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Kobels Kunstwoche

Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 20 2021

Über 100 Millionen Dollar für einen Picasso und insgesamt knapp 1,3 Milliarden Umsatz könne sich sehen lassen als Ergebnisse der Auktionswoche in New York. Die Ergebnisse bei Sotheby's fasst Daniel Cassidy im Art Newspaper zusammen, die Analyse der Christie's-Auktionen von Judd Tully im selben Medium ist allerdings auch kritisch: „Sage und schreibe 25 Lose der Auktion waren entweder durch Garantien Dritter oder des Hauses abgesichert, so dass die Hälfte der Ergebnisse zumindest für die Einlieferer von vornherein ein Erfolg war. In diesem neuen Format (die Kategorie '20. Jahrhundert' ersetzt die alte Auktion für impressionistische und moderne Kunst) reichten die Werke vom späten 19. Jahrhundert, das normalerweise als 'impressionistisch' bezeichnet wird, bis ins Jahr 1987 - mit anderen Worten, eine bunte Mischung von Kunstrichtungen.“

Eine Zusammenfassung aller Auktionen nimmt Barbara Kutscher für das Handelsblatt hier und hier vor. Trends versucht Nate Freeman für Artnet aus den Ergebnissen zu lesen: „Farbige Künstler sind jetzt - endlich und zu Recht - nicht mehr nur in den Abendauktionen vertreten, sondern stellen die besten Teile der Verkäufe dar, und ihre Werke sind oft die qualitativ hochwertigsten, die auf den oft gleichartigen Namenslisten angeboten werden. Gleichzeitig scheinen die Marktführer der Vergangenheit - Christopher Wool, Cy Twombly, Jeff Koons - angeschlagen zu sein, aber die Bieter reißen sich um die sensationsheischenden Werke von Banksy. Offensichtlich waren NFTs keine große Sache, als die Welt im März 2020 stillstand, und jetzt sind sie -Seufz - sehr wohl eine große Sache.“

Den Ruf als Heuschrecke hat sich Patrick Drahi hart erarbeitet. Auch Sotheby's kommt jetzt in den Genuss seiner Methoden und müsse nach Recherchen von Eric Platt und Ortenca Aliaj für die Financial Times (Paywall) zur Finanzierung einer Dividende in Höhe von 300 Millionen US-Dollar Kapital aufnehmen.

Beide große Auktionshäuser würden so langsam warm mit Instagram und anderen Social Media, urteilt Aimee Dawson im Art Newspaper: „Christie's verwendet schon seit einiger Zeit Instagram AR [Augmented Reality]-Filter, mit denen Nutzer Werke aus einer Reihe von Auktionen [...] in ihrem Zuhause platzieren können. [Social Media Manager Susan] Davies verspricht, dass spannende Filterprojekte in der Pipeline sind. Könnten diese Filter eine digitale Lösung für das Bedürfnis der Auktionswelt sein, eine persönliche Verbindung herzustellen, um hochpreisige Verkäufe zu tätigen? Wahrscheinlich nicht. Aber sie bringen Spaß in einen digital herausgeforderten, verstaubten Kunstmarkt.“

Verbands- und länderübergreifend ist die Online-Antiquariatsmesse Folium im Juni, über die ich im Handelsblatt berichte.

Es geht doch! Der Bund hat ein Einsehen mit Künstlern, die in ihrem Beruf aktuell nicht genug verdienen. Wie der Deutsche Kulturrat mitteilt, ändert die Bundesregierung die Gesetzeslage zur Künstlersozialkasse KSK, „wonach Künstlerinnen und Künstler übergangsweise deutlich mehr Geld als sonst mit nicht-künstlerischer Tätigkeit verdienen dürfen, ohne ihren Versicherungsschutz in der Künstlersozialkasse (KSK) zu verlieren. Die Verdienstgrenze für selbstständige, nicht künstlerische Arbeit, die normalerweise wie für Minijobs bei 450 Euro liegt, wird bis Ende 2021 auf 1.300 Euro pro Monat angehoben. Bis zu diesem Betrag soll der Kranken- und Pflegeversicherungsschutz über die Künstlersozialkasse bestehen bleiben, den die Kulturschaffenden andernfalls verlören.“ Die längst überfällige Maßnahme nutzt allen, da Künstler jetzt nicht mehr vor der Wahl stehen, entweder ihre Krankenversicherung zu verlieren oder Hartz IV zu beantragen, und den Bund kostet seine Großzügigkeit im Grunde nichts, da geringverdienende Künstler ihren Lebensunterhalt jetzt selbst bestreiten dürfen und dem Staat damit nicht zur Last fallen. Ärgerlich ist nur, dass es bis dahin über ein Jahr gedauert hat.

Qua werbewirksamer Schenkung haben es zwei Künstler mit ihren NFTs ins Grazer Joanneum geschafft, berichtet Werner Remm im Artmagazine : „Solches geschah kürzlich am Landesmuseum Joanneum, das sich hinreißen ließ, zwei digitale Kunstwerke zweier steirischer Künstler als Geschenk anzunehmen, die schon alleine durch das Kürzel 'NFT' sich quasi im Universum von Pak und Beeple befinden, die mit ihren Arbeiten dieses Jahr Millionen gemacht haben. Das hat anscheinend dem Museum als Expertise für die Sammlungswürdigkeit gereicht.“

Die Uffizien verkaufen jetzt NFTs von einigen ihrer Werke, berichtet Artnet : „Jedes für die Uffizien produzierte Stück wird mit einem von Eike Schmidt, dem Direktor des Museums, unterzeichneten Echtheitszertifikat geliefert. Als Teil der Vereinbarung mit Cinello erhält das Museum 50 Prozent des Gewinns für jedes DAW [Digital Art Work], das von einem Stück aus seiner Sammlung hergestellt und von der Firma verkauft wird.“

Dass NFT durchaus eine seriöse Seit haben, zeigt Urusla Scheer in der FAZ vom 15. Mai: „Sotheby's in New York folgt vom 3. bis zum 10. Juni mit einer Auktion, die implizit dem Vorwurf entgegentritt, als NFTs würden bloß Insider-Gags von Tech-Geeks, ästhetisch Minderwertiges oder intellektuell Banales vermarktet. Das gesamte Line-up von 'Natively Digital: A Curated NFT Sale' ist noch nicht bekannt, doch dass neben einem seltenen CryptoPunk und dem ersten je kreierten NFT 'Quantum' (2014) von Kevin McLoy auch ein Werk der herausragenden Digitalkünstlerin Anna Ridler dabei ist, die zur Avantgarde der mit Künstlicher Intelligenz arbeitenden Künstler zählt, ist ein gutes Zeichen. 'The Shell Record', eine Sammlung aus Bildern von Flussmuscheln und -schnecken, wurde nach natürlichen Vorbildern von einem künstlichen neuronalen Netzwerk geschaffen. In Zukunft werden wir hoffentlich nicht mehr darüber staunen, dass Kunst als NFT gehandelt wird - sondern darüber, wie faszinierend diese Kunst ist.“

Auch sehr spezielle Sammelgebiete scheinen Freunde auf der ganzen Welt zu haben, ist dem Nachbericht zur Preußen-Auktion bei Lempertz in Berlin von Felicitas Rhan in der FAZ zu entnehmen: „Aus der Sammlung Lith kamen 65 Lose mit feinst ziseliertem Eisengussschmuck zum Aufruf, dessen Begehrtheit während der Napoleonischen Kriege ihren Höhepunkt erreichte: Im Jahr 1813 appellierte Prinzessin Marianne von Preußen an alle patriotischen Frauen des Landes, ihren Goldschmuck gegen Eisenschmuck einzutauschen – nach dem Motto 'Gold gab ich für Eisen' –, um einen persönlichen Beitrag zur Unterstützung der Befreiungskriege zu leisten. Eine sechsteilige „Grand Parure“ im Etui von Johann Conrad Geiss, bestehend aus Kette, Ohrringen, Brosche und Armbändern, erregte großes Interesse und wurde an einen Bieter aus Singapur erst bei 14.000 Euro (6000/8000) zugeschlagen.

Während Thaddaeus Ropac dem Beispiel von Johann König folgt und eine Galerie in Seoul eröffnet, wie Maximilíano Durón bei Artnews meldet, zieht es Lehman Maupin nach Teipeh, haben Claire Selvin und Tessa Solomon für dasselbe Medium erfahren.

Neues aus der Yves Bouvier-Saga meldet Olga Grimm-Wiessert im Handelsblatt: „Ein Berner Staatsanwalt lancierte im Namen der Schweizerischen Eidgenossenschaft eine strafrechtliche Untersuchung gegen den russischen Oligarchen Dmitry Rybolowlew 'wegen angeblicher Verletzung der Schweizer Souveränität'. Dies bestätigten die Genfer Anwälte des in Monaco lebenden Russen.“ Rybolovlev hatte den damaligen Freeport-Tycoon Bouvier unter dem Vorwand nach Monaco gelockt, wo dieser jedoch von der Polizei erwartet und festgenommen worden war.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung