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Eine so vergnügliche wie gnadenlose Abrechnung mit dem champagnerbetriebenen Raumschiff Kunstszene nimmt Oliver Koerner von Gustorf für Monopol vor. Dabei nimmt er weder seine Zunft, noch sich selbst von der Kritik aus. Doch belässt er es nicht bei der Vivisektion des Corona-Scheintoten, sondern er zeigt auch Perspektiven auf: "Wenn Kunst also so wichtig für die Demokratie ist, wie es in den Feuilletons hoch und runter gebetet wird, und gegen die augenblickliche Traumatisierung helfen soll, dann sollte man jetzt den Nachbarschaften und Communitys mit dem New Deal die Ressourcen geben, um Kunst-Commons zu gründen, digital und als reale Orte. Der Staat müsste die Ressourcen zur Verfügung stellen, das heißt Gebäude und für eine bestimmte Dauer gesicherte Budgets für Ausstattung und Jobs."
Für die nähere Zukunft ist der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Kunstversteigerer BDK Rupert Keim vom Münchner Auktionshaus Karl & Faber im Gespräch mit Brita Sachs für die FAZ vom 30. Mai verhalten optimistisch: "Auch viele Kollegen haben Sorge, dass der Herbst ziemlich holprig wird. Die faktischen Einschränkungen, Sammler aufsuchen zu können, sind in der Akquisition auf jeden Fall hinderlich. Die gegenwärtige Marktlage ist aber erstaunlich stabil, das Kaufinteresse ist da. Vieles wird davon abhängen, wie viele schlechte Wirtschaftsmeldungen wir in den kommenden Wochen hören werden. Das Schlimmste ist die Unsicherheit über die Entwicklung: Wenn man nicht weiß, wohin die Reise geht, gibt man ungern insbesondere teure Kunst aus der Hand. Wer sich traut, etwas in den Markt zu geben, was Qualität hat und sinnvoll geschätzt ist, wird belohnt werden."
Gelassen blickt auch Art Cologne-Direktor Daniel Hug im Gespräch mit Georg Imdahl für die FAZ vom 30. Mai auf den Herbst voraus: "Bestätigt sieht sich Hug durch bislang rund 175 Zusagen von Galeristen, bei fünfzehn Absagen. Dabei räumt er schon ein, dass sich eine Kunstmesse unter den zu erwartenden restriktiven Bedingungen einigermaßen anders anfühlen wird als gewohnt. Und es gibt sicher nicht wenige Galeristen, die eine Messe in diesem Jahr nicht für angebracht halten, aber trotzdem dem Herdentrieb folgen und mitmachen. Wegbleiben können sie in Köln auch dann noch, wenn sie bereits zugesagt haben".
Seine Einschätzung der Wertentwicklung verschiedener Kunstsparten gibt der Bielefelder Galerist Alexander Baumgarte im Gespräch mit Stefan Schaaf für Capital: "Als Blue Chips bezeichnet der Kunstexperte Baumgarte 'wichtige und herausragende Stücke der vergangenen 100 Jahre'. Bei Kunstwerken, die von der Krise nicht so sehr betroffen sind, rät Baumgarte übrigens auch zur Orientierung am Capital-Kunstkompass (Heft 11/2019). An dessen Spitze rangierten zuletzt bei den Etablierten Gerhard Richter, Bruce Naumann und Georg Baselitz. Jenseits der Blue Chips erging es Künstlern jedoch ähnlich wie dem Aktienmarkt. Während sich bei Anteilsscheinen an Firmen viele Etablierte gut erholten, bleiben die Schwellenländer - auch Emerging Markets - unter Druck. So auch bei der Kunst, im Segment 'Emerging Artists' und im Mittelfeld der Kunst des 20. Jahrhunderts 'kann Corona zur Stagnation führen', warnt Baumgarte. 'Bei zeitgenössischen Künstlern könnte es zeitweilig eine Abwarteposition geben.' Ein weiteres Problem: Weil die Wirtschaftskrise die Steuereinnahmen schrumpfen lässt, 'werden Ankäufe von Institutionen der öffentlichen Hand schleppend laufen'."
Mit Iwan Wirth von der Galerie Hauser & Wirth habe ich für Artmagazine über den Kunstmarkt in der Zeit nach Corona gesprochen: "Die Zahl der physischen Messen wird sich schlagartig verkleinern, während das Angebot der virtuellen Messen stark steigen wird. Die Karten werden neu gemischt."
52 Galerien haben einen Brief an Art Basel-Direktor Marc Spiegler unterschrieben, auf den sich Anna Brady im Art Newspaper bezieht. Darin appellieren die Aussteller an die Messe, auf eine Durchführung auch zum Ausweichtermin September zu verzichten. Der Aufruf ist eine Reaktion auf ein Schreiben Spieglers, in dem dieser um Geduld bis Ende dieser Woche bittet. Dann gebe es "ein weiteres Update". Ob dann eine definitive Entscheidung über Ausfall oder Durchführung der Messe gefällt, ist allerdings unklar, da sich der Nationalrat erst am 24. Juni zu Großveranstaltungen äußern will. Bei der Frieze werden ähnliche Erwägungen angestellt, wie aus einem Brief an die Aussteller hervorgeht, aus dem ich im Artmagazine zitiere.
Mögliche Auswirkungen der neuen chinesischen Gesetzgebung auf die Kunstszene in Hongkong erörtert Vivienne Chow im Artnewspaper.
Saudi-Arabiens hochfliegende Pläne für eine Kunstmesse, eine Biennale und den Museums- und Freizeitkomplex Desert X Al Ula drohen wegen des Ölpreisverfalls zumindest massive Verzögerungen, befürchtet Melissa Gronlund im Art Newspaper.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer suche jetzt doch das Gespräch mit Julia Stioschek, hat Frederik Hanssen für den Tagesspiegel erfahren. Zum Schluss gibt der Autor der Sammlerin aber doch noch einen mit: "Richtig gut scheint sich die seit 2016 in Berlin präsente Sammlerin in der hiesigen Kulturszene noch nicht auszukennen. Dem Tagesspiegel sagte sie über ihr Privatmuseum, es gebe in der Stadt 'keine vergleichbare Institution, die sich mit Medienkunst auseinandersetzt'. Tatsache aber ist auch, dass der Neue Berliner Kunstverein bereits seit 50 Jahren Video- und Medienkunst sammelt und mittlerweile 1700 Werke nationaler wie internationaler Künstler besitzt. In Stoscheks Sammlung befinden sich gut 700 Werke."
Milde blickt Thomas Olbricht auf seine Zeit als Berliner Sammler im Gespräch mit Carl Friedrich Schröers Eiskellerberg TV zurück: "Aus Berlin zieht er ohne Groll ab. 'Was ich in Berlin allerdings schon gespürt habe: Es gibt dort ein kulturelles Missverständnis, vielmehr ein Missverhältnis. Wir alle tragen die Kultur, die vielen Galerien, wie die Museen und Kunsthallen. Wir haben bei me alles selber gemacht, das Gebäude neu errichtet, die Ausstellungen aufgebaut, ohne jeden Cent öffentlicher Förderung. Hätte ja mal einer guten Tag sagen können.' Doch niemand vom Senat oder vom Bund hat sich je blicken lassen."
Mit der leichten Muse künstlerische Freiheit ermöglichen - Frank Kurzhals portraitiert im Handelsblatt die Nick und Vera Munro Foundation: "Die Tantiemen aus den Kompositionen Nick Munros, die Vera Munro als Rechtsnachfolgerin zufließen, werden die Stiftung auch künftig finanzieren. Welch überraschend schöne Symbiose. Populärkunst finanziert Hochkultur. Die Stiftung finanziert jedoch nicht einfach nur eine Ausstellung. Sie ist eine Art 'Carte Blanche', lässt dem Künstler freie Hand, auch in der Entscheidung, an welches Museum das Werk gehen soll. Das ist mehr als eine große Geste. Das ist Kunstförderung im besten Sinne. 'Welches Museum das ausgestellte Werk 'A Gift of my Parents' erhalten wird, ist noch offen', fasst Vera Munro den aktuellen Stand zusammen. Ein Beirat soll die Stiftung zukünftig unterstützen."
Plötzlich geht es doch: Nachdem in Österreich über Monate bei der Soforthilfe für Künstler vorwiegend der Amtsschimmel gefüttert wurde, kann Olga Kronsteiner jetzt im Standard frohe Kunde überbringen: "Am Donnerstag verkündeten Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) eine mit 90 Millionen Euro dotierte Überbrückungshilfe für freischaffende Künstler. Solche werden bis zu sechs Monate lang monatlich 1.000 Euro bekommen. Die Abwicklung läuft über die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS), bei der 15.000 Künstler erfasst sind."
Kein Sieger, dafür zehn Gewinner: Statt den Turner Prize an eine Person zu vergeben, sollen in diesem Jahr zehn Künstler mit jeweils 10.000 Pfund unterstützt werden, meldet Gareth Harris im Art Newspaper.
Der Deckel, den die Forschung jetzt in Form eines Sammelbandes auf die Causa Gurlitt macht, scheint eher aus abgegriffener Pappe zu sein, folgt man Nicola Kuhns Kommentar im Tagesspiegel: "Einen Nazi-Kunstschatz stellte sie erst recht nicht dar. Insgesamt konnten nur 14 Werke von Liebermann, Matisse oder Menzel an die Nachfahren jüdischer Besitzer restituiert werden, 445 wurden als 'unbedenklich' eingeordnet, für 1000 Werke lässt sich die Herkunft weiterhin nicht eindeutig klären. Dieses klägliche Ergebnis angesichts der in die Recherche investierten Steuergelder galt bald ebenfalls als Skandal."
Paddle8 mache im Zuge der Insolvenz jetzt seine Assets zu Geld, darunter die Kundendaten, meldet ArtfixDaily.
Ai Weiwei verkauft Gesichtsmasken, meldet Claire Selvin bei Artnews. Der Erlös der in seinem Berliner Atelier hergestellten und über Ebay verkauften offenen Editionen kommt zu gleichen Teilen Human Rights Watch, Refugees International und Médecins Sans Frontières zugute.