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Kobels Kunstwoche

Inselkunstwoche; Foto Stefan Kobel
Inselkunstwoche; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 21 2025

Susanne Schreiber, die ehemalige Redakteurin des Kunstmarkt-Ressorts im Handelsblatt, ist jetzt Herausgeberin des WELTKUNST Insiders (60 Tage kostenlos). In der ersten Ausgabe unter ihrer Ägide liest sie im Kaffeesatz der New Yorker Auktionskataloge: „Auffällig viele bei Sotheby’s angebotenen Lose liegen zwischen 13. und 15. Mai im Schätzbereich von 1 bis 10 Millionen Dollar. Das ist für New Yorker Mai-Auktionen ein ungewohnt niedriges Preisniveau, geschuldet dem schwankenden Boden und weltweiter Verunsicherung. So lässt sich eine Versteigerung füllen, zu wachsendem Umsatz führt das nicht. Diese Saison dürfte ein Markt werden für preisbewusste Käuferinnen und Käufer, weniger für Verkäufer.“

In eine Drei Minus lässt sich das Fazit der Abendauktion bei Christie's in New York von Karen K. Ho und Daniel Cassady für Artnews ungefähr übersetzen: „Insgesamt bot der Abend einen aussagekräftigen Einblick in die aktuelle Lage des High-End-Marktes: stabil, nach wie vor stark segmentiert und stark von etablierten Künstlern geprägt. 'Es war ein beachtlicher Versuch, einige gute Zahlen zu erzielen. Ich denke, das Team hat hart gearbeitet', erklärte der Kunstberater Dane Jensen gegenüber ARTnews. 'Es war eine schwierige Aufgabe. Keine Katastrophe, aber man merkt, dass der Markt angespannt ist.'“

Kabir Jhala schlüsselt die Ergebnisse im Art Newspaper (evtl. Paywall) auf: „Oberflächlich betrachtet waren die Ergebnisse solide, da beide Verkäufe genau im Rahmen ihrer Schätzungen vor dem Verkauf lagen (alle Schätzungen sind ohne Gebühren berechnet), obwohl sie unter Abzug der Käuferprämie hinter ihren Schätzungen zurückblieben. Die Riggio-Sammlung erzielte $272 Mio. (mit Aufgeld) gegenüber einer Schätzung von $252 Mio. bis $326 Mio., während die Abendauktion des 20. Jahrhunderts $216 Mio. (mit Aufgeld) gegenüber einer Schätzung von $194 Mio. bis $260 Mio. einbrachte, was Christie's ein Gesamtergebnis von $489 Mio. einbrachte. Die unwiderruflichen Gebote, die nach Aussage einiger Experten in dieser Saison mit größerer Flexibilität und in Paketangeboten angeboten wurden, trugen zu einer robusten Durchverkaufsrate von 94 % bei, wobei nur ein Werk angekauft und drei zurückgezogen wurden. Doch obwohl es nur wenige Ausfälle gab, schlug der Funke aufgrund der niedrigen Gebote noch weniger über.“

Sotheby's musste bei einer Giacometti-Skulptur hingegen eine veritable Schlappe hinnehmen, meldet Maximilíano Durón bei Artnews: „Der Auktionator Oliver Barker eröffnete die Versteigerung des Werks, das ohne Garantie angeboten wurde, bei 59 Millionen Dollar. Obwohl einige Gebote den Preis auf 64 Millionen Dollar erhöhten, wurde das Los nach vier Minuten ohne Verkauf zurückgezogen. (Der wahrscheinliche Grund dafür war, dass der Verkäufer einen Mindestpreis festgelegt hatte, der darüber lag, höchstwahrscheinlich die auf Anfrage angegebene Schätzung von 70 Millionen Dollar.) „Verkäufe werden oft gesteuert und inszeniert, aber dies war ein organischer Auktionsmoment“, erklärte Charles Stewart, CEO von Sotheby's, gegenüber dem Wall Street Journal. 'Wir stehen jedoch weiterhin hinter der Bedeutung des Werks.'“ Die als Begründung gemeinte Ausrede ist entlarvend. Letztlich gibt er damit zu, dass die Versteigerungen ansonsten eher öffentlich besiegelte Private Sales sind und „echte Auktionsmomente“ ein Störfaktor. Abgesehen davon, dass er Bedeutung und Preis verwechselt.

Bemerkenswert an der Auktion sei das Ergebnis von 7,5 Millionen Dollar für eine Lampe von Frank Lloyd Wrigeht, hebt Daniel Cassady, ebenfalls bei Artnews hervor: „Diese neuere Strategie, ein Designstück in einer Abendauktion für moderne Kunst anzubieten, schien für Sotheby's wie beabsichtigt zu funktionieren. Das Ergebnis für Wright folgt einem Präzedenzfall vom November, als ein Buntglasfenster von Tiffany Studios bei Sotheby's für 12,4 Millionen Dollar verkauft wurde – ein neuer Rekord für das von Louis Comfort Tiffany gegründete Atelier. Das 1913 für eine Kirche in Ohio in Auftrag gegebene Danner Memorial Window war das erste bedeutende Werk von Tiffany, das bei einer Abendauktion für Blue-Chip-Kunstwerke neben Werken von Monet und Picasso angeboten wurde. Zusammen deuten die Verkaufsergebnisse von Tiffany und Wright auf eine Veränderung in der Positionierung von Design bei Sotheby's hin, nämlich als aufstrebende Kategorie mit dem Potenzial, eine breitere Sammlerklasse anzusprechen. Während die Giacometti-Büste die Grenzen der Nachfrage an der Spitze aufzeigte, bewies die Lampe, dass Seltenheit und Narrative nach wie vor den Handel antreiben.“

Prominente Provenienz hilft allerdings nach wie vor, belegt Anne Reimers Bericht in der FAZ vom 17. Mai: „'White glove sales, bei denen sämtliche Lose Käufer fanden, waren bei Sotheby’s die Versteigerungen der Privatsammlungen der New Yorker Galeristin Barbara Gladstone und ihrer Kollegin Daniella Luxembourg, die 1984 die Niederlassung von Sotheby's in Israel eröffnete. Mehr als 60 Prozent dieser Werke wurden über ihren oberen Schätzungen vermittelt.“

Versöhnliche Töne finden Angelica Villa und Harrison Jacobs für das Gesamtergebnis von Sotheby's bei Artnews: „Die dreiteilige Abendauktion von Sotheby's am Donnerstag in New York erzielte mit 68 Losen einen Gesamtumsatz von 186,1 Millionen US-Dollar und lag damit am oberen Ende der Schätzung von 141 bis 204,9 Millionen US-Dollar. Das Ergebnis lag zwar über dem einer ähnlichen Auktion im November, aber dennoch um beachtliche 18 Prozent unter dem Ergebnis der entsprechenden Auktion im Mai letzten Jahres, die 227,9 Millionen US-Dollar einbrachte. Dieses solide, wenn auch unspektakuläre Spitzenergebnis spiegelte den allgemeinen Trend der bedeutenden Auktionen dieser Woche wider: eine starke Nachfrage nach Blue-Chip-Werken und ein zurückhaltenderes Interesse an jüngeren und etablierten Künstlern. Bei zwei fokussierten Angeboten und einer breiter angelegten Auktion für zeitgenössische Kunst boten die Käufer aggressiv auf Werke mit starker Provenienz oder institutioneller Attraktivität, waren aber ansonsten eher zurückhaltend.“ Allerdings übersehen sie wie üblich den Unterschied zwischen Brutto und Netto. Ohne Aufgeld liegt das Ergebnis im Bereich der unteren (Netto-) Schätzpreissumme.

Zu den guten Nachrichten gehört ein Rekordzuschlag, auch wenn es knapp unter dem (ambitionierten) Schätzpreis zugeschlagen wurde. Karen K. Ho berichtet für Artnews: „Ein Gemälde von Marlene Dumas wurde heute Abend bei einer Christie's-Auktion für 13,6 Millionen Dollar versteigert, wodurch die südafrikanische Malerin zur teuersten lebenden Künstlerin auf einer Auktion wurde. Das Gemälde mit dem Titel „Miss January“ (1997) hatte einen Schätzwert von 12 bis 18 Millionen Dollar, was einen Rekordpreis so gut wie sicher machte. Es handelte sich um eine Last-Minute-Einlieferung aus der Sammlung der Familie Rubell, die regelmäßig auf der Liste der 200 größten Kunstsammler von ARTnews erscheint. Außerdem gab es eine Garantie von einem Dritten.“

In der FAZ blickt Felicitas Rhan auf die kommende Altmeister-Auktionen bei Lempertz in Köln, die allerdings auch schon am Samstag stattfand und mit 3,55 Millionen Euro brutto für ein Blumenstillleben von Jan Davidsz. De Heem einen bemerkenswerten Zuschlag erbrachte.

Den Umzug des Münchener Galeriewochenendes Various Others in den Mai erklärt Brita Sachs in der FAZ: „Münchens Kunstinitiative Various Others (V.O.) hat das Ziel, derart spannende Eröffnungstage hinzulegen, dass Kulturfreunde einer Reise in die Stadt möglichst nicht widerstehen können. Bisher galt dafür der September als bester Zeitpunkt, aber die knappe Spanne zwischen dem Ende der Sommerferien und dem Beginn des Oktoberfests, alle zwei Jahre dazu noch die IAA, schuf Interessenkonflikte und machte Hotelzimmer knapp und teuer. Deshalb vertagte V.O. sich jetzt auf den Mai. Ob das Datum – eine Woche nach dem Berliner Gallery Weekend – geschickt gewählt war, gilt es noch zu analysieren.“

Von seiner Reise zur Market Art Fair in Stockholm berichtete Georg Imdahl in der FAZ: „Auf der 19. Ausgabe der Kunstmesse zeigt sich dann nämlich in diversen Kojen, wie die skandinavische Moderne bis heute auf der Leinwand fortlebt, auch wenn atelierfrische Bilder wie 'Die Sonne' von Niklas Delin am Stand der Stockholmer Galerie Saskia Neuman (zum Preis von 18.500 Euro) nicht unbedingt den Nerv der Gegenwart treffen.“

Von der Messe Photo London berichtet Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt über die Herausforderungen für das Medium und die Messe: „Neben den allgemeinen Schwierigkeiten im Kunstmarkt leide der Sektor unter dem Wegbruch einiger etablierter Player wie der Münchener Galerie Daniel Blau. Neue und junge Galerien kämen nach, aber es sei ein schwieriger Prozess. Fotografie werde oft in allgemeine Kunstgalerien integriert, gehe dort aber unter. […] Der etablierte Galerist Sundaram Tagore ist optimistisch, neue Kunden zu gewinnen, betont aber auch, wie sich der Markt verändert hat. 'Fotografie ist heute mehr Mainstream. Leute sammeln sie wie andere Kunst auch.' In der Tat sieht man, dass viele Galerien, darunter auch Tagore, keine spezialisierten Fotogalerien sind. Fotos sind aber immer noch ein attraktives Vehikel, neue Sammler zu gewinnen. Die meisten der angebotenen Arbeiten kosten weniger als 10.000 Pfund und sind thematisch gefällig. Wer Blumen, Landschaften oder auch Meeransichten mag, hat auf der Messe eine Fülle von Optionen.“ Mit einer Analyse des Marktes für Fotografie verbindet George Nelson seinen Messebericht für Artnews: „Ähnlich wie der Grafikmarkt, der laut Daten von Art Basel und UBS derzeit von Käufern der Generation Z und Millennials dominiert wird, die von niedrigeren Preisen angezogen werden, profitiert auch der Fotomarkt vom Interesse junger Sammler. 'Ich bevorzuge den Begriff ‚junges Marktsegment‘ anstelle von ‚unteres Marktsegment‘, und es herrscht viel Aufregung und Begeisterung, da die Menschen allmählich verstehen, was es bedeutet, Fotografie zu sammeln', erklärte Michael Benson, Mitbegründer von Photo London, gegenüber ARTnews. Doch während dieser neue Zuwachs dem Segment neues Leben einhaucht, sagte Benson, dass 'die sehr etablierten Fotogalerien eine Gruppe von Sammlern haben, die langsam älter werden und in einigen Fällen ihre Sammlungen veräußern, was etwas problematisch ist.'“

Wenn die Luxusgüterindustrie schwächelt, hat auch der Kunstmarkt ein Problem. Michael Schweppe berichtet im Handelsblatt (Paywall) von der hartnäckigen Umsatzflaute in der Branche: „Luxus war Jahrzehnte lang eine verlässliche Wachstumsbranche – bis jetzt. Europas Edelmarken stehen vor ihrer größten Herausforderung seit Jahrzehnten: Strafzölle, Handelskrieg und wackelige Märkte in den USA und China treffen die Luxuskonzerne hart. Louis Vuitton, Gucci oder Hermès müssen plötzlich mit erheblichen Kostenaufschlägen jonglieren, während US-Kunden in Rezessionsangst geraten. […] Schon 2024 schrumpfte das Geschäft mit persönlichen Luxusgütern wie Schuhen, Lederwaren, Parfüm und Schmuck nach Angaben der Beratung Bain um zwei Prozent. Das lag vor allem daran, dass Luxuskäufer im wichtigsten Zukunftsmarkt China unter den Folgen der Wirtschaftsschwäche litten. Und auch in Europa hat die Mittelschicht ihre Luxusausgaben gedrosselt.“

Den Unterschied zwischen Blue Chip- und Red Chip-Kunst erklärt Annika von Taube bei Monopol: „Wer nicht verurteilt, was Red Chippers mögen (zum Beispiel Merchandise- und Markenkollaborationsprodukte von Takashi Murakami oder Kaws, Algorithmen für die Kaufberatung, ästhetisch eingängige digitale Kunst, die man mit einem Blick aufs Handydisplay erfassen kann), hat auch kein Problem damit, dass sie Beeple, Damien Hirst und Jeff Koons in eine Schublade stecken, denn irgendwann könnten sie ihren ersten Warhol kaufen. […] Galerien wie Gagosian oder Emmanuel Perrotin haben bereits begonnen, ihnen die Tür zu öffnen in eine Welt, in der man sich eben nicht zwingend entscheiden muss zwischen der roten und der blauen Pille, Realität oder Illusion – warum auch, in der Kunst ist schließlich eh beides das Gleiche.“ Sogar Max Hetzler springt auf den Zug auf und verkündet seine erste KAWS-Ausstellung in Berlin.

Der Streit um die Kunstschätze der Hohenzollern scheint beendet, berichtet dpa: "Die Lösung besteht nach Weimers Angaben darin, dass alle Objekte vor allem des ehemaligen Hohenzollernmuseums in eine gemeinsame gemeinnützige „Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz“ übertragen werden. Im Stiftungsrat hat die öffentliche Hand sechs Vertreter und das Haus Hohenzollern drei. Die 'Herausgabeansprüche' der Hohenzollern gehen an die neue Stiftung über." Das liest sich allerdings eher, als sei die Auseinandersetzung nur ausgelagert, nicht beendet.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung