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Die Erosion des seit Jahrzehnten eingeübten Modells Kunstmesse hat die Spitze des Marktes erreicht. Nach Luhring Augustin oder Michael Haas steigt auch Air de Paris bei der Art Basel aus – und macht das öffentlich. In Briefen an die Messe und die Kollegen, die der Newsletter Provence veröffentlicht, erläutern Florence Bonnefous und Edouard Merino ihre Beweggründe: „Es ist zwar verständlich, dass der jüngste Trend zu einem stärker unternehmerisch geprägten Modell der Effizienz beim Management Vorrang eingeräumt hat, was zu neuen Strukturen und Verhaltensweisen geführt hat, jedoch können wir nicht nachvollziehen, warum Air de Paris von seiner ursprünglichen führenden Position auf eine zweitrangige Position verwiesen wurde, was uns diskreditiert. Seit 1999 ist die Reise nach Basel ein prägender Moment in unserer Karriere als Galeristen sowie im Leben der Künstler, die wir präsentiert oder nach Basel gebracht haben. Ich war auch als Experte im ABB-Auswahlkomitee [Basel] tätig und bin nun Mitglied des ABP-Komitees [Paris]. Wir haben die vereinbarten Zahlungsfristen stets eingehalten. Wir können diese Behandlung nicht akzeptieren und sehen uns gezwungen, zurückzutreten. Gleichzeitig sind wir stolz darauf, zu zeigen, dass es möglich ist, 'Nein' zu sagen.“ Dieses Neinsagen-Können wäre noch vor wenigen Jahren undenk- und -sagbar gewesen. Die Entwicklung könnte sich durchaus zu einer existenziellen Krise für die großen Kunstmessen entwickeln. Deren Eigentümer sind Konzerne mit bestimmten Renditevorstellungen. Viel Spielraum bleibt da nicht in schwierigen Zeiten, die im Gegenteil Investitionen erfordern.
Die Art Dubai verkörpere die tektonischen Verschiebungen im Kunstmarkt, glaubt Daniel Cassady von Artnews: „Hinter dem Glanz der Art Dubai verbirgt sich eine selbstbewusste Reife. Sie ist nicht die Art Basel und versucht auch nicht, es zu sein. Die diesjährige Messe zählte rund 120 Aussteller aus über 60 Städten, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf Regionen lag, die bei europäischen oder amerikanischen Veranstaltungen dieser Art selten vertreten sind. Natürlich sind viele Künstler und Galerien aus dem Nahen Osten und der Golfregion vertreten, aber die Messe präsentierte auch zahlreiche Galerien aus Ländern wie Indien, Iran, Marokko, China und Singapur, um nur einige zu nennen. 'In den letzten 20 Jahren ist das, was als Peripherie wahrgenommen wurde, zum Zentrum geworden – und das bedeutet die Stadt Dubai selbst und mit ihr die Messe', erklärte Antonia Carver, Direktorin des renommierten Jameel Arts Centre in Dubai, gegenüber ARTnews.“ Carver war von 2010 bis 2016 Direktorin der Messe. Wer bei Kunst in Dubai nur an Artwashing und Kuklturbranding denke, greife zu kurz, glaubt Lisa-Marie Berndt bei Monopol: „Das Publikum auf der Messe ist so gemischt wie das Ambiente: Zwischen Sammlerinnen und Sammlern aus der Golfregion trifft man auf Kuratoren aus Lagos, Galeristinnen aus Paris, Kritiker aus New York – aber auch auf Influencerinnen mit Presseticket, Start-up-Erben mit Kunstinteresse und Künstlerinnen, die zwischen zwei Messekojen ihre nächste Residency verhandeln. Wer hier ist, will oft mehr als nur Kunst besitzen: Es geht um Teilhabe, Einfluss, Softpower. Kunst wird in Dubai nicht nur ausgestellt, sondern aktiv verhandelt – als Ressource im Spiel um Sichtbarkeit, Zugehörigkeit und Zukunft. Dass diese Bühne funktioniert, liegt nicht am Zauber des Ortes allein, sondern an einer klaren Strategie: Kultur entsteht in Dubai nicht im luftleeren Raum, sondern innerhalb gut verzahnter Infrastrukturen.“ Dass es sich um eine Regionalmesse handelt, macht Melissa Gronlund im Art Newspaper deutlich: „'Es ist wichtig, zu einer Kunstmesse in unserer Region zu kommen - nicht nach Basel, nicht nach New York - wo die großen regionalen Galerien ausstellen', sagt der Sammler Mohamed Maktabi, der die Iwan Maktabi Gallery, eine Textil- und Teppichgalerie in Dubai, leitet. 'Und das ist erfrischend. Denn wir sehen uns, unsere Arbeit und unsere Region.'" Begeistert von der Art Dubai zeigt sich Eva Karcher im Tagesspiegel: „Von der Wirtschaftskrise, die Europa und die USA heimsuchen, ist hier wenig zu spüren, im Gegenteil. […] Die Perspektiven für Dubai als interessanter Kunsthotspot des Nahen Ostens und seine Messe Art Dubai könnten nicht besser sein, zumal nun auch Saudi-Arabien massiv in zeitgenössische Kunst investiert. Die neuen Player des zeitgenössischen Kunstmarkts vernetzen sich. Sie haben offensichtlich begriffen, dass Beziehungen aus der Vielfalt der Unterschiede entstehen. “ Ich war für das Handelsblatt und Artmagazine in Dubai.
Die passende Bühne für das Freizeitprogramm der Salzburger Festspiele bietet wie üblich die Art & Antique, die Brita Sachs für die FAZ besucht hat: „Während der Vorschau herrschte fast Gedränge bei hochwertigem Schmuck berühmter Juweliere, mit dem Old Treasury (Kerkrade) viele Vitrinen füllt, ebenso wie Pintar aus Salzburg. Es schimmert auch beim Kunsthaus Kende, das zum wiederholten Mal mit historischem und ultramodernem Silber aus Tübingen anreiste. Schließlich begleiten die zeitgenössischen Matadore des Alpenlandes den Messerundgang – mal als Einsprengsel bei Universalisten, etwa bei Lilly’s Art (Wien), wo ein riesiges rotes Schüttbild von Hermann Nitsch den Hintergrund für einen Gekreuzigten des 15. Jahrhunderts aus dem Umkreis des Giovanni di Enrico Salisburgo stellt.“ Das Fazit von Werner Remm bei Artmagazine: „Die Art & Antique besticht mit wenigen Ausnahmen durch hohe Qualität mit entsprechendem Preisniveau.“
Die Pariser Auktionswoche resümiert Bettina Wohlfarth in der FAZ: „Der Marktlage gemäß waren die Taxen ohne allzu hohe Erwartungen angesetzt worden, sodass die meisten Lose mindestens im Bereich der Schätzpreise verkauft wurden. Insgesamt verhandelte Christie‘s in der vergangenen Woche in fünf Offerten Geschäfte über 58 Millionen Euro brutto. […] Bei insgesamt vier Versteigerungen im Rahmen der Frühjahrsauktionen verzeichnete Sotheby’s einen Umsatz von 38,5 Millionen Euro brutto.“
Die Versteigerung der Sammlung des früheren Daimler-Benz-Chefs Edzard Reuter und seiner Frau Helga ist weniger wegen ihres erwartbaren Inhalts spannend. Als interessant erweist sich das Interview von Bettina Wohlfarth mit Dirk Boll von Christie's in der FAZ vom 19. April aus einer Marktperspektive: „Das Ehepaar verstarb im vergangenen Herbst und hatte keine Kinder. Schon vor vielen Jahren hatten die Reuters entschieden, eine Stiftung zu gründen, um für ihre gesellschaftspolitischen Anliegen einzustehen. Sie widmet sich Fragen der Völkerverständigung und des kulturellen Austausches. Der Erlös der Sammlung – wir rechnen mit drei bis fünf Millionen Euro – kommt, wie testamentarisch vorgesehen, dieser Stiftung zugute. Die Versteigerung findet in Frankreich statt, weil sie einen recht großen Anteil an französischen Künstlern hat. seit dem Brexit hat sich die Nachfrage nach italienischen Positionen der Nachkriegszeit in Paris neu verortet. Für diese beiden Teile der Sammlung können dort die höchsten Preise erzielt werden. Wir sehen jetzt vor allem in Europa eine Begeisterung für die Nachkriegskunst unseres Kontinents, nachdem wir uns seit Jahrzehnten die figurativen Schulen angeschaut haben. ich glaube, dass die Sammlung für ihren Marktauftritt in Paris einen guten Moment erwischen könnte.“
Die Spekulation hat ein Ende, jetzt wird alles gut! Das legt zumindest der Hiscox Artist Top 100 (PDF) nahe, den Karen K. Ho für Artnews gelesen hat: „Das 'Flipping ' scheint an Beliebtheit verloren zu haben: Der Gesamtumsatz von 'Wet Paint'-Kunstwerken (Kunstwerke, die innerhalb von zwei Jahren nach ihrer Entstehung versteigert werden) von Künstlern unter 45 Jahren sank um 64 Prozent auf 14,1 Millionen US-Dollar, gegenüber 38,8 Millionen US-Dollar im Jahr 2023. Der HAT 100-Bericht stellte außerdem fest, dass die Anzahl der Werke in dieser Kategorie von 924 im Jahr 2013 auf 698 zurückging und fast jedes fünfte davon nicht verkauft wurde. Dies sei 'der höchste Anteil seit sieben Jahren', so der Bericht. 'Mit den niedrigsten Verkaufszahlen seit sieben Jahren ist die Spekulationswelle, die 2022 und 2023 einsetzte, nun vorbei', heißt es in dem Bericht“.
Wenn alle anderen Glück haben und Berlin Pech, wird Joe Chialo doch nicht Bundeskulturminister, orakelt das Springer-Blatt BZ (Cookie-Terror) unter Berufung auf The Spot (Paywall) : „Die als versiert geltende und parteiübergreifend angesehene Christiane Schenderlein (43) ist nun erneut für den Posten im Gespräch. […] Außerdem ist auch zu vernehmen, dass die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch in den Bund als Staatssekretärin in die Bundesregierung wechseln könnte. Es wäre unwahrscheinlich, dass Berlin mehr als einen Posten besetzen wird.“
Larry Gagosian würdigt Ursula Scheer in der FAZ zu dessen 80. Geburtstag: „Nach seinem Literaturstudium ohne Plan für die Zukunft hatte Gagosian, der im San Fernando Valley in Mittelklasseverhältnissen aufgewachsen war, auf dem Parkplatz jobbend die zündende Idee: Billige Poster brauchten nur einen billigen Rahmen, um beides zusammen zum Vielfachen des Einkaufspreises loszuschlagen.[...] Dem Geschäftsmodell folgte Gagosians erster Laden in Los Angeles. Rasch wurde eine kleine Galerie für Gegenwartskunst daraus. Den Aufstieg in höhere Sphären verdankte Gagosian seiner längst legendären Unverfrorenheit und einer weiteren schicksalhaften Begegnung“.
Den Tod der „Queen von Las Vegas“ Elaine Wynn, Sammlerin und Ex-Fau von Steve Wynn, im Alter von 82 Jahren meldet Maximilíano Durón bei Artnews.
Guy Ullens, belgischer Milliardär und Mitbegründer des UCCA Center for Contemporary Art in Peking, ist im Alter von 90 Jahren gestorben, berichtet ebenfalls Maximilíano Durón wiederum bei Artnews.