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Christie's ist tatsächlich Opfer von Datendieben geworden. Zachary Small schreibt in der New York Times: „Die Hacker sagten, dass Christie's es versäumt habe, ein Lösegeld zu zahlen, als eines gefordert wurde. 'Wir haben versucht, eine vernünftige Lösung mit ihnen zu finden, aber sie haben die Kommunikation auf halbem Weg abgebrochen', schrieben die Hacker in ihrem Dark-Web-Post, der von einem Reporter der New York Times überprüft wurde. 'Es ist klar, dass die Veröffentlichung dieser Informationen zu hohen Geldstrafen aufgrund der GDPR führen und ihren Ruf bei ihren Kunden ruinieren wird.' GDPR, die General Data Protection Regulation, ist ein Datenschutzgesetz in der Europäischen Union, das Unternehmen dazu verpflichtet, offenzulegen, wenn durch Cyberangriffe sensible Kundendaten kompromittiert worden sind. Bei Nichteinhaltung des Gesetzes drohen Unternehmen Bußgelder, die bis zu 20 Millionen US-Dollar betragen können.“ Für die FAZ fasst Ursula Scheer den Artikel auf Deutsch zusammen.
Welche Risiken sich dabei für Kunden von Christie's ergeben, erklärt Olga Kronsteiner im Standard: „Demnach hätten Dritte Daten 'aus dem internen Kundenverifikationssystem heruntergeladen'. Konkret handle es sich um Daten aus Reisepässen oder anderen Ausweispapieren, die den vollständigen Namen, das Geburtsdatum oder auch die Dokumentennummer inkludieren: Also 'echtheitsverifizierte Identitätsdaten einer kaufkräftigen Klientel', und das steigere 'den Wert für Kriminelle' ebenso wie 'die Wahrscheinlichkeit eines Identitätsdiebstahls', erklärt Martin Tschirsich, Berater für Informationssicherheit, auf STANDARD-Anfrage. In weiterer Folge können 'Betrüger im Namen der Betroffenen an Online-Auktionen teilnehmen, Bankkonten eröffnen, Geldwäsche betreiben, personenbezogene Daten beauskunften lassen'. Die Liste der Missbrauchsszenarien, 'die durch Offenbarung der von Christie's unsicher gespeicherten Identitätsattribute eröffnet wurden', sei sehr lang, wie der deutsche Experte betont.“
Dass sich ausgerechnet ein Unternehmen wie Christie's mit seinen besonders sensiblen Kundendaten beklauen lässt, ist eine Sache. Wenn dann der Umgang auch beim zweiten derartigen Vorfall aus Mauern der Öffentlichkeit und – wie anfänglich geschehen - sogar den betroffenen Kunden gegenüber besteht, hätte die EU allen Grund, humorlos zu reagieren. Die einzige Chance, die Veröffentlichung oder den Verkauf dieser Daten zu verhindern, besteht wohl darin, der Erpressung nachzugeben. Denn bisher ist kein Fall bekannt geworden, in dem nach der Zahlung des Lösegelds die gestohlenen Daten irgendwo aufgetaucht wären. Oder man hofft einfach, dass sich kein Käufer für die Daten findet und die Diebe ihren dann wertlosen „Schatz“ nicht aus Rache offen ins Netz stellen, um dadurch nicht zuzugeben, dass niemand für die Daten bezahlen wollte. Die denkbaren Szenarien diskutiert Brian Boucher bei Artnet. Christie's ist dabei längst nicht das erste Unternehmen der Kunstbranche, dem Kundendaten gestohlen wurden. Das ist sogar schon der Art Basel über ihre Muttergesellschaft MCH passiert. Laut der Webseite haveibeenpwned waren in der Vergangenheit bereits Artsy, Artvalue und Liveauctioneers Opfer von erfolgreichen Hackerangriffen, LinkedIn sogar zweimal. Allerdings sind dabei nie Identitätsnachweise rausgetragen worden.
Gleichzeitig hat Christie's angekündigt, die Juni-Auktionen in London fast komplett aufzugeben, und das ab sofort, berichtet Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „Laut Keith Gill, Abteilungsleiter bei Christie’s, will das Haus Kunden im Sommer mit ungewöhnlichen, innovativen Auktionen anlocken, wie er dem Handelsblatt gegenüber erklärt. Außerdem sei die Umstrukturierung strategisch. 'Die Juni-Saison ist nicht abgesagt. Aber wir überlegen global, wann und wo wir welche Auktionen durchführen. In Hongkong werden wir bald unsere eigenen Auktionsräume eröffnen. Daher überdenken wir auch New York, Paris und London. Die Oktober-Auktionen in London, die wir erweitert haben, waren sehr erfolgreich, ebenso die diesjährige März-Auktion.'“
Sotheby's soll derweil massive Entlassungen planen, vor allem in London, melden Kabir Jhala und Anny Shaw im Art Newspaper: „Nach Angaben von vier anonymen Quellen sollen rund 50 Mitarbeiter das Unternehmen in London verlassen. Weitere Entlassungen werden bei Sotheby's in New York und an den europäischen Standorten erwartet, aber The Art Newspaper geht davon aus, dass die Belegschaft von Sotheby's in Großbritannien besonders betroffen sein wird.“
Paris+ par Art Basel heißt jetzt Art Basel Paris, laut einer Pressemitteilung. Ursula Scheer freut sich in der FAZ: „Von zuvor 154 teilnehmenden Galerien wird die Teilnehmerzahl für die kommende Ausgabe im Oktober auf 194 Aussteller erhöht. Sie kommen aus aus 42 Ländern und Territorien. Der französische Schwerpunkt soll ein Markenzeichen der Messe bleiben. Rund ein Drittel der Galerien ist in Frankreich verankert, 51 Erstaussteller sollen für frischen Wind sorgen.“ Die Zahl der Galerien, „die Räume in Frankreich betreiben“ (Zitat Pressemitteilung) beträgt 64, nach 61 im Vorjahr, der französische Anteil ist also von 40 Prozent auf ein Drittel (inklusive der internationalen Galeriekonzerne) geschrumpft. Die Art Paris wird sich freuen.
Für 750 Schweizer Franken lässt sich der VIP-Zugang zur Art Basel nächste Woche käuflich erwerben, allerdings erst ab Mittwoch 17 Uhr. Das Premium+ Discovery-Paket beinhaltet darüber hinaus die Teilnahme an einigen exklusiven Events wie einem Atelierbesuch und privaten geführten Touren über die Messe; Kostenpunkt 1.850 Franken für einen Tag.
Das London Gallery Weekend habe ich für Tagesspiegel (evtl. Paywall) und Artmagazine besucht.
Interessenvereinigungen für gefühlt oder tatsächlich benachteiligte Gruppen gibt es einige im Kunstbetrieb, allerdings bisher keine für Menschen mit einkommensschwachem Familienhintergrund. Das ändert sich gerade, berichtet Aimee Dawson im Art Newspaper: „Ein neuer Club gründet sich aktuell für Menschen, die in der britischen Kunstszene arbeiten und aus einem niedrigeren sozioökonomischen Umfeld kommen. Der in London ansässige Club mit dem Namen Arts and Graft [deutsch „Mauschelei“] wurde von Meg Molloy gegründet, die die Kommunikationsabteilung der Stephen Friedman Gallery leitet. Die unabhängige Organisation dient dazu, 'Menschen zusammenzubringen, Netzwerke zu knüpfen, Veranstaltungen zu organisieren, Kontakte zu knüpfen und vieles mehr', heißt es auf dem Online-Formular für diejenigen, die ihr Interesse an einer Mitgliedschaft anmelden möchten. [...] Molloy, die aus Margate stammt und sich selbst als Angehöriger eines unteren sozioökonomischen Milieus bezeichnet, sagt, die Idee für den Club sei aus zufälligen Gesprächen mit Freunden und Gleichaltrigen entstanden. 'Ich hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass den Menschen in den Galerien etwas fehlt, die aus einem niedrigeren sozioökonomischen Umfeld kommen', sagt sie.“ Beruht die Initiative auf einem grundsätzlichen Missverständnis davon, was die Kunstszene und den Kunstmarkt ausmacht, oder passiert hier tatsächlich etwas Revolutionäres, indem der gern beklagte Klassismus tatsächlich angegangen wird?
Solidarität werde in der Berliner Kunstszene zwar gefordert, gelte aber nur selektiv, konstatiert Birgit Rieger im Tagesspiegel (Paywall) angesichts des Rauswurfs des Malers Frank Nitsche aus seinem Atelier, das er von seinem 2019 verstorbenen Freund Eberhard Havekost am Flutgraben übernommen hatte: „Der Verein fördert seit einiger Zeit verstärkt Gruppen und Initiativen, heißt es auf der Webseite. Zu den Vergabekriterien zählen soziale Dringlichkeit, Professionalität und auch Diversität. Der Verein will den 'Zugang zu den Ressourcen des Flutgraben künftig für BIPoC und andere Personen, die von Diskriminierung betroffen sind (aufgrund von BeHinderung, Transfeindlichkeit, Klassismus u. a.), stärken'.“ Es ist schon interessant zu sehen, was passiert, wenn die sich als unterdrückt Lesenden mal selbst am Drücker sind.
Caspar Davids Skizzenbuch, das Ende vergangenen Jahres bei Grisebach in Berlin für 1,8 Millionen Euro versteigert, ist nach einer angekündigten Überprüfung jetzt tatsächlich als nationales Kulturgut mit einem Exportverbot belegt worden, meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt. Sie moniert die hiesige Praxis: „In Frankreich tritt der Staat am Ende der Auktion als Meistbieter auf und bewilligt den Marktpreis. In Großbritannien greift eine Sperrfrist, die zur Einwerbung von Drittmitteln genutzt wird. In Deutschland aber herrscht Unsicherheit für Kaufwillige aus dem Ausland und den Verkäufer.“ Auch Marcus Woeller kritisiert den Vorgang in der WeLT: „Die Geschäftsführerin des Auktionshauses Grisebach sei darüber nicht einmal informiert worden. Sie zeigt sich nicht nur wegen der verlorenen Provisionen, sondern vorrangig wegen der Auswirkungen auf den deutschen Auktionsmarkt erschüttert: 'Diejenigen, die sich unsicher sind, ob sie etwas von womöglich nationalem Interesse verkaufen wollen, werden sich sehr gut überlegen, ob sie das in Deutschland tun', sagte Diandra Donecker in einem Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'. Damit werde der „Kunstmarktstandort nachhaltig beschädigt“. Dem Eigentümer des Skizzenbuchs ist jedenfalls ein wirtschaftlicher Schaden entstanden. Für den Versuch eines neuerlichen Verkaufs ist er nun auf den deutschen Markt beschränkt. Laut Donecker plant der Eigentümer juristisch gegen die Entscheidung der Kulturgutschutzbehörden vorzugehen. Es könnte ein Präzedenzfall werden.“
Zwei Edelsteine aus einer Halskette, die vor zwei Jahren bei einemn spektakuläteren Raubüberfall auf der Tefaf zusammen mit anderen Schmuckstücken gestohlen wurden, sind in Israel und Hongkong aufgetaucht, meldet die NL Times: „Die Polizei hatte zuvor berichtet, dass die Verdächtigen aus dem Balkan kommen. Jetzt hat sie den Fall auf Nis in Serbien eingegrenzt. Die Ermittlungen ergaben, dass sich die Verdächtigen vor dem Raubüberfall in Lüttich und Verviers in Belgien aufhielten und danach über Belgien, Deutschland, Österreich und Ungarn nach Serbien flohen. Die Polizei vermutet, dass sich die Verdächtigen in Serbien oder Belgrad versteckt halten.“
Easyfairs, die Muttergesellschaft der Art Brussels, gehört jetzt laut Pressemitteilung mehrheitlich Private Equity-Firmen.
Peter Fabian, der Herausgeber der Berliner Artikel-Editionen ist gestorben. Holm Friebe widmet ihm einen Nachruf bei Monopol.