Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Die Messe Schweiz steigt bei der Art Düsseldorf aus und verkauft ihre Anteile an die Gründer der Art Hong Kong, die heute Art Basel Hong Kong heißt. Meldungen dazu gibt es unter anderem im Artmagazine von Werner Rodlauer und in Artforum. Für das Art Newspaper hat Anny Shaw ausführlicher mit Sandy Angus gesprochen (einem der neuen Teilhaber), ich habe mit Art Düsseldorf-Gründer Walter Gehlen für den Tagesspiegel vom 1. Juni seine Pläne für eine verstärkte Ausrichtung auf den asiatischen Sammlermarkt besprochen.
Währenddessen vermutet Urs Seiler in der schweizerischen Werbewoche, dass die angeschlagene Art Basel-Mutter MCH Group ihre zur Disposition stehenden Messezentren in Basel und Zürich an die jeweiligen Kantone verkaufen könnte, die gleichzeitig Großaktionäre des Konzerns sind.
Kurz vor der Art Basel wagen sich noch zwei Kunstmessen an den Start: Die Art Busan in Südkorea, von der Lisa Movius im Art Newspaper berichtet, sowie die Tbilisi Art Fair in Georgien, die Anna Somers Cocks für das selbe Medium besucht hat.
Für eine Emanzipierung des Kunstbetriebs vom Markt argumentiert Stefan Heidenreich in einem durchaus hörenswerten Essay im Deutschlandfunk: "Weder der Markt noch die Kuratoren müssten abgeschafft werden, um Kunst zu demokratisieren. Im Gegenteil. Auf lange Sicht wird es allen Beteiligten nutzen, wenn die Betrachter wieder mitreden können. Der Markt hätte die Chance, eine neue Balance zu finden. Kuratoren bekommen eine neue Aufgabe, die viel erfüllender ist, als Galeristen und Sammlern hinterherzulaufen. Sie haben die Gelegenheit, einen sozialen Prozess wachsen zu lassen, um ihre Institutionen in Labore demokratischer Beteiligung zu verwandeln. Nicht einfach wird die Lage für die Künstler. Es passiert wohl einmal mehr, was im Verlauf der Kunstgeschichte schon öfter der Fall war. Ein Großteil all dessen, was in den letzten Dekaden entstand, bleibt dem Markt überlassen, für den es produziert wurde. Außerhalb dieses Marktes besitzen die wenigsten Werke einen Wert." Der Beitrag ist nicht von frei von Populismen à la Wolfgang Ullrichs "Siegerkunst". So schlägt der Autor etwa vor, den "Eiertanz um die Einzelstücke" aufzugeben und Kopien in die Museen zu hängen. Der Autor hat auch Bücher zur Theorie einer geldlosen Ökonomie verfasst.
In die Niederungen des Kunstbetriebs, wo Geld eine ganz konkrete Rolle im Sinne des Lebensunterhalts spielt, begibt sich Thomas Schubert, der sich für den Lokalteil der Berliner Morgenpost mit Julia Brodauf unterhalten hat, die den Artspring in Pankow organisiert. Beim Zusammenhang von Kunst und Leben demonstriert sie einen ganz pragmatischen Zugang: "Jeder hat einen Lieblingsautor. Jeder 16-Jährige kennt die Biografie eines Popstars vorwärts und rückwärts. Aber ein aktueller Künstler von nebenan ist für die Leute oft sehr weit weg. Es fehlt an Berührungspunkten. Auf der anderen Seite stehen dann die Künstler, die zu den drei oder fünf Prozent gehören, die 'es schaffen', die im großen Kunstmarkt ankommen und von ihrer Arbeit gut leben können. Dem gegenüber stehen die Lebenskünstler, bei denen es anders kommt - und dazwischen gibt es wenig. Wenn ich einen zeitgenössischen Künstler bewundere, und eines seiner Werke kostet für mich so viel wie ein halbes Jahr Miete, ist das schwer zugänglich. Insofern ist das Nachdenken über den Kunstmarkt eine wichtige Frage der Zeit."
Eine wortreiche Analyse der New Yorker Auktionsergebnisse bietet Nate Freeman bei Artsy: Kaws, Koons, Dana Schutz und ein paar aufbereitete Statistiken.
Lehrreicher ist Elena Goukassions Fokus für Artsy auf die weniger glamourösen Tagesauktionen, bei denen sie durch die Bank steigende Bewertungen von Künstlerinnen beobachtet hat.
Die erste Tranche der SØR-Rusche-Collection ging letzte Woche bei Van Ham über den Auktionsblock, mit erfreulichen Ergebnissen, wie Susanne Schreiber für das Handelsblatt beobachtet hat: "Die 131 besten Werke hat Van Hams Zeitgenossen-Chef Robert van den Valentyn am Mittwochabend ausverkauft. Kein einziges Bild ging zurück, die Schätzsumme verdoppelte sich auf 2,5 Millionen Euro Umsatz. "White Glove Sale" nennt die Branche solch ein Ereignis. Junge Künstler wie Sven Kroner, Michael Triegel oder Uwe Henneken, die noch kaum auf der Auktionsbühne gehandelt wurden, erzielten zudem Rekordpreise."
Wie ein Auktionator vorgehen kann, wenn ein Bieter es sich anders überlegt hat, erklärt Susanne Schreiber ebenfalls im Handelsblatt am Beispiel Van Ham: "Nach wenigen Minuten ruft Robert van den Valentyn, Miteigentümer und Leiter von Van Hams Zeitgenossenabteilung, der bei den Telefonen sitzt, in den Saal: 'Der Kunde sagt, er habe Pierson nicht für 90.000 ersteigert.' Jeder denkt, das kann doch nicht sein, genau das haben wir alle doch eben mitgekriegt. Die Verblüffung hält bei Markus Eisenbeis nicht lange an. Ruhig macht er die Ansage, dass der Pierson-Aufruf wiederholt werde, aber erst, wenn die betreffenden Vorgebotsleitungen wieder stünden. So lange versteigert er Michail Pirgelis' und Richard Prince' Arbeiten weiter. Rechtsgrundlage für den zweiten Aufruf sind die hauseigenen Versteigerungsbedingungen: Sollte ein Zweifel über den Zuschlag bestehen, ist der Auktionator berechtigt, erneut aufzurufen." Das Ergebnis lautete am Ende ebenfalls 90.000 Euro.
Das Berufsbild des Kunstauktionators im Wandel stellt Astrid Mania in der Süddeutschen Zeitung vor: "Von den Personen, die eine solche Versteigerung von Kunstwerken leiten und lenken, ist selten die Rede. Eine Ausnahme bildete Tobias Meyer, bis zu seinem Ausscheiden 2013 'Worldwide Head of Contemporary Art' bei Sotheby's. Von ihm stammte die Devise, 'Let's make it sexy!', die heute eher seltsam klingt, fast schon nach Neunzigerjahren. Meyer war Teil der gewaltigen Vermarktungsmaschinerie Auktionswesen und bot immer wieder Futter für die Presse. Unübertroffen ein Hausbesuch-Artikel im Manager Magazin vom März 2013, der Meyers Einrichtungstalent noch über das des 'Bayern-Ludwig in seinen Schlössern' stellte. Doch es gibt weitere Ausnahmen. Nämlich dann, wenn eine Frau den Hammer schwingt."
Die FAZ erfreut ihre Leser mit einer ganzen Seite Auktionsvorberichten, der von Nicole Scheyerer über bevorstehenden Termine im Dorotheum ist zudem frei im Internet zu lesen, ebenso wie der von Rose-Maria Gropp über die Versteigerung der Kunstsammlung von Charles Aznavour in Paris.
Der Markt hatte Gustave Caillebotte früher entdeckt als die Kunstgeschichte. Das erkläre die geringe Präsenz des Künstlers in Museumssammlungen, erklärt Christian Herchenröder im Handelsblatt anlässlich der Ausstellung in Berlins Alter Nationalgalerie: "Caillebotte hatte von 1877 bis 1882 in vier Gemeinschafts-Ausstellungen der Impressionisten mitgemacht. Als Erbe eines Vermögens, das sein Vater mit Militärausrüstungen verdiente, hatte er den Absatz seiner Werke nicht nötig. Aber als Sammler spielte er in der Riege der frühen Impressionistenkäufer Th[e]ódore Duret, Henri Rouart und Emmanuel Chabrier geschmacksbildend mit. Dieser Doppelaspekt, Künstler und Förderer einer epochalen Kunstrichtung zugleich zu sein, hat zu einer Jahrzehnte währenden kunsthistorischen Unterbewertung geführt."
Wo sich Leonardos "Salvator Mundi" zur Zeit befindet, weiß man nicht - vermutet wird in einem Freilager in der Schweiz. Aber sicher scheint jetzt zu sein, wo er nicht sein wird: in der großen Ausstellung zum 500. Todestag des Künstler im Louvre, berichtet Mark Brown im Guardian. Dort halte man das Gemälde nämlich für eine Werkstatt-Arbeit.
Ist das ein Zeichen der Zeit, folgerichtig, oder beides? Johann König (Berlin), der Star unter den deutschen Galeristen, veröffentlicht am 14. Juniseine Biografie. Ulrike Knöfel macht für den Spiegel vom 1. Juni eine Art Homestory draus.