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Kobels Kunstwoche

Paris November 2024; Foto Stefan Kobel
Paris November 2024; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 2 2025

Der Auktionsmarkt war auch in der zweiten Jahreshälfte von regional unterschiedlichen Tendenzen geprägt, wie der dritte und letzte Treil des Rückblicks zeigt.

Den Conference Call von Christie's Mitte Juli zu den Halbjahresergebnissen von Christie's hat Susanne Schreiber für das Handelsblatt mitverfolgt: „Das Videotelefonat von Christie’s Vorstandsvorsitzendem Guillaume Cerutti mit Fachjournalisten hatte vor allem eine Botschaft: Ruhe und Zuversicht verbreiten in einer Zeit mit deutlich abgesacktem Auktionsumsatz. Zwischen Januar und Juni 2024 fiel dieser um 22 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 2,7 Milliarden Dollar. Die Gründe liegen im herausfordernden makroökonomischen Umfeld, den Kriegen, Krisen und Unsicherheitsfaktoren. Etliche verkaufswillige Sammler hatten deshalb ihre Einlieferung zurückgezogen und auf den Herbst verschoben. Gleichwohl unterstreicht Cerutti nicht ohne Stolz: 'Christie’s Performance war stabil.' Für Panik gibt es keinen Anlass, soll das heißen.“

Sotheby's werte währenddessen den Standort Paris durch den Erwerb einer prestigeträchtigen Immobilie auf, berichtet Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „Es scheint, als lege Eigentümer Patrick Drahi mehr Wert auf erstklassige Gebäude als auf Mitarbeitende. Als baue er mehr auf das Potenzial von Immobilien als auf Kompetenz. So eröffnet Sotheby’s im Juli neue Räume in Hongkong. Nächstes Jahr zieht es in New York ins Breuer-Building um, das lange die Heimstatt des Whitney Museums of American Art war. Und nun hat es in eine Großimmobilie im Herzen von Paris investiert. Ob diese Rechnung im angeschlagenen Auktionsgeschäft, das immer wieder als 'People-Business' bezeichnet wird, aufgeht, muss sich zeigen.“

Den deutschen Auktionshäusern geht es Susanne Schreiber im Handelsblatt zufolge hingegen gut: „Am Ende einer robusten Frühjahrsauktion meldet sich Van Ham mit zu erwartenden brillanten Zahlen. Wie Deutschlands Primus Ketterer befindet sich Van Ham im Aufwind und trotzt dem Trend zur Zurückhaltung. Mit einem Gesamtergebnis von rund 26 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 sieht sich Geschäftsführer Markus Eisenbeis auf Platz zwei im nationalen Ranking. […] Die Position an der Spitze deutscher Auktionshäuser besetzt abermals Ketterer Kunst. Die Münchener teilen auf Nachfrage wenig mit, nur so viel: Mit wertvollen Büchern, Privatverkäufen und allen Kunstauktionen liegt der Gesamtumsatz der ersten Jahreshälfte bei 54 Millionen Euro. Allein die Abendversteigerung Anfang Juni hatte 40,6 Millionen Euro eingebracht.“

Dass das Wiener Dorotheum es mit der Einhaltung der Geldwäscheregeln in punkto Kundenidentifikation Probleme haben könnte, beklagt Olga Kronsteiner im Standard: „Recherchen legen jedoch nahe, dass sich das Auktionshaus eher an den gesetzlichen Vorgaben orientiert, als diese auch zu erfüllen: Eine Schwachstelle bei der Vermeidung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, aber vor allem auch im Hinblick auf mögliche Manipulationen, wie damit befasste Fachleute bestätigen. […] Warum dies alles von Relevanz ist? Leonard Rosen existiert nicht, er ist eine fiktiver 'deutscher Staatsbürger', der sich beim Dorotheum als Kunde registrierte und die Identitätsprüfung mit einem KI-generierten Führerschein überwand, dessen Echtheit gar nicht überprüft wurde. Mit diesem Sachverhalt und den damit verbundenen Kritikpunkten konfrontiert, reagiert das Auktionshaus verhalten: Man 'werde prüfen und Strafanzeige erstatten' – aufgrund welchen Straftatbestands, bleibt unklar.“

Den mit sieben Prozent geringsten Umsatzrückgang unter den Großen Drei hatte Philipps zu vermelden, erklärt Ursula Scheer in der FAZ vom 27. Juli: „Entsprechend selbstbewusst präsentiert sich das Haus, das der russischen Mercury-Gruppe gehört und nach Putins Eröffnung des Angriffskriegs auf die Ukraine Zweifel über seine künftige Wettbewerbsfähigkeit auf sich zog. Edward Dolman, leitender Geschäftsführer des Unternehmens, schreibt in einer Pressemitteilung von 'Stärke und Anpassungsfähigkeit'. Mit einer stabilen Verkaufsrate von 87 Prozent, 41 Prozent Erstkäufern und 26 Prozent der Bieter aus der Generation Z sowie der Alterskohorte der Millennials gibt er sich optimistisch.“

Die Auktionssaison in Frankreich resümiert Aurélie Tanaqui für das Handelsblatt: „Neun der zehn höchsten Zuschläge in Frankreich gehen auf das Konto von Christie's. Mit 203 Millionen Euro Umsatz liegt Christie's in Paris auf Platz eins der Einzelgesellschaften. Das ist entschieden besser als im Vorjahreszeitraum, wo 114 Millionen Euro gemeldet wurden. […] Konkurrent Sotheby's versteigerte in der ersten Jahreshälfte sieben bedeutende Sammlungen. Der Umsatz beträgt 133 Millionen Euro, etwas weniger als die 153 Millionen Euro im Vorjahr. Aus Privatverkäufen kommen nochmals 39 Millionen Euro dazu. Der Anteil der Neukunden betrug 20,6 Prozent. Artcurial liegt mit einem Umsatz von 121 Millionen Euro auf Platz drei. Gefolgt von Bonhams. Das englische Auktionshaus verzeichnete 74 Millionen Euro mit 53 Versteigerungen, die sich auf Paris, Brüssel und Monaco verteilten.“

Den Kunstindex des Manager-Magazins hat sich Anfang August Monopol angesehen: „Mit einem Umsatz von 586 Millionen US-Dollar liegen Werke von Pablo Picasso in dem Ranking ganz vorn. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Jean Michel Basquiat (238 Millionen) und als einziger deutscher Künstler in den Top 50 der Maler Gerhard Richter (214 Millionen Dollar). Insgesamt wird die Liste von US-Künstlern dominiert, unter den ersten 20 der wertvollsten Künstler finden sich unter anderem Andy Warhol, Ed Ruscha, Joan Mitchell, Mark Rothko und Cy Twombly.“

Abu Dhabi kauft sich bei Sotheby's ein, gibt die Investmentfirma ADQ in einer Pressemitteilung bekannt: „Im Rahmen der Vereinbarung wird ADQ neu ausgegebene Aktien von Sotheby's erwerben, um den Verschuldungsgrad zu senken und die Wachstums- und Innovationspläne zu unterstützen. Patrick Drahi, der Sotheby's im Jahr 2019 übernommen hat, wird neben ADQ zusätzliches Kapital investieren und weiterhin Sotheby's Mehrheitseigentümer bleiben. Der Gesamtbetrag der Investition beläuft sich auf etwa 1 Milliarde."

Innovative Geschäftsideen testeten die großen Auktionshäuser in Hongkong aus, berichtet Ernst Herb Ende August in der FAZ: „Der Expansionskurs der Versteigerer wäre ohne das steigende Angebot und die fallende Nachfrage auf dem noch vor Kurzem teuersten Immobilienmarkt der Welt kaum denkbar. Landmark und Henderson Land, die neuen Vermieter von Sotheby’s und Christie’s, spüren die drastisch angestiegene Zahl von Leerbeständen gerade im obersten Preissegment von Gewerbeimmobilien. Branchenkenner gehen davon aus, dass den Auktionshäusern als Vorzeigemietern erhebliche Preisnachlässe gewährt worden seien. Nicht nur das stärkt den wichtigsten Standort des Kunsthandels in Asien. Dabei würden andere Großstädte in der Region – wie Schanghai, Seoul oder Singapur – Hongkong gerne vom Podest drängen. Doch das halbautonome chinesische Territorium dürfte bis auf Weiteres vor allem deshalb die Nummer eins bleiben, weil es über einen großen Freihafen verfügt, in dem wie nirgendwo sonst in Asien Kunstwerke zollfrei und unbürokratisch ein- und ausgeführt werden können.“

Nachdem Sotheby's vor einem Monat im Zuge einer Finanzspritze durch Abu Dhabi verkündet hatte, sich stärker in Saudi-Arabien engagieren zu wollen, zieht Christie's jetzt an der Konkurrenz vorbei und veranstaltet dort Auktionen, meldet Kabir Jhala im Art Newspaper.

Sotheby's dürfte der Einstieg des Staatsfonds von Abu Dhabi lediglich eine kurze Verschnaufpause gewähren, lässt sich aus dem Bericht von Madeline Fitzgerald für Quartz schließen: „Bei Sotheby's ist die Lage so ernst, dass einige Führungskräfte in Frage stellten, ob das Auktionshaus in der Lage sein würde, die Mitarbeiter weiterhin pünktlich zu bezahlen. Ihre Sorge war nicht ganz unbegründet: Im Frühjahr erhielten einige Mitarbeiter Schuldscheine anstelle von Leistungsprämien. Das Auktionshaus ist außerdem mit Zahlungen an Kunstspediteure und Restauratoren um bis zu sechs Monate im Rückstand, wie aus dem Bericht des Wall Street Journal [Paywall] hervorgeht. Seit dem ersten Kauf von Sotheby's durch Drahi im Jahr 2019 haben sich die Schulden des Auktionshauses fast verdoppelt – sie stiegen von 1 Milliarde US-Dollar auf 1,8 Milliarden US-Dollar.“

Die Auktion des Sammlungsnachlasses von Kasper König bei Van Ham in Köln hat Christiane Fricke im Saal für das Handelsblatt verfolgt: „Johann König, das jüngste der vier Kinder, macht davon lebhaften Gebrauch, nur vereinzelt gebremst von seiner Ehefrau. Vor ihm hat an diesem Abend sein Bruder Leo Platz genommen, Galerist in New York. Er bietet, Eisenbeis zufolge, jedoch im Auftrag von Kunden. Ein amerikanisches Ehepaar hat er neben sich sitzen. Der Saal ist voll. Es sind Schaulustige dabei, kenntnisreiche Beobachter wie der Kunstberater Jörg Michael Bertz und der Sammler Reiner Speck, aber auch viele mit Bieternummern ausgerüstete Sammlerinnen und Sammler quer durch alle Altersklassen. Selten ist so viel los in einem Auktionssaal.“ dpa meldet: „Insgesamt wechselten 250 Werke ihren Besitzer und spielten etwa sechs Millionen Euro ein, teilte das Auktionshaus Van Ham mit. Das entspreche einer Verkaufsquote nach Wert von 234 Prozent. Seit Dienstagabend ging die Sammlung unter den Hammer.“

Der Saisonauftakt der Auktionen in New York mit kleineren Veranstaltungen könnte ein schlechtes Omen für die kommenden Abendveranstaltungen sein, befürchtet Angelica Villa bei Artnews.

Warm anziehen müssen sich die Londoner Auktionshäuser zur Herbstsaison, glaubt Anne Reimers in der FAZ vom 5. Oktober: „Auffällig ist, dass Christie's und Sotheby's in der britischen Hauptstadt dieses mal nicht – wie sonst üblich zur Frieze – den Schwerpunkt auf junge Zeitgenossen legen. Hochpreisige Nachwuchskunst wird als riskante Geldanlage angesehen, und hohe Kreditzinsen schrecken Käufer ab, die schnellen Gewinn machen wollen. Etablierte Künstler mit langer Karriere oder abgeschlossenem Werk sind in unsicheren Zeiten gefragt.“ Den aktuellen Stand im Sotheby's-Drama fasse ich für das Handelsblatt zusammen.

Das Kratzen an den unteren Schätzpreissummen scheint man in London schon als Erfolg zu verbuchen, legt die Überschrift des Nachberichts von Anne Reimers in der FAZ nahe: „Ein Hauch von Optimismus weht durch die Auktionssäle“. Dabei tut sie den Auktionshäusern noch den Gefallen, das Aufgeld aus den Ergebnissen nicht herauszurechnen, obwohl es in den kommunizierten Schätzpreissummen nicht enthalten ist. Auch Stephanie Dieckvoss gibt im Handelsblatt Entwarnung, nachdem sie im Detail auf die Schwäche der einzelnen Versteigerungen hingewiesen hat.

Die mit hohen Erwartungen verbundenen Pariser Herbstauktionen seien gefloppt, stellt Bettina Wohlfarth in der FAZ fest: „Tatsächlich ist das Auktionshaus von François Pinault bei den hochkarätigen Herbstauktionen, die Mitte Oktober parallel zur Messe Art Basel Paris abgehalten wurden, mit dem größten Angebot unter den wichtigen Versteigerern aufgewartet und hat den höchsten Umsatz eingespielt. Insgesamt 82,2 Millionen Euro kamen bei Saal- und Onlineversteigerungen insgesamt zusammen. Im Spitzenjahr 2023 belief sich das Gesamtergebnis noch auf 126,7 Millionen. […] Wenig Erfolg hatte bei Sotheby’s die Auktion mit Werken von Joseph Beuys aus der Sammlung Jörg Schellmanns. Von 27 Losen fanden zehn keine Käufer, darunter Hauptwerke“.

Der Auktionseinstand im neuen Domizil in Hongkong verlief für Sotheby's nicht gerade glänzend, berichtet Margaret Carrigan bei Artnet (Paywall): „Ein Mark Rothko-Gemälde, das einst dem flüchtigen malaysischen Finanzier Jho Low gehörte, wurde diese Woche bei Sotheby's Hongkong für 252,5 Millionen HK$ (32,5 Millionen Dollar) einschließlich Gebühren verkauft. Das sind rund 30 Prozent weniger als der letzte Auktionspreis vor einem Jahrzehnt. [...] Der Rothko war nicht die einzige Enttäuschung bei der ersten großen Versteigerung von Sotheby's in seinem neuen Hauptsitz in Hongkong. Von 35 angebotenen Losen wurden sieben bereits im Vorfeld zurückgezogen, was auf mangelndes Käuferinteresse hindeutet, und weitere fünf blieben unverkauft, was eine Verkaufsquote von 65 Prozent ergab.“

Die ganze November-Auktionswoche in New York fasst Barbara Kutscher im Handelsblatt zusammen: „Vorsichtig waren die Häuser aber mit einem reduzierten Volumen ins Rennen gegangen. Insgesamt nahm das Duopol in den fünf Abendversteigerungen von Montag bis Mittwoch über 908 Millionen Dollar brutto ein. Vor allem marktfrische Werke aus Nachlässen ließen sich auf einem wählerischen Markt, der nur das Besondere goutiert, gut absetzen. Höhepunkt der Woche und wahrscheinlich des ganzen Jahres war der Wettkampf um René Magrittes Bild „L’Empire des Lumières“, das sicher zu den bekanntesten Motiven des belgischen Surrealisten zählt. Siebzehnmal hatte er es über sechzehn Jahre variiert, wir kennen es heute aber auch von Postern oder Einkaufstaschen. […] Nach zehn Minuten konnte Rotter seinem Kunden gratulieren. Er hatte bei 121,2 Millionen Dollar brutto den neuen Künstlerrekord gesetzt.“ Analytisch blickt Katya Kazakina bei Artnet (eventuell Paywall) auf die Auktionswoche: „Insgesamt wurden bisher 1,2 Mrd. $ erzielt, was knapp über dem unteren Ende der Vorverkaufsspanne der Woche liegt. In dieser Summe sind die Käuferprämien enthalten, während die Schätzungen dies nicht tun. Und sie spiegelt auch nicht die ganze Dramatik und den Zauber der Auktion wider, die hinter den Kulissen stattgefunden haben, um diese relativ positive Bilanz zu erzielen. Limits wurden auf den letzten Drücker gesenkt, unwiderrufliche Gebote innerhalb von Minuten vor dem Ausruf ausgehandelt, einige Lose zurückgezogen und andere wieder geöffnet, nachdem sie nicht verkauft werden konnten. Den Häusern gebührt Anerkennung dafür, dass sie das geschafft haben.“

Wie schon In New York zeigten sich auch bei den deutschen Auktionen Licht und Schatten. Immerhin wurden die Millionenlose fast überall mindestens zu ihren Schätzpreisen vermittelt. Aus Lempertz in Köln berichtet Christian Herchenröder für das Handelsblatt: „Viele Hammerpreise blieben an den unteren Schätzungen, doch gab es im gut besetzten Saal ermutigende Telefon- und Onlinegebote. Für 77 Lose wurden nach Angaben des Hauses 9,4 Millionen Euro eingenommen. Mit den Tagesauktionen summiert sich der Gesamterlös für die Fotografie, die moderne und zeitgenössische Kunst auf 12,5 Millionen Euro. Henrik Hanstein bezeichnet das als 'ein gutes Ergebnis angesichts der Weltlage. Die Käufer gehen auf sichere Sachen, die internationalen Rang haben.'“

Nicht ganz so gut lief es Christiane Fricke im Handelsblatt zufolge für Van Ham in Köln, wohl nicht zuletzt aufgrund teilweise zu hoch angesetzter Schätzpreise: „Die Hammerpreise für die 39 Lose summieren sich nach eigener Berechnung auf 3,8 Millionen Euro. Es hätte mehr sein sollen. Zählt man die unteren Schätzpreise zusammen, kommt man auf 4,6 Millionen Euro. Das Auktionshaus nennt für den Evening Sale einen Bruttoumsatz von 5,2 Millionen Euro. So gerechnet macht es sich natürlich besser. Als Gesamtumsatz gibt Van Ham einschließlich der Tagauktionen 10,2 Millionen Euro brutto, also mit Aufgeld an.“

Positive Signale hat Brita Sachs von den Auktionsergebnissen bei Ketterer in München für die FAZ empfangen: „Es dürfte Zweckoptimismus gewesen sein, dass man sich bei Ketterer vor dem 'Evening Sale' moderner und zeitgenössischer Kunst unbekümmert gab. Tatsächlich aber scheint sich eine leichte auffrischende Bewegung in der Kunstmarktflaute abzuzeichnen. Dreimal schlug der Hammer Millionenergebnisse fest, das höchste erwartungsgemäß für Max Beckmanns Gemälde 'Großer Clown mit Frauen und kleiner Clown'. Entstanden im Jahr 1950, reflektiert es die Situation Beckmanns zwischen Exil und Auswanderung nach Amerika. Nun stieg es auf drei Millionen Euro (Taxe 1,4 bis 1,8 Millionen Euro). Mit Aufgeld kostet es seinen neuen Eigentümer – eine 'bedeutende europäische Sammlung' – 3,7 Millionen.“ Auf die Nachkriegskunst schaut Sabine Spindler für das Handelsblatt: „Das Gemälde war am 6. Dezember einer von vier Erlösen über der magischen Millionenschwelle. Die Zahl ist für Deutschlands derzeitige Krisensituation beachtlich. Einen weiteren siebenstelligen Betrag erzielte mit 1,3 Millionen Euro Robert Rymans Lackschicht für Lackschicht aufgebautes Gemälde 'General 52" x 52"' von 1970. Es ist wie alle Ryman-Gemälde eine Reflexion über die Farbe Weiß und die Malerei an sich. In diesem Fall setzte sich Deutschland gegen die USA durch. 'Die internationale Avantgarde der 1960er-/70er-Jahre ist sehr wichtig für uns, da sie uns eine weltweite Sammlerschaft bringt', sagte Auktionator Robert Ketterer dem Handelsblatt. Und die braucht jedes Auktionshaus als potente Bieter in der Hochpreisregion.“

Die Entlassung von rund 100 Sotheby's-Mitarbeitern in New York melden Katya Kazakina bei Artnet (evtl. Paywall) und Karen K. Ho bei Artnews.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung