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Kobels Kunstwoche

Trügerischer Frühling; Jovita Jovishova
Make love, not war, frei via creativesforukraine.com
Trügerischer Frühling; Jovita Jovishova Make love, not war, frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 15 2023

Alle Jahre wieder erstellt Clare McAndrew für die Art Basel und die UBS einen Marktreport (PDF). Die Zusammenfassung am Anfang des Reports hat Eileen Kinsella für Artnet noch einmal heruntergekocht. Im Standard hat Olga Kronsteiner einen zusammenhängenden Text zu den wichtigsten Punkten formuliert.

Für die FAZ vom 8. April hat Ursula Scheer mit der Ökonomin McAndrew über ihre Erkenntnisse gesprochen: „Wenn man nur auf die Pressemitteilungen und Auktionsergebnisse schaut, sieht es sehr, sehr positiv aus. Aber wenn man mit Menschen in Galerien und Auktionshäusern spricht, die nicht im Spitzensegment des Marktes tätig sind, wird deutlich, dass einige Unternehmen wirklich zu kämpfen hatten. Es ergibt sich also ein stark gemischtes Bild mit sehr guten Umsätzen im oberen Bereich und schwächeren auf anderen Ebenen. [...] 2020 schrumpfte alles wegen der Pandemie, 2021 erholte sich alles sehr gut, und jetzt flacht die Kurve wegen dieser ungleichmäßig verteilten Leistung ab: Die Spitze ist davongezogen, hat aber alles andere nicht mit angehoben.“

Meine Gedanken zum Report sind im Handelsblatt und bei Monopol nachzulesen.

Im Rahmen eines wenig überraschend nachrichtenarmen Gesprächs mit Art Basel-Chef Noah Horowitz für das Handelsblatt versteckt Stephanie Dieckvoss eine interessante Zahl: „Darüber hinaus beendete sie [die MCH Group AG) das Geschäftsjahr 2022 mit einem Verlust um zehn Millionen Schweizer Franken. In diesem Minus steckt auch knapp eine Million Franken, die dem Ex-Messechef Marc Spiegler, der noch bis Ende Oktober 2023 bei der MCH angestellt bleibt, im letzten Jahr als Vergütung zustanden. Kein Wunder, dass man von ihm noch nichts hört.“

Warum die Mega-Galerien in letzter Zeit ständig neue Künstlernamen in ihr Portfolio aufnehmen, versuchen Alex Greenberger, Daniel Cassady und Angelica Villa für Artnews herauszufinden: „Die New Yorker Kunstberaterin Lisa Schiff erklärte gegenüber ARTnews, dass viele dieser Talente erst nach der Ermordung von George Floyd durch die Polizei im Mai 2020 und der darauffolgenden Race-Diskussion in der Kunstwelt und in anderen Branchen angeworben wurden. Alle Galerien, nicht nur die großen, haben ihre Künstlerlisten während der Pandemie deutlich aufgestockt. Und das meiste (aber nicht alles) geschah in einem Rausch, um einer inklusiveren Kunstwelt gerecht zu werden, deren Geschichte neu geschrieben werden muss und wird", so Schiff. 'Viele der Ergänzungen wurden in aller Eile vorgenommen, und doch war Eile geboten, wenn man bedenkt, wie spät wir ins Spiel gekommen sind.'“

Damien Hirst dreht seine Vermarktungsmaschine weiter, indem er sich das aktulle Buzzword aneignet. Nach NFTs nutzt er jetzt KI, um seine Idee von den Spin Paintings zu recyceln. Ursula Scheer kommentiert in der FAZ: "Leicht und eingängig wie Ostereiermalerei ist das und für Hirst ein Gelddruckmaschinchen. 'Egal, wie es dir geht, wenn du auf ein ,Spin Painting‘ schaust, kannst du den ganzen Mist in deinem Leben vergessen, und wenn es nur für ein paar Sekunden ist', meint Hirst. Darüber lässt sich streiten, vielleicht symbolisieren diese Bilder auch so einigen Mist. Aber Drehscheibenmalerei als Urbild von KI-Kunst, die statt Farbe bloß Bilddaten in die Mangel nimmt, auszustellen, das ist schon ziemlich genial." „Genial“ ist in diesem Zusammenhang vielleicht ein etwas starkes Wort - „geschäftstüchtig“ reicht eigentlich.

Der Auktionshandel mit Außereuropäischer Kunst boome, hat Matthias Busse bei seinen Recherchen für die WeLT vom 9. April erfahren. Was angesichts der verschärften Handelsbeschränkungen und -kontrollen paradox klinge, habe jedoch Gründe: „Die kräftigen Zuwächse der Auktionshäuser könnten auch an einer Umsatzverlagerung liegen. Denn der klassische Antiquitätenhandel und spezialisierte Galerien haben in den vergangenen Jahren Federn gelassen. Eine geringere Zahl von Akteuren erleichtere zudem dem Zoll die Kontrolle der verschärften Ausfuhrbeschränkungen nach dem Kulturgutschutzgesetz von 2016. Um den Versand nach Übersee abzuwickeln, mussten manche Auktionshäuser sogar Mitarbeiter einstellen, welche die komplizierten Formalitäten der Aus- und Einfuhrbestimmungen regeln. Die Professionalisierung des Handels mag aber zu neuem Vertrauen beim Sammlernachwuchs beitragen. Sotheby’s mache eine neue Käufergeneration aus, sagt eine Sprecherin des Auktionshauses: 'Wir sehen ein wachsendes Interesse von denen, die Tribal Art mit moderner und zeitgenössischer Kunst kombinieren.' In fünf Jahren sei die Zahl der Bieter im Alter von unter 40 Jahren von 18 auf 31 Prozent gestiegen, der Anstieg der über 40 Jahre alten Bieter um ein Drittel und der über 50-Jährigen um 40 Prozent.“

Von einer erfolgreichen New Yorker Asienwoche berichtet Barbara Kutscher im Handelsblatt: „Fast jeder der teilnehmenden Händler, die Kunst aus Japan, Korea und Indien bis hinauf in die Gegenwart feilboten, war zufrieden. Nach neun Tagen summierten sich die bekannt gemachten Umsätze von fünf Auktionshäusern und 22 von 26 Händlern auf über 131 Millionen Dollar, das beste Ergebnis seit 2019. Damals hatte die 'Asia Week' 150 Millionen Dollar verbucht. Die bisher erfolgreichste Asia Week mit Einnahmen von 424 Millionen Dollar fand 2017 statt. Damals nahmen aber noch 51 internationale Händler teil.

Einen Hauch der exklusiven Biennale-Welt Venedigs für Zuhause verspricht die Versteigerung der Inneneinrichtung des legendären Hotel Bauer, berichtet Marcus Woeller in der WeLT vom 9. April: „Jetzt soll renoviert werden – und alles muss raus. Das Auktionshaus Artcurial wurde beauftragt, die 10.000 Ausstattungsstücke zu versteigern. Möbel, Lampen, Textilien und Tischdekor kommen ab 24. April unter den Hammer. Die Offerte erzählt von der einzigartigen Schaffenskraft venezianischer Kunsthandwerker.“

Während alle anlässlich des 50. Todestags von Pablo Picasso über dessen Umgang mit Frauen spricht, zeichnet Sebastian C. Sprenger im Tagesspiegel ein Preisbild der günstigeren Werke des Künstlers: „Anfangs entstanden schlichte Teller und Schalen, später kamen komplexere Formen wie Krüge und Vasen hinzu, deren Henkel gelegentlich zu Gesichtszügen oder anatomischen Teilen geformt sind, wenn die Gefäße Tiere darstellten. Beliebte Stücke sind vor allem Picassos Eulen-Krüge (zwischen 20.000 und 40.000 Euro) und Objekte mit Stierkampf-Motiven. Hier hängt der Preis von der Auflagenhöhe ab: Niedrige Auflagen mit 50 Exemplaren wie der 1953 gestaltete reliefartige „Corrida“-Teller kosten um die 30.000 Euro, bei Unikaten können es auch ein paar Hunderttausend Euro sein. Dennoch gibt es auch hier die Chance, kleinere Plaketten, Schalen oder Teller zu erwerben, deren Preis bei etwa 1000 Euro beginnen.“

Zum 40-jährigen Jubiläum der Galerie Eigen + Art hat Sarah Alberti für Monopol nicht mit dem allgegenwärtigen Judy Lybke, sondern den beiden Partnerinnen Kerstin Wahala und Elke Hannemann gesprochen, die von Vergangenheit und Gegenwart des Unternehmens und des Geschäfts sprechen: „Wir sind 1990 mit einem Kredit von Arend Oetker gestartet. Das waren 50.000 DM. Judy hatte in Köln ein Konto eröffnet. Ich bekam den ersten Kontoauszug und dachte: Das reicht fürs ganze Leben! Dann kam die Transportrechnung vom Hintransport der Werke von Uecker. 5.000 DM. Und ich dachte: Da ist jetzt schon ein Zehntel weg! Dann hieß es, wir bräuchten eine Versicherung. Da haben wir gesagt: 'Nee! Das Geld sparen wir!' Stattdessen gab es einen Schlafplan. Wir haben sechs Wochen in der Galerie geschlafen.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung