Optionale Cookies erlauben?

Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutz­erklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.

Kobels Kunstwoche

Isabelle Shipman, Kherson;  frei via creativesforukraine.com
Isabelle Shipman, Kherson; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 24 2022

„Da macht der Kunstmarkt_Hype mal so richtig Sinn“, findet Werner Remm von Artmagazine: „Victor and Olena Pinchuk lassen Jeff Koons‘ Skulptur Balloon Monkey zugunsten der Ukrainehilfe versteigern.

Die Wiener Galerie Christine König lässt am 17. Juni durch das Dorotheum 22 Werke ukrainischer Künstler zugunsten der Ukraine versteigern: „Das Projekt 'KIDS‘ SHELTER' unterstützt die Renovierung einer Unterkunft und einer Schule in den transkarpatischen Bergen nahe der slowakischen Grenze für Familien, die ihr Zuhause verloren haben und über ihre Zukunft im Unklaren sind. Durch die Auktionserlöse soll ein sicherer Ort zum Leben und Lernen für bis zu 40 Kinder gesichert werden.“ Vom Auktionshaus werden weder Auf- noch Abgeld oder sonstige Gebühren erhoben.

Die Art Basel engagiert sich laut einer Pressemitteilung in vielfältiger Weise für die Ukraine, unter anderem mit einer Spende über 110.000 Franken und der Unterstützung einer Performance von Pussy Riot am Dienstag in der Basler Kaserne.

Art Basel-Chef Marc Spiegler hat Ursula Scheer für die FAZ vom 11. Juni einige angenehme Fragen beantwortet, unter anderem zum aktuellen Boom des Kunstmarkts: „Ich glaube, der Kunstmarkt ist aus guten wie schlechten Gründen derzeit wirklich stark. Zu den guten Gründen gehört die Vielfalt der Stimmen, die nun Aufnahme finden. Deshalb gibt es auch eine größere Diversität aufseiten der Sammler. Diese gegenseitige Verstärkung entfaltet eine wichtige Dynamik. Zum Schlechten gehört, dass wir während der Pandemie eine weitere Konzentration des Wohlstands am obersten Ende der Gesellschaft erlebt haben. Das ist nicht gut für die Gesellschaft, aber es bedeutet, dass mehr Menschen Kunst sammeln können. Wir hoffen, dass von dem akkumulierten Wohlstand viel an privater Unterstützung in die Kunst zurückfließt, an Galerien, Künstler und Institutionen.“ Hier irrt der Dichter allerdings. Es können nicht unbedingt „mehr Menschen Kunst sammeln“. Es können mehr Menschen Kunst auf dem Preisniveau der Art Basel und darüber hinaus sammeln.

Während Sprüth Magers nach New York expandiert, bekommt Tokio gleich eine neue Messe, meldet die FAZ: "Gegründet wird die Messe von Magnus Renfrew, Mitgründer der Art HK und anderer Kunstmessen in Asien, mit Tim Etchells and Sandy Angus." Die Gruppe hat damit zumindest zahlenmäßig die Oberhoheit in Asien. In verschiedenen Konstellationen betreiben die Beteiligten unter anderem Messen in Taiwan, Hongkong, Indien und Singapur - sowie in Europa und den USA. Das sieht nach unerwarteter Konkurrenz für Basel aus.

Mit einem vorläufigen Umsatz von 27 Millionen Euro habe sich Ketterer in München an die Spitze der deutschen Kunstversteigerer gesetzt, verkündet Sabine Spindler im Handelsblatt: "Sammler und Kunst-Investoren zeigten sich Freitagabend in bester Kauflaune bei Ketterers Versteigerung von Werken der Klassischen Modernen sowie der Nachkriegs- und Gegenwartskunst. Vertrauensverlust in den Kunstmarkt sieht anders aus. Nicht ausschließlich die fünf Millionenerlöse führten zu einer blendenden Bilanz des Abends. Erstaunlich ist die Investitionsbereitschaft in die gerade klassisch werdende Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im sechsstelligen Preisbereich. Werke von Malern und Bildhauern, die fest in den allgemeinen Kanon eingeschrieben sind, erlebten beachtliche Steigerungen."

Abschließende Zahlen von Villa Grisebach liefert Christian Herchenröder im Handelsblatt: "Gleichmäßiger als sonst verteilten sich die Gebote auf Telefone, Internet und Saal. Es wurden rund 20 Millionen Euro eingespielt, 9 Millionen davon in der Versteigerung ausgewählter Werke und 4,1 Millionen mit der Sammlung Colsman. Das Gesamtergebnis für das erste Halbjahr inklusive Online only und Freiverkäufen liegt nach Angaben des Hauses bei brutto 25 Millionen Euro. Die Abendauktion mit 32 Werken lief weitgehend nach Plan. Zwar erreichte das Hauptlos, Max Pechsteins Gemälde 'Russisches Ballett', in der besten Schaffensphase 1909 entstanden, ohne Resonanz im Saal und durch ein einziges Telefongebot mit brutto 2,4 Millionen Euro gerade die untere Schätzung. Laut Auktionshaus geht es in eine Berliner Privatsammlung."

Das mittlere D aus Death, Debt, Divorce bescheren dem Altmeistermarkt Nachschub, weiß Barbara Kutscher aus New York im Handelsblatt: "Teile von Saiehs Unternehmensgruppe waren während der Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und mussten im letzten Sommer Insolvenzschutz anmelden. Deshalb suchen nun 54 Werke der Alana-Sammlung bei Christie’s in einem „single owner sales“ am Donnerstagvormittag neue Besitzer. Erwartet werden am 9. Juni insgesamt 30 bis 50 Millionen Dollar."

Auch andere Sammelgebiete scheinen gerade eine Geldschwemme zu verzeichnen. Die FAZ meldet die Versechsfachung des Auktionsrekords für eine Kamera, und wieder ist es eine Leica: „Einer dieser seltenen Apparate – die 0-Serie Nr. 105 – wurde nun bei der 40. Leitz Photographica Auctionam Leitz Park in Wetzlar für 14,4 Millionen Euro inklusive Aufgeld versteigert. Der Schätzpreis lag bei zwei bis drei Millionen Euro. Die 105 bricht damit den Weltrekord für die teuerste Kamera aller Zeiten.“

Einen Überblick über die ernstzunehmende NFT-Kunstszene hat Charlotte Kent für Artnews zusammengestellt.

Der Antiken-Skandal im Louvre scheint laut Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt wahrhaft atemberaubende Dimensionen anzunehmen: „Polizei und Justiz sind auf den Spuren eines internationalen Rings, der mutmaßlich mit Artefakten von illegalen Ausgrabungen handelt. Diese sollen auf Umwegen nach Hamburg gelangt sein. Dort wurden sie restauriert und mit – vermutlich gefälschten — Herkunftszertifikaten versehen. Der Polizei zufolge sollen sie entweder via Frankreich dem Louvre Abu Dhabi vermittelt oder über Auktionen und Händler verteilt worden sein. Weil [der ehemalige Louvre-Direktor Jean-Luc] Martinez vor fünf Jahren in Abu Dhabi ausdrücklich auf den Ankauf des Prinzessinnen-Sarkophags in Deutschland hinwies, könnte dieses Starobjekt eventuell von dem Hamburger Händler Roben Dib stammen. Dib sitzt seit März in Frankreich in Untersuchungshaft. Angeblich soll er mit der Händler-Familie Semonian zusammengearbeitet haben.Die Ermittler stießen auch auf ein Pariser Experten-Paar, Christophe Kunicki und Richard Semper. Das auf ägyptische Archäologie spezialisierte Duo arbeitete mit dem Auktionshaus Pierre Bergé & Associés (PBA) zusammen. Die Experten und der Auktionator von PBA verkauften direkt an den Louvre Abu Dhabi. Auch diese Herren haben sich inzwischen vor der französischen Justiz zu verantworten.“

Da möchte man mal was verschenken, und dann will es keiner haben. Die Tate plane ein Francis Bacon-Archiv an den Stifter zurückzugeben, berichtet Angelica Villa bei Artnews: "Im April eskalierte der Streit, als bekannt wurde, dass Wissenschaftler Zweifel an Joules Schenkung, die offiziell als Barry Joule Archive (BJA) bekannt ist, hegten. Im vergangenen September veröffentlichte der Bacon-Nachlass Francis Bacon: Shadows, in dem der ehemalige Tate-Kurator Andrew Wilson mit den Worten zitiert wird, dass 'die Hände, die die Markierungen auf das Material aufgebracht haben, möglicherweise nicht zu einem wesentlichen Teil von Bacon stammen'. Joule sagte, er beabsichtige stattdessen, eine zweite Gruppe von Bacons Werken - etwa 150 Zeichnungen, 10 Gemälde und andere Archivmaterialien, darunter Dokumente und Tonaufnahmen - dem Nationalarchiv des Centre Pompidou in Frankreich zu schenken, nachdem er sich mit der Londoner Institution zerstritten und bereits Verhandlungen aufgenommen hatte."

Newsletter

Die neuesten Ausgaben von Zilkens Newsblog und Kobels Kunstwoche direkt per E-Mail erhalten.
Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung