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Mit den Russland-Sanktionen stellt sich die Frage, ob, wie und wann für Ausstellungen entliehene Kunstwerke darunter fallen. Die unterschiedlichen Antworten des Düsseldorfer Anwalts Philipp F. Hardung in der Legal Tribune Online scheinen für Nicht-Juristen vielleicht etwas trocken, sind jedoch recht spannend: "Die Werke der Morosow-Sammlung sind also Leihgaben öffentlicher Einrichtungen – und diese stehen (noch) nicht auf der Sanktionsliste. Wie die vergangenen Wochen aber bewiesen haben, ist die Sachverhaltslage dynamisch und ändert sich mitunter von Tag zu Tag. Sollten daher bestimmte Kunstwerke der Morosow-Sammlung im Eigentum von juristischen Personen des öffentlichen Rechts stehen und diese in die Sanktionsliste aufgenommen werden, würden sie automatisch dem Einfriergebot unterfallen." Bei privaten Leihgebern sei der Durchgriff jedoch einfacher.
Wohl vergeblich versuchten einige Oligarchen, ihre Kunstschätze zu Geld zu machen, berichtet Ian Mohr im Boulevard-Blatt New York Post: "'Etwa sechs russische Oligarchen versuchen, in aller Stille wichtige Werke von Picasso, Warhol, Jeff Koons, Modigliani, Kandinsky, Damien Hirst und Basquiat im Wert von 30 bis 100 Millionen Dollar zu verkaufen', so ein Kunstinsider. 'Sie wollen ihr Geld schnell loswerden, da sie befürchten, dass die Sammlungen beschlagnahmt werden'. Die Quelle fügte jedoch hinzu, dass es für die russischen Mogule schwierig sein wird, die Kunstwerke loszuwerden. Bislang wollen die Galerien die Sachen nicht anfassen."
Wie stark beeinflusst der Ausfall russischer Käufer den Kunstmarkt, und wie wahrscheinlich ist es, dass die Sanktionen umgangen werden? So berechtigt die Fragen, so gering der Erkenntnisgewinn, den die Leser der FAS vom 27. März Dennis Kremer verdanken: "So leicht ist dies nach den jüngsten Sanktionen wohl nicht mehr möglich, zumal Kunst- und Auktionshäuser heute viel schärfere Prüfungen vornehmen müssen. Aber es zeigt, dass die Diskretion von Kunstgeschäften, die viele Häuser unter dem Label 'Private sales' (Privatverkäufe) geradezu kultivieren, noch immer zu krimineller Aktivität verführt." Würde den windigen Seiten des Immobilienmarkts genau so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Kunstmarkt, hätten London, Berlin und New York wahrscheinlich ein Problem weniger.
Der österreichische Kunstsammler Karlheinz Essl versteigert über das Dorotheum online bis 31. März über 100 Werke aus seiner privaten Sammlung zugunsten der Ukraine-Hilfe der Diakonie, darunter ein Schüttbild und ein Malhemd von Hermann Nitsch zu fünfstelligen Beträgen. Ein Aufgeld wird nicht erhoben.
In Wien hat die Spark Art Fair nach ihrem aufsehenerregenden Debüt im letzten Jahr eine gelungene Fortsetzung gefunden, meint Niocole Scheyerer in der FAZ: "Die offene Messearchitektur trägt nicht nur dem pandemiebedingten Platzbedürfnis Rechnung, sondern auch dem Wunsch der Galerien nach gleich großen Ständen. Das größte Ass im Ärmel des Spark-Chefs sind aber zweifellos die Standmieten, die mit rund 4500 Euro nur ein Drittel des Preises bei der Viennacontemporary betragen. Die niedrigen Kojenkosten eröffnen den Spielraum, eine jüngere, preislich noch moderate Generation zu zeigen. Insgesamt 25 Positionen unter 40 Jahren sind vertreten. Malerei ist Trumpf auf der Spark".
Genau dieser Aspekt stört jedoch Amira Ben Saoud vom Standard: "Denn Galerien sind es gewohnt, möglichst viele ihrer Künstlerinnen und Künstler auf wenig Platz unterzubringen, Praktikabilität regiert, nicht Kreativität. Auf dieser Messe hätten sie die Chance gehabt, eine einzige Position effektvoll zu inszenieren. Leider ergriffen diese die wenigsten Galerien, die ihre Wände ganz brav mit Flachware eindeckten. Die Zukunft der Spark wird zeigen, ob sich hier spielerischere Zugänge entwickeln." Ich war für Handelsblatt und Artmagazine in Wien.
Die MCH Group stellt das Personaltableau für ihren Fiac-Killer Paris+, by Art Basel in einer Pressemitteilung vor. Kate Brown argwöhnt bei Artnet: "Die Messe grenzt direkt an die Frieze Week, die vom 12. bis 16. Oktober stattfindet. In der Vergangenheit haben viele Sammler - und einige Händler - gerne den Ärmelkanal überquert. Aber ob die Ambitionen der Paris+, by Art Basel am Ende die Energie der Frieze Week in den Schatten stellen werden, die während ihrer Messen vergleichbar stadtweite Veranstaltungen durchführt, bleibt abzuwarten."
Sollte noch jemand irgendwelchen Demokratisierungsphantasien durch irgendwas mit Krypto und NFTs nachhängen: Der Apecoin habe sich aus dem Stand zu einer der beliebtesten "Währungen" der sogenannten Ethereum-Wale mit großen Beständen an Ether entwickelt, erklärt Dieter Petereit bei t3n: "BAYC-Erschaffer Yuga Labs will den Apecoin als 'primären Token für das Bored-Ape-Yacht-Club-Ökosystem sowie für zukünftige Yuga-Produkte und -Dienstleistungen' verstanden wissen. Das neue Asset wird von der Apecoin-DAO verwaltet und soll der 'Token für Kultur, Spiele und Handel [sein], der dazu dient, eine dezentralisierte Gemeinschaft zu stärken, die an der Spitze von Web3 steht'."
Den Umgang von Museen mit der Ausgabe eigener NFTs untersucht Scott Reyburn für die New York Times: "Suse Anderson, Assistenzprofessorin für Museumsstudien an der George Washington University, äußerte sich skeptisch über die Beteiligung von Museen an der NFT-Manie. 'Es besteht die Gefahr, dass es sich um ein Gimmick handelt, anstatt sich auf die Arbeit selbst zu konzentrieren. Wir sollten der Öffentlichkeit so viele Ressourcen wie möglich zur Verfügung stellen', so Anderson. Dennoch räumte sie ein, dass es derzeit einen Markt für NFTs aus Museen gibt. 'Das wird vielleicht nicht lange anhalten, aber jetzt ist ein Moment, in dem es eine Möglichkeit für Fundraising und Sichtbarkeit gibt', sagte sie. Aktuell ist dieser Markt noch relativ klein. Öffentlich finanzierte Institutionen sind gegenüber Kryptowährungen zurückhaltend, und für diejenigen, die in diese Welt eingetaucht sind, hat digitalisierte alte Kunst nicht den spekulativen Reiz von 'nativen' NFTs wie CryptoPunks oder Bored Apes, die für Millionen verkauft werden können. Bislang hat noch kein Museums-NFT auf Wiederverkaufsplattformen wie OpenSea aufsehenerregende Gewinne erzielt." Es ist zwar nicht nachhaltig, aber man kann damit Geld machen. Klingt nach einem seriösen Geschäftsmodell für Museen.
Der ersten Galerieausstellung physischer Kunstwerke von Beeple hat sich Frauke Steffens für die FAZ ausgesetzt: "Die Ästhetik erinnert an 'Robocop' oder 'Mad Max'. Wo nackte Frauen auf Knien ihr Blut – Symbol für Daten – einem überdimensionierten Roboter geben, hat sich Beeple vom Science-Fiction-Genre inspirieren lassen. Subtil ist das alles nicht. Es wird auch nicht eindrucksvoller dadurch, dass es solcherlei von Beeple bisher nur virtuell in Form von Bilddateien im Internet oder als NFT auf der Blockchain gab. Wobei ein Großformat namens 'Toxic Masculinity', das Bezos-Köpfe bewachsen von männlichen Genitalien zeigt, in einer Galerie noch monströser erscheinen mag als auf einem Display."
Die Geschichte zu Andy Warhols "Shot Sage Blue Marilyn", die im Mai bei Christie's in London 200 Millionen Pfund einspielen soll, erzählt Katya Kazakina bei Artnet.
Ein weltumspannendes Mittelmarkt-Imperium, in dem die Sonne nicht untergeht, scheint Bonhams mit seinem Eigentümer Epiris anzustreben. Wie Vivienne Chow bei Artnet meldet, hat das Londoner Unternehmen jetzt auch noch das dänische Auktionshaus Bruun Rasmussen geschluckt.
Wie das Herrscherhaus von Katar mit Immobilien und Kunst in Frankreich nicht nur Geld, sondern auch Politik macht, untersucht Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt: "Bisher war Katar für seine drei Schwerpunkte: Universitäten – Museen – Sport im Emirat bekannt. Mit der Fußballweltmeisterschaft in Doha ab November diesen Jahres wird diese Trias einen lokalen Höhepunkt erreichen. Da es im Vorfeld viel Kritik an der Fußballweltmeisterschaft gibt, ist die kulturelle Softpower in Frankreich mehr als bloßes Mäzenatentum. Sie ist immer auch Machtpolitik."
Den neuen Chef der Altmeister-Abteilung bei Christie's Andrew Fletcher stellt Gina Thomas in der FAZ vor.
Anna Sorokin(a) (Delvey) hat jetzt eine Künstlerkarriere. Über ihre erste Ausstellung "Free Anna Delvey" berichtet Emily Palmer in der New York Times.