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Institutionen und Markt erweitern den Dekolonialisierungsdiskurs nach Osten, erklärt Katie Marie Davies im russischen Exil-Portal Meduza: „Erst nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine 2022 wurde das Thema russischer Kolonialismus mit der Dekolonialisierung in Verbindung gebracht, aber es hat sich schnell ins öffentliche Bewusstsein katapultiert. 'Früher war Dekolonialisierung eines der Themen, auf die wir als Osteuropahistoriker gestoßen sind, aber wir wussten nicht genau, wo unser Platz war', sagt Marta Zboralska, Dozentin für Kunstgeschichte an der Universität Oxford. Obwohl viele osteuropäische Künstler erkannten, dass sich ihre Erfahrungen mit denen anderer kolonialisierter Gemeinschaften überschneiden, befanden sie sich in einer unsicheren Position in Diskussionen über die Entkolonialisierung, die sich hauptsächlich um Rassismus und den 'Globalen Süden' drehten, erklärt Zboralska. 'Ich glaube, diese unklare Position hat zu Verwirrung und einer Debatte darüber geführt, wo wir stehen und wie wir diese Methoden anwenden können', sagt sie.“
Die besonders bei Bewohnern der Upper East Side beliebte Tefaf New York hat Frauke Steffens für die FAZ besucht: „Der Messe, die sich gerade erst von zwei auf einen Termin im Jahr verkleinert hatte, kann diese Publicity ebenfalls nur helfen. New Yorker, die Kunst sammeln oder anschauen wollen, können im Mai aus etlichen Veranstaltungen wählen: Ohne Zweifel ist Frieze die bekannteste, doch auch Focus, Nada oder Volta werben um Kunden. Die meisten Messen bietet der Stadtteil Chelsea. Nicht weit davon, in Hudson Yards, startet in einigen Tagen Frieze.“
Warum die Tefaf New York auch weiterhin Bestand haben wird und den Unterschied zur Mutter in Maastricht erklärt Barbara Kutscher im Handelsblatt: „2016 mit jährlich zwei Veranstaltungen gestartet – eine für zeitgenössische und eine für historische Werke – findet sich die Messe seit Beginn der Pandemie auf die Maiausgabe reduziert. An der will man jedoch festhalten, wie die Vertragsverlängerung mit der denkmalgeschützten Park Avenue Armory im vergangenen Jahr belegt. […] Auf zwei Etagen zeigen 91 Händler aus zwölf Ländern auch das, was die zur großen Auktionssaison angereisten internationalen Sammler interessiert: Blue Chips von der Moderne bis zur Gegenwart, Design, exquisite Juwelen, etwas Antike und Stammeskunst. 'Altmeistersammler kommen lieber auf die fast dreimal so große Messe nach Maastricht. Die Konzentration dort ist wichtig für Museen', so Hidde van Seggelen, Präsident des Tefaf Executive Committee.“
Die Vielzahl parallel stattfindender Messen scheint manche Redaktionen von Online-Magazinen zu überfordern. Artnews beschränkt sich jeweils auf die üblichen Bilderstrecken der „besten Stände“ mit ein bisschen Vorgeplänkel. Die Taipei Dangdei ist Karen K. Ho gerade einmal vier Sätze wert. Die sind allerdings ernüchternd: „Bei der Eröffnung der Messe herrschte eine ruhige, entspannte Aufregung, als die lokalen Sammler sich Zeit nahmen, um die 90 Stände der Messe zu besichtigen, darunter auch Stände von Blue Chip-Firmen wie David Zwirner, Gagosian und der Whitestone Gallery. Einige Händler meldeten [...] bis zum frühen Nachmittag erste Verkäufe.“ Fast so etwas wie einen Artikel hat Angelica Villa ihrem Fotorundgang über die Independent vorangestellt: „Elizabeth Dee, die Gründerin und Leiterin der Messe, sagte wie bei den vorangegangenen Ausgaben: 'Jedes Jahr wächst das Publikum exponentiell.' Laut Dee rechnet die Messe am Donnerstagmorgen mit rund 2.000 VIP-Besuchern. Wir choreographieren die ersten drei Stunden sehr sorgfältig", sagte sie und erklärte, dass es wichtig ist, Sammlern und Händlern in diesen ersten Stunden Zeit für Gespräche zu geben.“ Wer wünscht sich nicht jedes Jahr exponentielles Wachstum!
Nach Jahren der fröhlichen Figuration könnte der Trend jetzt wieder einmal in die andere Richtung gehen, hat Benjamin Sutton für das Art Newspaper auf einer hippen Messe in New York beobachtet: „Auf der Future Fair, die am Mittwoch (10. Mai) zum dritten Mal für VIPs geöffnet wurde, ist die Malerei zweifellos das dominierende Medium. Aber welche Art von Malerei - der helle, figurative Stil, der den zeitgenössischen Kunstmarkt seit fast einem Jahrzehnt dominiert, oder die eher prozessorientierte Abstraktion - ist umstritten. Es gibt starke Beispiele für beides und auch jede Menge Skulpturen, aber inmitten der Stände mit Gemälden, die knallige Porträts, freche häusliche Szenen und stilisierte Anspielungen auf die Kunstgeschichte zeigen, laden abstrakte Werke vielleicht zu einer genaueren Betrachtung und zu nachhaltigerem Interesse ein. 'Ich freue mich, dass das Pendel wieder in Richtung Abstraktion ausschlägt', sagt Joey Piziali, der Direktor und Mitbegründer der Romer Young Gallery in San Francisco.“
Die New Yorker Frühjahrsauktionen hat Christie's mit einer erfolgreichen Versteigerung aus dem Nachlass des Condé Nast-Eigentümers Si Newhouse eingeläutet, berichtet Kelly Crow im Wall Street Journal: „Es gibt einen Rückstau an Nachlässen für die Frühjahrsauktionen, was zum Teil daran liegt, dass der Nachlass von Herrn Allen im letzten Herbst so viel Platz in den Auktionskatalogen eingenommen hat. Caroline Sayan, Kunstberaterin bei der Beratungsfirma Cadell, sagt, dass in den kommenden Jahren noch mehr Nachlässe auf den Markt kommen werden, da die Generation der Nachkriegs- und Babyboomer-Sammler stirbt und die Millennials ihre Spuren hinterlassen. Sayan sagte, dass ein stetiger Zustrom von Nachlässen normalerweise ein Segen für Auktionen ist, weil solche Bestände oft jahrelang versteckt waren. Aber sie kommen auf den Markt, weil sich auch der Geschmack der jüngeren Käufern ändert, die einen breiteren Kanon von Künstlern wünschen.“
Die Marktstimmung im Vorfeld der Auktionswoche fängt Charlie Porterfield für das Art Newspaper ein: „Die New Yorker Auktionshäuser gehen davon aus, dass ihre großen Frühjahrsauktionen mehr als 2,2 Milliarden Dollar einbringen werden, obwohl sie befürchten, dass sich der Kunstmarkt abkühlt - sowohl bei zeitgenössischen Werken, die von Sammlern in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit als riskant eingestuft werden, als auch bei den teuersten Werken, die die Einlieferer angesichts der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage zurückhalten könnten. Auffallend ist, dass es in diesem Monat keine Werke mit neunstelligen Schätzungen oder Schätzungen im hohen achtstelligen Bereich gibt. [...] Händler sagen, dass Faktoren wie Krieg, zusammenbrechende Banken, unsichere politische Aussichten und steigende Zinssätze wohlhabende Sammler nicht davon abhalten, Kunst zu kaufen, räumen aber ein, dass die nervöse Wirtschaft sie davon abhalten könnte, die Rekordgebote der letzten großen Auktionsrunden zu wiederholen.“
Die bekannte New Yorker Kunstberaterin Lisa Schiff sieht sich mit Betrugsvorwürfen konfrontiert, berichtet Rhea Nayyar für Hyperallergic: „Erst nach einer persönlichen Konfrontation letzte Woche, am 8. Mai, soll Schiff der Ehefrau von Grossman gesagt haben, dass das Geld nicht da sei und sie sich an ihren Anwalt wenden solle. In der Klage heißt es, Schiff habe sich später per SMS entschuldigt und gesagt: 'Es ist einfach kompliziert.' In der Klage wird behauptet, der Vorfall mit [dem Gemälde von Adrian] Ghenie sei 'Teil eines viel größeren Schneeballsystems', bei dem Schiff angeblich Geld von einem Kunden nimmt, um einen anderen zu bezahlen und so ihren 'ausschweifenden Lebensstil' zu finanzieren.“
Die Beschlagnahme von Kunst im Wert von mehreren Millionen Euro auf der Yacht eines russischen Oligarchen in Hamburg meldet die FAZ: „Nach einer ersten Durchsuchung des Schiffs Anfang Mai hatten die Generalstaatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt mitgeteilt, dass 'gegen einen Unternehmer aus der Russischen Föderation wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz' ermittelt werde. Die Jacht sei gezielt nach Kunstwerken oder anderen Gegenständen von hohem Wert durchsucht worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich um die Luxusjacht 'Luna', die das BKA dem russischen Geschäftsmann Farkhad Akhmedov zuordnet.“
Die jährliche Europol-Aktion „Pandora“, die auch jetzt wieder zur Beschlagnahme tausender Objekte geführt hat, nimmt Ursula Scheer in der FAZ zum Anlass, noch einmal auf die Gefahren des illegalen Kunsthandels hinzuweisen: „Kulturgüter sind heiße Ware, der illegale Handel mit ihnen ist ein Megageschäft: Schätzungen des FBI und der UNESCO zufolge liegt der Jahresumsatz des weltweiten Schwarzmarkts für Kunst und Antiquitäten bei zehn Milliarden Dollar, womit das Dunkelgeschäft gleich hinter dem widerrechtlichen Drogen- und Waffenhandel steht. Das organisierte Verbrechen geht mit allen dreien Hand in Hand. Hehlerei mit Kunst und Antiquitäten hilft Mafiaaktivitäten, Terror und Krieg zu finanzieren – und profitiert selbst von bewaffneten Konflikten“. Solche Berichte werfen regelmäßig mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Zum Beispiel nach den horrenden Summen, die da angeblich umgesetzt werden. Das FBI kolportiert selbst mantraartig eine jährliches Volumen von 4 bis 6 Milliarden Dollar. Doch auch diese sehr viel niedrigere Schätzung hat schon vor zehn Jahren Mark Durney im International Journal of Cultural Property überzeugend hinterfragt.
Wie private Kunststiftungen von Unternehmen auch aufgestellt werden können, zeigt Susanne Schreiber im Handelsblatt am Beispiel der neuen eröffneten Bailly Foundation am Luganer See: „Ungewöhnlich ist es, Auftragsarbeiten für eine Ausstellung zu vergeben, hier gleich mehrere für den Garten. Ungewöhnlich ist auch, dass die Modemarke Bally keine wiedererkennbaren Kunstwerke vom Marktstars ankauft. Statt eine Sammlung zu pflegen, zahlt sie laut NZZ aktuell jährlich 120.000 Schweizer Franken Miete an die Stadt Lugano und setzt auf ein breit gefächertes Kulturprogramm in der Villa Heleneum. In ihrem Verzicht auf eine repräsentative Corporate Collection bei gleichzeitiger Präsenz durch Ausstellungen, Performances und Veranstaltungen erinnert die Bally Foundation an die Kunsthalle Kai 10 am Düsseldorfer Hafen. Auch in Düsseldorf möchte die initiierende Unternehmerin und Sammlerin Monika Schnetkamp nicht die Schützlinge aus ihrer Privatsammlung gefeiert wissen. Ihre Arthena Art Foundation unterstützt seit 2008 junge Kunst, in dem sie Relevantes sichtbar macht und in Kontexte stellen lässt.“
Den Wandel der nicht zuletzt für den Kunsthandel wichtigen Werkverzeichnisse erläutert Sabine Spindler in ihrer Besprechung des „Handbuch Werkverzeichnis, Oeuvrekatalog, Catalogue raisonné“ für das Handelsblatt: „Als wissenschaftliche Gattung hat das Werkverzeichnis einschneidende Veränderungen erlebt. Die Zeit der Zuschreibungspäpste ist vorbei. Die Hermetik des Gedruckten verwandelt sich in komplexe digitale Wissensspeicher. Die umfassende Herangehensweise ist ein wichtiges Merkmal in Zeiten der Digitalisierung. Die Verlinkung zu Datenbanken von Institutionen sind nicht nur möglich, sondern wissenschaftlicher Standard.“
Zum Tod des Kunstkritikers Thomas Wulffen schreibt Raimar Stange bei Monopol: "Er war im positiven Sinne ein 'Getriebener' im weiten Feld der zeitgenössischen Kunst und hat dort seit Mitte der 1980er Jahre entscheidende Impulse gesetzt, die bis heute im 'Betriebssystem Kunst' spürbar sind. Den Begriff hat Thomas Wulffen Ende der 1980er-Jahre selbst geprägt."