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Endlich erwacht auch hierzulande die Kunstszene wieder zu physischem Leben. Christiane Fricke macht im Handelsblatt Vorfreude auf Sommernächte in den Kölner Galerien: „Am Freitag, den 25. Juni veranstalten 20 Galerien und Stiftungen die „Lange Sommer-nacht der K1 Galerien Köln“. Alle sind bis 23 Uhr geöffnet. Zusätzlich bieten sie auch am Samstag, 26. Juni gesonderte Öffnungszeiten von 12 bis 20 Uhr an. Das Programm wird auf Instagram, Facebook und der Webseite k1-galerien-koeln.de angekündigt.
Berlin hat sein Gallery Weekend nachgeholt, zu dem sich eine etwas länger laufende Pop Up-Messe gesellt, meldet Ingeborg Ruthe in der Berliner Zeitung: „Und es wird zum Summer Special einen neuen Kunstort geben: Das ehemalige Amtsgericht Charlottenburg, Kantstraße 79, dient vom 17. bis 24. Juni zunächst für acht Tage als ein Pop-up von vierundzwanzig Berliner Galerien, die den 'Amtsalon' neben Etabliertem auch für ihre jungen Neuentdeckungen als Labor ausprobieren.“ In der WELTKUNST meint Christiane Meixner dazu: „Der Enthusiasmus von 'Amtsalon' – ein neuer Ort, gemeinsame Interessen, die behutsam sanierte Architektur – pflanzt sich bis zum Besucher fort. Das Urteil: unbedingt besuchen!“
Die Mittelware der Sammlung Lauffs wurde bei Van Ham in Köln in einem sogenannten White Glove Sale vollständig abgesetzt, inklusive des bisher höchsten Zuschlags 2021 in Deutschland, berichtet Christiane Fricke im Handelsblatt: „Der Saal applaudierte, nicht zum ersten Mal. Denn während der zweistündigen Session gelang es dem Kölner Auktionator auch noch, den bislang höchsten Zuschlag der Saison in Deutschland und einen internationalen Auktionsrekord zu erzielen: mit Andy Warhol’s selten komplett angebotenem Satz 'Flowers' (1970). Der Hammer für die zehn Farbserigrafien fiel bei 1,7 Millionen Euro, was sich für den siegreichen deutschen Bieter mit Aufgeld auf 2,2 Millionen Euro summiert.“ Reihenweise Rekorde und Millionenzuschläge meldet Sabine Spindler von Ketterer aus München im selben Medium.
Die Offerte der kommenden Auktionen in Österreich fasst Nicole Scheyerer in der FAZ zusammen, während Rose-Maria Gropp die Großformate aus der Sammlung Olbricht ins Visier nimmt, die selbstironsich „Size Matters“ betitelt ist.
Das repräsentative Kölner Palais Oppenheim habe Sotheby's als neue Deutschland-Zentrale erkoren, in dem ab September Online-Versteigerungen abgehalten werden sollen, meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt.
Selbst in einem schrumpfenden Gesamtmarkt für Druckgraphik gelte „Dürer geht immer!“, fasst Richard Lange die Lage auf diesem Sammelgebiet in der WELTKUNST (kostenlose Anmeldung) zusammen.
„Making things investible“ sei die Devise des Unternehmensgründers und Investors Carlo Kölzer, nach der er den Kunstmarkt revolutionieren wolle, schreibt Daniel Mohr in der FAZ: „Dinge, die heute noch nicht investierbar sind, zumindest nicht in kleinen, handelbaren Stücken. Zwei Märkte sind zunächst interessant: erstens der Kunstmarkt, an dem global etwa 70 Milliarden Euro im Jahr umgesetzt werden, ohne Galerien, die ihre Zahlen ungern veröffentlichen. Künftig sollen Kunstwerke in kleine, digitale, handelbare Einheiten geteilt werden können, in Token. Und dann kann sich jedermann, der nicht nur in Aktien, Anleihen und Gold investieren will, eben auch einen Anteil eines Kunstwerks kaufen. Derzeit muss es gleich das ganze Bild sein, was für viele unerschwinglich ist. Künftig sollen dann auch ähnlich wie heute am Aktienmarkt die Anteile täglich gehandelt werden können, in einem liquiden Sekundärmarkt mit transparentem Preis.“ Das allein stellt natürlich noch nicht die Neuerfindung des Rades dar. Es fehlen zwei aktuelle Zauberworte: „Auf verlässliche, regulatorische Füße will Kölzer den Handel stellen, der ebenso wie Bitcoin auf der Blockchain-Technik basiert.“ Im April hat der Autor im selben Medium schon einmal versucht, seinen Lesern diese Art „Investment“ schmackhaft zu machen. Letztlich bedeutet die Idee eine Fortführung des weitgehend gescheiterten Geschäftsmodells Kunstfonds mit digitalen Mitteln, ohne jedoch dessen Probleme in der physischen Welt zu lösen. Eigenwillig ist auch die Behauptung von einem „Kunstmarkt, an dem global etwa 70 Milliarden Euro im Jahr umgesetzt werden, ohne Galerien“, für die der Autor eine Quelle schuldig bleibt.
Einen Großteil seiner Sammlung mag Uli Sigg an das M+ in Hongkong gegeben haben, die koreanische Kunst hat er behalten. Susanne Schreiber hat sie sich im Kunstmusem Bern für das Handelsblatt angesehen: „Der Kunstsammler Uli Sigg aber war schon lange vorher in Korea. Ab den 1980er-Jahren hatte der Schweizer Geschäftsmann in Nordkorea zu tun. Er war zunächst im Auftrag der Aufzugsfirma Schindler nach China gekommen und nach Geschäftserfolgen mit chinesischen Unternehmen auch zum Schweizer Botschafter für China und für Nordkorea ernannt. So konnte der Privatmann, der als Erster die Kunst der Gegenwart aus China systematisch sammelte, in beiden koreanischen Teilstaaten unterwegs sein.“
Die Gallery Climate Coalition mache Fortschritte bei ihrem Bemühen um eine Reduzierung des CO2-Abdrucks, berichetet Laura Helena Wurth in FAS vom 20. Juni: „Die meisten Emissionen des Kunstbetriebs machen die Transporte aus. Noch wird die Kunst meistens mit dem Flugzeug nach Basel oder Miami zu den Messen verfrachtet. Doch langsam beginnt sich die Seefracht durchzusetzen. Galerien fangen an, sich Container zu teilen und früher zu planen. Denn die Reise bis beispielsweise nach Hongkong, wo einmal im Jahr die Art Basel als wichtigste Messe im asiatischen Raum stattfindet, dauert zwei Wochen. Sich so einen Container zu teilen ist jedoch gar nicht so leicht. Es ist ein ungeahnter bürokratischen Mehraufwand für Zoll und Versicherung. Wegen der Versicherungen ist die GCC gerade im Gespräch mit AXA Art [seit Anfang 2020 AXA XL Kunstversicherung], einem der größten Kunstversicherer.“
Geldwäsche und Steuerhinterziehung haben sich zum Dauerthema staatlicher Befassung mit dem Kunstmarkt entwickelt. Dem drohe jetzt in den USA eine ähnlich strenge Regulierung wie dem Handel mit Antiken, erklärt Graham Bowley ausführlich in der New York Times: „'Geheimhaltung, Anonymität und fehlende Regulierung schaffen ein fruchtbares Umfel für Geldwäsche und die Umgehung von Sanktionen', sagte der Ständige Unterausschuss für Untersuchungen des US-Senats in einem Bericht im vergangenen Juli, um eine verstärkte Kontrolle zu unterstützen. Für Veteranen der Kunstwelt, die Anonymität mit Diskretion, Tradition und Klasse und nicht mit Zwielichtigkeit assoziieren, ist dieser Angriff auf die Verschwiegenheit eine Überreaktion, die dem Markt schaden wird. Sie befürchten, Kunden mit bohrenden Fragen zu verprellen, während es andererseits kaum Beweise für Missbrauch gebe.“
Die Akademie der Bildenden Künste schicke Künstler in ein Windhundrennen um Bundesmittel und missbrauche so den Gedanken des Programms Neustart Kultur, moniert der bbk Berlin in einer Pressemitteilung: „Die Programme des Bundes zum Ausgleich der Pandemie-Folgen für freiberufliche Künstler*innen sind reine Symbolpolitik ohne wirkliche Unterstützung für die betroffenen Berufsgruppen. Und selbst diese werden nun noch missbraucht. Wie zuvor schon der Kunstfonds benutzt nun die Akademie der Künste entsprechende Bundesmittel für 'Nice To Have - Programme', die mit dem Ausgleich von Pandemiefolgen nichts, gar nichts zu tun haben und zu tun haben sollen.“ Ja und nein. Es stimmt, die ausgeschriebenen „Initial“-Stipendien sind kein Ausgleich für pandemiebedingten Verdienstausfall, keine Härtefallförderung und kein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Akademie der Künste für das Versagen des Bundes bei den Coronahilfen für Künstler in Haftung zu nehmen, scheint allerdings ungerecht, und es scheint nur zu verständlich, dass die im Vergleich zu Ministerien oder Förderbanken kleine Institution die Zahl der (erfolglosen) Bewerbungen begrenzen möchte – sie liegt bei jetzt angewandten Methode immerhin schon bei 8 zu 1.