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Das Coronavirus trifft den globalisierten Kunstmarkt an einer empfindlichen Stelle. Viele Galerien machen den Großteil ihres Umsatzes auf Messen, und die werden gerade reihenweise verschoben oder ganz abgesagt. Die möglicherweise letzte Veranstaltung für die kommenden Monate war die Tefaf in Maastricht. Deren vorzeitiges Ende am letzten Mittwoch kam nicht ganz unerwartet, nachdem am Montag ein italienischer Aussteller positiv auf das Coronavirus getestet worden war, wie Anna Brady im Art Newspaper meldet.
Die Verschiebung der Art Cologne in den November und weiterführende Details habe ich im Handelsblatt gemeldet. Mit Art Cologne-Direktor Daniel Hug hat Catrin Lorch für die Süddeutsche Zeitung gesprochen. Die Art Brussels verkündet optimistisch eine Verlegung in den Juni, eine Woche nach der Art Basel. Die für Anfang April geplante erste Ausgabe der Paris Photo in New York ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Einen Überblick auch über kleinere Messen in Österreich und Frankreich hat Rose-Maria Gropp für die FAZ zusammengestellt. Von einem verdoppelten Gallery Weekend Anfang Mai und zur Art Week im September berichtet Monopol. Ein tabellarisches Kalender-Update gibt es in der WeLT. Den immer weiter ausartenden Versuch, eine möglichst vollständige Liste aller Schließungen, Verschiebungen und Absagen von Events und Ausstellungen durch Museen, Galerien und Messen zu führen, unternimmt Artnet.
Als erstes großes Auktionshaus hat Christie's die Schließung der meisten seiner Standorte angeordnet, berichtet Alex Greenberger bei Artnews.
Auf eine längere Kunstpause stimmt uns Daniel Völzke bei Monopol ein: "Er [Christian Drosten, der Leiter der Virologie in der Berliner Charité ] plädiert dafür, frühestens nach den Osterferien (in Berlin der 19. April) die Lage neu zu bewerten und gegebenfalls weitere drei Wochen auf Veranstaltungen zu verzichten. Das ist der Zeitraum, den auch der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Dienstag für die Schließung von staatlichen Theatern, Opern und Konzerthäusern angeordnet hat."
Die Auswirkungen der aktuellen Situation auf die Kunstmessen untersucht Sebastian C. Strenger im Tagesspiegel: "Für andere Veranstalter sieht es düster aus, auch wenn die meisten ihren Termin erst einmal nur verschieben wollen. Doch wohin? Der Kalender der zwischen London, Paris, Basel und Hongkong stattfindenden Messen ist eng. 'Die derzeitige Situation mündet in einer Komplettüberarbeitung des Messekalenders,' meint denn auch Markus Peichl, dessen Galerie Crone in Berlin und Wien ansässig ist. Die aktuelle Situation werde ihre Folgen bald zeigen. 'Es ist kaum anzunehmen, dass uns die gewohnte Vielfalt an Kunstmessen erhalten bleibt. Wenn sich jetzt alles in den Spätherbst verlagert, werden dies viele Akteure nicht überleben. Und es ist wohl auch kaum möglich, dass sämtliche Messen im Herbst noch einen Termin finden. Das ist nur ein strategisches Manöver', so Peichl."
Kulturstaatsministerin Monika Grütters will nicht nur Institutionen, sondern auch freischaffende Künstler bei der Bewältigung der Coronaviruskrise mit finanzieller Hilfe unterstützen. In einer Pressemitteilung verspricht sie: "Künstler und Kultureinrichtungen können sich darauf verlassen, gerade mit Blick auf die Lebenssituationen und Produktionsbedingungen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche: Ich lasse sie nicht im Stich! Wir haben ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht."
Der Bundesverband Deustcher Galerien fordert in einer Pressemitteilung als Sofortmaßnahme die Wiedereinführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf Kunst: "Zusätzlich zu den aktuell geplanten und zeitnah umzusetzenden Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zur Stabilisierung der Unternehmen fordert der BVDG die sofortige Wiedereinführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes als primäres Instrument zur Existenzsicherung der deutschen Galerien."
Aufrufe zu staatlicher Unterstützung von Freiberuflern im allgemeinen und Künstlern im besonderen können bei openPetition und change.org unterschrieben werden.
Die Gewerkschaft ver.di hat einen Leitfaden für Freiberufler und Künstler erstellt, wie sie Verdienstausfälle dokumentieren sollen, um später Unterstützung durch staatliche und andere Stellen zu beantragen.
Hoffnung für den Kunstmarkt destilliert Gerhard Mack für die NZZ aus seiner Analyse des Art Market Report von Art Basel und UBS: "Vielleicht kann die Jugend helfen: Einer der wenigen Lichtblicke des Kunstmarkt-Reports ist das Verhalten der jungen Generation. Die Millennials prägen nicht nur das Konsumverhalten in der Gesellschaft, sie haben für sich auch die Kunst entdeckt. Sie sind in etwa zwischen 24 und 38 Jahre alt und haben, soweit sie sammeln, laut Report in den letzten beiden Jahren für drei Millionen Dollar Kunst und andere Sammelobjekte (Uhren, Schmuck, Antiken) gekauft. Bei den Baby-Boomers, von denen sie sich am pointiertesten absetzen (Zeitgenossen zwischen 55 und 73 Jahren), waren es lediglich eine halbe Million pro Nase."
Immerhin, bei all den schlechten Nachrichten, gibt es für die Berliner Kunstwelt auch eine gute: Mit der McLaughlin Galerie kann sich der gebeutelte Standort über eine Neueröffnung freuen. Birgit Rieger hat für den Tagesspiegel mit dem Neugaleristen gesprochen, der zuvor unter anderem für die Art Basel gearbeitet und das Lechner Museum seines Stiefvaters geleitet hat.