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Zoll oder kein Zoll auf Kunst? Wenn ja, wie viel? Die Frage nach dem Warum stellt sich bei den Mafia-Methoden des am Parlament vorbeiregierenden Trump-Regimes eigentlich nicht. (Nein, ich habe nicht vor, in den nächsten Jahren in die USA zu reisen.) Vor den möglichen Auswirkungen kapitulieren angesichts der chaotischen Lage die meisten Fachmedien. Lediglich Katya Kazakina bemüht sich bei Artnet (evtl. Paywall) um Aufklärung: „In Chelsea, dem Galerienzentrum von New York, breitete sich schnell Angst aus. Die Händler saßen an ihren Computern und entzifferten E-Mails von Spediteuren und Handelsorganisationen wie der Art Dealers Association of America und der New Art Dealers Alliance (NADA). Am Donnerstagmittag schienen viele Trost in einem obskuren, kleingedruckten Dokument namens '50 USC 1702(b)' zu finden, in dem Gegenstände aufgeführt sind, die von den Zöllen ausgenommen sind. Es stammt aus dem Jahr 2001 und umfasst prähistorische Gegenstände wie CD-ROMs (erinnern Sie sich daran?), Mikrofiche, Nachrichtenübermittlungen und – Trommelwirbel bitte! – Kunstwerke. Am Ende dieses turbulenten Tages herrschte zunehmend Einigkeit darüber, dass wichtige Zölle nicht für Kunst gelten werden, allerdings mit einer großen Einschränkung. 'Auch wenn es derzeit so aussieht, als ob Kunst nicht betroffen ist, kann sich das morgen ändern', sagte Green. 'Es ist alles im Fluss. Uhren und Weine werden besteuert. Es ergibt also wenig Sinn, warum Kunst nicht.'“ Für die beiden Nachbarn der USA hat Frauke Steffens in der FAZ ein Stimmunsgbild erstellt: „Donald Trump überzieht die Welt mit neuen Zöllen, und auch am Kunstmarkt wird es deshalb unruhig. Bislang war nicht klar, wie Galerien, Sammler und Künstler von den Extraabgaben auf Einfuhren nach Amerika betroffen sein werden. Doch nachdem Trump auf sämtliche Importe mindestens zehn Prozent Zoll verhängt und Länder wie China mit noch höheren Einfuhrsteuern belegt hat, werden die Sorgen konkreter – etwa in den Nachbarländern Mexiko und Kanada. Beide werden zwar vom jüngsten 'Zollhammer' noch nicht getroffen, doch treten gegen sie nach Ablauf einer Pause wohl Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent in Kraft. Kunstwerke waren bislang wegen bestehender Handelsabkommen mit beiden Nachbarländern von Zöllen ausgenommen. Das könnte sich angesichts von Trumps Impulsivität aber womöglich rasch ändern.“ Im Deutschlandfunk Kultur hat Vivian Perkovic mit mir über die drohenden Zölle und einen tief im Gesetzesdickicht versteckten Ausnahmetatbestand für Kunst gesprochen.
Die regionale Ausrichtung der Art Paris hebt J. Emil Sennewald im Handelsblatt hervor: „Die Messe setzt diesmal voll auf 'French Touch': Unter den rund 60 Neuzugängen der 170 Ausstellenden aus 25 Ländern kommt mehr als die Hälfte aus Frankreich. 'Regional und kosmopolitisch zugleich' sei die Art Paris, so Messeleiter Guillaume Piens, 'ausgerichtet auf Entdeckungen'. Vor allem erzeugt die Veranstaltung Vertrauen: mit durchgehend ansehnlichem Niveau, wenig Spekulationsobjekten und günstiger Einstiegsware für Neusammler.“ In der FAZ schlüsselt Bettina Wohlfarth auf: „Sechzig Prozent der Galerien stammen aus Frankreich. Unter den vierzig Prozent der ausländischen Aussteller sind manche von weither angereist; die Mehrzahl kommt aus Belgien, der Schweiz und Italien. Seit einigen Jahren treten große europäische Galerien an, etwa die Galleria Continua mit Stammsitz in San Gimignano, neben international namhaften französischen Händlern wie Kamel Mennour, Almine Rech, Daniel Templon oder Lelong. Art Paris kann sich im Vergleich zu der von der Art Basel ausgerichteten Herbstmesse als preislich zugänglichere komplementäre Veranstaltung behaupten.“
Auch die SP Arte in Sao Paolo beziehe ihre Stärke aus der Region, berichtet Mercedes Ezquiaga bei Artsy: „Da die Messe immer lokaler wird, wird ihr Publikum immer internationaler. 'Wir haben in diesem Jahr eine Rekordzahl an internationalen Besuchern', bemerkte [Direktorin Fernanda] Feitosa. 'Mehr als 80 Sammler, Kuratoren und Berater aus Ländern wie Japan, Australien, Deutschland, Polen, Südkorea und den Vereinigten Staaten sind gekommen.'“
Die Miart in Mailand sei von einer Erholung des italienischen Kunstmarkts geprägt, urteilt Julia Stellmann in der FAZ: „Nachdem die Messe von ihren italienischen Konkurrentinnen – der Artissima in Turin und der Arte Fiera in Bologna – zwischenzeitlich übertrumpft wurde, zeigt sie sich wieder deutlich erholt. Nach dem Tiefpunkt 2012 mit nur 92 teilnehmenden Galerien ist die Anzahl der Aussteller unter der Leitung von Nicola Ricciardi wieder auf 179 aus 31 Ländern gestiegen. Das mag angesichts weltweit drohender Rezession sowie Protesten in Italien gegen den unverändert hohen Mehrwertsteuersatz von 22 Prozent auf Kunst überraschen. Hinzu kommt, dass der italienische Markt, wie man von ausländischen Galeristen hört, ohnehin schwierig zu bespielen sein soll.“ Wer jemals die Arte Fiera in Bologna besucht hat, dürfte sich jedoch kaum vorstellen können, dass diese der Miart in den letzten zwei Jahrzehnten außer in der Zahl der Aussteller jemals in irgendeinem Punkt hätte überlegen gewesen sein sollen. Bei Artsy führt Sofia Hallström aus: „Ricciardi merkte an, dass die Expatriate-Community wächst, da immer mehr Menschen umziehen. Parallel dazu wächst auch die zahlungskräftige Sammlerbasis, was zum Teil auf das attraktive Steuersystem zurückzuführen ist. Auch große Galerien folgen diesem Trend, wie Thaddaeus Ropac, der die Eröffnung einer neuen Galerie in der Stadt vorbereitet, und Ben Brown Fine Arts, der seine Präsenz ausbauen möchte.“
Die Muttergesellschaft der Art Basel, die MCH Group AG, hat erstmals seit 2016 wieder einen Nettogewinn ausgewiesen, melde ich im Weltkunst Insider (60 Tage kostenloses Probeabo) und im Handelsblatt vom 4. April.
Kultur scheint den Menschen wichtiger zu sein, als von der Politik offensichtlich angenommen wird. Das ist einer der Schlüsse, die sich aus dem Relevanzmonitor Kultur (PDF) der Liz Mohn-Stiftung ziehen lassen: „Jeweils rund vier Fünftel der Befragten meinen, dass Kulturangebote zu Diskussionen und eigenständiger Meinungsbildung sowie zu kritischem Denken anregen (jeweils 81 %) und dass sie Toleranz und Verständnis fördern (79 %). Knapp drei Viertel sind der Ansicht, dass Kulturangebote Zugang zu Bildung und Wissen für alle schaffen (74 %, Abbildung 8) und dass sie Vielfalt und Diversität umfänglich darstellen (71 %). Dass Kulturangebote Perspektiven zu gesellschaftlichen Fragen aufzeigen, die in den Nachrichten nicht vorkommen, meinen zwei Drittel (67 %) der Befragten“. Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda äußert sich im Deutschlandfunk Kultur (Audio) zu den Ergebnissen der Befragung.
Kultur endlich als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen, fordert Stephan-Andreas Casdorff im Tagesspiegel: „Vor zwanzig Jahren, im Jahr 2005, hat die Enquete-Kommission des Bundestags „Kultur in Deutschland“ einstimmig empfohlen, das Grundgesetz um den Satz 'Der Staat schützt und fördert die Kultur zu ergänzen. Darum: Das Staatsziel Kultur muss in dieser Wahlperiode endlich ins Grundgesetz aufgenommen werden.“
Währenddessen schwingt der Berliner Senat die marktradikale Keule und droht eine Privatisierung von Teilen des Theaterbetriebs an, berichtet Natahlie Daiber bei Radioeins (Text und Audio): „Der Berliner Senat arbeitet nach rbb-Informationen an einer Neuorganisation der fünf landeseigenen Theater. Die Bühnen - Volksbühne, Deutsches Theater, Maxim-Gorki-Theater, Theater an der Parkaue und das Konzerthaus - bereiten sich aktuell auf Gespräche mit dem Senat über eine mögliche Privatisierung vor.“ Sollte der Kultursenator Joe Chialo tatsächlich Bundeskulturminister werden, wie es häufiger gemutmaßt wird, wäre es an der Zeit für die wahrscheinlich ersten Straßenproteste gegen die Ernennung eines Ministers.
Den Stuttgarter Galerienrundgang Art Alarm zu 22 Teilnehmern hat Nikolai B. Forstbauer für die Stuttgarter Zeitung mitgemacht.
Der Anteil Abu Dhabis an Sotheby's dürfte höher sein als bisher angenommen, berichtet Harrison Jacobs bei Artnews: „Anfang dieser Woche veröffentlichte die Financial Times ein ausführliches Interview mit dem CEO von Sotheby's, Charles F. Stewart, das offenbar dazu gedacht war, das Geschäft des Auktionshauses vor den wichtigen Auktionen im nächsten Monat in New York anzukurbeln. Die wichtigste Erkenntnis ergab sich jedoch nicht aus einem Zitat, sondern war in der Mitte des Artikels versteckt. Der jüngste Investitionsvertrag des Auktionshauses über 1 Milliarde US-Dollar mit ADQ, dem Staatsfonds und der Investmentgesellschaft von Abu Dhabi, über den die FT berichtete, sah eine Beteiligung von 25 bis 30 Prozent an dem Unternehmen vor.“
Vom grandiosen Erfolg der Warhol-Versteigerung des Archivs der ehemaligen Galerie Daniel Blau im Wiener Dorotheum berichtet Rose-Maria Gropp in der FAZ: „Die Veranstaltung geriet zum 'White Glove Sale', sämtliche Lose wurden verkauft. Insgesamt 4500 Gebote aus aller Welt gingen bei der Online-Auktion ein, die sieben Stunden dauerte. Der unteren Gesamttaxe von 321.200 Euro stand am Ende ein Gesamtergebnis von 2,8 Millionen Euro brutto gegenüber. Die meisten Lose überstiegen ihren Startpreis um ein Vielfaches.“
E.T. muss hingegen wieder nach Hause, meldet Richard Friebe im Tagesspiegel.
Auf Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit einer angeblich von William Turner stammenden Venedig-Vedute weist Nicole Scheyerer in der FAZ hin: „2005 gelangte das Werk zum aktuellen Eigentümer. Der in der Studie namentlich genannte Besitzer, der bisher nicht als Sammler in Erscheinung trat, hat Artziwna mit der Expertise beauftragt. Auch das ist ungewöhnlich, denn die Kunsthandlung verkauft in erster Linie nach 1945 entstandene österreichische Kunst. Der seit über vierzig Jahren tätige Galerist Gerald Ziwna betont jedoch, dass er als gelernter Restaurator und früherer Altmeisterhändler schon etliche solcher Studien gemacht hat. Dass das Werk noch nicht in einer Londoner oder New Yorker Auktion aufgetaucht ist, liegt wohl in erster Linie an der lückenhaften Provenienz.“
Die Einfuhr von Kunstwerken in die EU werde komplizierter, erklärt der Anwalt Zacharias Marwick im Weltkunst Insider: „Was in Deutschland aufgrund des Kulturgutschutzgesetzes schon lange eine große Rolle spielt, wird nun auch auf europäischer Ebene an Gewicht gewinnen: die Prüfung ausländischer Rechtsnormen zur Klärung, ob die Ein- oder Ausfuhr legal ist. Ab dem 28. Juni 2025 treten die bereits 2019 beschlossenen Regeln zur Einfuhr von Kulturgütern aus Drittländern in Kraft. Diese sehen vor, dass Einführende für Objekte aus archäologischem Kontext, die älter als 250 Jahre sind, unabhängig von deren Wert eine Einfuhrgenehmigung einholen müssen. Die Antragsteller müssen zwingend die legale Ausfuhr aus dem Herkunftsstaat durch das Einreichen entsprechender Dokumente belegen.“
Zum 1. April macht Dirk Knipphals in der taz Klaus Wowereit zum neuen Kultrustaatsminister , ich lasse bei Artmagazine die Art Basel die Wiener Messelandschaft aufmischen, und Monopol macht die Letzte Generation und Just Stop Oil zu den Kuratoren des deutschen Pavillons in Venedig. Dieser Scherz scheint dem Magazin so gut gelungen zu sein, dass es sich tags darauf zur Aufklärung veranlasst sah.