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Kobels Kunstwoche

Fiebertraum der KI Qwen von Trumps Oval Office
Fiebertraum der KI Qwen von Trumps Oval Office
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 20 2025

Von den in der Schlagzeile versprochenen „strong sales“ bleibt im Messebericht von Daniel Cassady und Karen K. Ho von der Frieze New York für Artnews nicht viel übrig, abgesheenen von den üblichen Vollzugsmeldungen der Großgalerien: „Aber es liegt mehr in der Luft als nur Gespräche über den Markt. In den Gängen wurde lebhaft über die finanzielle und politische Lage der Welt diskutiert. 'Diese Woche wird den Ton für die Entwicklung des globalen Marktes in den kommenden Monaten angeben', erklärte die in London ansässige Beraterin Arianne Piper gegenüber ARTnews. 'Die bedauerliche Wahrheit ist, dass die politische Lage dies beeinträchtigt hat. Es geht nicht so sehr um die aktuelle Wirtschaftslage, sondern um die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen dieser Lage.' Dennoch fügte Piper hinzu, dass die Menschen, die es am Mittwoch zur Frieze geschafft haben, auch kaufen. 'Es geht nicht um das Geld. Es geht um die Bandbreite.'“

Selbst die New York Times hat schlechte Tage. Martha Schwendeners Besprechung der Frieze New York ergeht sich in Gemeinplätzen, gefolgt von einer Top 6 Stände-Liste: „Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Kunstmessen ist es erfrischend, dass die Frieze New York nach wie vor Werke präsentiert, die frech oder geradezu gewagt sind, zusammen mit Elementen der entschlossen blue-chip-orientierten TEFAF auf der Park Avenue und der coolen Independent in TriBeCa. Während Kunsttouristen sich vor Ort immer an Kunst satt sehen können – beispielsweise bietet die TriBeCa Gallery Night am Freitag mehr als 70 teilnehmende Galerien und Kunsträume –, ist die Frieze eine Gelegenheit, die globale Kunstwelt zu bereisen, ohne Manhattan zu verlassen. Hier sind einige Stände, die zeigen, was Kunst noch immer leisten kann.“

Auskunft über die Situation des Kunstmarkts in den USA erhofft man sich von Frauke Steffens' Bericht von der Tefaf New York für die FAZ: „Obwohl die meisten Kunstwerke von den Zöllen ausgenommen sind, herrscht Verunsicherung darüber, wie es mit Antiquitäten und Sammlerwaren aussieht – und was Trump als Nächstes beschließen könnte. Der Kunstmarkt entwickelte sich zuletzt ohnehin schwächer. Im vergangenen Jahr ging der weltweite Umsatz mit Kunst dem Marktreport von Art Basel und UBS zufolge um zwölf Prozent zurück, vor allem wegen Einbußen im Spitzensegment. Danach gefragt, wie all das sich auf ihre Erwartungen an die Messe auswirke, halten viele ausländische Galeristen sich bedeckt. Mehrere geben lediglich zu Protokoll, dass sie eine erfolgreiche Messe erwarteten und die Stimmung als gut wahrnähmen. Deutsche Kunsthändler sind bei der TEFAF auch vertreten, in diesem Jahr sind es vier.“ Da zur der Messe an der Upper East Side ohnehin vor allem die Millionäre gingen, die in Laufnähe wohnen, sei hier alles gut, so der Tenor des Textes. Verschwendete Lesezeit.

Als verhalten beschreibt Angelica Villa Stimmung und Verkäufe auf der Tefaf New York bei Artnews: „[Messeleiter Will] Korner warnte jedoch davor, dass der Abschwung nicht auf allen Ebenen des Kunstmarktes zu spüren sei. „Wir würden diesen Rückgang nicht als etwas betrachten, das alle Kategorien betrifft“, fügte Korner hinzu. Er räumte ein, dass die Situation diesmal anders sei. Es seien weniger Objekte mit einem Preis von über 10 Millionen Dollar auf der Messe angeboten worden, und die Verkäufe seien schneller zustande gekommen. „Einige Leute reisen nicht mehr so viel wie noch vor zwei Monaten“, sagte er. [...] [Thaddeus] Ropac sagte, dass die Verkäufe auf der Tefaf schneller zustande kamen als ursprünglich erwartet, und berichtete, dass die Messe den Vorteil habe, dass die Sammler bereits erfahren seien. Zu anderen Zeitpunkten der Messewoche verliefen die Verkäufe langsamer, aber er blieb geduldig und passte sich dem Tempo an. „Die Leute nehmen sich Zeit.“

Entwarnung gibt Anne Reimers für die kommenden New Yorker Auktionen in der FAZ vom 10. Mai: „Das hochkarätige Programm belegt, dass sich die Einlieferer von Trumps erratischen Zollentscheidungen nicht haben beeindrucken lassen – und dass die Überzeugungsarbeit der Auktionsunternehmen erfolgreich war. Mehr als siebzig von Christie’s und mehr als fünfzig von Sotheby's bewilligte, über die Abendauktionen verteilte Garantien für Spitzenlose tun ihr Übriges. Christie's will mit insgesamt 687 Losen in sechs Tages- und Abendauktionen insgesamt 612 bis 829 Millionen Dollar einspielen. Bei Sotheby's liegt die Gesamterwartung bei 485,1 bis 673,4 Millionen Dollar, ebenfalls für sechs Auktionen. Phillips erhofft sich für 286 lose in den Abend- und Tagesauktionen bis zu 108,9 Millionen Dollar.“

Das Handelsblatt wartet mit lediglich einer Seite auf, die Sabine Spindler mit einem Ausblick auf die Spitzenlose der deutschen Auktionshäuser füllt.

Ob die großen Auktionshäuser in ernsthaften Schwierigkeiten sind, diskutiert Richard Askwith in der Times aus London: „Solche Probleme verstärken sich in der Regel gegenseitig. Moody's und S&P stufen die Anleihen von Sotheby's als 'Junk Bonds' ein. Es ist schwer zu beurteilen, wie fair diese Bewertungen sind, wenn das Unternehmen so viele seiner Geschäfte geheim hält. Ähnlich verhält es sich mit Phillips, das offenbar weitgehend durch Kredite des russischen Luxusgüterkonzerns Mercury finanziert wird. (Die Muttergesellschaft von Phillips ist derzeit auf den Britischen Jungferninseln registriert, während die in Russland geborenen Gründer von Mercury, Leonid Fridlyand und Leonid Strunin, ihren Wohnsitz in Monaco bzw. Zypern haben. Aber nur wenige würden bestreiten, dass – mit der möglichen Ausnahme des viel kleineren Auktionshauses Bonhams, dessen Umsatz im vergangenen Jahr nur um 12 Prozent zurückging (von einem Rekordwert von 1,14 Milliarden Dollar im Jahr 2023) – die vier großen Auktionshäuser der Hauptstadt, die zwischen 1744 und 1796 im Zentrum Londons gegründet wurden, schwierige Zeiten durchleben.“

Von seinem Rundgang durch die Spinnerei in Leipzig berichtet Andreas Platthgaus in der FAZ: „Am vergangenen Wochenende wurde sie mit der jüngsten Ausgabe fortgeschrieben, auf der es so voll war wie nicht einmal in den Boomzeiten Leipziger Kunst vor fünfzehn Jahren. Zum Jubiläum haben viele Galerien auf das gesetzt, was ihren Ruhm begründet hat: Figuration. […] Drei Malerinnen aus Leipzig geben über die Breite dessen, was die Kunst dieser Stadt zu bieten hat, Auskunft: gegenstandslose Farbfeldmalerei von Franziska Holstein bei ASPN, Undine Bandelins expressiv-sarkastische Gesellschaftsbilder bei The Grass is Greener und als ein Höhepunkt des Rundgangs die Altmeisterin Doris Ziegler bei Lætitia Gorsy. Da gibt es neben schonungslosen Selbstporträts das menschenleere Breitwandgemälde 'Terra familiaris' von 2010 zu bestaunen – diese Galeriepräsentation ist eine Werkschau von musealem Rang.“

Die faktische Schließung mittels Budgetstreichung des National Endowment for the Arts durch die Trump-Regierung habe zu einem Massenexodus der Mitarbeiter geführt, berichten Sophia Nguyen und Janay Kingsberry in der Washington Post: „Alle zehn Direktoren, die Fördermittel in verschiedenen Bereichen der Kunst – wie Museen, Theater, Design sowie Volks- und traditionelle Kunst – bewilligen, verlassen die Behörde. Dies geht aus E-Mails hervor, die der Washington Post vorliegen, sowie aus Angaben von drei Personen mit fundierten Kenntnissen der Behörde, die anonym bleiben möchten, da sie nicht befugt sind, mit der Presse zu sprechen.“

Der Pavillon der USA auf der Biennale in Venedig könnte entweder sehr patriotisch ausfallen oder auch komplett, fasst die Francesca Aton bei Artnews die so chaotische wie repressive Ausschreibungspraxis zusammen.

Fast ohne Spott kommt Olga Kronsteiner bei der Beschreibung von Trumps Einrichtungsgeschmack im Wiener Standard aus: „1985 erwarb Donald Trump das Anwesen und baute es Mitte der 1990er zu einem Hotelklub um. 2005 ließ er zusätzlich einen 'Donald J. Trump Grand Ballroom' im Louis-XIV.-Stil errichten, der jetzt auch als Vorbild für einen Zubau beim Weißen Haus geplant ist. Eine Designästhetik, die der britische Autor Peter York für Diktatoren und auch für Donald Trump als typisch identifizierte: denn alte Stile würden Seriosität verleihen, insbesondere der üppige Einrichtungsstil wie der französische im 18. Jahrhundert.“ Würde man dem US-amerikanischen Präsidenten Sinn für Ironie unterstellen wollen, könnt man den Stil auch „Camp“ nennen.

Milliardärszank auf Reality TV-Niveau bietet der Rechtsstreit zwischen David Geffen und Justin „Banane“ Sun um eine Giacometti-Skulptur, über den Daniel Cassady bei Artnews Protokoll führt.

Céline Assimon, die ehemalige CEO der Diamantenkonzerns De Beers wechselt zum Auktionshaus Bonhams, meldet Hikmat Mohammed bei Women's Wear Daily (WWD). Sie wird dort die Rolle der Chief Commercial Officer übernehmen. Die Rolle umfasst in der Regel die Partner- und Geschäftsbeziehungen eines Unternehmens sowie die Produktentwicklung. Das in London ansässige Bonhams wurde 1793 gegründet und gehört seit 2018 der Private Equity-Firma Epiris. Schon die letztes Jahr als CEO angeheuerte Chabi Nouri kam aus der Uhren- und Luxusgüterbranche. So folgtg Bonhams den beiden großen Wettbewerbern konsequent Richtung Luxus und Orient.

Koyo Kouoh, die Kuratorin der nächsten Venedig-Biennale, ist tot. Daniel Cassady und Alex Greenberger würdigen die Kamerunerin bei Artnews ausführlich. Noch scheint unklar, wie es mit der Veranstaltung weitergeht.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung