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Mit Humor versucht Philipp Meier in der NZZ die gerade verkündete Verschiebung der Art Basel in den September zu vermitteln: "Die Messeleitung geht nun davon aus, dass diese Viren sowieso nicht[s] von Kunst verstehen, und verschiebt ihren Termin für die Ausgabe in Basel auf September. Die weltweit führende Messe für moderne und zeitgenössische Kunst, die in Basel im Juni stattgefunden hätte, wird dort nun vom 17. bis zum 20. September über die Bühne gehen. Wir hoffen, dass bis dahin die kleinen grossen Spielverderber der weltweiten Kunstszene in den ewigen Jagdgründen vor sich hin vegetieren werden."
Einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Soforthilfeprogramme von Bund, Ländern und Institutionen für Künstler, Kreative und andere Selbständige und kleine Unternehmen hat das Netzwerk Kreative zusammengestellt.
Hoffentlich erinnert sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters auch nach der Corona-Krise noch an ihre Worte aus dem Gespräch mit Jörg Biesler im Deutschlandfunk: "'Es gibt eine ganz breite Einsicht, wie wichtig dieser Bereich ist. Das sagen wir uns nicht nur selber im Moment, das sagen wir nicht nur in der Politik, sondern das haben auch in der Gesellschaft viele verstanden: Kultur ist kein Luxus, den man sich nur in guten Zeiten leistet, sondern Sie sind wirklich unverzichtbar. Wir merken das im ersten Augenblick, wo sie ausfallen, wie sehr sie uns fehlen. Es ist Ausdruck von Humanität, was diese Künstlerinnen und Künstler schaffen, und das brauchen wir heute mehr denn je'."
Von dem Rettungspaket der US-Regierung in dem nie dagewesenen Umfang von 2 Billionen US-Dollar sollen die Künste gerade einmal 300 Millonen Dollar erhalten, wie Tessa Solomon für Artnews auflistet. US-Museen forderten hingegen Hilfen in Höhe von 4 Milliarden Dollar, weiß Justin Kemp bei Artsy. Die Konsequenzen der privatwirtschaftliche Organisation der Kunstinstitutionen in den USA in Form von Entlassungen protokolliert Alex Greenberger ebenfalls für Artnews. Das Art Handler Magazin hat eine Umfrage unter Angestellten und Freiberuflern der Kunstbranche durchgeführt, deren alarmierende Ergebnisse Zachary Small wiederum für Artnews zusammenfasst.
Selbst in dieser Situation bringen es in den USA gewissenlose Politiker fertig, die Rettungsversuche für ihre eigenen politischen Agenden zu instrumentalisieren, wie Ben Davis bei Artnet ausführt. So fordere die Teaparty-Anhängerin Niki Haley, die weltweit als Botschafterin der USA unter Trump bei der UN Bekanntheit erlangte, die ohnehin kümmerlichen Beträge für die Künste anderweitig einzusetzen.
Nur ein kleines bisschen Kollegenschelte betreibt Judy Lybke im Interview mit Ulrike Knöfel für den Spiegel (Paywall), in dem er unter der etwas reißerischen Überschrift "Es gibt ein paar Kollegen, die das Wort 'Rücklagen' noch nie gehört haben" über die aktuelle Situation und ihre Auswirkungen auf den Kunstmarkt spricht: "Die Wahrnehmung unserer Branche ist verzerrt, immer wieder wird nur über Preise, vor allem über Rekordpreise berichtet. Früher wurde mehr über Ausstellungen, auch über Verkaufsausstellungen in Galerien, diskutiert, sogar gestritten. Es ging um Inhalte. Und vielleicht kommen wir auf sie endlich wieder zurück."
Für "verzweifelt, unausgegoren und sinnlos" hält der Berliner Professor Jörg Heiser im Gespräch mit Nana Brink im Deutschlandfunk die allerorten hastig auf die Beine gestellten Versuche von Museen und Galerien, ihre Angebote im Netz zu präsentieren. Raimar Stanges Kommentar bei Artmagazine geht in eine ähnliche Richtung. Anika Meier hält bei Monopol dagegen: "'Ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist', sagte Jörg Heiser. Wenn man stehen bleibt und nicht schaut, wohin der Weg führt, weiß man auch nicht, ob der Weg der richtige ist. Viele Museen und Galerien sind in den letzten Jahren neue Wege gegangen und wissen, welches der richtige und welches der falsche Weg ist. Jetzt sind vielleicht auch einmal die Kunstkritik und der Kulturjournalismus gefragt und müssen sich überlegen, wie über Kunst und Kultur im digitalen Zeitalter geschrieben und gesprochen werden kann."
Digital pfeifen die großen Autionshäuser im Wald, hat Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt erfahren: "Alle Häuser betonen den Schwung, den die Coronakrise auf das Käuferverhalten hat. Aktuell können Online-Gebote die weggebrochenen Gebote aus den Saalauktionen kompensieren. Das hat dazu geführt, dass die Ergebnisse der letzten Wochen nicht unter den Erwartungen der Versteigerungshäuser geblieben sind." Doch auch das könne bald ein Ende haben, wenn die zu Hause gebliebenen Mitarbeiter keine Einlieferungen mehr bearbeiten könnten.
In die Zukunft auf die Zeit nach Corona blickt Christian Wildhagen in der NZZ: "Zudem lehrt die Erfahrung, dass die Kultur bei Sparrunden, die realistischerweise zu erwarten sind, nicht ausgenommen wird. Volkswirtschaftlich gesehen, gilt Kultur nämlich nicht als systemrelevant - auch wenn die derzeitige Krise eindrucksvoll zeigt, wie relevant sie für den Einzelnen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Trotzdem wird die Kulturbranche kaum um eine Antwort auf die schmerzhafte Frage herumkommen, was unabdingbar, was alimentierter Luxus und was Wildwuchs ist. Die Verteilungskämpfe, auch in Konkurrenz zu anderen gesellschaftlichen Bereichen, werden uns voraussichtlich auf Jahre beschäftigen. Manche liebgewonnene Institution könnte dem zum Opfer fallen. Es wird entscheidend darauf ankommen, was das Publikum sich nach der Krise noch leisten will - und kann."
Etwas untergegangen im Corona-Trubel sind die Turbulenzen, in die zwei Unternehmen gerraten sind: Die Aktien von Artprice sind auf Wunsch des Únternehmens vom Börsenhandel ausgesetzt und Paddle8 ist insolvent, wie ich im Handelsblatt melde.
Eine Notiz zu einer Einigung im Fall Gurlitt gibt es von Philipp Meier in der NZZ:"Das Kunstmuseum Basel behält die Kunstwerke, leistet den Erben gegenüber aber Genugtuung in Form einer umfangreichen Ausstellung über Curt Glaser und einer finanziellen Entschädigung."
Generationswechsel in der Münchener Galerienszene: Nach 32 Jahren schließe Barbara Gross ihr Geschäft, meldet Brita Sachs in der FAZ vom 28. März, und Häusler Contemporary werde vom bisherigen Direktor Max Goelitz unter eigenem Namen weitergeführt.
Seit 35 Jahren macht sich der Münchener Galerist Peter Maulberger für Informel und Zero stark. Sabine Spindler hat aus Anlass des Jubiläums für das Handelsblatt mit ihm gesprochen: "Vor mehr als fünf Jahren prophezeite Hans Maulberger dem Handelsblatt, dass die Spitzenpreise für deutsche Nachkriegskunst in absehbarer Zeit um eine Kommastelle nach rechts rücken werden. Nicht alle Künstler haben diesen Sprung gemacht. Aber sechsstellige Preise für K. O. Götz und Fritz Winter, Auktionserlöse in Millionenhöhe für Ernst Wilhelm Nay sind Bestätigung für einen Galeristen, der sein Lager seit Jahrzehnten mit informeller Kunst füllt."
Den ADKV-Art Cologne Preis für Kunstkritik erhält in diesem Jahr Noemi Smolik. Herzlichen Glückwunsch!
Der New Yorker Galerist Paul Kasmin ist tot. Der Schriftsteller, Künstler und Kurator Adrian Dannatt hat einen Nachruf für Artnews verfasst.