiterten. Während die Pausen Gelegenheit zum fachlichen Austausch zwischen Gästen und Diskussionsteilnehmern bot, nutzten viele im Anschluss der Tagung die Möglichkeit zum Besuch der Art Cologne. Generell zeigte sich auf Seiten des Publikums ein deutliches Interesse an einer Fortführung des Kölner Kunstversicherungsgesprächs im kommenden Jahr 2014.
Wenn Ihnen unsere Initiative gefällt motivieren Sie uns mit einer Spende für den Lehmkul Kunstpreis, der alle zwei Jahre an Künstlerinnen und Künstler verliehen wird, die noch nicht im Markt angekommen sind. Der Preis wird von einer Jury aus anerkannten Fachleuten aus Museum, Kunstkritik und Handel alle zwei Jahre verliehen.
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