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Kobels Kunstwoche

Eglė Plytnikaitė, I stand with Ukraine, frei via creativesforukraine.com
Eglė Plytnikaitė, I stand with Ukraine, frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 12 2022

33 Künstler (u.a. Zuzanna Czebatul, Gregor Hildebrandt und Gert & Uwe Tobias) haben Werke für die Online-Auktion "Artists for Ukraine" von Villa Grisebach gestiftet, die vom 1. bis 10. April läuft. Sämtliche Erlöse, inklusive des Aufgelds, gehen an verschiedene Initiativen für Betroffene & Flüchtlinge.

Für Artists at Risk haben knapp 70 internationale Künstler (darunter Elizabeth Peyton, Luc Tuymans und Rosemarie Trockel) Arbeiten für eine Open Edition zur Verfügung gestellt. Die Drucke kosten je 200 Euro und können bis zum 30. April bestellt werden. Harriet Lloyd-Smith stellt die Aktion bei Wallpaper vor.

Die Stiftung Peace for Art der ArtEast Gallery (Berlin/Kiew) leitet Spenden als Nothilfe an ukrainische Künstler und Institutionen weiter. Ursula Scheer stellt die Gründerinnen und das Projekt in der FAZ vom 19. März vor: "Schmidmayr, die nach dem Maidan 2014 für das französische Kulturinstitut in Kiew tätig wurde und dort Bertrand kennenlernte, die 2017 die Messe Photo Kyiv mitgründete, spricht von Furchtlosigkeit. 'Selbst junge ukrainische Künstlerinnen und Künstler haben schon mehrere Revolutionen und Kriege erlebt. Das prägt sie. Sie wurden immer wieder zu Neuanfängen gezwungen und haben keine Angst vor dem weißen Blatt oder neuen Techniken. Sie wissen, was der Kampf für Meinungsfreiheit bedeutet.' Die gegenwärtig überwältigende Solidarität dürfe nicht vergessen machen, dass es eines langfristigen Engagements bedürfe. Irgendwann werde der Krieg zu Ende sein, und keiner wisse, wie das überfallene Land dann aussehe. 'Wir müssen versprechen, die Ukraine nie mehr im Stich zu lassen', sagt Cornélia Schmidmayr."

Einen Platz im Reenactment von Marina Abramovics berühmter Performance "The Artist is Present" am 16. April in der New Yorker Sean Kelly Gallery kann man noch bis zum 25. März bei Artsy ersteigern, zugunsten der Ukraine-Hilfe von Direct Relief, meldet Tessa Solomon bei Artnews.

Sotheby's und Christie's haben ihre Russian Sales in London abgesagt, meldet Ursula Scheer in der FAZ: "Angesicht der immer länger werdenden Sanktionslisten mit Namen von russischen Personen und Unternehmen hielten es die Häuser offenbar für ratsam, auf Veranstaltungen, die Klientel auf Einlieferer- wie Käuferseite aus Russland anziehen, zu verzichten. Ein Sprecher von Christie’s sagte, man habe eine 'Verantwortung', auf 'geopolitische Ereignisse zu reagieren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen'." Bei diesen Auktionen wird Handelsware verkauft, keine zeitgenössische Kunst, die Absage schadet also nicht der der kremlkritischen Kunstszene.

Die Expansion in die USA von Bonhams meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt: "Das britische Auktionshaus Bonhams hat das gut eingeführte US-amerikanische Auktionshaus Skinner gekauft. Das gab Bonhams am Mittwoch bekannt. Skinner heißt nun Bonhams Skinner." Bonhams gehört seit 2018 dem Vermögensverwalter Epiris.

Der Auktionsmarkt für Fotografie hat sich 2021 erholt, so die Analyse von Arttactic: "Die Gesamtverkäufe von Fotografie bei Sotheby's, Christie's und Phillips beliefen sich im Jahr 2021 auf 65,2 Millionen US-Dollar, ein Plus von 22,4 % gegenüber 55,5 Millionen US-Dollar im Jahr 2020, aber ein Minus von 15,2 % gegenüber den Verkäufen vor der Pandemie im Jahr 2019." Wer mehr wissen möchte, kann den gesamten Report für nur 195 Britische Pfund (zzgl. USt.) erwerben.

Was das Duopol von Art Basel und Frieze nach dem Untergang der Fiac für den Kunstmarkt und speziell für Paris bedeutet, fragt Scott Reyburn im Art Newspaper: "Ein Hass auf Steuern scheint ebenso wie die Liebe zur Kunst der Schlüssel zum Erfolg einer internationalen Kunstmesse zu sein. Abgesehen davon hat Frankreich mit 5,5 % die niedrigste Einfuhrumsatzsteuer für Kunst aller großen EU-Länder, die Pariser Kunstszene ist im Aufschwung begriffen, und die Stadt hat eine zeitlose Anziehungskraft für Luxusreisende. Kann die Art Basel in Paris den gleichen Zauber entfalten wie in Miami Beach und Hongkong, zumal das RMN-Grand Palais festgelegt hat, dass die Veranstaltung nicht unter dem Namen Art Basel, Paris stattfinden wird? [...] Nachdem London durch den Brexit geschwächt ist und Berlin von Immobilienentwicklern und Tech-Bros übernommen wurde, hofft Paris, wieder die Hauptstadt der europäischen Kunstwelt zu werden. Vielleicht kann es das. Aber wenn Paris will, dass die Welt seine Vorzeigemesse für zeitgenössische und moderne Kunst besucht, muss es auch mit dem Geld haushalten."

Wer mit den Augen kauft statt mit den Ohren, hat aktuell gute Karten, glaubt Christian Herchenröder im Handelsblatt: "Der Vergleich mit Banksy-Preisen ist erhellend. Gerade die als ikonisch gefeierte Grafik 'Girl with balloon', die auf ein Wall Painting zurückgeht, hat eine marktläufige Inflation erfahren. Es gibt 25 'artist proofs', also Künstlerabzüge, und dazu noch eine Edition von 125 Exemplaren, von der ein Blatt 2021 schon 474.800 Pfund erzielte. Und es gibt eine weitere Edition von 600 Exemplaren, aus der ein Blatt im letzten Jahr wieder bei Sotheby’s auf 201.600 Pfund stieg. Für diese Summen lässt sich mit entsprechendem Kennerblick schon eine Sammlung von Altmeistergrafik aufbauen. [...] Selbst bei Dürer ist das möglich, zum Beispiel wenn man Blätter aus der lateinischen Ausgabe der Holzschnittfolge 'Apokalypse' von 1511 im Auge hat."

Das Grundproblem von NFTs sei, dass sie so hässlich sind, glaubt Louis Wise in der Financial Times: "'In diesem Moment stöbere ich auf Websites und denke: Oh Gott', sagt die Kunstberaterin Sibylle Rochat, die die Rochat Art Consultancy betreibt und Mentorin der Stiftung Sarabande ist. 'Für eine Kunstliebhaberin wie mich ist das schrecklich!' Damit ist sie nicht allein. Spricht man mit vielen Kunstkennern, so äußern sie - wenn auch nur unter vier Augen - ihr Entsetzen über das Zeug, das offenbar eine heiße Ware ist. Selbst die jüngere Generation von Künstlern, mit der ich gesprochen habe, findet die Arbeiten verwirrend. 'Ich wäre vielleicht interessiert, wenn es nicht so abstoßend wäre', sagt eine Künstlerin Ende 20, die in mehreren zeitgenössischen Londoner Galerien ausgestellt hat. 'Die Arbeiten sehen aus wie das Zeug in diesen komischen Läden in Camden oder Soho, wo sie nur Magnete verkaufen.' Rochat ist da etwas nuancierter. Dank ihrer Kundschaft ist sie in die Welt der NFTs hineingezogen worden und hat mehreren Sammlern geholfen, welche zu kaufen, aber sie bleibt zurückhaltend. 'Ich denke, dass NFTs als Sammlerstücke Sinn machen', sagt sie. 'In der Kunst sind wir noch nicht so weit.'"

Die Besitzer des Bored Ape Yacht Club haben die Rechte an den CryptoPunk sund Meebits erworben, meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt: "Bei einigen CryptoPunk-Besitzern, die von Anfang an dabei waren – in der Szenesprache OG, Original Gangster – stößt das auf Ablehnung. 'Sie befürchten eine Kommerzialisierung ihrer geliebten ‚Underground‘-Kunst,' berichtet Hager" [Autor des Buches "Reich mit NFTs] . NFTs als Underground-Kunst und ihre böse Kommerzialisierung - klingt nach einer Erzählung aus einem alternativen Realitätszweig.

In einer originellen Variante des Cum-Ex-Modells hat sich ein Unbekannter ApeCoins im Wert von rund 1,1 Millionen US-Dollar gesichert, indem er sich 5 Affenbilder just für den Zeitraum geliehen hat, in dem der Bored Aped Yacht Club 15 Prozent seiner virtuellen Währung als Airdrop an NFT-Besitzer ausgeschüttet hat. Publik gemacht hat den Coup Vishal Chawla bei The Block.

Wer sich in einem unregulierten Markt bewegt, ist bei Problemen meist auf sich allein gestellt. Das gilt auch und vor allem bei Betrug und Diebstahl, warnt Riah Pryor im Art Newspaper: "'Wenn viele Leute 'Wallet' hören, denken sie eigentlich an das Tool, mit dem man seine Wallet kontrolliert - oft ist das MetaMask bei Ethereum oder TempleWallet bei Tezos', sagt Christopher King, Mitbegründer von ClubNFT, einer Plattform und einem Beratungsdienst, der sich auf den Schutz von Sammlern konzentriert. 'Diese werden eher als 'Wallet-Manager' bezeichnet, wobei die Wallet mehr eine ID oder ein Satz kryptografischer Schlüssel ist, die mit einer Blockchain-Adresse verbunden sind.' Die Token selbst sind Eigentum dieser Adresse, aber bei NFTs werden die Mediendateien oft außerhalb der Kette gespeichert. Die Schwachstellen eines solchen Systems sind vielfältig, aber grundsätzlich verlagert der Übergang zu einem dezentralen System die Verantwortung für die Sicherung der Vermögenswerte auf die Eigentümer."

Nach Berlin verwertet der "Sammler" und "Mäzen" Nicolas Berggruen jetzt anscheinend Venedig. Monopol meldet den Erwerb einer zweiten Immobilien-Trophäe: "Der Palazzo soll nach seiner Sanierung Ausstellungen beherbergen, einige davon mit Werken aus der persönlichen Sammlung des Investors. Zudem wird es Symposien und ein Artist-in-Residence-Programm geben. Künstlerischer Leiter wird der Kurator Mario Codognato, der vorher als Chefkurator des Madre-Museums in Neapel und als Direktor der Anish Kapoor Foundation in Venedig tätig war." Im Handelsblatt weist Susanne Schreiber auf die Berliner Wohltaten Berggruens hin: "In Deutschland hat Nicolas Berggruen zwischen 2010 und 2013 Schlagzeilen mit Erwerb und Verkauf der Karstadt-Kaufhauskette gemacht. In Berlin ist es dem Sohn des Kunsthändlers, Sammlers und Mäzens Heinz Berggruen erst kürzlich gelungen, das väterliche Museum in Charlottenburg aus der engen Umklammerung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu lösen und mit mehr Autonomie auszustatten. Gelegentlich werden aber auch Verkäufe aus dem Museumsbestand bekannt. So konnte Christie’s am 1. März 2022 Picassos Radierung 'Le repas frugal' für sechs Millionen Pfund versteigern."

Nobel sei das Ansinnen einer Gruppe von 50 Sammlern, einen Code of Conduct für ethisches und verantwortungsvolles Sammeln etablieren zu wollen, gesteht Melanie Gerlis in ihrem Kommentar im Art Newspaper zu. Gleichzeitig habe sie Bedenken: "Doch je mehr ich die Empfehlungen lese, desto mehr irritieren sie mich. Es scheint über den Rahmen des Kodexes hinauszugehen, darauf hinzuweisen, dass Käufer nichts Illegales tun sollten: 'Sexuelle Belästigung [gegenüber einem Künstler] ist streng verboten', zum Beispiel. Es gibt auch einige Verantwortlichkeiten, die meines Erachtens nicht unbedingt den Sammlern obliegen, insbesondere 'Händler in die Pflicht nehmen, um Künstler pünktlich zu bezahlen'. [...] Die Forderung nach einem Strukturwandel hin zu einem ethischeren Umfeld muss an anderer Stelle im Marktsystem ansetzen." Wieso eigentlich? "Wer zahlt, schafft an", oder "Wer zahlt, bestimmt die Musik", weiß der Volksmund. Es gibt keinen Grund, warum das nicht auch im Kunstmarkt gelten sollte.

Eine angeblich authentische mögliche Fälschung und ein mit fadenscheinigen Argumenten als Fälschung deklariertes Bild - die Berliner Rechtsanwältin Mareile Büscher und der Journalist Jan Hendrik Geschke erklären im Interview mit Matthias Ehlert und Ralph Gerstenberg für die WELTKUNST (kostenlose Anmeldung), wie die Fondazione Lucio Fontana mit ihren Expertisen eine brutta figura macht: "Wir können die Fontana-Stiftung nicht verpflichten, das Bild ins Werkverzeichnis aufzunehmen (diesen Schritt müsste sie schon freiwillig gehen). Aber wir können und werden hoffentlich erreichen, dass die Fontana-Stiftung nicht weiter behaupten darf, das Münchner Bild sei eine Fälschung. Der Fall liegt gerade beim Oberlandesgericht in München. Rechtlich geht es unter anderem um die Frage, ob die Bezeichnung eines Kunstwerks als 'falsch' eine Tatsachenbehauptung oder ein sogenanntes Werturteil ist. Der Kunstmarkt fasst Äußerungen der Fontana-Stiftung als unverrückbare Tatsache auf. Ohne Echtheitszertifikat aus Mailand nimmt kein Auktionshaus ein Werk von Fontana in die Versteigerung. Deshalb hat dieser Fall grundsätzliche Bedeutung."

Für jetzt oder später: Eine Liste mit 100 zeitgenössischen (lebenden) russischen Künstlern, die man kennen sollte, haben Oleg Krasnov Irina Osipova Darya Kurdyukova Yelena Fedotova Dmitry Smolev und Igor Grebelnikov für Russia Beyond zusammengestellt.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung