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Ein gemischtes Bild ergibt sich aus Laura Helena Wurths Rundgang über das Gallery Weekend Berlin für die FAZ (Link über MSN): „Obwohl der Umsatz auf dem internationalen Kunstmarkt im vergangenen Jahr laut 'Art Basel & UBS Art Market Report' um zwölf Prozent eingebrochen ist, gehört das mittlere Preissegment zu den stabilen Bereichen des Handels. Entsprechend gut ist die Stimmung in Berlins Galerien. Doch ihre aktuelle Auswahl zeigt auch, dass man gerne auf Nummer sicher geht. [...] Anlässlich dieses 21. Gallery Weekends werden auch erstmals KaDeWe-Schaufenster mit Kunstwerken bespielt. Von einem Wandteppich der 94 Jahre alten Isabella Ducrot bis zu einer Neonarbeit von Christian Jankowski repräsentiert die von Sebastian Hoffmann mit den Galerien kuratierte Auswahl ganz unterschiedliche Ansätze, die mal besser, mal schlechter im Verkaufsdisplay funktionieren. Einerseits ist das die endgültig zur Ware gewordene Kunst, andererseits die ultimative Zugänglichkeit.“ Der Tagesspiegel (evtl. Paywall) macht der BUNTE Konkurrenz und lässt Elisabeth Binder auf die Suche nach „Kunst und Luxus beim Gallery Weekend Berlin“ gehen: „Zwischen Tabletts mit rosa Crémant und Spargelrisotto flanierten am Eröffnungsabend viele Prominente durch die Pop-up-Ausstellung. Jens Spahn kam gemeinsam mit seinem Mann Daniel Funke mit dem früheren Regierenden Bürgermeister Michael Müller ins Gespräch. Unter anderem die Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany, Christiane Arp, Hutmacherin Fiona Bennett und Model Franziska Knuppe repräsentierten die Modeszene. PR-Unternehmerin Alexandra von Rehlingen blickte wie elektrisiert auf das Bild 'Between Being And Becoming' des Künstlers Said Kinos und sicherte es sich sogleich. Aber nicht das für Berlin typische Lebensgefühl zwischen Sein und Werden war der Auslöser, sondern ein neonpinker Farbton, den der Künstler verwendet hatte. Der passe nun perfekt in ihr Loft am Mauerpark, erzählte sie.“ Jeder blamiert sich halt, so gut er kann. Apropos: Ich war für Artmagazine in Berlin.
Die parallel stattfindende Messe Paper Positions gefällt Michaela Nolte im Tagesspiegel: „Zur neunten Ausgabe ist die Spezialmesse quantitativ, aber auch qualitativ, gewachsen und trumpft mit einer neuen Location auf: der historischen Haupthalle im ehemaligen Flughafen Tempelhof. Dank der offenen und fließenden Messearchitektur bleibt der dem intimen Medium entsprechende Salon-Charakter erhalten. Neue Seitenwege werden mit der Ceramic Positions beschritten. Spätestens seit Grayson Perry 2003 den Turner Prize mit Keramiken gewann, erfreut sich der Werkstoff bei Kunstschaffenden immer größerer Beliebtheit. Wie die Sammlerschaft auf Tonware reagiert und ob daraus ein eigenes Format entsteht, wird sich zeigen. […] Mit derart spannenden ästhetischen und haptischen Erlebnissen, erweist sich die Paper Positions als Fundgrube der weit gefächerten Potenziale von Zell- und Holzstoff auf erfreulich hohem Niveau.“ Bei Monopol lobt Sebastian Frenzel: "Der Ortswechsel spiegelt den Erfolg dieser auf Papierarbeiten spezialisierten Messe, ohne ihr jedoch den sympathischen Salon-Charakter zu nehmen. 'Papier verbindet', so drückt es ein Aussteller während der gut besuchten VIP-Preview aus: Anders als übliche Kunstmessen mit ihrem oft überfordernden Mix an Gattungen aller Art, besticht die Paper Positions durch ihr klares Profil."
Gleichzeitig feierte in Leipzig der Spinnereirundgang sein zwanzigjähriges Bestehen. Da sich die einschlägigen Medien vor lauter GWB-Freude wie so oft rar gemacht haben, sei auf ein Vorab-Interview von Christiane Meixner in der WELTKUNST mit Arne Linde hingewiesen, deren Galerie ASPN auf dem Spinnereigelände gerade ebenfalls seit 20 Jahren besteht. Ich war für Artmagazine in Leipzig.
In einem digitalen Pressegespräch zur Ankündigung seiner nächsten IFSE-Studie zur Lage der Berliner Galerien hatte Hergen Wöbken kurz vor dem Gallery Weekend geladen. Trübe Aussichten und klare Forderungen hat Christiane Fricke daraus für das Handelsblatt destilliert: „Gleichzeitig kämpfen kleine und mittlere Galerien mit der zunehmenden Bürokratie. An erster Stelle nennen die Betroffenen das Geldwäschegesetz (GwG) und die Künstlersozialabgabe. Sie steigt von Jahr zu Jahr und muss selbst für ausländische, in Deutschland nicht sozialversicherte Künstler bezahlt werden. Vor allem diese beiden Regelungen sind 'für den bürokratischen Mehraufwand, die Unsicherheit in der praktischen Umsetzung und die wirtschaftliche Planbarkeit' verantwortlich, heißt es in dem Vorabpapier. Wie der Strategieberater auf Nachfrage verdeutlicht, beklagt die Mehrheit der befragten Galerien, 'dass sie weder über die personellen noch die finanziellen Ressourcen verfügen, um die Vorgaben rechts- und datensicher umzusetzen'.“ Auf eine bedenkliche Entwicklung weist Beat Scheder in der taz hin: „Viel Aufschluss geben die Zahlen vor allem im Vergleich zur letzten umfassende Erhebung zur Lage der Galerien von IFSE und BVDG aus 2020. Deutlich ist der Unterschied etwa beim Alter der Berliner Galerien. 2025 seien diese im Mittel 26 Jahre alt, so heißt es im Bericht, geprägt von Gründungen um 2005. Im Jahr 2020 belief sich das mittlere Galerienalter indes noch auf 18 Jahren. 'Auf die dynamische Aufbauphase der 1990er Jahre folgte ein Boom der Nullerjahre und eine Phase des Wachstums und der Internationalisierung in den 2010er Jahren, die nun in eine Konsolidierungsphase der 2020er Jahre übergeht,' so formuliert es Wöbken. Man könnte auch sagen: Es fehlt an Nachwuchs.“
Von welchen Galerien die Künstler in New Yorker Institutionen vertreten werden, haben Zachary Small und Julia Halperin für die New York Times nachgezählt. Das Ergebnis wird viele überraschen: „Was diese gefragten Künstler gemeinsam haben, ist ihr finanzstarker Schweizer Händler Hauser & Wirth. Die Künstler der Galerie sind in dieser Saison in den führenden Museen New Yorks so dominant vertreten, dass einige in der Kunstwelt von einem 'Hauser-Frühling' sprechen. Die Bedeutung von Hauser & Wirth kommt zu einer Zeit, in der die mächtigsten Händler der kommerziellen Kunstwelt eine immer größere Rolle bei der Unterstützung der ambitionierten Museumsausstellungen der Stadt spielen. Eine Analyse der New York Times zu Einzelausstellungen seit 2019 zeigt, dass von 350 Ausstellungen zeitgenössischer Künstler fast 25 Prozent an Künstler gingen, die von nur 11 der größten Galerien der Welt vertreten werden.“ Vor Jahren gab es eine Studie für die gesamten USA, deren Ergebnis ähnlich krass war, die ich nicht mehr finden kann. Für Hinweise wäre ich sehr dankbar!
Den Verkauf der Frieze melde ich im Artmagazine. Ausführlicher berichtet Maximilíano Durón bei Artnews.
Kein gutes Wort für Berlins Kultursenator Joe Chialo hat Simone Schmollack von der taz anlässlich der Ankündigung seines Rückzugs übrig : „Die Berliner Kunst- und Kulturszene muss in den Jahren 2026 und 2027 mit voraussichtlich 1,6 Milliarden Euro weniger auskommen. Das ist ein fetter Brocken – und eine Fehlinterpretation der Aufgabe eines Kultursenators. Der hat Kunst und Kultur nicht nur zu schützen, sondern weiter auszubauen und bestenfalls für internationale Aufmerksamkeit zu sorgen. Aber Chialo machte genau das Gegenteil davon, er verteidigte das Sparen. Das ist so, als würde eine Bauministerin den Abriss von Wohnungen beklatschen, obwohl allerorten Wohnungen fehlen.“ Eine recht originelle Idee für die Nachfolge Chialos ventiliert der Deutsche Kulturrat, dessen Sprecher Olaf Zimmermann dpa zitiert. Er wünscht sich, „dass der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) das Amt zusätzlich übernimmt. Das wäre angesichts der für 2026 geplanten Abgeordnetenhauswahl und der sehr schwierigen Haushaltslage 'wahrscheinlich das Beste'“. Als wäre es nicht Wegner selbst gewesen, der Chialo erst in das Amt gehievt hatte. Andererseits kann Wegner mit Kultur und ihren Produzenten erwiesenermaßen mehr anfangen als der Ex-Senator. Noch schöner wäre vielleicht eine koalitionsinterne Postenrochade verbunden mit einer Abwerbung des Hamburger Kultursenators Carsten Brosda, wenn dieser schon nicht Bundeskulturminister wird. Bei Anderen muss der Senat sparen, bei ihm selbst offensichtlich nicht. Auf eine juristische Spitzfindigkeit auf Kosten des Steuerzahlers weist Simone Kampf bei Nachtkritik hin: „Formaljuristisch hat Chialo beim Regierenden Bürgermeister Kai Wegner nämlich um seine Entlassung gebeten und ist gar nicht zurückgetreten. Wegner hat Freitagnachmittag auch gleich erklärt, dass er diesem Wunsch nachkommen wird. Die Konsequenz bleibt also die gleiche, in der Sache ändert sich nichts: Joe Chialo verlässt sein Amt. Aber mit einer Entlassung steht er finanziell besser da. Denn laut Senatsgesetz steht jemandem, der aus einem anderen Grund als einem Rücktritt sein Amt verlässt, ein Übergangsgeld zu.“