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Kobels Kunstwoche

Freie Bilder gegen den Krieg: creativesforukraine.com
MengQi (Denise) Huang
Freie Bilder gegen den Krieg: creativesforukraine.com MengQi (Denise) Huang
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 11 2022

Das eigentlich in Berlin lebende ukrainische Künstlerduo Victoria Pidust und Volo Bevza stellt jetzt keine Kunstwerke mehr her, sondern Panzersperren in der Ukraine, berichtet Hakim Bishara für Hyperallergic. Das Projekt kann dank ihrer Bonner Galeristin Judith Andreae hier unterstützt werden.

Artists at Risk bietet ukrainischen, russischen und weißrussischen Kulturschaffenden Unterstützung an. Eine Übersicht mit den Angeboten der helfenden Organisationen bietet dieses Google-Dokument.

Die HfBK Bremen bietet nicht nur ukrainischen, sondern auch russischen und weißrussischen Kunststudenten die Möglichkeit, ihr Studium in der Hansestadt fortzusetzen.

Das Ukrainian Institute London hat zusammengetragen, wie man der Ukraine und Flüchtlingen helfen, wo man sich informieren und solidarisch sein kann.

Für Deutsche, die selber aktiv werden und Richtung Osten fahren oder Flüchtlinge aufnehmen wollen, hat das Verbraucherportal der Versicherungswirtschaft eine FAQ zu Versicherungsfragen in diesem Zusammenhang erstellt.

Eine der zentralen Anlaufstellen für Flüchtlinge aus der Ukraine ist der Zentrale Omnibusbahnhof in Berlin. Die freiwilligen Helfer dort haben eine Wunschliste mit dringend benötigten Artikeln bei Amazon hinterlegt. Beim Bestellen bitte darauf achten, an die Wunschzettel-Adresse (Malteser Hilfsdienst) liefern zu lassen!

Eine Übersicht über Initiativen, bei denen mit dem Kunstkauf Gutes getan werden kann, hat Anna Brady für das Art Newspaper zusammengestellt. Allerdings sollte man sich die Bedingungen der einzelnen Aktionen genau ansehen. Bei Ketterers Online-Auktion "Printastic" etwa, die das Unternehmen in einer Pressemitteilung "kurzerhand zur B E N E F I Z A U K T I O N [!]" erklärt, geht lediglich das Aufgeld an eine gemeinnützige Organisation. Das bedeutet wohl, der Nettoerlös geht an ganz normal an den Einlieferer, das Abgeld verbleibt beim Auktionshaus.

Atelier Frankfurt und Christie's sind mit ihrer Benefiz-Auktion am 23. März auf so große Resonanz gestoßen, dass ein Teil der gestifteten Werke in einer Silent Auction angeboten werden müssen. Weiterhin laufen die Instagram-Auktionen des Wiener Kunstraums Waf Galerie (bis 14. März) und die Solidarity Art Auction hessischer Künstler.

Die beiden zur Liste in Basel zugelassenen russischen Galerien überlassen ihre Stände zwei ukrainischen Kollegen, denen die Messe den Recherchen Vivienne Chows für Artnet zufolge die Standgebühren erlassen hat.

Im Rahmen einer Konferenz hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth eine Solidaritätsadresse sowohl an die ukrainische wie an die russische Kulturszene gerichtet, die dpa wiedergibt: "Man habe noch keinen fertigen Plan, 'weil wir noch gar nicht wissen, was alles auf uns zukommen wird, aber eines ist klar: Es gibt eine unfassbar große Bereitschaft auch im kulturellen Bereich, für die Ukraine Solidarität zu zeigen.' Die Menschen in der Ukraine kämpften für Freiheit, Kultur und Demokratie, sagte Roth. 'Das ist genau das, was uns auch angeht.' Roth plädierte dafür, die kulturellen Beziehungen zu Russland nicht komplett abzubrechen. 'Weil es ja genau diejenigen bestrafen und treffen wird, die mit viel Mut und Engagement in Russland für die Demokratie eintreten und die auch unter Repressionen von Putin leiden.' Man wolle Verbindungen nach Russland über Theater, Stiftungen oder Museen aufrechterhalten. Das gelte auch für Städtepartnerschaften. 'Wir wollen die Brücken, die wir haben zu der russischen demokratischen Zivilgesellschaft auf keinen Fall abbrechen.'"

Wie Kulturgüter in der Ukraine geschützt werden könnten, sei bisher weitgehend unklar, schreibt Kevin Hanschke in der FAZ: "Noch sind Welterbestätten offenbar nicht schwer getroffen worden; und abgesehen vom Kunstmuseum in Iwankiw, das mitsamt den Werken der Malerin Marija Prymatschenkobei in Brand geriet, wurden bisher kaum Verluste von Kulturgütern offiziell erfasst. Doch von dem, was in den nächsten Wochen droht, zeichnen die Unesco und der Museumsverband International Council of Museum (ICOM), ein düsteres Bild. Und aus den Orten, die direkt nach Kriegsbeginn an der Front lagen, gibt es kaum Lageeinschätzungen zu den Kultureinrichtungen."

Der Kurator und Kulturmanager Andras Szanto rät bei Artnet dazu, die kulturellen Brücken zur Ukraine und Russland gleichermaßen nicht einstürzen zu lassen: "Nach aller Wahrscheinlichkeit wird der Krieg in der Ukraine ein langwieriger Konflikt sein. Und leider, wie wir bereits anderswo gesehen haben, ist die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen kurz und wird sich wahrscheinlich auf andere Krisen verlagern, weshalb es wichtig ist, Entscheidungen, insbesondere institutionelle, mit Blick auf eine längere Zukunft zu treffen. Wenn eine Tür geschlossen ist, ist sie geschlossen. Die Frage bleibt: Was ist mit dem Tag danach? Den Jahren danach? Was ist mit den Menschen, die auf der anderen Seite der Tür stehen?"

Nach dem Auktionshaus Phillips mit seinen russischen Eigentümern gerät bei der New York Post jetzt auch Larry Gagosian ins Visier der Kritik von Isabel Vincent : "Eine Quelle aus der Kunstwelt bezeichnete Gagosian als 'den offiziellen Kunsthändler der russischen Oligarchie' und fügte hinzu, dass 'die James Bond-Schurken, mit denen er verkehrt, gefährlich und abstoßend sind und die Kunst durch ihre bloße Anwesenheit entwerten'. Larry Gagosian, 76, hat mit dem Milliardär und Putin-Vertrauten Roman Abramowitsch zusammengearbeitet, dessen Vermögen am Donnerstag von der britischen Regierung wegen Russlands anhaltender Invasion in der Ukraine eingefroren wurde, sowie mit Michail Fridman, dem sanktionierten Mitbegründer der Alfa Bank." Allerdings sei der Megagalerist mit seinem Faible für fragwürdige Kundschaft nicht allein: "'Gagosian unterscheidet sich nicht von all den anderen Kunsthändlern, die um den Geldtrog der Oligarchen kreisten', sagte eine Quelle aus der Kunstwelt, die nicht genannt werden wollte. 'Alle, einschließlich Christie's und Sotheby's, haben die Oligarchen schamlos umworben.'"

Auf Oligarchengeld wird auch so manche Institution verzichten müssen, weiß Susanne Schreiber im Handelsblatt : "Mittlerweile ziehen sich einige Milliardäre freiwillig zurück, ob sie auf Sanktionslisten stehen oder nicht. So berät der schwerreiche Kunstfreund Wladimir Potanin das Guggenheim Museum in New York nicht mehr. Beraten, das heißt natürlich, die Veranstaltungen des Museums finanziell zu unterstützen."

Die wichtigsten Erkenntnisse des aktuellen Deloitte Art & Finance Report fasst Sabine Spindler im Handelsblatt zusammen: "1481 Milliarden Dollar besaßen die Ultrareichen dieser Welt im Jahr 2020 allein an Kunst, Antiquitäten, Antiken, Oldtimern und Weinen. Als ultrareich gilt, wer mehr als 50 Millionen Dollar Gesamtvermögen besitzt. Laut einer Hochrechnung wird diese Summe bei gleichbleibender Wirtschaftslage bis 2025 auf 1882 Milliarden Dollar steigen. In dieser Prognose steckt ein enormes Potenzial für Vermögensmanager. Sie sucht nach werterhaltendem Umgang von Sammlungen, nach Marktanalysen und auch nach steuerbegünstigenden Regularien für diesen nicht liquiden Teil eines Vermögens."

Mit The Artists und Wondeur stellt Kevin Hanschke in der FAZ vom 12. März zwei unterschiedliche Apps vor. Die eine soll Künstlern Sichtbarkeit zu Sichtbarkeit verschaffen, die andere Investoren beim Geldverdienen helfen: "Ebenfalls auf kreativen Nachwuchs ist das kanadische Start-up Wondeur (wondeur.ai) ausgerichtet, doch die Stoßrichtung ist eine andere: Die App des Unternehmens soll nach Angaben ihrer Macher Künstlerkarrieren prognostizieren können, und zwar auf Grundlage digitaler Datensätze und Künstlicher Intelligenz (KI). Wondeur wolle vor allem Großkunden ansprechen, sagt die Gründerin Sophie Perceval im Interview mit kanadischen Medien. Basierend darauf, wie Künstler mit Galerien, Auktionshäusern und anderen Akteuren vernetzt sind und welche Verkaufsdaten vorliegen, prognostiziert die KI von Wondeur mögliche Preisverläufe, nimmt Risikobewertungen vor und erstellt Ratings."

Das Schwächeln des NFT-Marktes analysieren Miles Kruppa, Cristina Criddle und Tim Bradshaw in der Financial Times: "Bis Ende 2021 wurden fast 41 Milliarden Dollar für NFTs ausgegeben - damit ist der Markt fast so wertvoll wie der weltweite Kunstmarkt. Doch fast ebenso schnell haben große Teile des Marktes begonnen, sich zu verschlechtern, so dass Neulinge große Verluste erleiden und die langfristigen Aussichten für NFTs in Frage gestellt werden. Nach Angaben der Website NonFungible ist der durchschnittliche Verkaufspreis eines NFT seit einem Höchststand im November in den letzten zwei Wochen um mehr als 48 % auf rund 2 500 USD gefallen. Das tägliche Handelsvolumen auf OpenSea, dem größten Marktplatz für NFTs, ist im März um 80 % auf etwa 50 Mio. $ eingebrochen, nur einen Monat nachdem es im Februar einen Rekordwert von 248 Mio. $ erreicht hatte."

Kunstmesse war übrigens auch noch, und zwar in Dubai. Lena Bopp hat sie für die FAZ besucht. Der Überfalle Russlands auf die Ukraine soll dort kaum Thema gewesen sein - die Emirate beteiligen sich bekanntlich auch nicht an den Sanktionen. Wichtig waren in der Wüste vielmehr NFTs: "Zu den vielen Freihandelszonen, aus denen das Emirat besteht, soll eine weitere hinzukommen, die sich der Kryptowelt widmet. Wie zu hören ist, erwäge Binance, die in China gegründete und inzwischen auf Malta ansässige größte Börse für Kryptowährung, den Umzug an den Golf. Eine staatliche Behörde, die sich um Digitales kümmert, gibt es schon". Da wächst zusammen, was zusammengehört.

Ein Beispiel emiratischer Indolenz auf der Messe benennt Aimee Dawson im Art Newspaper: "Am Eingang der Ausstellung steht eine Skulptur in Form einer Matrjoschka-Puppe, die als Astronaut verkleidet und mit dem sowjetischen Hammer- und Sichelsymbol geschmückt ist. 'Ich verstehe nicht, wie diese Leute in einer solchen Situationen so unsensibel sein können. Für sie ist es Nostalgie, aber für so viele Nationen war (die Sowjetzeit) eine Horrorgeschichte", sagt [die georgische Galeristin Natia] Bukia. Auf die Frage, ob die Art Dubai es angesichts des derzeitigen Krieges Russlands gegen die Ukraine für angemessen halte, solche Bilder an prominenter Stelle auf der Messe zu platzieren, sagte ein Sprecher: 'Dubai ist die Heimat einer Vielzahl von Völkern und Kulturen, und wir heißen Künstler aus aller Welt willkommen und stellen sie aus. Marina Fedorova ist eine unabhängige Künstlerin und ihre Teilnahme ist in keiner Weise eine Unterstützung Russlands oder seiner Aktionen im Konflikt in der Ukraine.' Sputnik Partners lehnte eine Anfrage nach einer Stellungnahme ab."

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung