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Vielleicht merkt Frau Grütters ja doch irgendwann mal, dass nicht die gesamte Kunstszene aus Querulanten besteht und dass Kritik auch dann berechtigt sein kann, selbst wenn sie von Vielen geäußert wird. Im Interview mit Ulf Lippitz und Susanne Kippenberger für den Tagesspiegel erklärt der Berliner Galerist Johann König: "Momentan ist der deutsche Kunstmarkt international nicht wettbewerbsfähig. Das kann doch nicht sein, dass es für einen deutschen Sammler billiger ist, bei meinem Konkurrenten in New York ein Bild zu kaufen als bei mir!"
Immer wieder dankbar wird das Gallery Weekend Berlin aufgenommen, das so übervoll ist mit Kunst, dass man vor lauter Beschreiben gar nicht mehr zu Analyse kommt. Rose-Maria Gropp hebt in der FAZ den Trend-Stadtteil Charlottenburg hervor: "Der eine Weile in den Schatten von Berlin-Mitte geratene Stadtteil Charlottenburg ist wieder ganz da, was sich schon seit zwei Jahren andeutete: Die Kunstkarawane zieht weiter gen Westen."
Boris Pofalla erfüllt seine Chronistenpflicht in DIE WELT und lässt auch die Stippvisite der Art Monte Carlo im Privatjet durch Einflechten eines entsprechenden Absatzes nicht aus.
Christiane Meixner verweist im Tagesspiegel auf die internationale Bedeutung Berlins: "Zu den interessantesten Neuigkeiten dieser Woche gehört vielleicht diese Tatsache: Die New York Times hat ihre Konferenz der 'Art Leaders' mit Museumsdirektoren, Kuratoren und Galeristen aus aller Welt in Berlin abgehalten. Selbst wenn die Tagung von Mittwoch und Donnerstag manchen wie ein Ufo vorkam, das kurz mal dort gelandet ist, wo es spannend aussah, ein paar Kunstproben genommen hat und ohne viel Bodenkontakt mit den Einheimischen wieder abgehoben hat, markiert sie doch eines: Berlin wird weiterhin international als Kunststadt wahrgenommen. Dass sich das Auktionshaus Christie's mit einer Präsentation anschließt, die längst nicht nur aus verkäuflichen Arbeiten besteht, sondern Kunst quer durch die Jahrhunderte von privaten Sammlern zeigt, ist ebenso bemerkenswert. Globale Auktionshäuser haben lange einen Bogen um die Stadt gemacht."
Die Kunst-Kirmes Gallery Weekend Berlin nimmt Kolja Reichert in der FAZ vom 29. April zum Anlass, zu analysieren, was da eigentlich gerade von welchem Typ Galerie angeboten wird: "In dieser Gegenwart, in der Zeichen und Bedeutung einerseits auseinanderfliegen und andererseits und wohl genau deswegen alles extrem mit allem identifiziert wird, bedarf es eben gerade nicht der Aufeinanderstapelung von Referenzen, hinter die sich junge Künstlerstreber gerne vor existentiellen Fragen retten, sondern einer präzisen Untersuchung und Sensibilisierung dafür, wie collagiert eben die ganze gesellschaftliche Wirklichkeit ist. Die Collage ist die Technik dieser Tage, was nicht nur für die Kunst gilt, sondern unweigerlich auch für ihre Zirkulation: Denn erst das Zusammenspiel von Kunstobjekt, Künstler, Galeriemarke und haarsträubenden Begleittexten schafft ja Bedeutung, wie zusätzlich das Zusammenspiel mit der attraktiven Marke Berlin. Letztlich beruht die Wertschöpfung in der Kunstwelt auf einer riesigen Verknüpfung und Entknüpfung von Zeichen, die sogar Beispielcharakter für andere Branchen, wie das Marketing, hat, so wie umgekehrt die Zwänge anderer Branchen, wie der Finanzindustrie, in die Art hineinspielen, wie Kunst als Produkt lanciert wird."
Für das Artmagazine habe ich mir einige Alternativen zum Hauptevent angesehen.
Selbst David Zwirner scheint die Entwicklung des Kunstmarktes in zwei entgegensetzte Richtungen langsam unheimlich zu werden. So habe er vorgeschlagen, dass große Galerien auf Messen höhere Preise zahlen, um die Stände der kleinen zu subventionieren, schreibt Farah Nayeri in der New York Times. Die Not scheint also groß zu sein. War es bisher so, dass die Megagalerien ganz selbstverständlich den Rahm abgeschöpft haben, scheinen sie jetzt allmählich einzusehen, dass man dafür die Kuh nicht verhungern lassen darf.
Über diesen Vorschlag wiederum hat Kate Brown mit Art Basel-Chef Marc Spiegler für Artnet gesprochen. Der in Berlin weilende Galerist hat Nicola Kuhn ein Interview für den Tagesspiegel gegeben und ihr unter anderem seine Einschätzung der Stadt als Kunstmarktstandort erläutert: "Die Stadt kann sich nicht beklagen. Sie hat tolle Künstler, jede Menge Galerien und gute Museen. Das Problem sind die höheren Preise. Dafür gibt es kein Umfeld wie im Rheinland, München und Hamburg. Aber eine Karriere zu starten mit jungen Künstlern, das klappt in Berlin."
Dass nicht nur Berliner Künstler mehrheitlich nach wie vor nicht von ihrer Kunst leben können und Frauen dabei noch viel weniger als Männer, hat eine Studie herausgefunden, über die Christiane Meixner mit dpa-Material im Tagesspiegel berichtet.
150 Millionen US-Dollar erwartet Sotheby's für einen Akt von Amedeo Modigliani, den das Auktionshaus im Mai in New York anbietet. Susanne Schreiber hat im Handelsblatt vom 27. April auch schon eine Idee, wo das Bild hin gehen könnte: "Da den letzten Modigliani-Höchstpreis von 170,4 Millionen Dollar 2015 der chinesische Milliardär Liu Yiqian bei Christie's bewilligte, hat Sotheby's das Meisterwerk in Hongkong vorgestellt. So heizt man Begehren an."
Ob die Jeff Koons-Ausstellung die angeschlagene National Portrait Gallery retten könne, fragt Javier Pes bei Artnet. Das Eiskrem-Museum rückt näher.
Und dann wiehert in Berlin noch der Amtsschimmel: Eine Bezirksstadträtin (SPD) wolle Haubroks Fahrbereitschaft in Lichtenberg wegen Gentrifizierungsgefahr dichtmachen, hat Elke Buhr für Monopol erfahren.