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Die ewige Lobhudelei in der Kunstwelt sei ein Elend und von Übel, urteilt Christian Saehrendt in der NZZ . Auf der Suche nach Gründen für fehlende Kritik macht er Narzissmus, Verunsicherung und Abhängigkeiten aus: "Wer heute noch substanzielle Kritik übt und dadurch den Chor der Lobsänger stört, gilt schnell als unsozialer Rüpel oder gar als schwierig, als psychisch angeknackt. Autoren, Kritiker, Journalisten müssen heute gewiefte Netzwerker sein, um Erfolg zu haben. Sie müssen stets fürchten, den Zugang zu interessanten Quellen, zu den Informationshierarchien der Kunstmarkt-Insider zu verlieren, und halten sich deshalb zurück." Dabei wusste schon Bill Clinton: "It's the economy, stupid!" Wo Opportunismus als größte Tugend gilt, Klickzahlen als ernstzunehmende Währung und Kritik als Störfaktor beim Geldverdienen, wo Kunstkritiker durch Taschengeld-Honorare in Abhängigkeiten und Interessenkonflikte getrieben werden, darf man sich über Lobhudelei nicht beschweren. Die Honorare der NZZ ermöglichen übrigens ebenso wenig wie die fast aller Zeitungen oder Kunstzeitschriften die Bestreitung des Lebensunterhalts.
Tefaf statt Frieze: Einige wichtige Aussteller hätten ihre Zelte auf Randall's Island abgebrochen und bevorzugten die Innenstadtlage der Upper Eastside, berichtet Margaret Carrigan im Art Newspaper.
Die Frieze New York suche derweil ihr Heil in virtuellen Realitäten und teste den Markt für VR-Kunst, weiß Gabby Shacknai, ebenfalls im Art Newspaper.
Das Ergebnis dieses Kampfes der Giganten fasst Barbara Kutscher im Handelsblatt vom 3. Mai zusammen. Ein Grund für den Abgang einiger Teilnhmer der Frieze sei mangelhafte Infrastruktur: "Diese Faktoren trieben sicher weitere Bluechip-Händler, darunter die Galerien Pace, Almine Rech, Marian Goodman, Sprüth Magers, Matthew Marks und Skarstedt, in die Arme des Konkurrenten Tefaf New York Spring (The European Fine Art Fair), der sich vor drei Jahren in der elegant ausstaffierten Armory an der Park Avenue des Topmarkts für moderne wie zeitgenössische Kunst und Design annahm. Die Frieze füllte die Ränge mit jungen Ausstellern, vielen aus China, aber auch einigen nachgewachsenen New Yorker Galerien. Der eine oder andere Teilnehmer, wie etwa Nino Mier, kam von der abgesagten Messe NADA (New Art Dealer Alliance) herüber, die sich auf ihre Dezember-Ausgabe in Miami Beach konzentrieren will. Auch die Frieze hatte vergeblich versucht, sich in der einträglicheren Moderne zu profilieren. Erfolgreich ist sie seit vier Jahren aber bei der Entdeckung von vergessenen oder unterbewerteten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Dieser stetig gewachsene Sektor 'Spotlight' ist vor allem bei Museumskuratoren ein Hit."
Eine der neuen Initiativen der Frieze beschreibt Nate Freeman bei Artsy: Mehrere Aussteller zeigen Arbeiten von (schwarzen) Künstlern, den schon seit den 1970er Jahren die New Yorker Galeristin Linda Goode Bryant eine Plattform geboten hatte und die zum Teil erst heute Anerkennung finden.
Neben den beiden Dickschiffen buhlt eine neue Boutique-Messe um Kundschaft. Bei Object & Things handelt es sich jedoch nicht um eine gewöhnliche Satellitenmesse mit mehr oder weniger bekannten kleineren Galerien in Messekojen, sondern eher um ein Axel Vervoordt-mäßiges Kaufhaus, das von Großgalerien bestückt wird. Scott Indrisek hat die Messe für Artsy besucht.
Wer noch mehr über die New Yorker Messen möchte wissen möchte, kann sich die komplette Berichterstattung von Artnews und Art Newspaper antun.
Warum die Venedig-Biennale immer noch so wichtig sei, wundert sich Jane Morris im Art Newspaper. Ihr fallen dazu einige Gründe ein, jedoch nicht der naheliegendste, dass die Schau die größte Kunstmesse der Welt ist, auf der Marktwerte und Künstler gehandelt werden, aber weniger für den Endverbraucher, als vielmehr für die "Großhändler" Museen und Galerien.
Anscheinend braucht es einen auswärtigen Beobachter, um die Schwächen des Marktplatzes Berlin und seines Gallery Weekends zu benennen, wie es Scott Reyburn in der New York Times unternimmt: "Trotz Berlins Ruf als Schmelztiegel künstlerischer Innovaton,waren viele Besucher enttäuscht von der Menge älterer Arbeiten und des Konservatismus neuerer Präsentationen."
Den rasanten Aufstieg des Kunstmarktplatzes Hongkong und dessen Auswirkungen auf die Szene in Festland-China und im gesamten asiatischen Raum versuche ich im Handelsblatt zu skizzieren.
Seine aktuelle Londoner Portrait-Ausstellung peppt Gagosian mit einem aus öffentlichem Besitz geliehenen Rembrandt auf. Nicht nur Gina Thomas scheint sich in der FAZ vom 4. Mai daran zu stoßen: "Gagosian werde im Gegenzug die Organisation unterstützen, im aktuellen Fall mit einem Beitrag von 30 000 Pfund für die Restaurierung des Rembrandt-Rahmens. Allein die Sicherheitsvorkehrungen dürften enorm teuer sein. Die Kritik an dem Unterfangen würde womöglich milder ausfallen, wenn die Umstände transparenter wären. Bei einigen Werken ist zwar die Herkunft aus öffentlichen Sammlungen ausgewiesen, doch gibt die Galerie nicht preis, welche Objekte zum Verkauf stehen."
Um sich als Marke zu etablieren, benötigt ein Künstler eine gewisse Marktdurchdringung. Die wiederum erfordert einen hohen Ausstoß, den eine Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern oder gar eine Manufaktur gewährleisten. Für die ZEIT vom 2. Mai hat Peter Dittmar zusammengetragen, welche Künstler von wem und unter welchen Bedingungen fertigen lässt und welche Konsequenzen diese Massenproduktion hat: "Für die Galerien läuft das auf eine ständige Gratwanderung hinaus. Sie jonglieren mit einer künstlichen Veknappung des Angebots, um die Preise hoch zu halten, und einer breit gestreuten Popularisierung, um den Bekanntheitsgrad nicht absinken zu lassen. Eine große Werkstatt, die bekannt geworden ist, ohne dass über sie getratscht wird, gilt dabei als Ausweis des Erfolgs. Ob das, was in diesen Hallen produziert wird, vom Künstler je gesehen und autorisiert wurde, ist dabei unwichtig. Die Hauptsache: Er schmückt es mit seinem Namen. Dann stimmt am Ende auch der Preis."
Das Festhalten des Kunsthandels an Emil Nolde protokolliert Marcus Woeller für DIE WELT: "Nolde gehört immerhin zu den deutschen Künstlern, deren Gemälde bei Versteigerungen höchste Preise erzielen. Aber kann man mit Noldes Werken noch handeln? Vertreter der Auktionshäuser, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gut mit Nolde verdient haben, sagen: Ja, selbstverständlich, jetzt erst recht. Unisono erklären sie die Trennung von Werk und Autor, die in Kritikfällen gern beschworen wird. Und es stimmt, dass man Nolde seine künstlerische Qualität nicht absprechen kann."
Sogar in den USA drohten dem Kunsthandel jetzt strengere Geldwäscheauflagen, berichten die Anwälte Dean Nicyper and Lauren Bursey bei Artsy. Ursprüngliche Begründung für den Entwurf des Illicit Art and Antiquities Trafficking Prevention Act (IAATP) sei übrigens auch hier der Kampf gegen den Terror gewesen.