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Kobels Kunstwoche

Isagus Toche, Olesia the Tchernobyl Bride, Performance vor der Art Basel, Foto Stefan Kobel
Isagus Toche, Olesia the Tchernobyl Bride, Performance vor der Art Basel, Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 25 2022

Die Unterstützung der Kunstwelt für die Ukraine stößt nicht nur auf Begeisterung, haben Kabir Jhala und Tom Seymour in Basel für das Art Newspaper herausgefunden: „Die zahlreichen Initiativen in Basel zur Unterstützung der Ukraine haben bewiesen, dass der Kunstmarkt selbstlos und schnell handeln kann. Andere fragen sich jedoch, warum die wachsende Großzügigkeit des Kunstmarktes nur für ausgewählte Zwecke reserviert ist. 'Die Reaktion der Branche auf die Ukraine zeigt, was ich für eine Hierarchie der Empathie halte, die die Aufmerksamkeit vor allem auf weiße Europäer richtet', sagt der südafrikanische Künstler Adam Broomberg. Als lautstarker Verfechter der Rechte der Palästinenser sagt er, der Kunstmarkt habe 'schreckliche Angst davor, Palästina zu erwähnen, und wird niemals denjenigen Erfolg gewähren, die Israel kritisch gegenüberstehen'.“

Die erste post-pandemische Art Basel wird von der Presse unterschiedlich eingeschätzt. Ursula Scheer resümiert in der FAZ: „Das Aufgebot an hochklassiger Kunst ist wieder enorm, die Investitionsbereitschaft der Sammler ebenso. Alles sieht nach 'business als usual' aus, doch wie viel Wasser die Art Basel wirtschaftlich unter dem Kiel hat, ist nicht ganz so offensichtlich.“

In einen größeren Kontext bettet Scott Reyburn die Art Basel für die New York Times ein: "In der Ukraine tobt der Krieg. Die Aktien sind um 20 Prozent gefallen, die Inflation ist auf mehr als 8 Prozent gestiegen. Die Kryptowirtschaft kollabiert. Doch in der Blase der internationalen Kunstwelt scheinen die Wohlhabenden, zumindest im Moment, im Kaufrausch zu sein. Nach der rekordverdächtigen zweiwöchigen Auktionsserie im Mai in New York, bei der mehr als 2,5 Milliarden Dollar eingenommen wurden, waren die Sammler bei der 52. Ausgabe der Art Basel in der Schweiz auf der Jagd nach weiteren begehrten modernen und zeitgenössischen Werken.“

In einer nicht ganz einfach nachzuvollziehenden Argumentation begründet der Tagesspiegel vom 18. Juni die Millionenpreise mit dem Krieg in der Ukraine. „Trotz oder gerade wegen fallender Börsenkurse ist Kunst als Top-Investment und gleichzeitig als Schlüsselwert westlicher Demokratie begehrter denn je. […] Die in Vor-Pandemiestärke angereisten Sammler, Museumsdirektoren, Kuratoren, Berater und Künstler – überwiegend aus Europa, den USA und erneut aus Asien – entscheiden professionell und engagiert zugleich, und ihre Mittel scheinen unbegrenzt. Angesichts des Ukrainekriegs begreifen mehr und mehr Investoren, was wirklich zählt. Insofern ist auch das Werk, das den mit 40 Millionen Dollar höchsten Preis der Messe ausweist, die 'Spider'-Stahlplastik der Künstlerin Louise Bourgeois aus dem Jahr 1996, die den Stand von Hauser & Wirth mit siebeneinhalb Meter hohen Beinen überspannt, bereits an eine europäische Sammlung verkauft.“

Strukturelle Veränderungen bei Eigentümern und Besuchern thematisiert Marcus Woeller in der WELT vom 18. Juni: „Das Management hatte offenbar die bisher sehr strikte Einladungspolitik für die Preview-Tage gelockert. Andrew Fabricant, COO der Gagosian Gallery, ist überrascht: 'Ich sah weniger alteingesessene klassische Sammler als viele junge unbekannte Gesichter, nicht die Art von erfahrenen Kunstwelttypen', sagt Fabricant im Gespräch mit WELT. Er glaubt, der neue Art Basel-Großinvestor James Murdoch sei stark in dieses Rebranding involviert, 'um die Messe jugendlicher, energiegeladener zu machen'. Es sei ein 'zweischneidiges Schwert', die Reichweite in dieser Generation zu vergrößern, aber die Entfremdung von anspruchsvollen Sammlern zu riskieren. 'Das könnte ein Problem für die ultrareichen, diskreten, sehr exklusiven Leute sein, die immer als erste VIP zur Art Basel kamen.' Die Stimmung unter den Händlern war dennoch gut.“

Die Schwäche der Muttergesellschaft MCH Group und deren Folgen für die Art Basel thematisiert Kito Nedo in der Süddeutschen Zeitung: „Im Oktober expandiert die Art Basel, die bereits Ableger in Hongkong und Miami betreibt, dann unter dem Titel 'Paris+' auch in die französische Hauptstadt. Die krisengeschüttelte Schweizer Messegesellschaft MCH tritt damit auf der Suche nach Umsätzen die Flucht nach vorn an. Ein Thema, über das nicht gesprochen wird, ist indes, wie es künftig mit der Messe in Hongkong weitergeht. In Hongkong existiert faktisch keine Meinungs- und Demonstrationsfreiheit mehr, die chinesische Regierung greift die Opposition in der ehemaligen britischen Kronkolonie immer härter an. Wie das zur Freiheit der Kunst passt, die das Fundament der Art Basel bildet? Dazu verlor Spiegler kein Wort. Aber dazu wird sich die Messe in nächster Zeit positionieren müssen.“

Die Kosten einer Art Unlimited-Teilnahme hat Shanti Escalante-De Mattei für Artnews zusammengerechnet.

Den Selbstinszenierungen von Influencern in Basel ist Raphaela Portmann für die Basler Zeitung gefolgt. Kenny Schachter fehlt allerdings.

Auf der Art Basel war ich für das Handelsblatt.

Trotz einiger ausverkaufter Kojen sei das Marktsegment der auf der Liste mit ihrem eigenwilligen Hallenplan vertretenen Galerien prekär, erinnert Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „Obwohl viele Galerien Solopräsentation zeigen, sind raumumfassende Werke wie diese selten. Dies ist nicht nur Zeichen der neuen Umgebung, sondern auch der Zeit, in der auch die jungen Galerien auf Sicher gehen wollen und versuchen, ihre hohen Unkosten durch Mehrverkäufe einzuspielen. Kleine Galerien spüren die wirtschaftlich unsichere Lage der Zeit sehr. Das hört man aus vielen Gesprächen heraus. Bleibt nur zu hoffen, dass neben der Solidarität auch der Experimentierfreudigkeit von Künstlerinnen weiterhin Raum gegeben wird.“

So kann man Messeberichte natürlich auch schreiben: „Aufregende Entdeckungen stellt die Volta als jüngste der drei Satellitenmessen der Art Basel den Besuchern in Aussicht. Das Entdecken und die Aufregung dürften auf Gegenseitigkeit beruhen bei Newcomern, die hier ihre ersten Messeauftritte haben. Zu ihnen gehört Ishita Chakraborty.“ Was folgt, ist ein Portrait der Künstlerin und kein weiteres Wort über die Messe. Nachzulesen in der FAZ vom 18. Juni. Dabei ließe sich über die Volta einiges sagen.

Die Liste und andere Satelliten habe ich mir für Artmagazine angesehen (sogar die Volta).

Die Art, wie aktuell Preise für und die Bewertung von Kunst entstehen, sei alarmierend, warnt die Kunstberaterin Lisa Schiff bei Artnet: „In dieser Fan-basierten Ökonomie muss Kunst nicht mehr physisch erlebt oder in einen historischen Kontext gestellt werden. Tatsächlich spielt das Objekt selbst keine Rolle mehr, es bleibt nur noch ein Bild, das potenziellen Profit bedeutet, mehr nicht. Dies sollte ein dringender Aufruf zur Diskussion sein. Der potenzielle Todesstoß für eine traditionelle Form der Wertschöpfung sollte jeden ernsthaft beunruhigen, der das wahre Wesen, die Macht und die Fähigkeit der Kunst verteidigen will, zu inspirieren, zu bilden, zum Handeln anzuregen und uns daran zu erinnern, dass wir Menschen sind. Es gibt vier Faktoren, die diese Krise verstärken: die Vormachtstellung von Auktionen, der Zusammenbruch der Abendauktion, die Ausweitung des Kunstkredits und das Aufkommen einer neuen Form der Validierung.“

Die Krypto-Kunst-Pionierin Sara Meyohas warnt im Gespräch mit Anny Shaw für das Art Newspaper selbst vor den Risiken von NFTs: „In dieser Woche ist Bitcoin um 25 % gefallen und hat damit den niedrigsten Wert seit 18 Monaten erreicht. Der unmittelbare Auslöser scheint ein massiver Ausverkauf durch Investoren zu sein. In Bezug auf den Preissturz räumt Meyohas den 'Marktabschwung' ein, merkt aber an, dass es 'wichtig ist, die Marktsorgen von den technologischen Schienen zu trennen, auch wenn diese natürlich die Entstehung dieses Marktes erst ermöglicht haben'. Die Auswirkungen auf den NFT-Markt sind unvermeidlich. Wie Mayohas es ausdrückt: 'Wir befinden uns in einer Rezession, und es gibt eine Flucht in die Sicherheit. Es sollte niemanden überraschen, dass leicht handelbare JPEGs keine 'sicheren' Anlagen sind.'"

Takashi Murakami habe sich wegen seiner gefloppten NFT-Editionen bei seinen Fans entschuldigt, berichtet Amy Castor bei Artnet: „Leider war Murakamis Timing miserabel, und er verpasste den NFT-Boom komplett. Nachdem er ein Jahr lang an den technischen Details des Projekts gefeilt hatte, startete er es kurz vor dem Krypto-Crash 2022. Am 8. Juni entschuldigte sich ein anscheinend entmutigter Murakami auf Twitter: 'Sehr geehrte Inhaber von http://Murakami.Flowers, ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir weiterhin die Treue halten, obwohl der Grundpreis des Projekts und die Transaktionspreise stagnieren. Es tut mir sehr leid, sagte er. Die billigste Murakami.Flower NFT ist jetzt 2 ETH ($2.200, zum aktuellen Wert) auf OpenSea. Während eines Fehlstarts vor über einem Jahr erhielt er Gebote von über 260.000 $. Damals entschied er sich, das Projekt zurückzuziehen und die Dinge noch ein wenig zu überdenken.“

Da findet zusammen, was zusammen gehört: Die Hochstaplerin Anna Sorokin aka Anna Delvey plane die Herausgabe von NFTs, meldet Mara Siegler bei PageSix.

Die Auktion der Altmeister-Sammlung des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen chilenischen Sammlers Álvaro Saieh ist zum Reinfall geraten, teilt Barbara Kutscher im Handelsblatt aus New York mit: „Bereits kurz vor der Auktion wurden 19 von 54 Losen zurückgezogen. Diese Strategie soll den Markt bei geringem Interesse schützen. Von den verbliebenen 35 Werken fanden nur 22 zu insgesamt 19,4 Millionen Dollar mit Aufgeld Abnehmer. Laut Händlereinschätzung waren die Lose mit zu hohen Erwartungen an den Start gegangen. Sie orientierten sich oft an Saiehs Einstandspreisen. Vieles kam auch viel zu früh wieder auf den Markt.“

Die Sammlerin Heidi Goëss-Horten ist letzte Woche gestorben. Nina Schedlmayer wirft im Handelsblatt einen Blick auf Vergangenheit und Zukunft ihrer Sammlung.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung