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Kobels Kunstwoche

Simonas Šileika, Ukrainian Farmer Steals Russian Tank; frei via creativesforukraine.com
Simonas Šileika, Ukrainian Farmer Steals Russian Tank; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 20 2022

„Notgeld für die Ukraine“ heißt eine Benefiz-Auktion, die das Kölner Auktionshaus Van Ham in zwei Teilen als Online- und Live-Auktion im Rahmen seiner Modern Week vom 20. Mai bis 2. Juni veranstaltet. Insgesamt kommen 40 Lose zum Aufruf. Es wird das übliche Aufgeld fällig, das ebenfalls gespendet wird. Der Katalog zur Live-Auktion kann hier (PDF) heruntergeladen werden, die Online-Auktion wird am 20. Mai freigeschaltet.

Das Victoria & Albert Museum stehe vor der Frage, was nach Ausstellungsende mit den Fabergé-Eiern geschehen soll, die dem sanktionierten Oligarchen Viktor Vekselberg gehören, berichtet Martin Bailey im Art Newspaper: „Es ist noch nicht klar, wie Kunstwerke, die von einem Oligarchen in einem privaten Museum in Russland deponiert wurden und derzeit als Leihgabe an ein britisches Museum gehen, im Rahmen der Sanktionen behandelt werden würden. Die Tatsache, dass die von Vekselberg erworbenen Kunstwerke jetzt im Besitz einer panamaischen Gesellschaft sind, macht die Sache noch komplizierter.“

195 Millionen Dollar mit Aufgeld hat Andy Warhols Marilyn bei Christie's gebracht, wie unter anderem Barbara Kutscher in ihrem Bericht vom Auktionsabend im Handelsblatt vermerkt. Angelica Villa bemängelt bei Artnews, dass das Bild damit seinen Schätzpreis nicht erreicht habe: „Das Gemälde, das ohne Garantie angeboten wurde, kam bei einem Gebot von 170 Millionen Dollar unter den Hammer und ging für einen Endpreis von 195 Millionen Dollar an Gagosian, den Saalbieter. Der Zuschlagspreis lag 30 Millionen Dollar unter der Schätzung von 200 Millionen Dollar, die Christie's vor der Auktion auf Anfrage abgegeben hatte.“ Der Analyst Marion Maneker unkt bei LiveArt sogar, gegenüber einem vorherigen Private Sale eines anderen Bildes aus der Serie sei das Rückgang, und er fragt nach der Bedeutung des Ergebnisses für die Eigentümer der anderen Versionen: „Was bedeutet das für die anderen Marilyns? Vermutlich hat Gagosian das Gemälde für einen Kunden gekauft. Dieser Kunde hat ein gutes Geschäft gemacht, wenn man bedenkt, dass jemand anderes vor fünf Jahren 240 Millionen Dollar für die orangefarbene Marilyn bezahlt hat. Was ist mit der hellblauen Marilyn im Besitz des 75-jährigen Peter Brant und der roten Marilyn im Besitz des 68-jährigen Philip Niarchos? Brant ist ein bisschen älter als Marcos. Für beide ist es vielleicht noch zu früh, um über die Veräußerung ihrer Sammlungen nachzudenken. Vermutlich hätte ein großer Verkauf der Shot Sage Blue Marilyn einen enormen Zahltag für die hellblaue Marilyn eingeleitet. Dieser Verkauf wird wahrscheinlich bis zum nächsten Aufschwung der Weltmärkte warten müssen.“ Aus dieser eigenwilligen Interpretation spricht wohl die Logik einer Markttheorie, nachdem ein bezahlter Preis auch ein angemessener sei und daher Gültigkeit habe. Alles darunter müsste demnach als Verlust gelten.

Das Gesamtergebnis von Christie's könne sich sehen lassen, findet Barabara Kutscher im Handelsblatt :„Insgesamt trug der Abend 831,3 Millionen Dollar zu Christie’s laufenden Wocheneinnahmen bei, die sich - mit noch ausstehenden Tagesauktionen - bisher auf 1,25 Milliarden Dollar summieren. Bewährt hat sich auch die Aufnahme wichtiger 'Americana'. [...] Christie’s bot jetzt Emanuel Leutzes Historienbild 'Washington Crossing the Delaware' (1851) mit einer sehr illustren Ausstellungsgeschichte an. Von 1979 bis 2014 hatte das geschichtsträchtige Bild sogar im Weißen Haus in Washington, D.C. gehangen. Vier Bieter hoben es von mindestens erwarteten 15 Millionen Dollar auf 45 Millionen Dollar.“ Für ein Werk des 19. Jahrhunderts jenseits des Impressionismus ist das in der Tat ein unerhörter Preis.

Einen Blick in die Zukunft gewährten die Ergebnisse der Zeitgenossen-Auktion bei Christie's, notiert Robin Pogrebin in der New York Times: „Am Dienstag widmete sich Christie's bei seiner Abendauktion für zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts einigen dieser Aussichten - mit einem Gesamterlös von 103 Millionen Dollar bei einer hohen Schätzung von 106 Millionen Dollar. Die Auktion mit 31 Werken erzielte hohe Preise für Werke schwarzer Künstler wie Amoako Boafo, Reggie Burrows Hodges und Ouattara Watts. Auch Frauen - darunter Shara Hughes, Ewa Juszkiewicz, Elizabeth Peyton und Lisa Yuskavage - erzielten gute Preise, ebenso wie relativ unbekannte Künstlerinnen wie die 27-jährige Malerin Anna Weyant, die der Mega-Händler Larry Gagosian seit kurzem vertritt (und mit der er zusammen ist). Und Refik Anadol, ein türkisch-amerikanischer Datenkünstler, bot das einzige NFT des Abends. 'Wir definieren, was die nächste große Künstlergeneration sein wird', sagte Ana Maria Celis, eine Christie's-Spezialistin. 'Letztendlich wird der Markt das entscheiden.'“ Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Larry Gagosian hat eine neue Freundin, deren Gemälde aus dem Stand Millionenpreise erzielen. Und es erscheint mittlerweile so selbstverständlich, dass die Kunstgeschichte der Zukunft von den großen Auktionshäusern heute geschrieben wird, dass die Mitarbeiterim, der ein solcher Satz über die Lippen kommt, nicht von der versammelten Presse ausgelacht wird.

In ihrem Auktionsrückblick für die Financial Times erwähnt Melanie Gerlis eher nebenbei das neue Einlieferungstool, mit dem Sammler Werke der Galerie David Zwirner zum Verkauf anbieten können.

Etwas bescheidener, aber immer noch beeindruckend, nehmen sich die 4,7 Millionen Euro aus, die das Dorotheum in Wien für eine Maria Magdalena von Tizian erzielt hat, wie Nicole Scheyerer in der FAZ meldet.

Zwei aus Gurlitt-Besitz restituierte Dix-Aquarelle werden am 10. Juni bei Ketterer in München versteigert, teilt das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit.

London lebt, ist Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt anlässlich des dortigen Gallery Weekends überzeugt: „Mehr als zehn junge Galerien haben seit der Pandemie und nach dem Brexit in London eröffnet. Das widerspricht zum Teil der oft gehörten These vom drastisch reduzierten Geschäft in London. Neueröffnungen zeigen Mut und Engagement, vor allem da die Zielgruppe im Augenblick vor allem lokal ist. Jeremy Epstein, Gallerist von Edel Assanti und Mitgründer des Gallery Weekends betont dem Handelsblatt gegenüber: 'Obwohl internationale Besucher noch nicht auf dem Level vor der Pandemie sind, hat diese Phase einen kollaborativen Geist hervorgebracht. Es haben sich Möglichkeiten ergeben, die das lokale Ökosystem der Galerien mit neuer Energie versehen haben. Diese haben die Londoner Galeristen mit beiden Händen ergriffen.'“

Ein NFT-Triptychon, das in einer Zusammenarbeit von Beeple („Holy fuck!“) und Madonna („Like a virgin“) entstanden ist, wurde letzte Woche auf der Plattform SuperRare für einen guten Zweck versteigert. Die drei Einzelbilder erzielten Preise zwischen ungefähr 130.000 und 340.000 US-Dollar. Bei Monopol gibt es einen Vorbericht vom Auktionstag.

NFTs waren gestern. Jetzt kommt die Motorhauben-Kunst zurück. Andreas Donath berichtet bei golem von einer revolutionären neuen Drucktechnologie: „ABB sprühte die Werke des jungen Künstlers Advait Kolarkar und geometrische Motive des Designkollektivs Illusorr aus Dubai auf ein Auto auf, um die Einsatzmöglichkeiten der Technik zu demonstrieren.“ Advait Kolarkar ist acht Jahre alt und hat gerade seine erste Einzelausstellung in einer Galerie auf der Londoner King's Road.

Drei US-amerikanische Modelle eines bedingungslosen Grundeinkommens für Künstler stellt Hakim Bishara in der Financial Times vor. Creatives Rebuild New York sei mit 125 Millionen Dollar das größte Programm, durch das 2.400 Künstler 18 Monate lang jeweils 1.000 Dollar erhielten. Beworben hätten sich 22.000 Menschen.

Wer sich für das Thema Restaurierung von Kunststoffen interessiert, dem werden die anderthalb Stunden Interviews mit dem Münchener Restaurator Tim Bechthold im Deutschlandfunk nicht lang.

Ebenfalls im Deutschlandfunk beantwortet der Kunsttheoretiker Wolfgang Ullrich eine halbe Stunde lang die rhetorische Frage, ob Kunst den Bezug zur Gesellschaft verloren hat.

Auf der Forbes-Milliardärsliste hat Monopol nach Kunstsammlern gesucht und ist mit Bernrad Arnault schon auf Platz Drei fündig geworden. Erzrivale François Pinault folgt demnach erst auf Rang 32. Als reichster deutscher Kunstsammler ist Reinhold Würth mit Startnummer 84 verzeichnet.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung