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Kunst mit hohem Wiedererkennungswert lässt sich besser handeln. Aus dieser Binsenweisheit bastelt Wolfgang Ullrich in der ZEIT vom 30. März eine Variation auf seine "Siegerkunst": "Eigentlich alle zeitgenössischen Künstler mit globalem Markterfolg haben standardisierte Werkformen entwickelt, die sich mühelos - teilweise sogar von Dritten - seriell produzieren lassen." So ist das mit Investmentkunst, weiß auch Ullrich: "Und auch viele Käufer haben offenbar kein Problem damit, für viel Geld etwas zu erwerben, das es so oder ähnlich in vielfacher Ausführung gibt. Tatsächlich werden Werke mit zahlreichen, sich ähnelnden Varianten oft mit besonders hohen Preisen belohnt. Das hat etwas damit zu tun, dass Investoren und Spekulanten wissen wollen, wie viel Geld sie im Falle eines Verkaufs zu erwarten haben. Daher ist es für sie wichtig, dass möglichst viele ähnliche Werke existieren. Nur so taucht ausreichend oft eines auf dem Markt auf; es gibt Vergleichspreise, die stabilisierend und vielleicht sogar stimulierend wirken." Zum Glück erzählt das mal jemand.
Nach "neuen Modellen und Strukturen" sucht die Wiener Galeristin Kerstin Engholm laut Nicole Scheyerers Bestandsaufnahme der Wiener Galerienszene in der FAZ vom 1. April. Immerhin gebe es einige Neugründungen in der etwas überalterten Branche: "Aber was unterscheidet die Neu-Galeristen von den alten Hasen? Sicher die Digitalisierung und ihre vielen Kanäle, meinen die Thirtysomethings, für die Künstler als Instagram-Stars etwas Selbstverständliches sind. An der traditionellen Galeriearbeit würde das Internet aber wenig ändern, glaubt Almsick. Es mache zwar vieles einfacher, könne aber das persönliche Gespräch und die Vertrauensbeziehung zwischen Sammler und Galerist nicht ersetzen. Es ist höchste Zeit, dass Schwung in die stagnierende Wiener Galerieszene kommt, denn viele ihrer wichtigen Mitspieler haben schon das Pensionsalter erreicht. Ob die ambitionierten Quereinsteiger auch eine Generation neuer österreichischer Sammler befördern können - zu denen den Etablierten offenbar der Draht fehlt -, wird die Zeit erweisen. Und am Ende ist das Modell Galerie doch nicht so überholt, wie es heute oft den Anschein hat."
Im Modus der ständigen Neuerfindung befinde sich die Art Paris, beobachtet Bettina Wolfarth für die FAZ: "Die Qualität der regionalen Schwerpunkte, die die Art Paris unter der Leitung von Guillaume Piens seit einigen Jahren setzt - Russland, China oder Südostasien -, hängt natürlich von deren Kunstszenen ab. Afrika hat viel zu bieten: dynamische Galerien und neben zahlreichen bekannten Künstlern ein hohes Potential für Entdeckungen. Aber die Pariser Frühjahrsmesse muss sich alle Jahre wieder neu erfinden; sie wird noch immer von namhaften Galeristen gemieden. Tatsächlich geht es nicht darum, etwa mit der Fiac wetteifern zu wollen und eine weitere High-End-Messe auf die Beine zu stellen. Die Standmieten sind allerdings, das Grand Palais verpflichtet, fast genauso hoch. Auch in diesem Jahr gibt es eine Erneuerung on etwa fünfzig Prozent der Galerien".
Christie's streicht seinen Londoner Sale im Juni, berichten Anny Shaw und Sarah P. Hanson im Art Newspaper. Zur Begründung führe das Haus die hohe Eventdichte im Frühsommer an, die die Aufmerksamkeit der Sammler binde. Tatsächlich dürfte der mangelnde Nachschub an geeigneter Ware ausschlaggebend gewesen sein. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt, die vier Versteigerer Christie's, Sotheby's, Phillips und Bonhams hätten sich über ein gemeinsames Vorgehen verständigen wollen. Das hat wohl nicht funktioniert, und bei Christie's scheint die Not so groß zu sein, dass man das Feld sogar anderen überlässt.
Nicht genug, dass Christie's in seiner Heimat Sorgen hat, jetzt grätscht ihnen auch noch die französische Justiz dazwischen. Burkhard Maus schreibt in seinem Blog, ein Gericht in Versailles habe moniert, dass Christie's in seinen Geschäftsbedingungen die Folgerechtsabgabe gesetzeswidrig den Käufern aufdrücke statt den Verkäufern. Sollte das Urteil Bestand haben, gelte das auch für zurückliegende Verkäufe.
Über die mangelnde Internetaffinität des Kunstmarkts beklagt sich Michael Penke in der Gründerszene: "Auf der anderen Seiten versuchen sich Startups zu positionieren, die ein reines Online-Geschäft betreiben und auf die teuren Auktions-Events verzichten. Diese kostensparende Strategie krankt jedoch an den Kaufgewohnheiten der Kunden. Die wollen die begehrte Waren vor dem Kauf häufig sehen und greifen meist nur bei Objekten im niedrigpreisigen Segment zu. Ab Geboten jenseits von 100.000 Euro ist ohnehin Schluss. Hier dominiert allein das nichtdigitale Geschäft. Wer zahlt schon so viel Geld für etwas, das er nie in echt gesehen hat?
Das Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels mit Sitz in Köln wird von Stadt und Land finanziell an seiner kurzen Leine gehalten. Christiane Hoffmanns beschreibt in DIE WELT die Misere: "Doch wie kann die Zukunft des ZADIK aussehen? Problematisch für die Zuwendung staatlicher Förderung ist nach wie vor die Vorstellung, der Kunsthandel müsse sein eigenes Archiv selbst finanzieren. Dass die Einlieferer ihre Unterlagen dem Archiv schenken, wird dabei meist vergessen. Einige Galeristen wie Paul Maenz oder die Erben von Alfred Schmela haben es daher vorgezogen, ihre Dokumente dem amerikanischen Getty-Museum zu verkaufen."
Der Fall Gurlitt hat in der Schweiz drei Journalisten zu einer gründlichen Recherche veranlasst, über deren Julia Stephan in der Luzerner Zeitung berichtet: "Im Buch 'Der Gurlitt-Komplex' fragen sie nach der Rolle der Schweizer Kunsthändler, Privatsammler und Museen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie fordern mehr Transparenz bei der Dokumentierung von Sammlungsbeständen und stellen fest: Wenn es um den günstigen Ankauf von Kunstwerken ging, legten viele Beteiligte während des Zweiten Weltkrieges eine hohe moralische Flexibilität an den Tag."
Zwei Nachfahren jüdischer Kunsthändler haben vor einem US-Gericht gegen die BRD einen Teilerfolg errungen, berichtet DIE WELT. Demnach habe das Gericht im Streit um den Welfenschatz eine Klage in Teilen zugelassen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bezweifle hingegen die Zuständigkeit des Gerichts und verweist auf eine Empfehlung der Limbach-Kommission, die Objekte in Berlin zu belassen.
Das Künstlerhaus in Wien ist genossenschaftlich organisiert und kann daher auch mit eigenen Beständen handeln. Das führe zu einem nicht unerheblichen Abfluss wichtiger Werke, vermerkt Olga Kronsteiner im Standard: "Jetzt wurde bekannt, dass man sich nun von den 72 Rembrandt-Radierungen trennen wird, die sich jahrelang auf Ausstellungstournee befanden: 63 noch zu Lebzeiten des Niederländers (1606-1669) entstandene Originale sowie neun aus der Zeit kurz nach seinem Tod. Ihr Zustand sei nicht allzu gut, gesteht Zawrel, dafür sei die Provenienz ein nennenswerter Pluspunkt. Das Match unter den internationalen Auktionshäusern gilt demnach als eröffnet."
Der Monheimer Kunsthändler ( Weng Fine Art www.wengfineart.com ) klärt die Leser der Rheinischen Post über die Bedeutung des Krefelder Künstlers Herbert Zangs auf, dem im ZKM nächstes Jahr eine große Ausstellung gewidmet ist. Weng sammelt selbst seit vielen Jahren Arbeiten des Künstlers.
Das Husarenstück des Berliner Goldmünzenraubs schildert Boris Fuchsmann im Handelsblatt: "Nach ersten Erkenntnissen kamen die Diebe wohl zwischen 3.20 und 3.45 Uhr über die Bahntrasse, die wenige Meter am Museumsgebäude vorbeiführt. An den Gleisen wurde eine Leiter gefunden. Vermutlich stellten die Täter die Leiter auf einen Sockel des Gebäudes. Auf dem gleichen Weg seien sie dann wohl in Richtung Hackescher Markt über die Gleise entkommen. Wie sie ihre zwei Zentner schwere Beute transportierten, blieb zunächst unklar."