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Die Biennale di Venezia reagiert auf Krieg in der Ukraine, berichtet Alex Greenberger für Artnews: "Cecilia Alemani, die die diesjährige Hauptausstellung der Biennale organisiert hat, lobte die Piazza Ucraina als ein potenziell prägendes Ereignis der diesjährigen Ausstellung. 'In den 127 Jahren ihres Bestehens hat die Biennale die Erschütterungen und Umwälzungen der Geschichte wie ein Seismograph registriert', sagte sie in einer Erklärung. 'Unsere Hoffnung ist, dass wir mit der Piazza Ucraina eine Plattform der Solidarität für das ukrainische Volk in der Erde der Giardini schaffen können, inmitten der historischen Pavillons, die auf dem Ideal des Nationalstaates errichtet wurden, der von der geopolitischen Dynamik und den kolonialen Expansionen des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt ist.'" Zudem werde das Pinchuk Art Centre statt der geplanten Ausstellung der Nominierten für den Future Art Prize aktuelle und historische Kunst von ukrainischen Künstlern zeigen.
Die noch laufende Online-Ausstellung der Galerie Thaddaeus Ropac zugunsten der Ukraine-Hilfe habe bisher rund 690.000 Euro eingebracht, meldet Artmagazine.
Auf die Verantwortung des Kunsthandels mit Blick auf die Russland-Sanktionen weist Sebastian Preuss in der WELTKUNST hin: "Dennoch sind die Sanktionen, bei denen der Kunstmarkt ja ohnehin nur eine Randrolle spielt, richtig und unvermeidlich. Was alle Akteure vor allem tun müssen: darauf achten, dass die Beschränkungen nicht umgangen werden. Die Panamapapiere enthüllten 2017, dass die Putin-Vertrauten Arkadi und Boris Rotenberg, nach der Krimannexion eigentlich sanktioniert, über Umwege ein Magritte-Gemälde für mehrere Millionen Dollar verkauften. Und immer noch bestehen genügend Möglichkeiten, Geschäfte über graue Firmengeflechte zu tätigen. Jedes Auktionshaus, jede Galerie hat es selbst in der Hand, zu prüfen, wer hinter einer nie gehörten Firma auf den Virgin Islands steht, hinter einem Zürcher Anwalt, der ein teures Bild kaufen oder anbieten will. In verdächtigen Fällen die Behörden nicht einzuschalten bedeutet, sich mitschuldig zu machen."
Den zunehmenden Zerfall von Russlands Kunstszene protokollieren Pjotr Sauer und Andrew Roth im Guardian.
Die Eigentümer der Art Basel-Mutter MCH Group müssen Geld nachschießen. James Murdochs Lupa Systems und der Kanton Basel-Stadt werden einer Pressemitteilung zufolge jeweils 34 Millionen Franken investieren: "Nach den pandemiebedingten Verlusten in den vergangenen zwei Jahren ist ein finanzielles Massnahmenpaket notwendig, mit dem die im Mai 2023 anstehende Refinanzierung der Anleihe über CHF 100 Mio. und die notwendigen Investitionen für das Wachstum des Unternehmens sichergestellt werden können."
Liegt es am Brexit? Was in London als Mittelware gilt und von den großen Versteigerern eher stiefmütterlich behandelt wird, ist den Auktionshäusern auf dem Kontinent aller Mühen wert. Das Kölner Kunsthaus Lempertz konnte für seine Frühjahrsauktion ein Hauptwerk von El Lissitzky akquirieren, das Christian Herchenröder im Handelsblatt vorstellt: "Ein Ölbild aus der Serie musealer Hauptwerke, das 1919 entstandene 'Proun Vashchenia', kommt am 1. Juni bei Lempertz in Köln unter den Hammer. Das rund 50 x 35 cm große Bild, das Lissitzkys Idee räumlich wirkender Geometrie repräsentiert, kommt aus dem Besitz des Lissitzky-Enkels und ist auf 3 bis 4 Millionen Euro angesetzt. [...] Die rund dreißig Ölbilder dieser zentralen Werkgruppe sind fast ausnahmslos in Museumsbesitz in Amsterdam, Eindhoven, Moskau und Hannover."
Frankreichs Auktionshäuser hätten im vergangenen Jahr 4 Milliarden Euro erlöst, rund 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor, meldet Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt: "Diese [Bilanz] umfasst jedoch nicht nur Kunst und Sammelobjekte, sondern auch Auktionen von Zuchtpferden sowie Gebrauchtwagen und Maschinen für Industrie und Handwerk. Auf Kunst und Sammelobjekte entfallen 1,9 Milliarden Euro (1,858 Milliarden Euro). Dass Frankreich vom Brexit profitiert, signalisieren die 1,3 Milliarden Euro, mit denen sich internationale Bieter an französischen Auktionsergebnissen beteiligten. Selbstverständlich inklusive der reinen Onlineversteigerungen."
Eine perfekt getimte Adelsauktion mit Ostereiern bei Neumeister resümiert Brita Sachs in der FAZ: "Nehmen wir die Ostereier: 26 Stück aus Porzellan, bunt und goldfarben bemalt, mit Löchern zum Aufhängen und über hundert Jahre alt. Geschätzt war das hübsche Gelege bei Neumeister auf 100 bis 140 Euro, aber weil es nicht nur zur richtigen Zeit im Jahr antrat, sondern in der Sonderauktion mit „Schätzen aus dem Hause Württemberg“, schnellte es auf exorbitante 19.000 Euro. Erfolg ist 'Adelsauktionen' so gut wie sicher, da können Taxen ruhig tief ansetzen – umso bombastischer erscheinen dann die Zuschläge. Voll der Saal und die Auftragsbücher, alle Telefone in Aktion und Onlinegebote aus dreißig Nationen: Das Auktionshaus konnte zufrieden sein mit dem Interesse an rund 600 Objekten aus dem Nachlass des 2020 verstorbenen Herzogs Ferdinand von Württemberg."
Im März 2021 hatte der Krypto-Unternehmer Sina Estavi ein NFT des ersten Tweets von Twitter-Gründer Jack Dorsey für 2,9 Millionen US-Dollar ersteigert. Der Versuch, ihn mit Gewinn wieder loszuschlagen, sei jetzt kläglich gescheitert, erklärt Shanti Escalante-De Mattei bei Artnews: "In diesem Monat hat Estavi das NFT dann für 48 Millionen Dollar angeboten und getwittert, dass er 50 Prozent des Erlöses an GiveDirectly spenden würde, eine Wohltätigkeitsorganisation, deren Aufgabe es ist, verarmten Menschen in bestimmten Teilen Afrikas zu helfen. Doch als Dorseys NFT in der vergangenen Woche erneut versteigert wurde, bot niemand mehr als 280 Dollar, so dass der Wert um 99 Prozent sank. Das Höchstgebot auf OpenSea, wo jeder ein NFT einstellen kann, auch wenn keine Gebotsfrist läuft, liegt jetzt bei 12.000 Dollar, was immer noch ein lächerlicher Betrag ist. Ist dies ein Vorbote für den Zusammenbruch des NFT-Marktes? Für Jonathan Perkins, Mitbegründer der NFT-Plattform SuperRare, ist der verpatzte Verkauf ein Symptom für die Wachstumsschmerzen, die der NFT-Markt durchmacht." Vielleicht ist das so zu verstehen, dass der Kaiser in seine neuen Kleider erst noch reinwachsen muss.
Dazu passt die Meldung Jörn Briens bei t3n, Amazon könnte bald NFTs verkaufen.
Wie gesetzgeberische Praxis Händlern von Fotokunst das Genick brechen kann, erklärt Olga Kronsteiner im Standard aus Wien am Beispiel eines renommierten österreichischen Galeristen: "Johannes Faber hofft auf Nachsicht, die ihm Gerichte verwehren. Die nach einer Steuerprüfung 2003 vom Finanzamt rückwirkend seit 1998 und fortlaufend verrechnete Differenz auf den Regelsteuersatz summierte sich auf mehr als 800.000 Euro. Seit einem Jahr wird seine Pension bis auf das Existenzminimum gepfändet. Nun droht ihm das Finanzamt mit der Zwangsversteigerung seines Warenbestands. Die Ironie: Die Behörde würde dann doch vom Kunststatus profitieren. Denn Vintageabzüge von Rudolf Koppitz oder Fotogravüren von Nobuyoshi Araki spielen freilich mehr ein als herkömmliche Amateurfotos (eines Finanzbeamten)."
Der Bund setzt bei der nach wie vor nur widerwillig reformierenden SPK die Daumenschrauben an, hat Christiane Fricke für das Handelsblatt erfahren: "Einen Warnschuss an die Adresse der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat der Haushaltsausschuss des Bundestages abgegeben. Wie einer Vorabfassung der Beschlussempfehlung vom 11. April zu entnehmen ist, sollen Ausgaben in Höhe von 6 Millionen Euro gesperrt werden, bis Fortschritte im Reformprozess der Stiftung nachgewiesen werden."
Über das unterschiedliche Wirtschaften US-amerikanischer und deutscher Museen, NFTs und den Ukraine-Krieg spricht Met-Direktopr Max Hollein mit Dennis Kremer in der FAS vom 17. April: "Amerikanische Museen mussten früher und anders auf die Krise reagieren als europäische Häuser. Für das Met gab es keinen Schutzschirm, das Museum finanziert sich vollständig privat. In Deutschland dagegen läuft alles streng nach Haushaltsplan, das schützt vor schweren Krisen, hemmt aber auch die Flexibilität. Wir mussten früh reagieren, weil wir in einem komplexen Umfeld prognostizieren mussten, wie das Met in fünf bis zehn Jahren dastehen würde. Da hatten meine europäischen Kollegen zu Beginn der Pandemie sicher ein etwas einfacheres Leben."