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Kobels Kunstwoche

Ihor Sarabieiev, Hague style; frei via creativesforukraine.com
Ihor Sarabieiev, Hague style; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 12 2023

Die Russland-Sanktionen machten den Kunstmarkt zu einer der am meisten regulierten Branchen, erklärt Paula Trommel im Art Newspaper: „Traditionell heißt es über den Kunstmarkt, er sei der letzte unregulierte Markt. Diese Behauptung war nie ganz richtig, aber jetzt stimmt sie immer weniger. Nicht nur verschiedene Gesetze wie Sanktionen und Verbote gelten für den Kunstmarkt im Allgemeinen, sondern ein Großteil des Kunstmarktes unterliegt auch den Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche. Die USA haben bereits das Anti-Geldwäsche-Gesetz erlassen, das den Handel mit Antiquitäten in den geldwäscherelevanten Sektor der USA einbezieht, und ein Gesetz, das Kunst und Sammlerstücke einbezieht, wird derzeit geprüft. Es sieht also so aus, als würde der Kunstmarkt nach und nach tatsächlich stärker reguliert werden.“

In Asien sei die Art Basel bereits mit einem neuen Geschäftsmodell aktiv und durchaus erfolgreich, das (dem als gescheiterten Projekt) Art Basel Cities ähnele, berichtet Melanie Gerlis in der Financial Times: "Von Seiten der Art Basel lässt sich eindeutig Geld verdienen, indem sie alternativen Kunstmessen und kulturellen Veranstaltungen wie den Galeriewochen ihren Rat und ihr Netzwerk zur Verfügung stellt. Eine Sorge ist jedoch, dass sie ihre eigene Marke kannibalisieren könnten. Horowitz sagt, man sei sich dessen 'natürlich bewusst', aber bisher hätten sich die externen Projekte als Bereicherung erwiesen. Er weist darauf hin, dass sich unter den 177 Ausstellern der diesjährigen Art Basel Hong Kong 28 aus Japan befinden, gegenüber 19 im Jahr 2022 und 12 im Vorjahr. Der Anteil ist sogar seit dem Boomjahr der Messe 2019 gestiegen, als 23 der 242 Galerien aus dem Land kamen. 'Es ist keine exakte Wissenschaft, aber es ist bemerkenswert, dass die Beteiligung [aus Japan] seit der Art Week Tokyo gestiegen ist', sagt Horowitz."

In den vergangenen vier Jahren habe Sotheby's das größte Umsatzwachstum bei Losen jenseits der 20 Millionen Dollar-Marke verzeichnet, fasst Karen K. Ho die Ergebnisse des Sotheby's Insight Reports (PDF) von ArtTactic für Artnews zusammen: „Die 1-Million-Dollar-Marke ist von Bedeutung, denn obwohl der Wert für Kunstwerke nur 4% der verkauften Lose ausmacht, stellt der Bericht fest, dass diese Kategorie '74% des gesamten Verkaufswertes in den in diesem Bericht behandelten Sammlerkategorien ausmacht'. Die privaten Verkäufe von Kunstwerken im Wert von 1 Mio. USD oder mehr sind zwar im Jahr 2022 auf 1,05 Mrd. USD gesunken und damit unter den Spitzenwert von 1,41 Mrd. USD im Jahr 2020, aber immer noch 30,8 % höher als die Verkäufe in dieser Kategorie im Jahr 2019 (803,5 Mio. USD), so der Bericht. Zwei besondere Trends, die in dem Bericht genannt werden, sind der Aufstieg asiatischer Sammler kurz vor der COVID-19-Pandemie und die wachsende Zahl von Bietern aus der Generation X und der Millennials.“

Die aktuellen New Yorker Auktionsergebnisse zeigten ein interessantes Phänomen, analysiert Marion Maneker bei Artelligence: „Die drei Auktionshäuser haben 2023 in New York mehr Lose angeboten und verkauft als 2022. Damit blieben die Verkaufszahlen in der Nähe des Vorjahres, auch wenn die Durchschnittspreise sanken. Man kann auch sagen, dass die Nachfrage der Kunstkäufer nicht nachgelassen hat. Sie verlagerte sich lediglich auf Werke von geringerem Wert. Die Käuferinnen und Käufer kauften mehr Werke von geringerem Wert, um die Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahr aufrechtzuerhalten. Dies ist ein wichtiges Marktsignal. Wir haben die Vermutung diskutiert, dass eine wirtschaftliche Rezession eine 'Flucht in die Qualität' auslösen würde. Doch in diesen Ergebnissen sehen wir etwas ganz anderes. Ein einziger Verkaufszyklus, vor allem einer, der sich auf minderwertige Werke konzentriert, sagt nichts über einen Trend aus. Aber es ist ein interessantes Marktsignal.“ Anders betrachtet, gibt es jetzt mehr Kunst fürs Geld.

Die Kunst- und Kulturbranche der USA habe 2021 ein doppelt so hohes Wachstum verzeichnet wie die Gesamtwirtschaft, fasst Tessa Solomon einen Bericht des National Endowments for the Arts bei Artnews zusammen: „Dem Bericht zufolge stieg der wirtschaftliche Gesamtwert der Kunst- und Kulturindustrie zwischen 2020 und 2021 um 13,7 Prozent und übertraf damit die Zuwächse der gesamten US-Wirtschaft, die im gleichen Zeitraum nur um 5,9 Prozent wuchs. Ende 2021 machte die Kulturwirtschaft 4,4 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA aus. Von den 35 untersuchten Branchen verzeichneten zehn - darunter selbständige Künstler und Künstlerinnen sowie Organisationen der darstellenden Künste - bis 2021 ein deutliches Wachstum, aber keine erreichte das Niveau der Wirtschaftsleistung von 2019. Die NEA berichtete außerdem, dass 2021 knapp 4,9 Millionen Menschen in der Kunstbranche beschäftigt waren, was einen Anstieg gegenüber 2020 bedeutet, als die Pandemie die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Kunstbranche weltweit einschränkte. Auch das war immer noch weniger als die 5,2 Millionen Beschäftigten im Jahr 2019.“

Die Einstellung mehrerer Kunst- und Antiquitätenmessen in Großbritannien – allen voran der Masterpiece – sein ein Zeichen für eine tiefersitzende Kjrise der Branche, glaubt Scott Reyburn im Art Newspaper: „Die wirtschaftliche Neuordnung Großbritanniens nach der Thatcher-Ära hat es den Berufstätigen des Landes schwer gemacht, ihren lang gewohnten Lebensstandard zu halten. Wenn sie jetzt ein paar Tausend Dollar übrig haben, geben sie sie aus, um ihren Kindern zu helfen, auf der immer steiler werdenden britischen Karriereleiter nach oben zu kommen, und nicht für Kunst oder Antiquitäten. 'Ihre Prioritäten haben sich geändert', sagt Charles Plante, ein in London ansässiger Händler für Papierarbeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert in der Preisspanne von 1.000 bis 5.000 Pfund, der früher ein erfolgreicher Aussteller auf der Olympia Art & Antiques Fair im Sommer war. Er hat sein Geschäft in die USA verlegt und konzentriert sich jetzt auf die San Francisco Fall Show im Oktober. 'In Amerika gibt es mehr Geld, und es gibt eine Wertschätzung für Objekte und Kennerschaft', sagt er. 'Das sehe ich in England nicht.'"

Den Wandel des Markts für Alte Meister beschreibt Christian Herchenröder anhand der aktuellen Tefaf und jüngster Auktionsergebnisse für das Handelsblatt vom 17. März: „Es gibt eben nicht mehr so viele Altmeister-Gemälde der ersten Künstlergarde. Das heißt, dass sich die 30- bis 40-Jährigen neuen Käufer aus dem Lager der Start-ups, die nach Aussage des Pariser Händlers Maurizio Nobile bis 100.000 Euro für eine Neuerwerbung ausgeben, auf qualitätvolle Gemälde weniger prominenter Meister konzentrieren müssen. Das fördert die Kennerschaft. In Maastricht hängen Stillleben der mittleren Preiskategorie, aber auch mehr Porträts als früher. Sie sind die Paradestücke eines Geschmackswandels.“

Einen Blick auf die Pariser Auktionshighlights dieser Woche bietet Bettina Wohlfarth in der FAZ vom 18. März: „Nächste Woche feiert Paris mit dem 'Salon du Dessin' wieder die subtile Vielfalt der Zeichnung. Wie jedes Jahr begleiten Altmeisterauktionen mit Arbeiten auf Papier, aber auch Gemälden und Skulpturen die erlesene Liebhabermesse. Artcurial wartet am 22. März mit einem hochkarätigen Programm auf. Zur Versteigerung kommen mehr als 200 Werke, von florentinischen Renaissancekünstlern wie Luca Penni bis hin zu Künstlern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie dem Frankfurter Maler Otto Scholderer. Die Gesamtschätzung beläuft sich auf acht Millionen Euro.“

Frauen in Führungspositionen bei Auktionshäusern stellen Susanne Schreiber mit Sabine Spindler in einer neuen Serie im Handelsblatt vor: „Helena Newman ist eine Ausnahmeerscheinung. Weltweit sind die meisten Mitarbeitenden in Auktionshäusern zwar Frauen – am Empfang, in der Akquise, als Expertin, Katalogautorin, Restauratorin oder Buchhalterin. Aber als Auktionatorin auf dem Rostrum, jener Art von Kanzel, die dem Versteigernden einen Überblick auf Saal und Kundschaft verschafft, sah man Frauen lange nur vereinzelt. Und wenn, dann war die Domäne der Frauen die Wohltätigkeits- und die Tagesauktion. Die Prestige trächtigen Abendauktionen mit Millionenzuschlägen haben sie sich erst jüngst erobert.“

Die Berichterstattung von Deutschlandfunk Kultur über die angeblich fragwürdige Vergabe von Coronahilfen wurmt den BVDG (zu Recht) derartig, dass er Beschwerde beim Hörfunkrat des Deutschlandradios eingelegt hat, berichtet Monopol: „Der BVDG sieht in den Beiträgen 'gleich mehrere Aspekte seriöser Pressearbeit verletzt'. Die Wahl negativ konnotierter Begriffe wie 'Hinterzimmer', 'Kulturmilliarden', 'Lobbyieren' etwa suggeriere, dass bei der Förderung etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. 'Eine Hemmschwelle vor Kolportage von Unwahrheiten gab es ebenfalls nicht', heißt es in der Beschwerde an den Hörfunkrat des Deutschlandfunks, die öffentlich einsehbar ist. 'Dazu gesellte sich Ignoranz gegenüber öffentlich zugänglichen Informationen und Hinweisen von Experten zur Erhellung der Marktsituation und der Struktur von Förderprogrammen in der Pandemie. Die Situation mittelständischer und kleiner Galerien, die den Kunstmarkt überwiegend prägen, wurde entgegen den Behauptungen der Redakteure nahezu vollständig ausgeblendet.'“


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung