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Gut aufgestellt sieht Paul Ingendaay die Arco in Madrid in seinem Messebericht für die FAZ. Allerdings sei auch hier die Mehrwertsteuer ein Thema: „Ungelöst bleibt der Streit um die spanische Mehrwertsteuer auf den Kauf von Kunstwerken. López beklagt, die 21 Prozent in Spanien – gegenüber sieben Prozent in Deutschland und 5,5 Prozent in Frankreich – sorgten für einen ungleichen Wettbewerb unter den Galeristen. Aus Protest schalteten die spanischen Stände am Mittwoch für ein paar Minuten die Lichter aus. Die Regierung, findet die Direktorin, müsse dem einheimischen Kunsthandel mit einer Senkung auf zehn oder gar vier Prozent entgegenkommen.“ Ich war für das Handelsblatt und Artmagazine in Madrid.
Die Mid Season-Auktionen in London waren erfolgreicher als die eine Woche zuvor in New York. Im Handelsblatt fasst Stephanie Dieckvoss zusammen: „Sotheby’s spielte in seiner Modern & Contemporary Evening Auction mit nur 38 Losen 62,5 Millionen Pfund ein. Die Verkaufsrate lag insgesamt bei hohen 90 Prozent. Christie’s erzielte ebenfalls ein starkes Ergebnis: Die Hauptauktion mit 48 Losen brachte 82,2 Millionen Pfund, bei einer Verkaufsrate von 94 Prozent. Dazu kamen die ausgezeichneten Ergebnisse der sich anschließenden Surrealismus-Auktion. Hier blieb nur eines der 25 Lose unverkauft. Die Auktion spielte knapp über 48 Millionen Pfund ein.“ Die Surrealismus-Auktion bei Christie's hebt George Nelson in seinem Nachbericht für Artnews besonders heraus: „Olivier Camu, stellvertretender Vorsitzender des Hauses für impressionistische und moderne Kunst, sagte gegenüber ARTnews, er glaube, dass es sich um den erfolgreichsten Verkauf surrealistischer Kunst des Hauses handele. 'Alle Sterne standen günstig', sagte er.“ Im Art Newspaper vergleicht Scott Reyburn die Ergebnisse beider Häuser: „Trotz des anhaltenden Abgleitens der Außenwelt in geopolitisches Chaos haben sich die Stimmung – und die Zahlen – auf dem internationalen Kunstmarkt gestern Abend in London deutlich verbessert, als Christie's bei einer Marathon-Doppelauktion von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und surrealistischer Kunst 130,3 Millionen Pfund (mit Gebühren) umsetzte. Die Gesamtsumme war mehr als doppelt so hoch wie die 62,5 Millionen Pfund (mit Gebühren), die am Vorabend bei der konkurrierenden Auktion von Sotheby's für moderne und zeitgenössische Werke erzielt wurden. Mit seinen 72 Losen, die auf separate Sitzungen für Werke aus den Jahren 20/21 und Surrealismus aufgeteilt waren, konnte Christie's jedoch auch fast doppelt so viel Material anbieten (im Vergleich zu nur 38 Losen am Vorabend). Die Auktion dauerte fast drei Stunden. Nur vier Werke wurden nicht verkauft, wie es auch bei Sotheby's der Fall gewesen war.“
Die Ansicht von Christie's, seine umstrittene KI-Auktion sei ein Erfolg, macht sich Min Chen bei Artnet zu eigen: „Insgesamt wurden 28 der 34 Lose verkauft, wobei einige Werke, darunter die von Botto, Jake Elwes und Pinder Van Arman, keinen Käufer fanden. Laut Christie's nahmen an der Auktion viele neue und junge Bieter teil. Etwa 37 Prozent von ihnen waren zum ersten Mal im Auktionshaus, und fast die Hälfte waren Millennials und Angehörige der Generation Z.“ Allerdings waren unter den Ergebnissen auch einige „Schnäppchen“, und für über ein Drittel des Gesamtergebnisses von 728.000 Dollar (inklusive Aufgeld) war ein einziges Los verantwortlich. Andererseits war die Auktion aber auch kein Reinfall, wurde doch die obere Schätzpreissumme von 600.000 Dollar (ohne Aufgeld) fast erreicht. Der Deutschlandfunk kommt in einem namentlich nicht gekennzeichneten Beitrag zu einer anderen Einschätzung: Die Auktion sei "größtenteils hinter den Erwartungen zurückgeblieben. 14 der 34 zum Verkauf stehenden Stücke erhielten entweder keine gültigen Gebote oder wurden für weniger als den geschätzten Mindestpreis verkauft. Ein Kunstwerk erzielte mehr als den Schätzpreis". Tatsächlich waren es fünf. Wenn man Agenturmeldungen schon ungeprüft übernimmt, sollte man sie wenigstens als solche kennzeichnen. Sonst könnte man sie für einen Beitrag der Redaktion halten.
Die „100 besten Kunstwerke des 21. Jahrhunderts“ kürt Artnews. Im Ernst.
Die Zollpolitik der USA könnte dem eigenen Kunstmarkt durchaus Schaden zufügen, berichtet Kate Brown für Artnet (evtl. Paywall) aus ihrer kanadischen Heimat: „Die Händler wägen ihre Optionen ab. Ein Händler mit Sitz in Toronto sagte, dass sie sich möglicherweise auf Messen außerhalb der USA konzentrieren oder Künstler ausstellen werden, die in den USA oder Europa ansässig sind, wenn sie an Messen in den USA teilnehmen. Wil Aballe von Wil Aballe Art Projects mit Sitz in Vancouver sagte, er habe eine Pause bei Kunstmessen in den USA eingelegt. Die Galerie hat sich auf Ausstellungen und Kunstmessen in Europa konzentriert, hauptsächlich in Belgien und Deutschland.“
Das Thema greift auch Karen K. Ho bei Artnews auf: „Wenn Galeristen und Kunstexperten gehofft hatten, dass 2025 für die Kunstwelt eine Rückkehr zur Normalität bedeuten würde, hat der Handelskrieg diese Vorstellung zunichte gemacht. Händler, Museumsdirektoren, Kunstmessedirektoren und Kunstspediteure berichteten ARTnews, dass sie sich bemühen, ihre Abläufe anzupassen und die Auswirkungen der Zölle auf zukünftige Verkäufe und Ankäufe zu verstehen. Die Zölle, so sagten sie, machen die Kosten und den Prozess des Verkaufs, Transports und der Ausstellung von Kunst erheblich komplizierter, teurer und unsicherer, insbesondere nachdem Galerien Monate damit verbracht haben, ihre Teilnahme an Kunstmessen wie Art Basel Hong Kong, Independent und Frieze New York zu planen.“ Sie führt auch einige der Regeln auf, die Anfang letzter Woche galten. Da die US-Regierung aktuell agiert wie ein Fünfjähriger, dem man einen überzuckerten Espresso gegeben hat, sind diese jedoch aktuell schon wieder obsolet. Aber das kann sich jederzeit ändern.
Die Sorgen des italienischen Kunsthandels angesichts der wohl ausbleibenden Senkung der Mehrwertsteuer beschreibt Silvia Anna Barillà in der WeLT: „Von der Regierung Meloni, die Steuersenkungen und die Unterstützung von Unternehmen predigt, hatte der Kunsthandel mehr Entgegenkommen erwartet. 'Kultur ist das Öl Italiens, das ist der Slogan, auf den sich alle einigen können', kommentierte Michele Casamonti von Tornabuoni Art. Aber weiterhin würden private Unternehmen im Kulturbereich an ihrer Entwicklung gehindert: 'Tatsächlich ersticken wir einen Sektor, den alle als lebenswichtig bezeichnen.' Die Wut rührt daher, dass die kulturelle Arbeit der Branche nicht anerkannt wird. Galerien seien keine einfachen Handelsunternehmen. Kunst sei kein Luxusgut. So der Tenor. Die Gefahr bestehe auch darin, dass die ausbleibende Steuerreduzierung den Schwarzmarkt befeuere.“
Notwendige Marktkenntnisse für Museumsleute will ein Seminar der Tefaf vermitteln, berichtet Ted Loos in der New York Times: „Der fünftägige Kurs – ungewöhnlich für eine Kunstmesse – richtet sich an Kuratoren, die laut TEFAF „aufstrebend“ sind. Er umfasst Vorträge, Podiumsdiskussionen und Mentoring-Sitzungen zu Themen, die von der Versicherung von Kunstwerken bis hin zu Verhandlungen und der Beschaffung von Mitteln für deren Erwerb reichen, sowie einen Einblick in den Prozess der TEFAF zur Überprüfung von Objekten. Die Museen der Kuratoren übernehmen die Kosten für die Reise; der Kurs selbst ist kostenlos. Die Idee dahinter ist, dass Kuratoren zwar über Fachwissen zur Bedeutung und Geschichte der ihnen anvertrauten Objekte verfügen, aber auch über Kenntnisse des Kauf- und Verkaufsprozesses verfügen müssen, wenn es darum geht, Ankäufe für ihre Museen zu tätigen.“ Was wird eigentlich in den Curatorial Studies an den Universitäten und Akademien so unterrichtet?
Beim Kauf älterer Kunstwerke sollten sich Sammler nicht nur auf den Händler oder das Auktionshaus verlassen, sondern eigene Recherchen anstellen, rät Nina Siegal in der New York Times: „Um zu vermeiden, ein Kunstwerk mit einer problematischen Geschichte zu kaufen, und um sich vor möglichen zukünftigen Ansprüchen zu schützen, sagen Provenienzexperten, dass es wichtig ist, vor dem Kauf selbst etwas zu recherchieren. Obwohl jeden Tag neue Informationen ans Licht kommen, ist es am besten, sich zu schützen, indem man die richtigen Fragen stellt, so viele Daten wie möglich anfordert und unabhängig überprüft, ob die erhaltenen Informationen korrekt und aktuell sind.“
Verlauf und Hintergründe der Hauptversammlung der Artnet AG schildere ich ausführlich im Handelsblatt (Paywall). Seitdem hat sich allerdings noch einiges getan. Wie sich aus Pflichtmitteilungen ergibt, hat die Galerie Neuendorf AG Aktien an den ehemaligen Goldman Sachs-Banker und bestehenden Artnet-Aktionär Andrew E. Wolff verkauft – am Tag der Hauptversammlung.
Den Umzug der Galerie Max Mayer von Düsseldorf nach Berlin meldet Georg Imdahl in der FAZ.