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Woran erkennt man schlechte Kunst? Antworten auf diese Frage sucht auf so amüsante wie erhellende Art Christian Saehrendt in der NZZ. Und sagt dabei en passant eine ganze Menge über den Kunstmarkt: "Über schlechte Kunst wird in der Regel kaum gesprochen - höchstens hinter vorgehaltener Hand. Stattdessen hört man im Kunstbetrieb fast nur Lobhudeleien. Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass der Wert der Kunst keine reale Deckung mehr hat. Früher bestand der Gegenwert der Kunstobjekte in ihrer religiösen beziehungsweise sozialen Funktion, im handwerklichen Aufwand (also in der verwendeten Arbeitszeit von Spezialisten) oder im hohen Materialwert. Statt wie bei einer Währung, deren Stabilität durch Goldreserven gedeckt wird, ist der Wert der Kunst heute einer gewissen Beliebigkeit geschuldet: Mäandernde Geldströme werden im Kunstmarkt kanalisiert, frei flottierendes Vermögen sucht Kunstsammlungen als Ankerplätze." Unbedingt aufheben und immer mal wieder lesen!
Die "Art Basel hat ein Problem", lautet Christiane Meixners Befund in der ZEIT: "Kein sehr großes nach 48 erfolgreichen Jahren, aber doch eines mit Konsequenzen für die Zukunft. Sie kann nicht weiter wachsen und müsste es doch tun, um sich konstant zu verjüngen. Seit der Kunstmarkt ein globales Geschäft geworden ist mit Sammlern von Paris bis Peking, drängen etablierte Galerien aus aller Welt für diese Woche nach Basel." Zu teuer und daher zu wenig innovativ sei die globale Leitmesse. Aber eine Lösung böte sich an: "Dabei braucht man genau das. Junge Galerien ebenso wie neue Namen oder Spezialisten mit ihrem Blick für Übersehenes. Kunst braucht Leidenschaft, und Sammler lieben Entdeckungen - solche Sammler jedenfalls, die nicht allein auf Spekulation aus sind. Nach Basel kommen sie immer noch. Und kleine sogenannte Satellitenmessen, die zeitgleich zur Art Basel stattfinden, erfüllen genau dieses Bedürfnis." Anlass zu dieser Erkenntnis ist ihr die Paper Positions aus Berlin, die erstmals in Basel antritt und bei anderen Satelliten wichtige Aussteller abgeworben hat. Das Problem: All diese Messen sind meistens ebenfalls recht teuer, und im Wettbewerb um die Restaufmerksamkeit graben sie sich gegenseitig das Wasser ab. Jeder neue Player verkauft in der Regel auch nur alten Wein in neuen Schläuchen. Aber vielleicht machen die Berliner ja einiges besser oder anders als ihre mehrheitlich dahinvegetierenden Wettbewerber. Diese Woche wird es zeigen.
Ein Streitgespräch zwischen Marc Spiegler (Direktor Art Baseln) und den Berliner Galeristen Esther Schipper, Isabella Bartolozzi und Amadeo Kraupa Tuskany hat Kolja Reichert für die FAZ vom 10. Juni moderiert. Im Verlauf wird auch die Forderung diskutiert, große Galerien sollten die Messekosten von kleineren subventionieren. Spiegler wendet ein: "Es gibt Galerien, die eine Reihe schlechter Messen hatten und aufgeben müssen. Aber das liegt dann auch daran, dass sie in ihren Räumen nicht genug Geld verdient haben oder überhaupt die falsche Strategie hatten. Fakt ist, wenn Sie zumachen, weil Ihr Stand 80000 Euro kostet, ändert sich daran nichts, wenn er 25000 weniger kostet." Wenn der Stand aber überhaupt nur 25.000 kostete und damit nur wenig mehr als die Jahresmiete für die Galerie, könnte das allerdings vielleicht doch so manchem Teilnehmer helfen.
Immerhin 10 Prozent erstattet Frieze den Ausstellern ihrer Messe in New York letzten Monat zurück, hat Andrew Russeth von Artnews erfahren. Dieses Mal hatten die Aussteller über ausbleibende Besucher und Verkäufe aufgrund der Hitze geklagt.
Als wäre alles nur ein großes Spiel - mit Christie's als Spielzeug - und die irrsinnigen Summen, mit denen Milliardäre auf den Auktionen um sich werfen, Spielgeld, beschreibt Loïc Gouzer (Das ist der, der den Leonardo in die Zeitgenossen-Auktion gehievt hat) den Kunstmarkt in einem zweiteiligen Interview mit Andrew Goldstein für Artnet. Vielleicht lässt sich das auch einfach so sehen; wenn man sich erst einmal darauf geeinigt hat, kann man die Leute in ihrem goldenen Kinderzimmer spielen lassen und sich wieder um die Kunst kümmern.
Ob eine Museumsausstellung den Marktpreisen eines Künstlers zuträglich ist oder nicht, hänge von vielen Faktoren ab und lasse sich nicht voraussagen, fasst Isaac Kaplan für Artsy eine Studie von Sotheby's zusammen. Dass sich diese Kunst aber auch partout nicht dem Finanzmarkt fügen will!
Aber nicht verzagen - schließlich gibt es Bitcoin! Über die Auktion von Anteilen an einem Warhol durch die Londoner Blockchain-Kunstplattform Maecenas freut sich Kai Morris von Cryptodisrupt. Ein Detail am Rande: Zum Verkauf stünden nur 49 Prozent der Anteile an dem Bild, der Rest verbleibe bei der Galerie Dadiani Fine Art.
Das Kulturgutschutzgesetz werde vom Handel zu Unrecht verteufelt, urteilt Rose-Maria Gropp in der FAZ vom 9. Juni. Der Auktionsrekord für Max Beckmanns "Agypterin" habe es gezeigt: "Kein gutes, sogar herausragendes Gemälde der Moderne in Privatbesitz ist, soweit bekannt, bisher als 'identitätsstiftend für die Kultur Deutschlands' durch das KGSG blockiert worden. Und bestimmt richtig ist, dass die global agierenden Auktionsfirmen Beckmanns 'Ägypterin' liebend gern genommen hätten - allein, das Bild wäre gar nicht an der Ausfuhr gehindert worden. Der - das ist doch entscheidend - in Berlin erzielte Preis beweist vor allem, dass die internationale, für Werke dieses Kalibers finanziell ausgestattete Klientel zu einer Auktion in Deutschland so gut findet wie nach Amerika, England oder Asien. Vielleicht sollte man Entwarnung geben an die aufgeschreckten deutschen Privatsammler."
Ob die schlechten Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland nach der Skripal-Affäre negative Einflüsse auf das Kaufverhalten russischer Sammler bei den Londoner Auktionen haben könnten, erörtert Georgina Adam im Art Newspaper.
Wie die neuen US-Sanktionen der iranischen Kunstszene schaden, erklärt Anny Shaw im Art Newspaper aus Anlass der bevorstehenden Premiere der ersten Kunstmesse in Teheran.
Damien Hirst als Galerist: Anny Shaw berichtet im Art Newspaper, der Künstler habe 21 Künstlern sein Atelier zur Verfügung gestellt und die dort angefertigten Großformate angekauft, um sie in seiner eigenen Galerie auszustellen.
Die Meldung von Brita Sachs in der FAZ vom 9. Juni zum Umzug des kleinen Münchener Auktionshauses Ruef von München nach Landshut, wäre an dieser Stelle kaum der Erwähnung wert, wenn damit nicht ein Abgang einherginge: "Andreas Ruef, der seit einigen Jahren in Landshut lebt, wird die Neueröffnung gemeinsam mit Axel Schlapka führen. Der Biedermeier-Experte Schlapka schließt Ende dieses Jahres seine Antiquitätenhandlung in München." Allzu viele Fachleute für dieses Gebiet sind nicht mehr übrig.