Kobels
Kunstwoche
Kommentierte Presseschau zum
Kunstmarkt
von Stefan Kobel. Jede Woche neu.

Kommentierte Presseschau zum Kunstmarkt von Stefan Kobel. Jede Woche neu. Newsletter abonnieren
Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Kommentierte Presseschau zum
Kunstmarkt
von Stefan Kobel. Jede Woche neu.
Kommentierte Presseschau zum Kunstmarkt von Stefan Kobel. Jede Woche neu. Newsletter abonnieren
Basel, wir haben ein Problem. Keine guten Nachrichten hält der Art Basel UBS Art Market Report 2025 unter anderem für die Marktführerin bereit, resümiert Sigmund Skalar bei Finanzen und Wirtschaft FuW: „Kunstmessen wie die Art Basel haben nicht mehr die Wichtigkeit als Verkaufskanal für hochpreisige Kunst, die sie einmal hatten. Während im Jahr 2019 noch mehr als 40% der Kunstkäufe über Kunstmessen abgewickelt wurden, war es in den letzten beiden Jahren weniger als ein Drittel. Kunstmessen haben relativ gesehen an Bedeutung verloren. 'Das ist natürlich ein Problem', gestand auch [Art Basel CEO Noah] Horowitz ein. […] Für die Art Basel ist die Konsequenz, dass vermehrt in Marketing investiert werden soll und auch die Galerienstände an den Messen selbst womöglich kleiner und damit günstiger werden.“ Das werden die Investoren aber gar nicht gerne hören. Und das, da die Frieze gerade zum Verkauf steht zu einem wirklich exorbitanten Preis, wie man hört. Die Ergebnisse des Report seien weitgehend zu erwarten gewesen, konstatiert Ursula Scheer in der FAZ: „Überraschen können die Erkenntnisse des Reports allenfalls in ihrer Deutlichkeit. Politische und wirtschaftliche Dauerkrisen fordern auch vom globalisierten Kunstmarkt ihren Tribut, und die zuletzt aufgekommene Hoffnung auf Stabilisierung oder gar einen Aufschwung nach den überstandenen Wahlen in den USA und in Europa zerschlägt gerade der Mann im Weißen Haus mit seinem Zollhammer.“ Ich habe den Report für Monopol und Artmagazine gelesen.
Sieben Stände, die man sich auf der Art Düsseldorf ansehen solle, empfiehlt Silke Hohmann bei Monopol. Julia Stellmann ordnet die Messe für die FAZ ein: „Mit 108 Galerien, davon 34 aus dem Rheinland, kann sich die Art Düsseldorf als Regionalmesse wieder erfolgreich positionieren, auch wenn manche Düsseldorfer Galerie nicht mehr teilnimmt. Das mag an terminlichen Überschneidungen liegen, wie der Messedirektor Walter Gehlen sagt. Vielleicht liegt es auch an gestiegenen Preisen für Aussteller oder einem wenig internationalen Publikum. Die Art Düsseldorf zieht vor allem Sammler aus der Region und aus Frankfurt an.“ Im Aufwind sieht Christiane Mexner die Veranstaltung für den Tagesspiegel: „Den Mut zu unbequemen Themen beweisen zahlreiche der 108 teilnehmenden Galerien. Es ist die siebte Ausgabe der Art Düsseldorf, die junge Messe entwickelt sich in jeder Hinsicht: qualitativ, ihr VIP-Programm betreffend und schließlich mit Blick auf die Sponsoren.“ Ich war für das Handelsblatt und Artmagazine in Düsseldorf.
Hinweise für die Reaktion der US-amerikanischen Sammler auf den von ihrem Präsidenten angezettelten Handelskrieg sucht Carlie Porterfield für das Art Newspaper in Texas: „Die Kunstmesse in Dallas ist der erste Test des Kunstmarktes zu Beginn dieses neuen globalen Handelsregimes. Sie bildet den Rahmen für die Kunstmesse in San Francisco und die Expo Chicago später in diesem Monat sowie für die New Yorker Messen und Auktionen im Mai. 'Es ist wirklich schwierig, sich zurechtzufinden. Jeder will das Richtige tun', sagte Kelly Cornell, die Direktorin der Dallas Art Fair, am Morgen der VIP-Preview am Donnerstag (10. April) über die möglichen Auswirkungen von Zöllen auf den Verkauf. 'Dallas ist nicht abgeschottet, aber es ist ein wenig isoliert von der größeren Wirtschaft. Die Leute legen wirklich Wert darauf, die Messe in ihrem Kalender zu haben. Viele unserer Sammler kaufen ein- oder zweimal im Jahr, und ihr wichtigster Kaufzeitpunkt ist hier auf der Messe. Das ist Teil ihres Plans, und ich glaube, dass sie sich daran halten werden.'“
Die Anstrengungen des Londoner Marktplatzes aus dem Brexit-Tief beschreibt Stephanie Dieckvoss in ihrer Vorschau auf das London Gallery Weekend für das Handelsblatt: „Die Initiative will in London eine Lücke schließen, die seit Jahren immer größer wird. Die traditionelle Sommersaison, die Messen, Auktionen und Ausstellungen mit englischen Saisonveranstaltungen wie den Pferderennen in Ascot, der Chelsea Flower Show und dem Opernfestival in Glyndebourne verband, wird immer dünner. Die Sommermesse 'Masterpiece', die Kunst und Antiquitäten verband, wurde erst von der Messe Schweiz aufgekauft und dann abgesagt. Sie wird mittlerweile von der neuen 'Treasure House Fair' ersetzt, die bisher allerdings international weniger Aufmerksamkeit gewinnt.“
Im ewigem Auf und Ab der Kunstmoden, lösten aktuell abstrakte Positionen die Figuration ab, beobachtet Alex Greenberger bei Artnews: „Hier trifft die für New York typische Besessenheit für Malerei auf die internationale Faszination für „Wiederentdeckungen“ oder Künstler, die bisher nicht in den Kanon aufgenommen wurden und nun eine zweite Chance erhalten, sei es in ihrer späten Schaffensphase oder posthum. Ein Zyniker könnte sagen, dass diese aktuellen Ausstellungen in New York ein geldmotivierter Versuch sind, Geld zu verdienen, während ein Optimist behaupten würde, dass das Interesse der Händler an den zu wenig beachteten Künstlern der Kunstgeschichte ein willkommenes globales Interesse an der Erweiterung des Kanons widerspiegelt. Da Kommerz und Kanonisierung in dieser Stadt so eng miteinander verbunden sind, sind wahrscheinlich beide Standpunkte wahr.“
Im Fall einer in London versteigerten korsischen Steinskulptur kommen mehrere Problemfelder des Kunsthandels zusammen, die Gina Thomas in der FAZ beschreibt: „So oder so sei der Fall problematisch, sagt Laëtitia Deudon, die jetzt in der Regionalleitung für die Archäologie zuständig ist, im Gespräch. Wenn die Statue authentisch oder ein echtes Artefakt aus einer anderen Epoche wäre, weckte sie den Verdacht auf Plünderung und illegale Ausfuhr. Als Fälschung kämen andere Rechtsverstöße ins Spiel.“
Den Tag der Provenienzforschung und die Bemühungen der Berlinischen Galerie und ihres Provenienzforschers Wolfgang Schöddert stellt Nicola Kuhn im Tagesspiegel vor: „Trotzdem schüttelt Schöddert den Kopf. Seiner Meinung nach müssten viel mehr Händler-Nachlässe aufgearbeitet werden, um diese Informationen digitalisiert miteinander zu verbinden. Ihn ärgert, dass 'auf hoher Temperatur' über Schiedsgerichte und spektakuläre Fälle wie Picassos 'Madame Soler' in der Münchner Neuen Pinakothek diskutiert wird, sich aber an den Strukturen auf der Arbeitsebene wenig ändert.“ Eine mit KI arbeitende Datenbank stellt in diesem Zusammenhang Marcus Woeller in der WeLT vor: „Arbeitsgegenstand der Provenienzforscher sind nicht nur die Objekte selbst, sondern Karteikarten aus Museumsinventaren, alte Briefe, Rechnungen und Notizen, Fotografien, Nachweise von Kaufs- und Verkaufstransaktionen, konkrete und unkonkrete Spuren. Provenienzrecherche ist hoch spezialisierte Detektivarbeit. Dabei will nun die digitale JDCRP-Plattform helfen. Sie stellt archivierte Informationen über jüdisches Kulturgut, das während der Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust konfisziert oder geplündert wurde, online zur Verfügung.“
Das Worst Case-Szenario könnte Wirklichkeit und Joe Chialo Kulturstaatsmionister swerden. So meldet es gerüchteweise die Berliner Zeitung (Paywall) und unter Beruf darauf Monopol. Harry Nutt urteilt in der Frankfurter Rundschau: „Schlimmer noch: Es hallt ihm der Ruf nach, sich willfährig den Anforderungen seines Finanzsenators ergeben zu haben. Dabei hätte er ebenso wie der Berliner Kulturbetrieb vorbereitet sein können auf ein bevorstehendes Tal der Tränen. Durch die Energiekrise und eine fragile Sicherheitslage ist nicht zuletzt die Finanzierung staatlicher Kultureinrichtungen stark unter Druck geraten.“
Der Koalitionsvertrag gebe ohnehin nicht viel her, wenn es um Kultur geht, bemängelt Simon Strauß in der FAZ: „Und dieses egal' ist es, das sich auch im Kapitel zur Kultur im Koalitionsvertrag mit schallend ohrfeigenhafter Deutlichkeit widerspiegelt. 'Da gibt es gerade wirklich sehr viel Wichtigeres', so lautet hinter vorgehaltener Hand die abwertende Einschätzung vieler, um nicht zu sagen aller amtierenden Spitzenpolitiker. Das ist, so deutlich muss man es formulieren, beschämend für dieses Land. Ein Land, das jetzt nicht einmal mehr als 'Kulturnation', sondern nur noch als 'Kulturstaat' vorgestellt wird – so jedenfalls lautet die sozialdemokratisch weichgespülte Kompromissformel in der Präambel des Kulturkapitels.“ Ach ja, die Sozis mal wieder, wollen einem partout die schöne Idee von der Nation aus dem 19. Jahrhundert madig machen.
Der bayerische Intrigantenstadel um Raubkunst geht weiter, berichtet Tobias Timm in der ZEIT: „Im Februar war dann ein Auszug aus der internen Datenbank des Museums geleakt worden, in dem knapp zweihundert Werke in der Kategorie "Rot" einsortiert sind. Die Liste, über die zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte und die der ZEIT ebenfalls vorliegt, belegt, wie wenig transparent das Museum mit verdächtigen Werken umgeht. Vergangene Woche verkündete der Kunstminister Blume nun den Rückzug des Generaldirektors Bernhard Maaz – ein Bauernopfer, wie Experten sagen. Die Leitung, aber auch die Aufsicht der Staatsgemäldesammlungen hat inzwischen mit einem ganzen Strauß an Vorwürfen des Missmanagements zu kämpfen, die zuerst der Deutschlandfunk öffentlich machte“.
Für die Artnet AG hat sich ein zweiter Interessent gefunden, melde ich bei Artmagazine.
Nachdem ich die Insolvenz von Peres Projects am 18. März im Weltkunst Insider (PDF, 60 Tage kostenlos) gemeldet hatte, haben das jetzt auch Artnews, Artnet (evtl. Paywall) und die FAZ mitbekommen.
Von Leben und Tod der im Ukraine-Krieg gefallenen ukrainischen Künstlerin Margarita Polovinko schreibt Yelizaveta Landenberger bei Monopol.