Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Das Geschäftsjahr von Sotheby's mit seinen 4,7 Milliarden Dollar Umsatz lässt Artlyst Monat für Monat Revue passieren.
Die Analyse der Geschäftszahlen deutscher Auktionshäuser ergibt ein uneinheitliches Bild, wie Peter Dittmar für die ZEIT herausgefunden hat: "Von den sieben größten Häusern konnten drei ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr steigern: Ketterer in München um zwei Millionen Euro auf 49 Millionen, Van Ham in Köln um vier auf 34 Millionen. Der Münchner Versteigerer Karl & Faber setzte mit 14 Millionen zwar weit weniger um als die Konkurrenz, steigerte seinen Umsatz jedoch um satte 35 Prozent. Den anderen erging es schlechter. Beim Branchenprimus Lempertz in Köln sanken die Umsätze um 1,3 Millionen auf 57 Millionen. Bei Grisebach in Berlin reduzierte sich die Einnahmeseite sogar um mehr als zehn Millionen auf 46,2 Millionen. Und bei Nagel gingen mit 23 Millionen volle zwei Millionen weniger ein. Nur das Münchner Auktionshaus Neumeister macht wie stets ein Geheimnis aus seinen Umsatzzahlen."
Rose-Maria Gropp fokussiert in der FAZ auf die Toplose und kommt zu einem etwas anderen Ergebnis: "Das Gesamtbild der deutschen Auktionshäuser ist erfreulich und sieht nicht nach schwächelnder Konjunktur aus. Erkennbar ist der harte Wettbewerb unter den führenden Häusern in Berlin, Köln und München. So entfallen auf Grisebach in Berlin vier der höchsten Zuschläge, auf Lempertz in Köln drei, je zwei erreichten Ketterer in München und Nagel in Stuttgart. Dass Van Ham in Köln den Vogel mit Ueckers "Both" abschoss, spricht für die Flexibilität und Zielgerichtetheit der Bieter - wie bei Karl & Faber in München der Erfolg im Fall des etwas späten, aber charmanten Campendonk. Das Gesamtbild zeigt einen Hang zur gediegenen Moderne bis in die Gegenwart. Experimente sind ganz Fehlanzeige, alles spricht für den dezidierten Geschmack einer kaufkräftigen Klientel."
Für den internationalen Markt sei es (abgesehen vom Leonardo) ein fast normales Jahr, schreibt sie ebenfalls in der FAZ: "Acht der zehn Spitzenlose wurden von Christie's vermittelt, nur zwei von Sotheby's. Neun Lose kamen in New York unter den Hammer, lediglich der Klimt in London. Die Plätze zwei bis neun bringen zusammen 854 Millionen Dollar (ohne Aufgeld) auf die Waage, gerade mal gut doppelt so viel wie der Leonardo-Christus; so etwas wird sich absehbar kaum wiederholen. Insgesamt ist die Liste ziemlich heterogen, aus jedem Dorf der Moderne bis Gegenwart ein Hund, lässt sich sagen, nicht allerdings aus dem Zeitgenossen-Feld von Jeff Koons & Co.; das hängt weiter in der Warteschleife. Durch die Decke ging, gegenüber seiner (offenbar zu) niedrigen Schätzung, das chinesische Rollbild mit den sechs Drachen von Chen Rong aus dem 13. Jahrhundert (auf Rang zehn)."
Die etwa gleich hohen Zuschläge für die Toplose wie im Vorjahr spiegelten nicht das Schrumpfen des Gesamtmarktes in Österreich, analysiert Olga Kronsteiner im Standard.
Für sein geliebtes Altmeister-Segment gibt Christian Herchenröder im Handelsblatt vom 29. Dezember jedoch Entwarnung: "Die globale Geldflut hält an, und die Kunst ist Teil abenteuerlicher Spekulationsstrategien geworden. Ein Milliardenpreis für ein gehyptes Meisterwerk rückt immer näher. Doch selbst angesichts dieser Tendenz zeigt der Kunstmarkt, der sich ja nach wie vor aus vielen voneinander unabhängigen Märkten konstituiert, in diversen Sammelgebieten eine gesunde Entwicklung. Gesund und frei von Spekulation - wenn man den Leonardo ausnimmt - ist der Altmeistersektor. So kontrastreich die jüngsten Londoner Versteigerungen waren, so robust erwiesen sich die Zuschläge für weltweit begehrte Sparten. Zu denen zählen zurzeit vor allem die spanische Kunst, italienische Goldgrundgemälde, altniederländische Malerei, Manieristen und Caravaggisten. Immer mehr Privatsammler bedienen sich direkt in den Auktionen, der Handel im Saal und an den Telefonen hat das Nachsehen."
Auf das Jahr der Galerieschließungen blickt Daniel Völzke für Monopol zurück und fragt: "Wo bleibt die Anerkennung für die herausragenden kulturellen Leistungen gerade der mittelgroßen Galerien? Eines sollte man nämlich nie vergessen: In einer Welt, in der zeitgenössische Kunsterfahrung von wenigen Medien- und Veranstaltungskonzernen abhängt, bieten die kleineren und mittleren Galerien mit hohem finanziellen Risiko und emotionalem Einsatz eigenwillige und persönliche Nischen."
Der Preisaufschlag für tote Künstler ergebe sich tatsächlich schon in den letzten Jahren vor dem Ableben, berichtet Anna Louie Sussman auf Artsy.
Dem reißerischen "Künstler, die bleiben" von John F. Jungclausen und Christiane Meixner in der ZEIT mit Yilmaz Dziewior setzt Thomas Kliemann im Bonner General-Anzeiger ein weniger affirmatives Buch der Kunsthistorikerin Anne-Marie Bonnet entgegen: "Museen erscheinen als Instanzen, die Künstler, die es im das 'Betriebssystem Kunst' über die Schwelle zum Kunsttempel geschafft haben, ohne einen Anflug von Kritik oder kritischer Hinterfragung pushen - sehr zur Freude der jeweiligen Sammler. Das Museum als Durchlauferhitzer. Die jeweilige Katalogprosa bezeichnet Bonnet als 'Promotionsliteratur': 'Tatsächlich kritische oder gar wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Materie sind spärlich. Entsprechend wenig erkenntnisreich oder anregend ist die Lektüre von Beschreibung und Affirmation bzw. Behauptung des Bestehenden.'"
Prognosen für den Kunstmarkt des Jahres 2018 wagt Tim Schneider für Artnet. Allerdings haben die meisten Vorhersagen die Qualität von: "Das nächste Jahr wird 12 Monate haben und ich sage sogar deren Reihenfolge voraus."
Vom überaus ambitionierten - und auch schon wieder aufgegebenen - Plan der Frieze, die südliche Bronx in ein gigantisches Kultur- Wohn- und Kreativindustrieviertel zu entwickeln, berichtet Danielle Jackson bei Artnet. Ein gigantisches Kunstquartier aus der Retorte, bei dem immerhin satte acht Prozent der Wohnfläche zu preiswerten Mieten angeboten werden sollte - den Versuch der Realisierung dieses feuchten Maklertraums hätte man gerne in der Bronx gesehen.
Das zu einem geringen Anteil mit öffentlichen Geldern finanzierte Metropolitan Museum in New York rückt teilweise von seiner Zahl was Du willst-Politik ab und lässt ab März Auswärtige nur noch gegen ein gegen die Zahlung von 25 Dollar ein. Warum sie diesen Strategiewechsel für falsch halten, erklären Holland Cotter und Roberta Smith in der New York Times. Ihre Argumentation ist auch interessant im Hinblick auf die Preispolitik staatlicher Museen in Europa.
Das Image der Kunstmesse vergangener Jahre skizziert Christiane Meixner in der ZEIT bei ihrer Suche auf einer Antwort auf die Frage, ob die Kunst Messen brauche: "Der Grund dafür, dass die Galerien um die Plätze konkurrieren, ist heute auch ein anderer als früher. In erster Linie geht es nicht mehr darum, schnell etwas zu verkaufen. Messen wie die Art Basel mit ihren Ablegern in Hongkong und Miami Beach, wie die Fiac in Paris oder die Art Cologne haben sich zu einem generellen Maßstab für Qualität entwickelt. Ihre Jurys gelten als streng. Wer ihre Kriterien erfüllt, kann sich schon als ausgezeichnet betrachten."
Die zwielichtigen Aspekte des Kunstmarkts beleuchtet Georgina Adam in ihrem neuen Buch "Dark Side of the Boom", das Eva Komarek in der Presse aus Wien vorstellt: "Insgesamt behandelt sie über 45 Rechtsfälle in ihrem Buch. Diese reichen von Copyrightverletzungen - wie im Fall von Richard Prince und Jeff Koons - über Streitigkeiten in allen Konstellationen zwischen Händlern, Künstlern, Beratern und Sammlern bis zu Beispielen von Fälschungen und Authentifizierungen. Bei Letzterem ist der prominenteste angeführte Fall das Andy Warhol Art Authentication Board, das letztlich aufgrund der hohen Prozesskosten zusperren musste."
Den jüngsten Vandalenakt von Schatzjägern in einem Wald bei Dresden nimmt Jonas Erlenkämper im Hamburger Abendblatt zum Anlass, auf die Schäden hinzuweisen, die dieses "Hobby" auch hierzulande anrichtet: "Nicht nur Raubgräber bedrohen das historische Erbe. Auch Hobby-Forscher treiben professionelle Archäologen zur Weißglut. Etwa zehnmal im Jahr kommen Menschen mit Fundstücken, die sie mit einem Metalldetektor gefunden haben, zu Susanne Friedrich ins Museum. 'Sie denken, dass sie der Geschichte etwas Gutes tun. Wenn ihnen erklärt wird, dass sie gar nicht in den Boden eingreifen dürfen, erschrecken sie, denn es ist ja nicht ihre Absicht, die eigene Geschichte zu zerstören.' Tatsächlich ist die Suche nach archäologischen Funden ohne Erlaubnis der Denkmalbehörde verboten. Bei Zufallsfunden überlassen einige Bundesländer dem Finder jedoch die Hälfte des Schatzes."