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Kobels Kunstwoche

Anastasia Kozyrieva, A look at the war; frei via creativesforukraine.com
Anastasia Kozyrieva, A look at the war; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 23 2022

Über die Emergency Support Initiative der Kiev Biennale informiert Serge Klimko im Gespräch mit dem Deutschlandfunk Kultur.

Noch bis zum frühen Montagabend läuft die Benefizauktion Editions for a Cause zugunsten von Hilfsinitiativen für die Ukraine, die Artnet und die International Fine Print Dealers Association (IFPDA) gemeinsam veranstalten. Laut einer Pressemitteilung wird der gesamte Auktionserlös gespendet, Artnet reicht die Hälfte des Aufgelds weiter.

Während der Kunsthandel zumeist eher ängstlich oder träge auf die grundstürzenden Veränderungen im Markt, in den Medien und in der Welt reagiert, machen sich die Künstlerinnen Sung Tieu, Marianna Simnett und Verena Issel daran, den Wandel aktiv mitzugestalten. Im Gespräch mit Juliet Kothe für Monopol (Paywall) erklären sie ihre Motivation und ihren Ansatz: „Tieu: Wir als Künstler:innen stehen vor einer Situation, in der Stipendien und Zuschüsse gekürzt werden, in der öffentliche Einrichtungen immer weniger Mittel erhalten und gleichzeitig immer abhängiger von kommerziellen Unternehmen oder Mäzenen werden, die einen großen Teil der künstlerischen Produktion bezahlen. Diese Tendenzen führen dazu, dass Künstler:innen zunehmend auf den Verkauf ihrer Werke angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Daher haben wir die Plattform Case initiiert. Das Ziel ist es, gerechtere Ökonomien innerhalb unserer komplizierten und oft unausgewogenen Branche aufzubauen. Auf einer Open Source Plattform, die sich gerade im Aufbau befindet, bringen wir Vorschläge ein, wie die Märkte des Privatsektors, wie beispielsweise Galerieausstellungen, überdacht und anders entwickelt werden können.“

Die Versöhnung von traditioneller und NFT-Kunstwelt hat sich eine Konferenz in Berlin auf die Fahnen geschrieben, die Annika von Taube für Monopol besucht hat: „In einem der Talks fällt irgendwann die Frage: Sind CryptoPunks Kunst? 'Auf keinen Fall!', finden die alten Gatekeeper und 'Natürlich!' die nativen Kryptokunstweltler. Wer Recht hat, darüber entscheidet aktuell noch das etablierte Bewertungskonstrukt eines gewachsenen Ökosystems, also die 'alte' Kunstwelt. Aber die neue muss sich nur auf die Schultern der alten Welt stellen, dann können beide gemeinsam größer werden und zu einem Organismus verschmelzen. Und dann wird es auch keine NFT-Kunst und traditionelle Kunst mehr geben. Sondern nur noch Kunst.“

Warum wir an NFTs nicht mehr vorbeikommen weden, erklärt Anette Doms in der WELTKUNST mit der Zukunft des Internets: „Man darf allein deshalb davon ausgehen, dass es sich bei NFTs nicht nur um einen bloßen Hype handelt, weil wir uns auf ein neues Internet zubewegen: das blockchainbasierte Web 3 – ein Netz, zu dem Wallets die Verbindung herstellen. Neben dem Lesen und Schreiben wird künftig auch der Besitz von digitalen Daten im dezentralen Netz möglich sein. Schlüsselwort ist hier das Metaverse, der künftige Raum für Kommunikation und Konsum – eine Welt, die durch Virtual Reality und Augmented Reality geprägt ist und unabhängig von einem einzelnen User existiert. Hier entstehen bereits Kunstmuseen, Galerien, Auktionshäuser – und diese digitalen Räume werden mit NFTs bespielt. NFTs sind also ein Teilbereich des neuen Internets, und viele ihrer Anwendungsmöglichkeiten sind mit dem realen Leben verknüpft.“ Das ist eine gewagte These, zumal der Zugang zum Internet über Wallets fast zwangsläufig ein Ende der Anonymität bedeuten würde. Für Konzerne und Regierungen dürfte das ein feuchter, für viele Menschen jedoch ein Alptraum sein.

Derweil eröffne die NFT-Plattform SuperRare eine Filiale in der physischen Welt, meldet Frauke Steffens in der FAZ: „Zwei Etagen in einem Haus in Soho bespielt die Plattform bis zum 28. August. Die Kunstwerke werden auf Flachbildschirmen präsentiert, daneben ein QR-Code und manchmal ein Kopfhörer. Wer ein solches Werk kauft, erwirbt die einmalige Echtheitszertifizierung auf der Blockchain, das NFT. Die Galerie solle ein 'immersives Umfeld' für diese Kunst bieten, heißt es auf der Website. Damit ist wohl gemeint, dass man die Werke auch online sehen und dabei sogar andere Kunstfreunde treffen kann.“

Wie die verschiedenen NFT-Plattformern auf den Absturz der Kryptowährungen reagieren, untersucht Shanti Escalante De-Mattei bei Artnews: „Mit dem Einbruch hat das Trauern begonnen, sogar in einer Krypto-Gemeinschaft, die es gewohnt ist, die Volatilität des Vermögenswertes zu überstehen. Die NFT-Plattformen waten jedoch nicht durch die fünf Phasen der Trauer, bevor sie Maßnahmen ergreifen. In rascher Folge haben große NFT-Plattformen wie Foundation, SuperRare und OpenSea größere Veränderungen in der Art und Weise angekündigt, wie sie ihre Geschäfte betreiben. Zwar wurde keine dieser Änderungen ausdrücklich als Reaktion auf den Markt bezeichnet, doch scheinen Zeitpunkt und Art der neuen Initiativen darauf ausgerichtet zu sein, den Mangel an Begeisterung auf dem Markt auszugleichen.“

Die möglichen Auswirkungen der Deregulierung des New Yorker Auktionswesens erörtert Daniel Grant im Art Newspaper: „John R. Cahill, ein Anwalt mit Fachkenntnissen auf dem Gebiet der Kunst, spekuliert, dass die Sorge der Käufer und Verkäufer bei einer Auktion darin bestehen wird, ob die Klauseln der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die die vertragliche Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden beschreiben, möglicherweise geändert werden, und wenn ja, ob sie für jeden Verkauf anders abgeändert werden. 'Es wird interessant sein zu sehen, ob das, was New York City getan hat, auf andere Städte übergreifen wird', sagt er.“

Die Frühjahrsauktionen der großen deutschen Auktionshäuser in Köln und Berlin sind insgesamt erfreulich verlaufen. Den bisher höchsten Zuschlag erzielte Villa Grisebach für das „Russische Ballett“ von Max Pechstein mit 1,9 Millionen Euro netto, berichtet Susanne Schreiber im Handelsblatt: „Im Übrigen lagen viele Zuschlagspreise bei Grisebach entsprechend dem Angebot an finanziell erreichbarer Kunst im vier- und fünfstelligen Bereich. Allein am Donnerstag setzte Grisebach mit 370 Kunstwerken brutto 14,7 Millionen um.“

Ein differenziertes Bild der Abendauktion bei Lempertz in Köln zeichnet Christian Herchenröder im Handelsblatt: „Die von Isabel Apiarius-Hanstein umsichtig geleitete Abendauktion moderner und zeitgenössischer Kunst bei Lempertz war trotz 37 Rückgängen von insgesamt 96 Losen kein trübes Ereignis. Die Rückgangsquote wurde aufgefangen durch unerwartet hohe Gebote für einige heiß begehrte Lose. Wo es sich nicht um Top-Werke handelte, herrschte Abstinenz oder die Käufer tendierten, wie auch in internationalen Auktionen, dazu, sich eher an den unteren Taxen zu orientieren als sich allzu stark mit hohen Geboten hervorzuwagen. Charakteristisch für diese Auktion war, dass einige Hochpreis-Bieter erst spät in das Gefecht einstiegen und damit auch erfolgreich waren. Insgesamt wurden an diesem Abend brutto 7,85 Millionen Euro eingespielt.“

Die mehrtägige Auktionsreihe bei Van Ham habe trotz einigen Wirbels im Vorfeld über 8,3 Millionen Euro erzielt, berichtet Susanne Schreiber im Handelsblatt: „Das Kölner Versteigerungshaus Van Ham konnte neun Werke russischer Avantgardisten nicht ausrufen, darunter drei aus der Sammlung Hilmar Kopper, dem ehemaligen Vorstandssprecher der Deutsche Bank. Die Echtheitsprüfung durch technologische Untersuchungen fehlen für sie genauso wie für sechs weitere Werke aus der Sammlung von Gerhard Cromme, dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden von Siemens. Die übrigen Werke der Klassischen Moderne aus der Sammlung Hilmar Kopper fuhren sechsstellige Preise auch über den Schätzwerten ein.“

Anhand der für den Rekordpreis von 9,7 Millionen Euro versteigerten Mortlock-Maske aus Ozeanien erzählt die emeritierte Ethnologie Professorin Brigitta Hauser-Schäublin in der FAZ einen Provenienz-Krimi: „Hundert Jahre befand die Maske sich im Besitz des Völkerkundemuseums Dresden, bevor sie 1975 auf den Kunstmarkt gestoßen wurde. Bei den exorbitanten Preissteigerungen, die dort stattfinden, ist kein Museum in der Lage, ein solches Objekt auf einer Auktion zu erstehen. Die Weggabe war ein 'point of no return'. Für die Herkunftsgesellschaften muss die Geldmacherei mit einem ehemals sakralen Kulturgut ihrer Vorfahren wie Hohn erscheinen. Sie mindestens mit der Hälfte am Gewinn partizipieren zu lassen, wäre ein Gebot der Stunde.“

Das Galerie-Imperium von Hauser & Wirth wird um eine Adresse in Paris erweitert, meldet Felix Leitmeyer bei Monopol: „Offenbar war die Expansion nach Paris lange geplant. 'Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir seit einigen Jahren auf der Suche nach dem perfekten Zuhause für Hauser & Wirth in Paris sind, und ich freue mich, dass die Suche nun ein Ende hat', sagt der Präsident von Hauser & Wirth, Iwan Wirth. 'Die Bedeutung der Stadt für Künstler ist seit Jahrhunderten unbestritten, und wir freuen uns darauf, an dieser reichen Geschichte teilzuhaben.' Iwan Wirth, Manuela Wirth und Ursula Hauser hatten Hauser & Wirth im Jahr 1992 in Zürich gegründet. Im Jahr 2000 kam Partner und Co-Präsident Marc Payot hinzu. Die Galerie möchte mit Lernprogrammen 'einen Dialog zwischen Kunst, Künstlern und unterschiedlichen Zielgruppen schaffen', wie die Einrichtung erklärt. Das solle auch am neuen Pariser Standort gelten.“ Wie schön, dass die Galerie ihren Bildungsauftrag so ernst nimmt.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung