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Kobels Kunstwoche

Luis Miret, 1959-2017; Foto Stefan Kobel
Luis Miret, 1959-2017; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 20 2017

Während Anne Imhoff und Franz Erhard Walther in Venedig Ruhm und Ehre ernten, macht Damien Hirst mit seinem verkitschten Schiffswrack-Spektakel Kasse. Für Artnews berichtet Nate Freeman von zügigen Verkäufen aus der Schau. Einige Käufer nennt er ebenfalls.

Im Fernduell hat der andere Titan des Kunstsupermarkts gerade eine riesige aufblasbare Ballerina auf der Rockefeller Plaza installiert; eine kleine Bilderstrecke dazu gibt es beim Spiegel. Im Interview mit Sven Michaelsen für das SZ-Magazin vom 12. Mai gibt Jeff Koons bereitwillig Auskunft über ziemlich Vieles, unter anderem über sein Verhältnis zu Geld: "Ich kenne aus meinen Anfängen das Gefühl, zahlungsunfähig zu sein. Deshalb habe ich mir nie in den Fuß geschossen, wenn es darum ging, meine Kunst so teuer wie möglich zu verkaufen. Rekordpreise sagen nichts über den Wert eines Kunstwerks aus, aber sie sorgen für Aufmerksamkeit und vergrößern damit die Plattform eines Künstlers. Meine Werke sollen keine einsamen Gesten sein, die niemand wahrnimmt. Ich möchte, dass meine Ideen und Werte von möglichst vielen diskutiert werden."

Die Übermacht der Messen im Kunstmarkt führe gerade im gegenwärtigen Abschwung zu zur Produktion von Kunstmessen-Kunst, meint Kenny Schachter bei Artnet.

Auf der Reichenliste der Sunday Times tauchen genau zwei Bildende Künstler auf: Damien Hirst und Anish Kapoor, während etwa Musiker deutlich stärker vertreten sind. Beide Künstler sind um einige Ränge abgerutscht, owbwohl ihr Vermögen deutlich zugelegt haben soll. Für Hirst ging es um vier Plätze nach unten auf 422, obwohl sein Vermögen um 20 Millionen Pfund auf 270 Millionen Pfund gesteiegen sein soll. Für Kapoor ging es von 766 auf 832, bei einem Vermögenszuwachs von 4 Millionen auf 134 Millionen Pfund. Eileen Kinsella versucht für Artnet den Anstieg der persönlichen wie der Durchschnittsvermögen der Superreichen mit einem Brexit-Boom zu erklären. Dass der Vermögenszuwachs der 1000 reichsten Briten um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr nicht nur mit einem Boom, sondern auch einer ungleichen Einkommensverteilung zusammenhängen könnte, scheint ihr keine Überlegung wert.

Moderne und Zeitgenössische Kunst für 1.3 Milliarden Dollar wird in dieser Woche in New York aufgerufen. Rose-Maria Gropp fasst für die FAZ das Angebot zusammen.

Bei Christie's und Sotheby's kommt dabei Sammlung Spiegel unter den Hammer, den die zerstrittenen erbenden Zwillinge bei jeweils einem Haus eingeliefert hätten, hat Katya Kazakina für Bloomberg recherchiert.

Zeichen der Erholung sehe Sotheby's-Chef Tad Smith laut Andy Battaglia bei Artnews. Immerhin konnte er im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen auf 11,3 Millionen gesunkenen Quartalverlust vermelden.

Für Börsen-Nerds bot die Hauptversammlung der Artnet AG einigen Unterhaltungswert, für Mitarbeiter, Aktionäre und Kunden eher nicht. Höhepunkt war die unwürdig inszenierte Ersetzung eines wohl zu kritischen Aufsichtsrates durch den Schwiegersohn eines bekannten deutschen Auktionators. Mein Fazit für das Handelsblatt (Paywall): "Solange Artnet wie ein Familienunternehmen geführt wird, dürfte ihm der Zugang zu frischem Kapital verschlossen bleiben. Dringende Investitionen größeren Ausmaßes werden daher in absehbarer Zeit in dem hoch kompetitiven Umfeld des Online-Kunstmarktes nicht möglich sein. Bisher hat der immerhin schon seit 1999 börsennotierte Internet-Dinosaurier die von Risikokapital getriebene Konkurrenz aussitzen können. Alleine die Tatsache, dass es für die bisherige Cash Cow der Auktionspreisdatenbank immer noch keine Mobilversion gibt, zeigt jedoch, dass schlichtes Beharrungsvermögen irgendwann zu wenig sein dürfte."

Über die möglichen Folgen eines Zerfalls der EU für das Auktionswesen spekuliert der Münchener Auktionator Robert Ketterer im Gespräch mit Viola Schenz für die Süddeutsche Zeitung vom 13. Mai. Nebenbei gibt er dem Kulturgutschutzgesetz noch einen mit: "Aber um welchen Schutz geht es denn bei dem Gesetz? Um Ausgrabungen und schützenswerte, national wertvolle Kulturgüter, aber mit denen handeln die allermeisten Häuser ohnehin nicht, sondern die landen auf dem Graumarkt. In den vergangenen 30Jahren wurde nicht einem Objekt aus dem Kunstauktionshandel die Ausfuhr verwehrt. Wir versteigern keine Holbein-Madonnen. Aber wir haben jetzt ein bürokratisches Monster. Das Gesetz reguliert einen Markt, der nicht reguliert werden muss, und es schafft einen Graumarkt, den es eigentlich regulieren sollte."

Tristesse erblickt Christian Herchenröder im Angebot deutscher Auktionshäuser für das Handelsblatt vom 12. Mai: "Es sieht trübe aus. Wenn man von dem Angebot deutscher Frühjahrsauktionen ausgeht, wird es eine magere Saison, in der hochrangige Objekte fehlen, das Angebotsvolumen und die Umsatzerwartungen deutlich geschrumpft sind. Im Augenblick sieht es so aus, als würde der deutsche Kunstmarkt, der laut jüngstem Art-Market-Report von Art Basel und UBS zwei Prozent des Weltmarkts ausmacht, in eine Phase periodischer Insuffizienz gleiten." Schuld daran sei nicht zuletzt die Gesetzeslage.

Plagiate des "Rain Room" von Random International tauchen in China gleich im Dutzend auf, berichtet Lisa Movius im Art Newspaper. In einem Freizeitpark sei neben dieser Wettermaschine auch noch eine Installation aufgebaut, die sich bei Yayoi Kusama bedient.

Der kubanische Galerist Luis Miret ist tot. Er war Leiter der Galeria La Habana, die als erste seit 1962 in Havanna zeitgenössische Kunst ausstellte und im Ausland bekannt machte. Für die Kunstszene des Karibikstaates und ihre Verbreitung im Westen kann seine Rolle gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Als Angestellter eines Staatsunternehmens musste er stets auf dem schmalen Grat zwischen Kunstfreiheit und Systemkonformität balancieren. In einem Gespräch für ein Portrait der kubanischen Kunstszene im Handelsblatt wurde dieser Zwiespalt deutlich: "Ich bin vor allem besorgt, dass das Wachstum des Marktes die Künstler daran hindern wird, gute Kunst zu machen. Sie könnten versucht sein, für den Markt zu arbeiten. Das wird passieren, wenn der Künstler sich selbst nicht genügend respektiert. Ich hoffe, dass die kommenden Veränderungen nicht das Todesurteil für die Zukunft der kubanischen Kunst bedeuten." Luis Miret ist am 11. Mai nach langer Krankheit in Havanna gestorben.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung