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Art Antwerp 2024, Foto Stefan Kobel
Art Antwerp 2024, Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 51 2024

Die letzte Messe des Jahres ist gelesen. Mit der Art Antwerp erlaubt sich die Art Brussels in der Nachbarstadt ein Spielbein, das einen relativ neuen Typ Kunstmesse verkörpert, der nicht mehr erwartet, dass die Besucher von weit her anreisen. Julia Stellmann charakterisiert die Veranstaltung für Kunstforum: „Die Regionalität der Messe ist allen Beteiligten durchaus bewusst. Sowohl die Messeleitung als auch die Galerien berichten, dass eine Teilnahme vor allem der Kontaktpflege mit der hiesigen Sammlerszene dient. Viele Galerien passen ihr Programm dementsprechend an und stellen belgische Positionen aus. Der Fokus auf die Region mindert aber nicht die Qualität der Messe. Im Gegenteil lässt die intime Größe einen besonderen Fokus auf die eingeladenen Galerien zu“. Ich war für das Handelsblatt in Antwerpen.

Ein kurzes Resümee des endenden Jahres zieht Kabir Jhala im Art Newspaper: „Das obere Ende des Marktes schrumpfte in diesem Jahr weiter, da die Zahl der angebotenen Trophäenlose nicht mehr so hoch war wie während der Covid-19-Pandemie oder in den Jahren davor, während die Nachfrage nach hochmodernen Werken verschwand, was einige der größten Unternehmen der Branche in Schwierigkeiten brachte. Am deutlichsten wurde dies in den Auktionshäusern, wo die Umsätze zum zweiten Mal in Folge zurückgingen. Bei Sotheby's ging dies mit der Ankündigung von Massenentlassungen und Berichten über einen massiven Rückgang der Kernerträge um 88 % einher.“

Positive Signale hat Brita Sachs von den Auktionsergebnissen bei Ketterer in München für die FAZ empfangen: „Es dürfte Zweckoptimismus gewesen sein, dass man sich bei Ketterer vor dem 'Evening Sale' moderner und zeitgenössischer Kunst unbekümmert gab. Tatsächlich aber scheint sich eine leichte auffrischende Bewegung in der Kunstmarktflaute abzuzeichnen. Dreimal schlug der Hammer Millionenergebnisse fest, das höchste erwartungsgemäß für Max Beckmanns Gemälde 'Großer Clown mit Frauen und kleiner Clown'. Entstanden im Jahr 1950, reflektiert es die Situation Beckmanns zwischen Exil und Auswanderung nach Amerika. Nun stieg es auf drei Millionen Euro (Taxe 1,4 bis 1,8 Millionen Euro). Mit Aufgeld kostet es seinen neuen Eigentümer – eine 'bedeutende europäische Sammlung' – 3,7 Millionen.“ Auf die Nachkriegskunst schaut Sabine Spindler für das Handelsblatt: „Das Gemälde war am 6. Dezember einer von vier Erlösen über der magischen Millionenschwelle. Die Zahl ist für Deutschlands derzeitige Krisensituation beachtlich. Einen weiteren siebenstelligen Betrag erzielte mit 1,3 Millionen Euro Robert Rymans Lackschicht für Lackschicht aufgebautes Gemälde 'General 52" x 52"' von 1970. Es ist wie alle Ryman-Gemälde eine Reflexion über die Farbe Weiß und die Malerei an sich. In diesem Fall setzte sich Deutschland gegen die USA durch. 'Die internationale Avantgarde der 1960er-/70er-Jahre ist sehr wichtig für uns, da sie uns eine weltweite Sammlerschaft bringt', sagte Auktionator Robert Ketterer dem Handelsblatt. Und die braucht jedes Auktionshaus als potente Bieter in der Hochpreisregion.“

Altmeistergraphik hat Christian Herchenröder bei seinem Nachbericht zur Auktion bei Bassenge in Berlin für das Handelsblatt im Blick: „Die Auktion von Druckgrafik des 15. bis 19. Jahrhunderts hingegen zog internationale Bieter an, unter denen amerikanische, deutsche, schweizerische Käufer und das Amsterdamer Rijksmuseum besonders aktiv waren. 'Es war eine der besten Grafik-Auktionen der letzten Jahre', betont David Bassenge – und das nicht nur mit Blick auf die 218.750 Euro für den brillanten Abzug der Rembrandt-Radierung „Die Landschaft mit den drei Bäumen“. Ein Schweizer Sammler sicherte sie sich gegen sechs Telefongebote. Nicht nur die Marktsäulen Rembrandt und Dürer, sondern alle hier vertretenen Marktraritäten wurden zu Hochpreisen abgesetzt.“

Ein wenig begeisterndes Fazit der Auktion bei Karl & Faber in München muss Sabine Spindler für das Handelsblatt ziehen: „So viel Engagement kam selten auf in der eher gedämpften Stimmung während der Versteigerung. Im Evening Sale mit ausgewählten Werken setzte Karl & Faber weniger als die Hälfte der Lose ab. Der Umsatz liegt entsprechend niedrig bei drei Millionen Euro. Teuerstes Werk wurde Auguste Renoirs Halbfigurenporträt 'Maria au Repos'. Ein Berliner Sammler erwarb es für 508.000 Euro.“

In Teilen noch ernüchternder verlief die Session bei Neumeister in München, die ebenfalls Sabine Spindler für das Handelsblatt zusammenfasst: „Auch Neumeisters Auktion war von einer hohen Rückgangquote begleitet. Besonders selektiv wurde das Altmeisterangebot angenommen. Von rund 100 Losen gingen ca. 80 in den Nachverkauf.“

Den Kunstmarktstandort London analysiert Silvia Anna Barrilà für die WeLT: „Seit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat sich der Kunsthandel verändert. Besonders eine Stadt nutzte die Gelegenheit, um die europäische Kunstmetropole London anzugreifen: Paris. Zahlreiche Galerien haben eine Niederlassung in der französischen Hauptstadt eröffnet, wie Hauser & Wirth, Esther Schipper, Peter Kilchmann, Mariane Ibrahim, Mendes Wood, aber vor allem die Ankunft der Art Basel im Jahr 2022 beschleunigte den Pariser Aufschwung. […] Die Zeltgebäude im Regent’s Park, welche die Londoner Messen Frieze und Frieze Masters beherbergen, können mit solcher Grandiosität nicht mithalten. Immerhin wurden strukturelle und architektonische Änderungen vorgenommen, die vom Publikum und den Galerien sehr begrüßt wurden. […] So war die Resonanz auf die Frieze positiv, auch dank guter Verkäufe, trotz der insgesamt gedämpften Entwicklung des Kunstmarkts seit Jahresbeginn. London wird ein wichtiger globaler Hub für zeitgenössische Kunst bleiben, vor allem im höheren Preisniveau.“

Die Entlassung von rund 100 Sotheby's-Mitarbeitern in New York melden Katya Kazakina bei Artnet (evtl. Paywall) und Karen K. Ho bei Artnews. Für die FAZ fasst Ursula Scheer die Berichte sehr kurz zusammen. Dem Chef des Hauses mangelt es währenddessen offensichtlich an Feingefühl, wie ein Bericht von Katya Kazakina bei Artnet zeigt: „Wie inzwischen bekannt wurde, verlieren bei Sotheby's mehr als 100 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. In einigen Fällen sind ganze Abteilungen betroffen, was die Frage aufwirft, ob das Auktionshaus ganze Kategorien streichen wird. Die Gespräche dauern an, und einige Mitarbeiter werden zu Beratern statt zu Vollzeitbeschäftigten. Während sich all dies abspielte, postete Charles Stewart, CEO von Sotheby's, auf Instagram ein Bild, auf dem er vor blauem Himmel posierte, schick gekleidet in schwarze Sonnenbrille und hellbraunen Blazer. Hinter ihm erhob sich das Guggenheim Abu Dhabi“.

Die bisweilen fragwürdigen Versprechungen in den Onlineshops der Großgalerien hat sich Hubertus Butin für die FAZ angesehen: „Während der internationale Handel für zeitgenössische Kunst aktuell Umsatzeinbußen beklagt, Auktionshäuser Mitarbeiter entlassen und dieses Jahr in New York mindestens ein Dutzend Galerien schließen mussten, dienen die Verkaufsplattformen der Großgalerien im Internet einer Diversifizierung des Angebots. Der Onlineauftritt erschließt ihnen eine zusätzliche Einnahmequelle nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist.“

Ob das Geld in Kunst, NFTs oder Memorabilien fließt, spielt für manche Reiche oft keine so große Rolle, beobachtet Carlo Mariani in der NZZ: „Denn der Kauf von Memorabilien gilt als kluge Wertanlage. Ähnlich wie Kunst werden diese als wertbeständig angesehen und sind weniger den Schwankungen der Finanzmärkte ausgesetzt. Dafür spricht auch, dass zunehmend Kryptounternehmer in den Markt einsteigen wie der Käufer von Maurizio Cattelans Banane. Sie kaufen Kunst und Erinnerungsobjekte wie Kryptowährungen, NFT oder Memecoins. Ersteigert werden die Memorabilien meistens bei den grössten Auktionshäusern wie Sotheby’s, Christie’s oder Heritage Auctions, die neben dem Kunst- und Antiquitätenhandel ein neues Geschäft erschlossen haben.“

Das Metropolitan Museum of Art in New York unter der Leitung von Max Hollein plant einen Neubau, den Robin Pogrebin in der New York Times vorstellt: „Das Projekt wird voraussichtlich etwa 500 Millionen US-Dollar kosten und 2030 eröffnet werden. Im Mai 2024 gab das Museum bekannt, dass es seinen Meilenstein bei der Mittelbeschaffung von 550 Millionen US-Dollar an privaten Spenden für den Flügel erreicht hat (die Met sammelt zusätzlich 150 Millionen US-Dollar für eine Stiftung zur Unterstützung der Betriebskosten des Anbaus).“

Das Met ist dabei allerdings auch in einer weltweit einzigartigen Situation, wie Hannes Stein in der WeLT darlegt: „Das Museum hat ein Betriebsbudget von 340 Millionen Dollar pro Jahr; nicht eingerechnet sind dabei der Einkauf von Kunstwerken und größere Bauprojekte. Es ist mit einem Stiftungsvermögen von viereinhalb Milliarden Dollar ausgestattet. Ein Viertel des Betriebsbudgets stammt aus der Stiftung, der Rest aus Spenden und Einnahmen, die Stadt New York spendiert noch einmal 20 Millionen dazu. Mit anderen Worten, das Metropolitan Museum ist vorwiegend privat finanziert und niemandem untertan – keine Regierung in Washington kann ihm sein Programm diktieren.“

Zur Beteiligung Saudi-Arabiens an der Sanierung des Centre Pompidou in Paris zu einem knappen Fünftel mit 50 Millionen Euro schreibt Angelica Villa bei Artnews: „Die Finanzierung ist Teil einer umfassenderen Partnerschaft, die in einem Paket von zehn Vereinbarungen festgelegt ist. Dati und Al Saoud kündigten außerdem neun weitere Kulturabkommen im Zusammenhang mit Projekten in den Bereichen Archäologie, Film und Fotografie an. Im Rahmen des Abkommens hat Frankreich zugesagt, Saudi-Arabien bei der Entwicklung mehrerer Museums- und Kulturerbeprojekte zu unterstützen, darunter ein neues Fotomuseum in Riad, das mit Programmen der Nationalen Fotoschule in Arles verbunden ist. Zu den weiteren Projekten gehört die Restaurierung saudischer Kulturerbestätten, wie z. B. königlicher Paläste, mit Hilfe französischer Institutionen wie dem Centre des Monuments Nationaux und OPPIC.“ Wie aktiv ist im Bereich (echter) Drittmittelakquise eigentlich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz?

Seine Ideen zum Kahlschlag in der Berliner Kultur breitet der streitbare Immobilienunternehmer Yoram Roth (Tacheles, Clärchens Ballhaus) in der Berliner Zeitung aus: „Ich bin wahnsinnig stolz darauf, dass wir in Berlin so viel Geld für Kultur ausgeben. Aber mir war in einigen Fällen nie total klar, warum. Ich habe zum Beispiel bis heute nicht verstanden, warum wir das Humboldt Forum gebaut haben. Wir haben uns wirklich jeden Luxus gegönnt, und das geht jetzt nicht mehr. Vielleicht denke ich so, weil ich aus dieser Start-up-Welt komme: Meiner Meinung nach müssen Sachen irgendwann auch ein bisschen alleine laufen. Man kann ja weiter helfen, aber wir können nicht endlos einfach alles bezahlen und mit Geschäftsführern arbeiten, die keine wirtschaftliche Verantwortung übernehmen.“

Die Ablehnung eines Museumsanbaus an das Krichner-Museum in Davos durch eine Mehrheit der Bevölkerung melde ich in der Weltkunst.

Die Großbank Unicredit schubst das Bank-Austria-Kunstforum über die Klippe, nachdem das Sponsoring durch Benkos Signa-Pleite weggebrochen ist, berichtet Olga Kronsteiner im Standard: „Eine überraschende Kehrtwende, nicht nur angesichts des erst am Donnerstag bekanntgegebenen Ausstellungsprogramms für 2025, für das bereits vertragliche Vereinbarungen getroffen wurden, die nun Pönalen in Millionenhöhe zur Folge haben werden. Von der drohenden Schließung des Kunstforums erfuhren die Mitarbeitenden, allen voran Direktorin Ingried Brugger, über die Presseaussendung. Noch vor wenigen Monaten hatte sich die Bank Austria im Hinblick auf den Ausfall des Sponsorings auf STANDARD-Anfrage betont optimistisch gegeben. In Umfang liege dieses unter 20 Prozent des Jahresbudgets für das Ausstellungshaus und sei über einen neuen Sponsor kompensierbar.“ Das Board des Kunstforums startete umgehend eine Petition, die auch aus Deutschland unterzeichnet werden kann. Der Schritt stoße auf Unverständnis, berichtet Kronsteiner ebenfalls im Standard: „Der ehemalige 'profil'-Chef [und Board-Mitglied Christian Rainer] kritisierte im Gespräch mit der APA das überfallsartige Vorgehen der Unicredit Bank Austria scharf: 'Ich verstehe das überhaupt nicht.' Angesichts hoher Gewinne der Bank sei eine derartige Maßnahme, bei der es um einen einstelligen Millionenbetrag gehe, so wenig nachzuvollziehen wie deren öffentlich gemachte Begründung, der Ausfall eines Signa-Sponsorings lasse den weiteren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu: 'Mit René Benko hat das gar nichts zu tun', so Rainer. Er wies auch darauf hin, dass Beteuerungen der Unicredit in Deutschland, wo sie die Übernahme der Commerzbank anstrebt, großen Respekt für örtlich gewachsene Kulturen und Strukturen zu haben, angesichts des Vorgehens in Wien als reine Lippenbekenntnisse wirkten.“

Ein in St. Moritz domizilierter Italiener habe seine Rechnung bei Christie's nicht beglichen, meldet Vincent Noce im Art Newspaper.

Die Schließung der 1971 gegründeten Pace Editions-Tochter Pace African & Oceanic Art mneldet Francesca Aton bei Artnews.

Die unschöne Pleite der New Yorker Thierry Goldberg Gallery vermeldet Vittoria Benzine bei Artnet.