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Kobels Kunstwoche

Invited: Wiener Galerien zum Spinnereirundgang in Leipzig; Foto Stefan Kobel
Invited: Wiener Galerien zum Spinnereirundgang in Leipzig; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 16 2018

Michael Kohler hat Nerven. Im Kölner Stadt-Anzeiger vom 14. April fragt er Daniel Hug, den Direktor der Art Cologne, was wohl kaum ein Hauptstadtjournalist so zu fragen gewagt hätte: Warum er die abc gerettet habe. Hugs Antwort zeugt vom neuen Kölner Selbstbewusstsein: "Ich weiß nicht, ob gerettet der richtige Ausdruck ist. Die abc Messe hatte Probleme, ich war mit den Ausrichtern wegen eines Collaborations-Sektors im Gespräch und wurde gefragt: Warum machst du nicht die ganze Messe? Die Zeiten haben sich ja auch geändert. Es gibt nicht mehr diesen Konkurrenzkampf mit Berlin, Köln hat weltweit wieder einen guten Ruf. Wenn ich jungen internationalen Galeristen vor zehn Jahren von der Messe erzählt habe, hieß es immer: Toll, ist das in Berlin? Wie Köln - was ist das denn? Heute wissen alle, wovon ich rede. In den 90er Jahren gab es eine Tendenz, den deutschen Kunstmarkt in Berlin zu zentralisieren. Aber so geht das einfach nicht." Nein, da mussten die Berliner Strippenzieher kräftig mithelfen und den eigenen Standort demontieren.

Abseits der großen Zentren geht es nicht nur kooperativer, sondern auch mitunter experimentierfreudiger zu. Den Frühjahrsrundgang der Spinnereigalerien in Leipzig hat Luise Schendel für DIE WELT mitgemacht. Ich war für das Artmagazine dort.

An anderen Orten haben in der abgelaufenen Woche ebenfalls Kunstmessen stattgefunden. Die Berichterstattung zur Dallas Art Fair beschränkt sich jedoch überwiegend auf freundliches PR-Geklingel, wie es Alex Greenberg für Artnews und Brian Boucher für Artnet praktizieren.

Auf der Miart in Mailand benötigt Artnet mit Sarah Cascone und Taylor Dafore sogar zwei Autoren, um eine ihrer nervtötenden Listen mit sieben "Entdeckungen" zusammenzustellen. Lediglich die italienische Artribune leistet sich eine relativierende Einordnung der Messe, die anmerkt, dass sich die Vergrößerung der Veranstaltung in der Qualität bemerkbar mache.

Gut drei Wochen hat die ZEIT das Loblied von Werner Bloch auf die Art Dubai (20.-24. März) reifen lassen: "Heute gilt die jährlich stattfindende Art Dubai als eleganteste Kunstmesse der Welt. Sie residiert im Luxushotel Jumeirah Madinat, einem Fünf-Sterne-Palast mit künstlichen Inseln und venezianischen Kanälen. Was oberflächlich klingt, entfaltete eine konträre Schubkraft: Viele Künstler setzen sich mit den Problemen der Region auseinander. Der Saudi Ahmed Mater zum Beispiel stellte in großformatigen, Gursky-ähnlichen Fotos die Entweihung Mekkas durch den Kommerz zur Schau. Die Messe wurde zum Seismografen der politischen und sozialen Wirklichkeit. Aber auch Sinnliches wird gezeigt: Im Westen herrscht das Vorurteil, es gebe in den arabischen Ländern keine erotische Kunst. Die Art Dubai zeigt, dass die arabische Kunst durchaus körperlich sein kann, trotz des Bilderverbots im Islam. 'Ich habe viele Akte gemalt', sagt etwa die 73-jährige jordanische Künstlerin Mona Saudi, die auch schon auf der Art Dubai ausstellte."

Zwei Monate vor ihrer Schweiz-Premiere hat die Outsider Art Fair ihre Basel-Ausgabe auch schon abgesagt. Schwieriger als erwartet sei es den Machern zufolge gewesen, in der Schweiz eine Messe auf die Beine zu stellen, berichtet Sarah Cascone bei Artnet.

Bescheidenheit und Selbstbewusstein schließen sich nicht aus. Das beweist Magnus Renfrew im Interview mit Marcus Woeller für DIE WELT über seine neue Messe in Taipeh: "Die Taipei Dangdai zielt darauf ab, eine positive Definition von Regionalität zu entwickeln. Nicht als etwas Zweitklassiges, sondern mit einer absichtlich regionalen Identität. Wir legen mit etwa 80 Teilnehmern einen Schwerpunkt auf Galerien und Künstler, die aus der Region kommen und sich für die Region engagieren." Mit Region meint er den gesamten asiatisch-pazifischen Raum.

Die Kunst-Konjunktur in Hongkong versucht Tim Schneider aus Auktionsdaten für Artnet abzulesen. Zwar werde mittlerweile nur noch jedes zweite verkaufte Los auch tatsächlich bezahlt, aber ansonsten gehe es dem Markt blendend, behauptet er.

Welche 13 Gemälde das Berkshire Museum nach Ausräumung aller juristischer Hürden von Sotheby's versteigern lassen will, hat Andrew Russeth für Artnews in Erfahrung gebracht.

Einen "Coup" nennt Bernhard Flieher in den Salzburger Nachrichten den Umstand, dass Thaddaeus Ropac jetzt den Nachlass von Joseph Beuys vertritt, für den er einst als Praktikant Bier geholt habe.

Einen Blick auf den Markt für Arbeiten Man Rays werfe ich in meiner Besprechung der Ausstellung im Wiener Kunstforum für das Handelsblatt: "Der Markt für Man Ray bewegt sich seit Langem seitwärts. Laut der Preisdatenbank Artprice erreicht er gerade wieder fast das Niveau von vor 20 Jahren. Das dürfte allerdings nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass kaum noch wirklich wichtige Arbeiten in Auktionen kommen. Die begehrten frühen 'Vintageabzüge' werden zumeist diskreter über die einschlägigen Galerien gehandelt."

Zum 80. Geburtstag gratuliert Brita Sachs in der FAZ dem Galeristen Heiner Friedrich, dessen Verdienste sie würdigt: "In New York eröffnete Friedrich 1971, nach München und Köln, eine dritte Galerie; vor allem aber kann er seinen Traum der 'Kunstsetzungen' verwirklichen: Gemeinsam mit seiner zweiten Frau Philippa de Menil und der Kunsthistorikerin Helen Winkler ruft er die Dia Art Foundation ins Leben. Ziel der Stiftung ist es, öffentliche Kunstprojekte umzusetzen, deren Größe und Kosten die Möglichkeiten individueller Sammler übersteigen. Ohne Dia würde es weder Walter de Marias 'Lightning Fields' in New Mexico geben, noch hätte Joseph Beuys 7000 Eichen zur Documenta7 pflanzen können, und aus Donald Judds Kunstsiedlung im texanischen Marfa wäre auch nichts geworden."

Dass Max Hollein nicht nur fachlich, sondern auch wirtschaftlich versiert sei und daher ein guter Griff für das Metropolitan Museum, erklärt Andrea A. Scott den Lesern des New Yorker mit einem Goethe-Zitat des Museumsmannes: "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust".

Dem neuen Geschäftsführer der documenta traut Kolja Reichert in der FAZ offensichtlich nicht viel zu: "Nachdem die Documenta-Gesellschafter, der hessische Kunst- und Wissenschaftsminister Boris Rhein und der seit Juli amtierende neue Oberbürgermeister Christian Geselle, also zuerst die eigene Geschäftsführung geschäftsunfähig machten, indem sie ihr ein Schweigegebot auferlegten, um sich dann der vorhanden Expertise zu entledigen, haben sie nun offenbar Schwierigkeiten, eine geeignete Nachfolge zu finden. Wolfgang Orthmayr ist offenbar schmerzfrei genug, als vorläufiger Interims-Geschäftsführer die Lücke zu füllen. Er hat ja in der Kunstwelt nichts zu verlieren." Bei allem Verständnis für die Kunst-Leidenschaft des Autors: Ein bisschen weniger persönlich hätte die Kritik an dem "Manager aus der dritten Reihe" ruhig sein dürfen.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung