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Die Kunstmarktberichterstattung im engeren Sinn fiel in der vergangenen Woche spärlich aus, weil sich weltweit die Fachmedien auf die Biennale di Venezia konzentriert haben, die offiziell eine marktferne Veranstaltung ist und doch als größte Kunstmesse der Welt gilt. Hier und nicht in Kassel steht gefühlt neben jedem Exponat ein Galeriemitarbeiter und hier, nicht in Miami, werden auch die mondänsten Dinners und Parties zelebriert. Es ist daher nur folgerichtig anzunehmen, dass der nächste Trend, der in Galerien, Museen und Auktionshäusern Einzug halten wird, die indigene Kunst betreffen wird, die aktuell in Venedig auf den Schild gehoben wird. Ebenso folgerichtig scheint es, dass die beiden Goldenen Löwen nicht etwa an „traditionelle“ indigene australische Kunst mit ihren kaum schriftlich zu fassenden abstrakt-ornamentalen Erzählungen gehen, sondern an Positionen, die sich formal im globalen (meist als westlich gelesenen) Kunstdiskurs längst etabliert haben. Bitte dekolonisiert Euch und uns nach den Regeln, die wir und der Markt vorgeben!
Der Kunstmarkt muss sich warm anziehen – die Luxusbranche ist verkühlt. LVMH enttäuscht laut dpa die Analysten: „Einbußen erlitt LVMH besonders im Geschäft mit alkoholischen Getränken wie Hennessy Cognac. Aber auch die größte Sparte mit Mode und Lederwaren wie Handtaschen von Louis Vuitton kam auf vergleichbarer Basis nur auf ein Plus von zwei Prozent. Bei der Schmucksparte mit der Marke Tiffany ging der Erlös organisch um zwei Prozent zurück. 2023 war dem Konzern dank einer starken Nachfrage nach Mode, Schmuck und Parfüm noch das beste Jahr seiner Geschichte gelungen.“
Mehr Unternehmensübergang als -übernahme: München und Krefeld rücken näher zusammen, meldet Sabine Spindler im Handelsblatt: „Gemeinsam mit Jürgen Schops hatte Turowski 2009 das Auktionshaus Herr in Köln übernommen. Dem Übernahmeangebot des dänischen Auktionshauses Lauritz widerstanden sie 2014 nicht. Nach einer Sperrfrist von drei Jahren starteten sie in Krefeld einen Neuanfang. Für Quittenbaum bedeutet die Fusion nicht nur, seine Kräfte zu bündeln. Deutschlands führendem Designversteigerer gelingt es so auch, sein Finanzvolumen zu erhöhen.“
Die Galerie Johann König zieht es nach München, meldet Sabine Spindler im Handelsblatt: „Aus kommerzieller Sicht schätzt er München als eine Stadt mit einer finanziell potenten Sammlerschaft und Kultursinn. München als Wirtschaftsstandort zeigt sich darüber hinaus durch den Zuzug von Firmen wie Google, Apple und US-Tech-Riese Meta stabil. Das Bergson bietet nun Gelegenheit, hier längerfristig zu agieren: 'Wir gehen von einigen Jahren Präsenz aus.' Geplant ist zudem ein Skulpturengarten. Auch wenn das strategische Leitwort erfolgreicher Galerien heute Internationalisierung der Standorte heißt, versteht König den Schritt nach München nicht als Rückzug von der internationalen Bühne: 'Wir agieren global, aber unser stärkster Markt ist in Deutschland.' Die Galerie in Tokio beispielsweise wurde aufgegeben, da er keinen Zugang in die dortige Gesellschaft gefunden habe, so König.“
Ein US-Museum verdiene sich neuerdings etwas Geld als Garantiegeber für Auktionshäuser hinzu, berichtet Katya Kazakina bei Artnet: „In einem wohl beispiellosen Schritt hat das Toledo Museum of Art in Ohio damit begonnen, Garantien für Kunstwerke zu geben, die es bei einer Auktion erwerben möchte. Derartige Geschäfte brachten der Institution in diesem Jahr etwa 500.000 Dollar ein, als sie bei Sotheby's bei zwei Kunstwerken überboten wurde, so Direktor Adam Levine […] 'Es erlaubt uns, einen bestehenden Mechanismus für Kunstwerke zu nutzen, an denen wir ein legitimes strategisches Interesse haben', sagte Levine in einem Interview. 'Wir haben eine klare Sammlungsstrategie. Wir wissen, was wir wollen. Aber Auktionen sind ein Umfeld, in dem es für Museen äußerst schwierig ist, wettbewerbsfähig zu sein. Wir haben knappe Ressourcen. Wenn wir das Kunstwerk nicht bekommen, sollten wir enttäuscht sein. So werden wir zumindest entschädigt.'“
Das ging noch schneller als bei Anna Sorokina oder Wolfgang Fischer. Der Fall des Betrügers Inigo Philbrick soll schon unmittelbar nach dessen Entlassung in einer Fernsehserie verwurstet werden, meldet Jake Kanter bei Deadline: „HBO tut sich mit dem Doctor Who-Produzenten Bad Wolf zusammen, um eine Serie über den extravaganten Kunsthändler Inigo Philbrick zu entwickeln, der wegen Betrugs im Wert von über 86 Millionen Dollar im Gefängnis saß. Bad Wolf hat sich die Rechte an 'All That Glitters' gesichert, den Memoiren von Orlando Whitfield, der ein enger Freund und Geschäftspartner von Philbrick war.“ Wahrscheinlich reicht es schon, den Artikel von Charlotte Edwards über das Buch im Guardian gelesen zu haben.