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Einen schockierenden Umsatzrückgang von gut 90 Prozent bei den Auktionsgiganten konstatiert Melanie Gerlis in ihrer Analyse mehrerer Reports für die Financial Times vom 21. Mai: "Auktionen bei Christie's, Sotheby's und Phillips brachten zwischen dem 1. Januar und dem 19. Mai letzten Jahres 4,2 Milliarden Dollar (für alle Sparten) ein, während im gleichen Zeitraum dieses Jahres insgesamt 354 Millionen Dollar aus Saalauktionen und 174 Millionen Dollar aus Online-Verkäufen erzielt wurden."
Allerdings sei ein Negativtrend schon 2019 zu beobachten gewesen, entnimmt Abby Schultz bei Barrons dem Contemporary Art Market Confidence Report von ArtTactic (18 Seiten, 150 Britische Pfund): "Der Vertrauensindikator befand sich bereits im vergangenen Jahr im Abwärtstrend und fiel von Februar 2019 bis September 2019 um 29% [...] im Zusammenhang mit Brexit und dem Handelskrieg zwischen den USA und China."
Einen Umsatzverlust von 73 Prozent befürchten Kunsthändler und Galeristen laut einer Umfrage der Art Dealers Association of America ADAA (PDF), die Margaret Carrigan für das Art Newspaper ausgewertet hat: "Neben den Einnahme- und Personalverlusten, die bereits eingetreten sind und für den Rest des Quartals prognostiziert werden, ist die dringendste Sorge der Galerien der Overhead für ihre physischen Räume: Eine überwältigende Mehrheit (80%) der Befragten mietet ihre Räume, und rund der Hälfte dieser Händler wurde von den Vermietern ein Mietnachlass oder Zahlungsaufschub gewährt."
In Paris hoffe man hingegen auf ein glimpfliches Corona-Jahr, hat Bettina Wohlfarth für die FAZ vom 23. Mai erfahren: "Artcurial konnte den Umsatz des Jahresanfangs vor dem Ausbruch der Krise durch mehrere Live-Auktionen und vor allem eine Oldtimer- Auktion im Februar retten, die fast 22 Millionen Euro einspielte; dennoch lag der Rückstand gegenüber dem Frühjahr 2019 Anfang Mai bei siebzig bis achtzig Prozent. 'Alles wird jetzt davon abhängen, ob wir vor der Sommerpause unseren neuen Kalender nach Plan abhalten können. Dann könnten wir die Verluste bis zur Jahresmitte vielleicht auf dreißig bis vierzig Prozent herunterfahren'".
Global denken, lokal agieren scheint für Reena Devi bei Cobosocial aus Hongkong das mögliche Erfolgsrezept für Galerien in der näheren Zukunft zu sein: "Vielleicht wird mit der Wiedereröffnung der Kunstwelt nach dem Lockdown ein kollektives Verständnis dafür entstehen, dass Zusammenarbeit und Gemeinschaft nicht nur große Schlagworte sind, sondern echte Werkzeuge zum Aufbau eines nachhaltigen Kunst-Ökosystems. Es ist jedoch auch klar, dass sich dieser Sinn für Zusammenarbeit und Gemeinschaft vorerst wahrscheinlich auf das Lokale konzentrieren wird, was Kunstszenen mit inhärent starken und aktiven lokalen Akteuren einen Vorteil verschafft."
Mögliche Perspektiven für den Kunstmarkt nach oder mit Corona erörtere ich mit verschiedenen Akteuren in einer neuen Reihe von Interviews im Artmagazine, die mit Iwan Wirth startet.
Völlig überraschend ist die Zahl der arbeitslosen Kulturschaffenden in Österreich stark gestiegen, meldet der ORF: "Im Bereich "Kunst, Unterhaltung und Erholung" waren 8.897 Personen ohne Job (vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammen), das waren um 85,5 Prozent mehr als vor einem Jahr."
13 Prozent aller Museen in der Welt drohe als Folge der Coronakrise die dauerhafte Schließung, fasst Justin Kamp für Artsy die Ergebnisse zweier Studien der UNESCO und des Museumsverbands ICOM zusammen.
Ein Brandbrief der Düsseldorfer Galeristen Daniela Steinfeld und Rupert Pfab scheint mit einiger Verzögerung und einem Umweg über die Ratsfraktion der Grünen doch dazu zu führen, dass Galerien als wichtiger Teil der Kulturszene wahrgenommen und finanziell unterstützt werden, berichtet Sema Kouschkerian in der Rheinischen Post: "Hinter den Kulissen, heißt es, sei man sich bereits einig geworden. Die Lösung soll wie folgt aussehen: 220.000 Euro sollen in diesem Jahr einmalig den städtischen Instituten als Etat für Ankäufe über Düsseldorfer Galerien zur Verfügung gestellt werden. Das Geld war ursprünglich für den Erwerb von Kunstwerken für den öffentlichen Raum bewilligt und im Haushalt 2020 zum ersten Mal bereitgestellt worden. Der Kulturausschuss soll in seiner Sitzung am 4. Juni darüber beraten."
Eine augenzwinkernd pragmatische To Do-Liste dazu, wie Berlin Kunststadt bleiben kann, hat Kolja Reichert für die FAZ erstellt: " - Julia Stoschek hört auf zu behaupten, dass keiner sie anruft, und ruft Klaus Lederer und Monika Grütters zurück. - Stoschek sagt, was sie eigentlich will. - Stoschek zahlt die Mieterhöhung, die sie dem Bund seit 2019 schuldet. Das Tschechische Kulturzentrum bleibt in Bundeshand. - Das Land Berlin erhöht den Ankaufsetat der Berlinischen Galerie von 255.000 auf eine Million Euro. Ankäufe während des Gallery Weekends werden öffentlichkeitswirksam inszeniert. - Der Bund gibt der CA Immo gleichwertige Immobilien im Tausch gegen den Hamburger Bahnhof und das südliche Viertel der Rieck-Hallen. Auf dieser Fläche werden die vier Viertel einfach übereinandergestapelt."
Die skandalöse Posse um die Sammlung Flick, die Rieck-Hallen und den Hamburger Bahnhof in Berlin sezieren Peter Schiering und Isabel Knippel für Aspekte im ZDF.
Die unterschiedlichen Motive für den Weggang einiger Sammler aus Berlin hat Christiane Meixner für den Tagesspiegel zusammengetragen: "Berlin hat schon jetzt bloß noch Rudimente der Sammlung Marzona und bald keine Sammlung Hoffmann, Olbricht, Flick und vielleicht auch keine Sammlung Haubrok mehr. 'Wir sind mit offenen Armen auf diese Stadt zugegangen', sagt Egidio Marzona. Doch Berlin verhält sich wie eine Diva: unnahbar und desinteressiert. Dass sie dabei arm und unsexy aussieht, scheint ihr als letzte aufzugehen."
Weshalb überhaupt für Kunst so viel Geld ausgegeben wird und warum sich der Glaube an Kunst als Wertanlage so hartnäckig hält, versucht Philipp Meier in der NZZ zu ergründen: "Hingegen gibt es keinen vernünftigen Grund dafür, warum Gegenwartskunst lebender Künstler, die sich beliebig vermehren lässt, im Wert drastisch zunehmen sollte. Vielmehr hängt die Hoffnung auf den sich mehrenden Wert von Gegenwartskunst mit unserem schieren Glauben an das Nützlichkeitsprinzip zusammen. Heute hat alles produktiv zu sein. Selbst Geld. Und wenn es für so etwas Unproduktives und dem Nützlichen dermassen Entgegengesetztes wie Kunst ausgegeben wird, dann muss die Wunschvorstellung her, das Geld würde auch hier arbeiten, es sei eben bestens angelegt. Wer so argumentiert, ist blind für seine eigenen Rechtfertigungsstrategien."
Österreich hat tatsächlich jemanden vom Fach als neue Kulturstaatssekretärin. Wo kämen wir denn da hin, wenn politische Ämter standardmäßig nach Kompetenz vergeben würden?! Werner Remm portraitiert die Amtsinhaberin für Artmagazine, Olga Kronsteiner resümiert ihre bisherige Karriere im Standard.
Und es kommt noch besser: Österreich hat auch einen runderneuerten Galerienverband. Vom Zusammenschluss der Rivalen Verband österreichischer Galerien moderner Kunst und Arge Galerien berichtet Werner Remm bei Artmagazine.
Die erneute Verschiebung der Premiere der Art SG in Singapur auf November 2021 meldet Sarah Cascone bei Artnet.
Eine goldene Zukunft sieht Benjamin Sutton bei der Online-Plattform Artsy für Druckgraphik heraufziehen, weil sich diese Sparte besonders für den Online-Handel eigne.