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Kobels Kunstwoche

Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 19 2021

Endlich wieder Kunstmesse! Die Frieze New York hat als erste der großen Kunstmessen nach Beginn der Pandemie vor über einem Jahr wieder stattgefunden. Für den US-Ableger war es zugleich eine Art Premiere. Nach dem ungeliebten Zelt am noch ungeliebteren Standort Randalls Island hat die neue Location The Shed in Manhattan Starthilfe gegeben, wie Daniel Cassidy im Art Newspaper beobachtet: "Die allgemeine Energie war positiv, gleichzeitig fühlte sich das Tempo der Messe ruhig an, was zu einem großen Teil auf den zeitlich begrenzten Einlass zurückzuführen ist, der dazu beitrug, den traditionellen Ansturm von Sammlern, Bewunderern und sich unbeteiligt Gebenden zu verhindern. Es ist, als ob die Frieze, nun ein wenig reifer geworden, ihre Bruchbude in den Außenbezirken aufgegeben hat und nach Manhattan gezogen ist. 'Es ist eine zivilisiertere Art, einzukaufen. Es gibt immer noch die Energie, aber nicht mehr den verrückten Ansturm wie früher', sagt Gardarin. Jacob Robichaux von der New Yorker Galerie Gordon Robichaux beschreibt die Atmosphäre ähnlich, wenn auch weniger geschönt. 'Es ist humaner für die Menschen, die hier arbeiten, für die Aussteller und das Personal. Man hat nicht das Gefühl, von allen Seiten bedrängt zu werden, und man hat die Gewissheit, dass auch morgen noch Sammler kommen werden', so Robichaux. 'Es ist eine gute Rückkehr zurück zum Networking mit den Leuten, von denen wir so lange getrennt waren.'"

Für das Handelsblatt hat Barbara Kutscher das Angebot der Frieze begutachtet: „Die im Vergleich zu früheren Ausgaben intime Messe ist für viele Besucher eine adäquate Antwort auf die erst langsam wieder zur Normalität erwachende Stadt. Noch 2019 hatte Frieze im Zelt auf Randall’s Island fast 200 internationale Galerien untergebracht […] Was wird angeboten? Immer setzte der Londoner Import, der vor genau zehn Jahren über den großen Teich kam, vor allem auf ein breites Angebot von ganz junger Kunst und Entdeckungen. Viele der nun großzügig in 'The Shed' auf drei Etagen verteilten Stände bieten einen Schnappschuss der Produktion der letzten beiden Jahre.“ Beeple hat auf der Messe Artnet-Neuzugang Katya Kazakina (von Bloomberg kommend) vom Plan seiner ersten richtigen realen Galerieausstellung erzählt. Eine Fotostrecke mit Messe-Schuhwerk darf natürlich nicht fehlen, ebenfalls bei Artnet, von Maria Vogel.

In New York testen auch Sotheby's und Christie's den Zustand des Marktes mit einem Angebot, das rund eine Milliarde US-Dollar einspielen soll, wie Kelly Crow im Wall Street Journal (Paywall) meldet. Für die FAZ vom 8. Mai hat Anne Reimers nachgerechnet: „Das neue Christie’s-Format, der '21st Century Evening Sale', soll am 11. Mai mit 39 Losen mehr als 145 Millionen Dollar einspielen. Der '20th Century Evening Sale' mit Kunst von 1880 an umfasst 51 Lose mit einer unteren Gesamttaxe von 350 Millionen Dollar. Bei Sotheby’s bietet die traditionelle 'Contemporary Art Evening Auction' 34 Lose, die zwischen 150,1 und 209,3 Millionen Dollar erzielen sollen. Die separate Auktion mit Werken aus dem Nachlass der im Februar gestorbenen texanischen Sammlerin Anne Windfohr Marion soll mit achtzehn Zeitgenossen-Losen weitere 132,8 bis 190,2 Millionen beitragen; darunter sind Werke von Clyfford Still, Richard Diebenkorn und Andy Warhol mit Preisschildern von je mehr als zwanzig Millionen Dollar. Für den 'Impressionist and Modern Art Evening Sale' erhofft sich Sotheby’s für 34 Lose einen Gesamterlös zwischen 169 und 22,8 [sic!] Millionen Dollar.“

Wenn die Deutsche Börse und die Commerzbank in ein Geschäft einsteigen, muss es einfach seriös sein! Laut einer Pressemitteilung wollen die beiden Unternehmen jetzt gemeinsam in NFT machen: „Die neuen Handelsplattformen sollen Investoren ermöglichen, in bislang illiquide Vermögenswerte zu investieren, erklärte Carlo Kölzer, Gründer und CEO von 360X. 'Unser Mantra lautet: «Making Things Investable – Bridging the Gap between Asset Classes and Capital Markets». Wir schaffen transparente und liquide Handelsplätze für Vermögenswerte, für die es diese digitalen Märkte heute noch nicht gibt. Dazu starten wir mit Handelsplätzen für Kunstwerke und Immobilien. 360X ist als hoch skalierbares Modell aufgesetzt, deshalb sollen schon bald weitere Anlageklassen folgen.' […] Die Assets sollen über Tokenisierung und Fraktionalisierung investier- und handelbar gemacht werden. Tokenisierte reale Vermögenswerte werden auf der Blockchain abgebildet, um Investoren den Zugang zu erleichtern und das zugrunde liegende Asset auch aufteilen zu können.“ Warum sollten auch nur irgendwelche grünschnabeligen Asiaten Zocker-Casinos betreiben?!

Mit der Weng Fine Art AG trägt sich auch eines der beiden deutschen börsennotierten Unternehmen aus der Kunstbranche laut Gereon Kruse von boersengefluester mit hochfliegenden Plänen: „Einen ersten Eindruck gab Weng Anfang Mai auf dem YouTube-Kanal von Philipp Haas Investresearch, sehr viel konkreter wurde er dann bei seiner Präsentation auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz am 4. Mai 2021. 'Treiber des künftigen Kunstmarkts werden Investoren und der Finanzmarkt sein – und nicht mehr so sehr die Sammler oder Galeristen', so die grundsätzliche Hypothese von Weng. Um sich für dieses Szenario optimal zu wappnen, läuft am Firmensitz in Monheim am Rhein das Projekt 'Art/Fin/Tech'. 'Die Fusion aller meiner Ideen der vergangenen 25 Jahre', wie Weng sein aktuelles Lieblingsvorhaben auf der MKK bezeichnet.“

Die Gastbeiträge in der New York Times sind oft ein Quell der Erkenntnis. Aktuell präsentiert dort der Netzwerk-Forscher Albert-Laszlo Barabasi seine Forschung zu den Netzwerken des NFT-Handels. Er beschreibt in seiner Analyse ein lehrbuchmäßiges Oligopol, nur um daraus sehr eigenwillige Schlüsse zu ziehen: „Warum ist dieses Netzwerk von Bedeutung? Zum einen deutet es darauf hin, dass, wenn es um die grundlegenden wirtschaftlichen Variablen von Angebot und Nachfrage geht, das Angebot an zu verkaufenden Kunstwerken innerhalb von SuperRare streng kontrolliert ist. Kombinieren Sie dieses kontrollierte Angebot mit dem plötzlichen Anstieg des Interesses an digitaler Kunst, und Sie haben es mit einem nachfragegesteuerten Markt zu tun. [...] Durch die Einführung der Idee, dass Künstler aller Couleur - sowohl traditionelle als auch digitale - die Blockchain-Technologie nutzen können, um ihre Werke öffentlich zu authentifizieren und ihre Verkaufshistorie offen zu dokumentieren, versprechen NFTs (oder drohen, je nach Perspektive), das Spielfeld für den gesamten Kunstmarkt zu öffnen und die Art und Weise, wie Kunst gehandelt und gesammelt wird, grundlegend umzugestalten.“ Kurz gesagt: Der Markt ist hochgradig manipuliert von wenigen großen Investoren, aber im Prinzip offen für alle und deshalb besser als der traditionelle Kunstmarkt. Chicago Boys, ick hör euch trapsen.

Ob NFTs tatsächlich in der Lage sind, eine zweite Renaissance einzuläuten, wie einige Stimmen behaupten, untersucht Scott Reyburn im Art Newspaper: „'NFTs stellen die Kooptierung der avantgardistischen Geste der Pioniere der Netzkunst dar', sagt John Zarobell, außerordentlicher Professor an der Universität von San Francisco und Autor von 'Art and the Global Economy'. 'All diese NFTs bestehen im Grunde aus der gleichen Idee, aber jeweils anders dekorier. Das Einzige, was sie mit originalen Kunstwerken gemeinsam haben, ist ihre Einzigartigkeit, und was daraus folgt, ist kommerzielles Potenzial.'“

Warum NFTs bleiben werden, erzählt Kenny Schachter im Video für Artmagazine. Für den Standard hat ihn Katharina Rustler mit ihm gesprochen. Seine Sicht überrascht wenig, hat er doch nach eigenen Aussage mit von ihm geschaffenen NFTs bereits einen höheren sechsstelligen Betrag verdient.

Interpol hat für seine Datenbank gestohlener Kunstwerke eine mobile App erstellt, über die Valentina di Liscia bei Hyperallergic berichtet.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung