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Der Kunstmessen-Gott (wahrscheinlich Loki) hat sich in diesem Jahr einen kleinen Schabernack erlaubt und einige Termine etwas zusammengeschoben: Brüssel/Köln im April, Berlin/Wien/Chicago im September und aktuell Maastricht und New York.
In den Niederlanden residiert die häufig Königin der Kunstmessen genannte Tefaf, die immer noch wichtigste Leistungsschau für Kunst und Antiquitäten, trotz Frieze Masters, der von der Messe Schweiz übernommenen Masterpiece und nicht zu vergessenen der eigenen Töchter Tefaf Spring und Fall in New York. Den Details widmet sich Julia Voss in der FAZ, für die sie einige Perlen ausgewählt hat: "Zu entdecken gibt es Szenen, von denen man nie gedacht hätte, dass sie gemalt wurden: Bei Berko Fine Paintings hängt ein Werk des Symbolisten Pinckney Marcius-Simons mit dem Titel 'The Ambitious Model' (beziffert mit 35 000 Euro). Ein Modell in Kimono zeichnet dort den Künstler, eine Blickumkehrung, die in der Geschichte nur in wenigen Fällen bekannt ist." Auf die deutschen Aussteller der Tefaf richtet Dorothea Baumer in der Süddeutschen Zeitung vom 10. März ihr Augenmerk: "Regelrechte Altmeister-Spezialisten sind nach dem Weggang von Konrad Bernheimer und dem Münchner Traditionsunternehmen Xaver Scheidwimmer nicht mehr darunter", bedauert sie, um anschließend ausführlich die Beiträge ihrer Landsleute zu referieren. Dem Phänomen der Überalterung gehe ich in meinen Beobachtungen für Artmagazine.cc und das Handelsblatt vom 9. März nach.
Die auch touristisch interessanten Kunstmessen-Orte scheint Niklas Maak für sich entdeckt zu haben und macht nach Marrakesch jetzt in New York einen feuilletonistischen Spaziergang für die FAZ vom 10. März: "Eine Kunstmesse ist ja wie eine Stadt organisiert, in der die Stände die Häuser sind: Es gibt gute und seltsame Viertel, Westend und Chinatown, und weil eine nur aus Gassen bestehende Stadt ermüdend ist, hatten die Armory-Macher die Idee, die Galeriestraßen mit 'Plätzen' zu unterbrechen, auf denen großformatige Skulpturen und Plastiken untergebracht werden." Mit der neuen Direktorin Nicole Berry sieht Beate Scheder die Messe für DIE WELT auf einem guten Weg: "Berrys Vision ist die einer Messe, die moderne und zeitgenössische Kunst noch enger miteinander verzahnt und immer weniger, wie es bei der Armory Show zunächst üblich war, räumlich voneinander abgrenzt. Was das auf lange Sicht für die auf vor dem Jahr 2000 produzierte Kunst limitierten 'Insights' heißt? Intern diskutiere man gerade, ob auch die 'Insights' in Zukunft kuratiert werden sollten, so Berry. Angesichts der durchwachsenen Qualität der Stände dieser Sektion gewiss keine schlechte Idee. Überhaupt hat die Bereitschaft zu Reformen offenbar einiges dazu beitragen, die Armory Show in der Gunst der Aussteller wie Sammler im Vergleich zu den anderen New Yorker Messen steigen zu lassen." Die inhaltlich wie qualitativ spannungsbreite Berichterstattung von Artnews gibt es in einem Überblick. Die Independent, einst angetreten, weil ihr die mainstreamige Armory Show nicht hip genug war, versucht es jetzt mit dem Gegenteil: Art Brut. James H. Miller war für das Art Newspaper dort.
Wie anders der anglo-amerikanische Markt trickt, wird im Interview von Jose Freire (Team Gallery, New York/Venice) mit Andrew Goldstein bei Artnet deutlich, in dem er darlegt, warum er nicht mehr an Kunstmessen teilnimmt. Der für seine Galerie günstigste Stand bei einer Messeteilnahme in der 13-jährigen Galeriegeschichte habe 25.000 Dollar gekostet. Dafür könne er auch ein tolles Abendessen geben. Die Frieze im Jahr 2008 habe ihn insgesamt 300.000 Dollar gekostet. In den USA gilt Team als mittelständische Galerie.
Das Hochpreissegment läuft nach wie vor bombig. Selbst Werke, die vor zehn Jahren möglicherweise nur in den Tagesauktionen untergekommen wären, erzielen zweistellige Millionenergebnisse. Stephanie Dieckvoss rekapituliert die Londoner Rekordwoche in der NZZ: "Christie's konnte diese Woche die erfolgreichste Auktion für Zeitgenossen in ihrer Geschichte in Europa verzeichnen; mit einem Zuwachs von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr lag das Haus mit einem Resultat von 137,5 Millionen auch vor Sotheby's, das in der Abendauktion 'nur' 109 Millionen einspielte. Hier erschienen im Vergleich zu Christie's die Schätzungen etwas aggressiver, was durchaus auch zu Rückgängen führte." Die Überraschung lieferte jedoch die Nummer Drei Phillips: "Man kann aber dem Haus unter der Leitung von Cheyenne Westphal und einem erweiterten Team neue Seriosität und Ambition bescheinigen. Mit einem Gesamtergebnis von 98 Millionen Pfund bei geschätzten 50 bis 70 Millionen gelang Phillips diese Woche die erfolgreichste Versteigerung in der Firmengeschichte."
Die Art Flipper seien zurück, hat Katya Kazakina für Bloomberg herausgefunden.
Der Rekord-Basquiat toure nicht nur durch amerikanische Museen in einer Ein-Bild-Ausstellung, sondern es seien auch Stationen in Europa geplant, berichtet Andrew Russeth für Artnews. In den Staaten gebe es mittlerweile sogar das institutionelle Geschäftsmodell, für reiche Sammler steuersparenden öffentlichen Zugang zu ihren Trophäen herzustellen.
Eine neue Steuergesetzgebung begünstige den Kunsthandel in Russland, berichtet Sophia Kishkovsky im Art Newspaper . Unter anderem falle die 30-prozentige Einfuhrsteuer für Kunstwerke weg, die weniger als 50 Jahre alt sind. Daran habe sich Kritik entzündet, weil die neuen Regelungen vor allem Superreichen dienten.
Die Sammlung Hoffmann geht im zweiten Anlauf nun doch nach Dresden, weiß Susanne Schreiber im Handelsblatt: "Beim Aufbau der Sammlung hatte die beiden nicht das Gefällige gereizt, sondern sie ließen sich von Regelverletzungen und Grenzüberschreitungen leiten. Bereits ab den 1960er-Jahren bauten beide zunächst von ihrem Wohnort in Mönchengladbach, später dann aus Köln Kontakte in die rheinische Kunstszene auf. Die Sammlung ist derzeit in Berlin zu sehen und soll in den kommenden fünf Jahren an die Elbe umziehen. Werke der Malerei, Skulptur, Installation, Zeichnung, Film- und Videokunst gehören Erika Hoffmann-Koenige, ihr Mann war 2001 verstorben. Die Ausstellungsstücke sollen allen 16 Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden über Epochen- und Gattungsgrenzen hinweg für neue Konstellationen und auch für Forschungsansätze zur Verfügung stehen."
Ein Erbe von Piet Mondrian fordert vier Gemälde von der Stadt Krefeld zurück, die im dortigen Museum 1950 aufgefunden und möglicherweise vom Künstler dort 1929 zurückgelassen worden waren. Weitere Werke wurden vom damaligen Direktor verkauft oder eingetauscht. Der Klageort wäre wie bei den meisten bizarren Fällen wohl in den USA. Versuchen kann man's ja mal. Weil es nur im Erfolgsfall kostet. Eine Zusammenfassung gibt es in der Rheinischen Post von Norbert Stirken.
Nachdem Catherine de Zeger sich eine Ausstellung voller fälschungsverdächtiger russischer Kunst ins Haus geholt und den Stadtrat möglicherweise belogen hat, dürfe die Direktorin des Ghenter Museums jetzt erst einmal zu Hause bleiben, meldet Artforum.
Wie ein New Yorker Staatsanwalt mit umstrittenen Methoden dem Antikenhandel die Daumenschrauben ansetzt, erklärt Laura Gilbert im Art Newspaper .
Als wäre Saure Gurken-Zeit, hat die geplante Neueröffnung einer Niederlassung der Galerie Nagel-Draxler in Köln es ins Artforum und zu Artnews geschafft.