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Den eher schleppenden Verlauf der New Yorker Auktionswoche fasst Barbara Kutscher im Handelsblatt zusammen: „Bieter griffen nur bei wichtigen marktfrischen Werken und dem ganz Besonderen zu. Wie bereits Alex Rotter, Christie’s Chef der Abteilung 20/21, am 11. Mai konstatierte: „Wir sind mit einer schwierigeren Marktsituation konfrontiert, sowohl ökonomisch, politisch, in jeder Hinsicht“. Die niedrigen Zinsraten, die den Markt lange befeuerten, stehen nun auf dem höchsten Niveau seit 16 Jahren. In Sotheby’s anschließender Auktion 'Modern Evening' erreichten 23 von 40 verkauften Losen noch nicht einmal die untere Schätzung. Das ist aber auch immer die eine Chance für Sammler, etwas günstiger einzukaufen.“
Ähnliche Beobachtungen teilt Tim Schneider bei Artnet: „Für Marktbeobachter, die nach den enttäuschenden Abendauktionen bei Christie's und Phillips am Mittwochabend besorgt waren, brachten die Auktionen bei Sotheby's am Donnerstagabend bestenfalls eine bescheidene Erleichterung. Eine Reihe von zurückgezogenen und einige durchgefallene Lose trafen auf einen Überschuss an manufakturmäßigen Werken - und gelegentlich auf einige wirklich energische Gebote - an den wichtigsten Punkten des Abends in der York Avenue. Insgesamt bestätigten die Ergebnisse die Vorstellung von einem Kunstmarkt, der sich im Umbruch, wenn nicht gar in der Korrektur befindet.“
Eine Analyse der New Yorker Ergebnisse stellt Anne Reimers für die FAZ an: „Die Abkühlung einiger Marktsegmente, die sich schon bei den Frühjahrsauktionen in London beobachten ließ, setzte sich diese Woche in New York fort. Spitzenwerke um die hundert Millionen Dollar fehlten. Neue Künstlerrekorde und starke Preise für rares, marktfrisches oder noch unterbewertetes Material konnten trotzdem vermeldet werden. Die Verkaufsraten blieben hoch, und das nicht nur weil Lose mit wenig Erfolgsaussichten zurückgezogen wurden: Einlieferer waren bereit, ihre Erwartungen herunterzuschrauben. Anstelle von Rückgängen gab es daher mehrfach Zuschläge deutlich unter den ausgehandelten Taxen – besonders für die großen Männer des Abstrakten Expressionismus.“
Die makroökonomischen Einflüsse auf den Auktionsmarkt erörtert Zachary Small in der New York Times: „'Die Käufer auf dem Markt für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst haben sich wohl gefühlt, als sie Kredite zu günstigen Zinssätzen aufnehmen konnten', sagt Doug Woodham, ein Kunstberater, der früher in leitender Position bei Christie's tätig war, und erklärt, dass steigende Zinssätze die Marge für einen Sammler verdreifachen können. "Das lässt die Leute zögerlicher werden, zu bieten." Brooke Lampley, Vorsitzende von Sotheby's und weltweite Leiterin der Kunstverkäufe, sagte, dass sie ähnliche Sorgen von Käufern gehört habe. 'Geld ist im Moment nicht umsonst', sagte sie. 'Das spielt eine Rolle dabei, wie die Menschen ihr Geld ausgeben und wie sie ihr Vermögen verteilen.'“
Achtstellige Auktionsergebnisse werden nicht nur mit Kunst erzielt, wie einer Agenturmeldung von AFP zu entnehmen ist: „Der sogenannte Codex Sassoon aus dem späten neunten oder frühen zehnten Jahrhundert nach Christus erzielte einen Preis von 38,1 Millionen Dollar, wie das Auktionshaus Sotheby's am Mittwoch in New York mitteilte. Es handelt sich damit um das teuerste handschriftliche Manuskript, das jemals versteigert wurde. Ersteigert wurde die Bibel vom früheren US-Diplomaten Alfred Moses im Auftrag einer US-Nichtregierungsorganisation, die das Werk einem Museum in Tel Aviv schenken will.“
Auf der Frieze in New York hat Holland Cotter für die New York Times Zeichen eines Gesinnungswandels wahrgenommen: „Insgesamt bestätigen sie eine Realität, die der Markt stets ignoriert oder unterdrückt hat: dass ein Großteil der einfallsreichsten und innovativsten Arbeiten des letzten halben Jahrhunderts von Frauen stammt. Wächst die Anerkennung? Macht der Kunstbetrieb ein paar Korrekturgeräusche? Darin ist er gut. Was ich sagen kann, ist, dass ein genauer, sorgfältiger Blick auf die Frieze New York 2023 Schätze zum Vorschein bringt, die man vor ein paar Jahren wahrscheinlich noch nicht in dieser Menge gefunden hätte.“
An der Vita von Neu-Galerist Nicolaus Schafhausen hängt Georg Imdahl seinen Rundgang durch Brüsseler Galerien für die FAZ auf: „Das Berufsfeld Kunst mag viele Karrierewege bereithalten, der des 1965 geborenen Düsseldorfers ist aber doch ungewöhnlich, jedenfalls nicht linear verlaufen: Gestartet als autodidaktischer Künstler, machte der junge Mann eine kleine Galerie in Berlin auf, zog mit ihr weiter nach Köln, zeigte jeweils die ersten Ausstellungen von Kai Althoff, Carsten Höller und Olafur Eliasson – um sich dann als Kurator zu versuchen. International empfahl sich Schafhausen als Leiter des Frankfurter Kunstvereins und des Rotterdamer Witte de With, schließlich als Kommissar des deutschen Pavillons in Venedig.“
Mit der Turiner Sammlerin Patrizia Sandretto Re Rebaudengo habe ich für das Handelsblatt gesprochen.
Der Supreme Court der USA hat im Plagiatsprozess der Fotografin Lynn Goldsmith gegen die Warhol Foundation um ein Portrait von Prince nach einem Foto ein Urteil (PDF) gefällt, dass den Verlauf der Kunstgeschichte beeinflussen dürfte. Eine dpa-Meldung fasst zusammen: „Es werde unsere Welt nicht arm machen, wenn die Warhol-Stiftung der Fotografin einen Teil der Einnahmen aus der Nutzung ihrer urheberrechtlich geschützten Arbeit abgebe, schrieb Sotomayor. Die Entscheidung werde auch nicht 'der westlichen Zivilisation das Licht ausknipsen'. Sie betonte in der mit vielen Abbildungen versehenen Entscheidung einen Unterschied zu anderem Werken Warhols wie etwa den berühmten Abbildungen der Campbell-Suppendosen. Dort sei zwar das geschützte Logo der Marke abgebildet – aber der Zweck sei ein anderer. Wenn die Firma es verwende, diene dies der Werbung. Bei Warhol sei es ein künstlerischer Kommentar der Konsumlust gewesen.“
Etwas präziser erklärt Legal Tribune Online das Urteil: „In dem Urteil folgte die Mehrheit der Richter am Supreme Court jedoch der Auffassung, dass Warhol mit seinem Bild nichts 'grundlegend anderes und Neues' geschaffen habe. Auch habe sein Porträt genauso wie das Foto der Fotografin Lynn Goldsmith die kommerzielle Nutzung zum vorrangigen Ziel gehabt. Das hebe den 'Fair-Use'-Schutz auf. Warhol sei damit nicht anders vorgegangen als etwa ein Musiker, der in seinen Song Musik eines anderen Künstlers einbinde. Eine Entscheidung zugunsten Warhols in diesem Fall würde den Schutz der Urheberrechte aushöhlen, warnte Richterin Sonia Sotomayor als Berichterstatterin im Verfahren. Denn damit wäre der Weg offen, Fotos mit geringen Änderungen zu kopieren und als eigenes Werk zu verkaufen, argumentierte sie.“ Appropriation Art dürfte damit allerdings teilweise die Grundlage entzogen sein.
Die Firma der New Yorker Kunstberaterin Lisa Schiff scheint ihren Betrieb eingestellt zu haben, meldet Alex Greenberger bei Artnews, und er berichtet von weiteren Vorwürfen.
Ins Gefängnis müssen die Einbrecher in das Grüne Gewölbe in Dresden, meldet dpa: „Für die drei inzwischen 26, 27 und 29 Jahre alten Männer verhängte die Strafkammer Haftstrafen von sechs Jahren und drei Monaten, fünf Jahren und zehn Monaten sowie sechs Jahren und zwei Monaten. Ein 24-Jähriger bekam vier Jahre und vier Monate Jugendstrafe. Dessen Zwillingsbruder sahen die Richter als Mittäter, er bekam fünf Jahre Jugendstrafe - unter Einbeziehung einer früheren Verurteilung.“
Mit leichtem Befremden hat Christopher F. Schuetze den Prozess für die New York Times verfolgt: „Während des Prozesses, der 15 Monate dauerte, wirkten die sechs Angeklagten manchmal wie die Crew von 'Ocean's Eleven' und manchmal wie 'Mr. Bean'. Aber es waren nicht nur die Angeklagten, die bisweilen ungeschickt wirkten. Der Prozess warf ein Schlaglicht auf ein deutsches Justizsystem, das in einem fast schon komischen Ausmaß versagte, wenn es darum ging, entschlossene Verbrecher zu stoppen: Trotz einer lebhaften Verbrecherverganheit durften die Männer ihren größten Raub planen und durchführen. Besonders schockierend ist, dass zwei der angeklagten Männer bereits für den Diebstahl einer riesigen Goldmünze im Wert von 4 Millionen Dollar aus einem Berliner Museum verurteilt worden waren. Sie waren für dieses Verbrechen vor Gericht, aber nicht in Haft, als die Bande den Überfall auf das Grüne Gewölbe durchführte.“