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Kobels Kunstwoche

Basel, Foto Stefan Kobel
Basel, Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 24 2024

Die gute Nachricht zuerst: Der Mehrwertsteuersatz werde wieder auf einheitlich sieben Prozent gesenkt, meldet Ursula Scheer in der FAZ: „Das Bundeskabinett hat den vom Finanzministerium vorgelegten Entwurf für ein Jahressteuergesetz 2024 beschlossen – und damit den ermäßigten Steuersatz von sieben statt wie bisher 19 Prozent für die Lieferung und den Erwerb von Kunstgegenständen.“ Christiane Fricke erklärt im Handelsblatt die bisherige und die zukünftige Regelung: „Insbesondere milderte die Differenzbesteuerung die Benachteiligung Deutschlands im Wettbewerb mit den wichtigsten außereuropäischen Kunsthandelsplätzen. Sie konnte nämlich bei Einlieferungen aus den Nicht-EU-Staaten Schweiz, den USA und Großbritannien angewendet werden. So ließen sich die Aufschläge auf den Zuschlagspreis auf rund 41 Prozent drücken.“ Auch der BVDG, dessen Hartnäckigkeit die Neuregelung zu verdanken ist, freut sich in einer Pressemitteilung: „Galerien werden endlich wieder wie die künstlerischen Urheber:innen und viele andere Kulturunternehmen gleichbehandelt. Das stärkt ihre Wettbewerbsfähigkeit und macht sie fit für die Zukunft.“ Die Regelung soll erst im nächsten Jahr inkrafttreten.

Für seinen Art Industry Trends Report hat Artsy Galerien nach ihren Praktiken und Strategien befragt. 716 haben geantwortet, über 40 Prozent aus den USA. Angesichts der schwachen Branchenkonjunktur wollen knapp 40 Prozent die Zahl ihrer Messeauftritte reduzieren; verständlich, wenn Kunstmessen nur auf Rang Drei landen, wenn es um die Gewinnung neuer Kunden geht. Vorne liegen der Umfrage zufolge der Galerieraum selbst und – wenig überraschend – Onlinemarktplätze (von denen Artsy selbst einer ist).

Weltweit steige der Zahl der Reichen weiterhin an, stellt der World Wealth Report 2024 der Berateungsfirma Capgemini fest, den Johannes Korge für den Spiegel gelesen hat: „In Deutschland, das im vergangenen Jahr in einer Konjunkturflaute steckte, stieg das Vermögen der Reichen demnach um 2,2 Prozent auf 6,28 Billionen Dollar, die Gruppe der Dollarmillionäre wuchs um 34.000 (2,1 Prozent) auf 1,646 Millionen Mitglieder.“ An der Kaufkraft kann es jedenfalls nicht liegen, dass der Kunstmarkt schwächelt. Dabei nimmt der Anteil alternativer Anlageklassen dem Bericht zufolge über die Jahre kontinuierlich zu. Seit 2018 sei ihr Anteil von 9 Prozent auf 15 Prozent gestiegen. Muss wohl alles in Wein, Uhren und Turnschuhe gehen.

Die deutschen Auktionen verliefen bis auf eine Ausnahme durchwachsen. Bei Grisebach in Berlin macht Christian Herchenröder im Handelsblatt Schwächen aus: „Das ist ein Zeichen ökonomischer Zurückhaltung, aber wohl mehr noch eine Folge der Materialschwäche, die sich diesmal deutlicher als sonst auf das Angebot in allen Sparten auswirkte. Zwar gab es mit der für insgesamt 670.000 Euro versteigerten Zeichnungen-Sammlung des emeritierten Händlers Rudolf Zwirner einen Lichtblick unter den Einlieferungen. Aber die Auktion 'Ausgewählte Werke' konnte mit ihren 34 gemischten Losen, von denen 16 zurückgingen, keinen vom Stuhl reißen. Von Lempertz in Köln berichtet ebenfalls Christian Herchenröder an gleicher Stelle: „Doch von 70 Katalognummern wurden 30 zurückgewiesen – darunter als Hauptlos das doppelseitige Gemälde von Max Pechstein. Es hätte bis zu 800.000 Euro bringen sollen. Sammlerinnen und Händler wählten stark aus. Immer wieder gab es stramme Bietstrecken, in denen 17 Lose deutlich über ihre Taxe kamen. Das erreichte ein weiteres Hauptwerk des Abends: Heinrich Campendonks mit starken Rottönen lockender 'Liegender Akt' von 1917 animierte drei Bieter, 996.000 Euro mit Aufgeld einzusetzen. Käufer ist ein rheinischer Sammler.“ Die Auktion bei Van Ham in Köln nimmt Christiane Fricke, ebenfalls für das Handelsblatt unter die Lupe: „Nur 41 Lose hatte Auktionator Markus Eisenbeis für interessant genug befunden, um sie in die Offerte der Prestigeveranstaltung aufzunehmen. Davon gingen neun, also nicht ganz ein Viertel, zurück. 'Für unsere bescheidenen Verhältnisse sind wir super zufrieden', erklärte Eisenbeis jedoch in Anspielung auf die Marktlage und verwies auf die Zahlen: eine im Vergleich mit der Konkurrenz in Berlin und Köln relativ hohe Verkaufsquote von 78 Prozent und etwas über sechs Millionen Euro Umsatz inklusive Aufgeld. Die untere Schätzpreissumme hatte laut Eisenbeis nach grober Schätzung bei ungefähr sechs Millionen Euro gelegen.“ Die Krone trägt (wieder einmal) Ketterer in München davon, mit einer „Auktion der Superlative“, wie Sabine Spindler und Susanne Schreiber im Handelsblatt titeln. Sieben Millionen Euro spielte das lange im Vorfeld angekündigte Toplos „Tanz im Varieté“ von Ernst Ludwig Kirchner ein. „Dieser für Deutschland überraschend hohe Zuschlag wurde noch übertroffen. Bei dem Spitzenlos vom Katalogtitel, Alexej Jawlenskys 'Spanischer Tänzerin', fiel der Hammer bei sieben Millionen Euro, der unteren Taxe. Mit Aufgeld sind das 8.338.000 Euro“, schreiben die Autorinnen.

Auch bei Luxusuhren herrsche derzeit ein Käufermarkt, weiß Markus Hinterberger vom Handelsblatt: „Bei den Preisen für Luxusuhren gibt es seit rund zwei Jahren einen Abwärtstrend. Davor, zwischen 2020 und Anfang 2022, gab es aber einen beispiellosen Aufschwung. Jakob Zeijl vom Kölner Auktionshaus van Ham spricht vom 'Corona-Effekt'. In der Pandemie investierten viele Wohlhabende ihr Geld in Uhren statt in andere Luxusgüter.“

Mit Ablegern der Paper Positions und der Affordable Art Fair erhalte Wien gleich zwei neue Kunstmessen, meldet Olga Kronsteiner im Standard. Wenn man die Latte so niedrig (Affordable Art Fair) hängt, haben sogar Brisbane und der Londoner Stadtteil Battersea Kunstmessen.

Einen Einführungskurs Art Basel bietet Susanne Schreiber im Handelsblatt an.

Bei den Praktiken einiger Kunstmarktteilnehmer, die sie „Investmentgalerien“ nennt, hat Anny Shaw im Art Newspaper Bedenken: „Einige so genannte 'Investmentgalerien' haben nicht nur einige Merkmale des traditionellen, auf Prestige und privilegierten Beziehungen basierenden Galerienmodells in Frage gestellt, sondern auch für ethische EInwände gesorgt. Einem Bericht der Finanzwebsite This Is Money zufolge wurde die S&P Gallery im Jahr 2022 aus der Fine Art Trade Guild ausgeschlossen, nachdem die Organisation eine 'Reihe von Beschwerden' über das Verhalten der Galerie erhalten hatte. S&P hatte auf seiner Website behauptet, dass 'die Vorteile der Nutzung unseres Kunst-Investment-Service sind: Reguliert durch die Fine Art Guild, also garantierte Provenienz [sic]'. Daniel Tunkel, ein Partner der Londoner Anwaltskanzlei Memery Crystal, der sich auf Finanzregulierung spezialisiert hat, weist darauf hin, dass Kunstwerke selbst keine Investitionen sind, die von der britischen Financial Conduct Authority (FCA) überwacht werden. 'Der Kauf und Verkauf von Kunstwerken ist keine regulierte Tätigkeit, ebenso wenig wie die Beratung zu Kunstsammlungen oder Kunstbewertungen', sagt er.“

Von einer Sammelklage in den USA gegen Christie's wegen des Datendiebstahls berichtet Tim Schneider im Art Newspaper: „Die Klage fordert Schadensersatz, einschließlich der 'tatsächlichen, nominellen, gesetzlichen, Folge- und Strafschadensersatz'-Varianten, in einer Höhe, die in einem Schwurgerichtsverfahren festgelegt wird, sowie die Zahlung der Anwaltskosten des Klägers. Darüber hinaus werden gerichtliche Anordnungen beantragt, die Christie's dazu verpflichten würden, eine lange Liste von Maßnahmen im Zusammenhang mit seinen Kundendaten und der Informationssicherheit zu ergreifen, einschließlich der Verschlüsselung großer Teile seiner geschäftsbezogenen Daten, der Entfernung sensibler persönlicher Informationen über seine Kunden aus Cloud-basierten Speichern und der Durchführung regelmäßiger Tests seiner Datensicherheitsmaßnahmen."

Die Hinterlassenschaft angeblicher russischer Avantgarde-Kunst der Wiesbadener SNZ Galleries, über die ich bereits ab 2007 unter anderem im Handelsblatt berichtet habe, irrlichtert anscheinend immer noch umher. George Nelson berichtet bei Artnews von einem dubiosen Auftritt eines Gemäldes von Kasimir Malewitsch aus dieser Quelle bei einer privaten Veranstaltung im Centre Pompidou in Paris.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung