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Die Frühjahrssaison wird wohl ohne weitere größere Veranstaltungen vorübergehen. Was das konkret für die wirtschaftliche Situation von Künstlern bedeutet, führen Niklas Maak und Claudius Seidl ausführlich und eindrücklich in der FAS vom 22. März vor Augen: "Die Corona-Krise bedroht eine prekäre Welt von Kunst-Freelancern, die die vielgefeierte Kunstmetropole Berlin erst möglich machen. Sie macht aber auch einen Skandal sichtbar, der wenig mit ihr zu tun hat: eine Kunstpolitik, die für Museumsneubauten gern mal eine halbe Milliarde lockermacht, die aber für diejenigen, die sie betreiben und die Kunst herstellen, die dort gezeigt wird, kaum das Existenzminimum garantieren mag. Wenn in einer derartigen Krise eine Chance liegt, dann die, dass man endlich sieht, was fehlt, wenn in einer Stadt keine Kunst mehr zu erleben ist."
Die Auswirkungen auf den Kunstmessenkalender versuche ich im Handelsblatt zu erörtern. Den Internet-Auftritt der Art Basel Hong Kong habe ich mir für Artmagazine angesehen.
Skeptisch sieht die Online-Strategie der Schweizer Ingo Arend in der Süddeutschen Zeitung: "Die Online-Schau soll nicht nur helfen, wenigstens einen Teil der Umsätze zu retten, sie soll auch die Präsenz der ins Wackeln geratenen Art Basel demonstrieren: Was nicht live gezeigt werden kann, soll das Publikum wenigstens im Netz sehen können. [...] Die wichtigere Frage aber ist, ob diese 'aufregende neue Plattform', wie die Messe ihr virtuelles Surrogat nennt, die schleichende Auszehrung der Mutter aller Kunstmessen aufhalten kann, die sich nicht erst seit gestern abzeichnet. Und die hat nicht nur mit dem vermaledeiten Virus zu tun, der Menschenleben genauso dahinrafft wie - via Börsencrash - märchenhafte Sammlervermögen."
Die virtuelle Art Basel stellt Marcus Woeller in der WeLT in eine Reihe mit vergleichbaren Versuchen großer Galerien: "Ein Vorteil der Onlinepräsentation: Neben den Fotos stehen nicht nur weitere Informationen zu Werk und Künstler, sondern auch der Preis. Die Hemmschwelle, Preise erfragen zu müssen, wurde also abgebaut. Der Nachteil: Man kann die Werke nicht visuell in Beziehung zueinander setzen. Aber auch digitale Schauräume können kuratiert werden. Darin liegt die Chance, innovative Vermittlungskonzepte für den Onlinekunstkonsum zu entwickeln."
Virtual Reality liege sogar bei Kunsthändlern alter Schule im Trend, findet hingegen Susanne Schreiber im Handelsblatt und führt drei Beispiele an: "Wer als Händler aber seinen weltweit verstreuten Kundenstamm pflegen möchte, benutzt bereits heute Virtuelle Realität (VR). Das wurde offenkundig, noch bevor die Tefaf-Kunstmesse in Maastricht wegen der Pandemie vier Tage früher als üblich enden musste. Der Münchener Porzellanexperte Röbbig hatte seinen Tefaf-Auftritt bereits im Vorfeld der Eröffnung als Verlinkung seinen Kunden gemailt. Wer nicht aus den USA nach Europa reisen wollte, konnte mit dem Film durch den wieder beeindruckend inszenierten Stand schlendern und in Ruhe das Porzellan betrachten. Immersion, Eintauchen in eine andere Wirklichkeit, nennen das die Protagonisten der VR."
Warum Auktionen in einem realen Raum seiner Meinung nach nicht durch solche im virtuellen zu ersetzen sind, erklärt Dirk Boll von Christie's im Gespräch mit Jörg Häntzschel in der Süddeutschen Zeitung: "Im Auktionssaal hat man eine ganz andere Wahrnehmung von der Tiefe der Nachfrage. Es kann sein, dass ein finanzkräftiger Bieter einsam gegen eine hohe Reserve geboten hat, oder dass 20 Bieter mitgeboten haben. Im Auktionssaal sehen Sie das. Und Sie sehen, welche Galeristen oder Händler bieten. Auktionen erfüllen eine wichtige Funktion für die Marktteilnehmer, ganz gleich ob es professionelle oder private Sammler sind. Als Treffpunkt und als aktuelle Wasserstandsinformation."
Wie Galeristen mit der aktuellen Situation umgehen, hat Brita Sachs für die FAZ vom 21. März zusammengetragen: "Manch einer prophezeit das Ende kleiner Galerien. Deborah Schamoni in München stimmt dem zu, zeigt aber Zuversicht. Im Zweipersonenbetrieb managt sie ihre Galerie mit internationalen Künstlern, sitzt im Komitee der Art Cologne und erfreut sich eines 'verlässlichen Sammlerkreises'. Der Ausfall von Messen und Schauen spare Kosten: 'Es ist eine Zeit zum Nachdenken, übers Programm, über Struktur.' Zum Internet meint Schamoni, wer Kunst als Investment betrachte, sei da gut aufgehoben, aber 'auf meinem Level sind die Leute Liebhaber, die möchten die Werke physisch sehen'."
Die wegen der horrenden Mieten verschäfte Lage in New York beschreibt Brian Boucher im Art Newspaper.
Einzig die Art Lender scheinen gerade einen Boom zu erleben, wie Katya Kazakina and Tom Metcalf bei Bloomberg beschreiben.
Dass und warum die vollmundig angekündigten Soforthilfen für freischaffende Künstler kein geeignetes Instrument sind, versuche ich im Artmagazine zu erklären.
Der Berliner Senat schüttet sein Füllhorn währenddessen an einer Stelle aus, wo man es nicht unbedingt als erstes erwarten würde, wie Christiane Meixner und Birgit Rieger im Rahmen ihrer Schilderung der Berliner Situation im Tagesspiegel ausführen: "Das vor 16 Jahren initiierte Wochenende, das bisher komplett von privaten Sponsoren und den Teilnehmern finanziert wurde, soll im Doppelhaushalt 2020/21 erstmals mit 150 000 Euro von der Senatsverwaltung für Wirtschaft unterstützt werden. 6500 Euro kostet die Teilnahme am Weekend, 4000 Euro zahlen Galerien, die weniger als fünf Jahre auf dem Markt sind. Für viele junge Galerien ist selbst das zu viel, wenn sie auch noch an Messen teilnehmen. Das Geld vom Senat sollte jungen Galerien die Teilnahme am prestigeträchtigen Weekend ermöglichen. Dass ausgerechnet das Gallery Weekend Geld bekommt, wurde im gespaltenen Berliner Kunstmarkt kritisch aufgenommen. An dem Event können Galerien nur auf Einladung teilnehmen; wer diesem exklusiven Zirkel nicht angehört, hat keine Chance auf das Senatsgeld. Die Deutungshoheit darüber, was förderungswürdig ist und was nicht, liegt beim Gallery Weekend. Viele Berliner Galeristen hätten es deshalb lieber gesehen, wenn die herbstliche Berlin Art Week und die Kunstmesse 'Positions' finanziell besser ausgestattet worden wären."
Die Online-Auktionsplattform Paddle 8 scheint (wieder einmal) pleite zu sein, wie Eileen Kinsella bei Artnet meldet.