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Wenn es den Begriff gäbe, würde Ewa Hess von der Basler Zeitung der documenta in Athen wahrscheinlich Kuratose attestieren (Curatosis Szymczyk). Als Ursache macht sie Markt und Eventwahn der jüngeren Vergangenheit aus: "Die Werke wurden durch Grösse, kostbare Verarbeitung und astronomische Preise so aufgebläht, dass im Hirn der Besucher jener herrliche Dopaminrausch entstehen konnte, der sie nach immer mehr glamourösen Events verlangen liess. Zigtausende, die sich nach Kassel, Venedig oder Basel aufmachen, um spröde zeitgenössische Kunst wie ein Heiligtum zu bestaunen, sind ein frappierendes Resultat von diesem Prozess. Schon seit einer Weile zeichnet sich allerdings ein Gegentrend ab. Dem Rausch folgt der Kater. Es gibt ein Bedürfnis nach einer neuen Askese". Als Inkubationszeit nennt sie die letzten zehn Jahre. Die Diagnose erklärt allerdings nicht die beiden letzten documenten.
Marktferne bescheinigt der Veranstaltung Tobias Timm in der ZEIT vom 13. April: "Zu groß und sichtbar ist der Einfluss der großen Galerien etwa auf der Venedig-Biennale 2015 gewesen, wo erstaunlich viele der ausgestellten Künstler aus dem Programm der Global Player wie David Zwirner und Gagosian stammten. Während der Ausstellungseröffnung waren damals ganze Heerscharen von Galeriemitarbeitern neben den Werken der von ihnen vertretenen Künstler positioniert worden, um diese wie auf einer Kunstmesse an die angereisten Sammler zu verkaufen." Allerdings ist Athen nicht Venedig, und Kassel war es auch nie.
Die Art Cologne ersetzt mit der neuen Messe Art Berlin die abc. Zu Anteilen und Aufgabenverteilung kursieren unterschiedliche Versionen. Ich argumentiere im Art Newspaper, es handle sich um eine Übernahme, während Maike Cruse von der abc GWB Veranstaltungs UG in einer kurzen Email ausdrücklich von einer Kooperation spricht. Im Deutschlandradio rekapituliert Carsten Probst im Rahmen seines Berichts über die neue Veranstaltung die Entwicklung des Messestandorts Deutschland zum Nachhören. Henri Neuendorf hatte die Gelegenheit, für Artnet ausführlicher mit Maike Cruse zu sprechen. Swantje Karich versucht es in DIE WELT mit Humor: "Die neue Art Düsseldorf macht der alten Art Cologne Konkurrenz und die alte Art Cologne gründet deswegen die neue Art Berlin und ärgert die Art Düsseldorf. Uff. Jetzt müssen nur noch Leute gefunden werden, die in diesem absurden Drehbuch auch mitspielen wollen".
Den Direktor der Art Cologne ermahnt Georg Imdahl in der FAZ vom 15. April in diesem Zusammenhang, das rheinische Publikum nicht zu vernachlässigen: "Es geht um ein, so die Meinung diverser Galeristen, arg maues VIP-Programm und eine nachlassende Kontaktpflege gerade der heimischen Kräfte. Ebendamit hatte Daniel Hug in der Region enorm gepunktet, als er vor neun Jahren seinen Job antrat und die in ihrer Existenz bedrohte Traditionsmesse konsolidierte. Anfangs war Hug omnipräsent. Es sei ja gut und schön, amerikanische Blockbuster-Galerien dabei zu haben, heißt es nun, aber die Muttermesse müsse sich wieder stärker um die Ressourcen im Rheinland kümmern."
Das Kölner Auktionshaus Van Ham sei mit der Resteverwertung der pleitegegangenen Auctionata AG beauftragt worden, meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt vom 13. April: "Auctionatas Insolvenz im März 2017 soll es Privateinlieferern schwergemacht haben, nicht verkaufte Ware aus diversen Lagern herauszulösen. Da herrsche großes Chaos, war zu hören. Bei dem unverkauft gebliebenen Restbestand des überambitionierten Online-Versteigerungshauses soll es sich um rund 12.000 Kunstwerke - überwiegend im Niedrigpreissegment -, Uhren und Oldtimer handeln."
"Größenwahn vergeht nicht", behauptet Jan Küveler in DIE WELT vom 16. April und verspricht Entlarvendes über den neuesten Coup von Damien Hirst: "Seit seiner berüchtigten Auktion am Tag des Lehman-Crashs 2008 ist es still geworden um Damien Hirst. Jetzt ist er zurück mit einer Doppelausstellung in Venedig und 200 Skulpturen für den Kunstmarkt". Der nachfolgende Artikel ist dann lediglich eine brave Nacherzählung der Schau. Da kann man auch gleich die dpa-Meldung zum Thema lesen, unter anderem bei art.
Der Untersuchung staatlich organisierten Kunstraubs in der DDR könnte eine weltweite Welle von Restitutionsansprüchen auslösen, vermutet Catherine Hickley im Art Newspaper.
Kito Nedo erhält den ADKV-ART COLOGNE-Preis für Kunstkritik 2017. Allerherzlichsten Glückwunsch! Die Pressemitteilung ist auf der katastrophal neudesignten Webseite der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine nachzulesen.