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Kobels Kunstwoche

Art Unlimted 2023; Foto Stefan Kobel
Art Unlimted 2023; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 25 2023

Messeberichterstattung beschränkt sich häufig auf die Zusammenfassung von jubelnden Pressemitteilungen oder auf Inhaltsangaben, das gilt besonders für so unübersichtliche Veranstaltungen wie die Art Basel. Eine der wenigen Ausnahmen bildet Anny Shaws Analyse im Art Newspaper, die sich immerhin traut zuzugeben, dass die Lage komplex ist: „Bis Dienstagabend beliefen sich die bestätigten Verkäufe auf einen vorsichtig geschätzten Wert von 245 Mio. USD - wobei diese Zahl auch Werke umfasst, die bereits in den Wochen vor der Messe an Sammler verkauft wurden. Sechs der größten Galerien erzielten davon mindestens 175 Millionen Dollar, wobei allein Hauser & Wirth einen Umsatz von mindestens 57 Millionen Dollar meldete.[...] Trotz der energischen Eröffnung der Art Basel - die Andrew Fabricant, Chief Operating Officer von Gagosian, als 'die geschäftigste seit Jahren' bezeichnete - gibt es deutliche Anzeichen für eine Anspannung des Marktes. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Eurozone in eine Rezession gerutscht ist, während die US-Notenbank im letzten Monat die Zinsen auf den höchsten Stand seit 16 Jahren angehoben hat. Doch die Auswirkungen dieses Gegenwinds auf den Kunsthandel sind komplex, denn die vielen lose miteinander verbundenen Teilmärkte, die den 'Kunstmarkt' ausmachen, scheinen unterschiedlich zu reagieren.“

Über Preise für Kunst im allgemeinen und auf der Art Basel macht sich Philipp Meier in der NZZ Gedanken: „Die Kunst und ihre Interpretation erleiden in dem Gefüge der Spekulationen vor allem auch pekuniärer Art, wie es eine Kunstmesse darstellt, regelmässig Schiffbruch: Wenigstens dies ist eine Art Erleuchtung. Damit lässt es sich nach Hause gehen. Und wer sich mehr Ruhe und Ernst wünscht, geht in die Fondation Beyeler.“

Völlig korrekt verweist Jens Müller im Tagesspiegel auf den Verkaufscharakter der Kunstmesse, nur um anschließend doch mäkelnd den Vergleich zu institutionellen Ausstellungen zu ziehen: „Soll doch niemand behaupten, die Art Basel sei unpolitisch. Obwohl sie natürlich genau das ist – keine Documenta und keine Biennale, sondern eben eine Messe und ergo eine Verkaufsveranstaltung. So platzieren die Großgaleristen in den Kojen der Halle 1, was sie im Sortiment haben. Zum Beispiel der Platzhirsch Gagosian: präsentiert eine typische Skulptur von Jeff Koons aus (vermeintlichen) Aufblastieren und Monobloc-Stapelstühlen gleich neben einem Picasso. Ach, Picasso – da ist der Auftritt der noblen Fondation Beyeler schon origineller, die eines ihrer beiden Picasso-Gemälde in der gerade geöffneten Transportbox belassen hat.“

Gesellschaftlich engagierte Kunst hat Marcus Woeller für die WeLT in Basel an verschiedenen Orten gesucht und gefunden: „Die Art Basel ist nicht gerade als kritischer Kunstverein bekannt, aber der „Unlimited“-Kurator Giovanni Carmine hat nun ein deutliches Zeichen gesetzt. Bis Sonntagabend werden Zehntausende die Arbeit des in Algerien geborenen Franzosen Adel Abdessemed (präsentiert von Galleria Continua aus San Gimignano) sehen. Darunter viele wohlhabende Sammler und Investoren, Museumsleute, Künstler und Händler. Auf Instagram sind die Bilder schon um die Welt gegangen. Das Bild vom Boot und die brennende Frage, wie lang man vor der humanitären Katastrophe noch die Arme verschränkt, bekommt man nicht so schnell aus dem Hirn. Und das will etwas heißen bei einer Messe mit 284 ausstellenden Galerien aus 36 Ländern, deren Überfülle selbst professionelle Bildbetrachter abstumpft.“

Das Schicksal von NFTs und anderer digitaler Kunst auf der Art Basel untersucht Kate Brown für Artnet: „Kann man angesichts der Unsicherheit auf dem Kunstmarkt im Allgemeinen [...] wirklich jemandem vorwerfen, etwas vorsichtiger zu sein? Unter den Käufern war ein Gefühl der Risikoscheu zu spüren - und Kryptowährungen sind besonders riskant. Doch vielleicht sind die Blockchain-Experimente jetzt, da der Spekulationsschaum [ein hübscher KI-generierter Neologismus] verschwunden ist, nachhaltiger und sinnvoller. 'Wir haben gelernt, dass eine Kunstmesse nicht unbedingt der beste Ort ist, um ein NFT vorzustellen', sagte ein Galeriedirektor, der zuvor NFT-basierte Werke auf die Messe gebracht hatte. 'Wenn wir sie also mitbringen, dann, um sie zu zeigen, und nicht, um sie zu verkaufen.'“

An einer Skandalisierung des Kunstmarkts versucht sich wieder einmal der Deutschlandfunk. Nachdem er auf der Pressekonferenz bereits eine von Branchenkenntnis wenig getrübte Frage gestellt hatte, wirft Thorsten Jantschek der Art Basel in der Sendung Fazit (Audio) mangelndes Interesse am Klimaschutz vor.

Aus Basel berichte ich für WELTKUNST (Paywall) und Artmagazine.

Um die Zukunft der Art in Basel macht sich Christof Habres für die Wiener Zeitung Gedanken: „Ein Erfolg, der prominente Stimmen auf den Plan rief, die Stamm-Messe in der Schweizer Heimatgemeinde auslaufen zu lassen, um sich auf Paris zu konzentrieren. Selbst wenn diese Kassandra-Rufe nicht ganz ernstzunehmen waren, so waren sie doch ein Hinweis auf die Preis-Exzesse während der Messetage in Basel. Ein Momentum, das das Management der Messe Schweiz auf den Plan rief und mit dem Tourismusverband unter anderem eine Abkühlungsphase der Preise in Hotellerie und Gastronomie vereinbarte.“

In der journalistischen Wahrnehmung spielen nach gut einem Jahrzehnt der weitgehenden Nichterwähnung auch Satellitenmesse wieder eine Rolle in der Berichterstattung. Tobias Langley-Hunt war für den Tagesspiegel im Basel Social Club: „Der Inhalt wirkt ein bisschen zusammengewürfelt. In den Ausstellungsräumen stößt der Besucher auf Performances, auf einen Eisstand, immer wieder auf Bars und Essensstände und ganz viel Kunst. Großformatige Malereien, Skulpturen wie eine überdimensionale Handtasche oder kolossale Pelzpantoffeln, Installationen, Videoarbeiten, Fotografien. Kunst zum Anfassen, Kunst zum Mitmachen. Die Stimmung ist entspannt, Kinder wuseln herum. Klänge aus entfernteren Ecken vermischen sich in den Gängen.“ Für Artnet hat sich Kate Brown von der Atmosphähre der Nicht-Kunstmesse einfangen lassen.

In einem Kraftakt hat es Lee Carter geschafft, über die Design Miami mit ihren 26 Ausstellern für Artnet einen Text von immerhin 7.000 Zeichen (rund 2 Seiten) zu produzieren. Mehrere Satelliten habe ich für das Handelsblatt besucht.

Unmittelbar vor der Art Basel hat noch das Zurich Art Weekend stattgefunden, das Annegret Erhard für die WeLT besucht hat: „Schon der Termin ist gut gewählt. Während des Zurich Art Weekend halten die Galerien und etliche Institutionen mit über achtzig Ausstellungen, mit Theaterveranstaltungen, Panels, Performances, Künstler- und Kuratorengesprächen zum sechsten Mal Besucher und Kunstfreunde auf Trab. Bevor die sich gut eingestimmt und schier übergangslos auf die Überwältigung der großen Art Basel einlassen. Die Platzhirsche verlassen sich auf Altbewährtes und Hochpreisiges.“

Ein möglicherweise letztes Aufflackern des NFT-Markts sieht Zachary Small bei Artnews in der vordergründig erfolgreichen Versteigerung aus der Insolvenzmasse einer pleitegegangenen Krypto-Bude: „Nachdem die Gründer der Kryptofirma Three Arrows Capital im August 2021 ein begehrtes NFT von Dmitri Cherniak für 5,8 Millionen Dollar gekauft hatten, bewahrten sie eine gedruckte Version des digitalen Kunstwerks in ihren Büros in Singapur auf - hinter dem Billardtisch und etwas links neben der Kaffeemaschine. Diese Sorglosigkeit schien sich auch auf das Portfolio des zum Scheitern verurteilten Hedgefonds auszudehnen, wie die Welt im letzten Jahr feststellen musste, als Three Arrows Capital Konkurs anmeldete [...] Am Donnerstagabend wurden im zweiten Teil der 'Grails'-Versteigerung von Sotheby's rund 40 digitale Kunstwerke angeboten, die sich im Besitz von 3AC befanden. Die Versteigerung am Donnerstag erbrachte einen Erlös von knapp 11 Millionen Dollar (einschließlich Gebühren) und damit mehr als das Doppelte des Schätzwertes von 4,8 Millionen Dollar.“ Das Toplos hat damit netto wohl deutlich weniger als den Kaufpreis eingebracht.

Nicht Gagosian, wie viele vermutet haben, sondern Perrotin geht als erste Großgalerie an einen Investor, meldet Anna Brady im Art Newspaper : „Emmanuel Perrotin ist dabei, einen Anteil von 60 % an seiner gleichnamigen Galerie an Colony Investment Management (Colony IM), ein französisches Immobilien-, Kredit- und Private-Equity-Unternehmen, zu verkaufen, um das Unternehmen zu vergrößern. [...] Perrotin wird die verbleibenden 40 % der Anteile an der Galerie für zeitgenössische Kunst behalten, die ihren Hauptsitz in Paris hat und derzeit zehn Galerien in Städten auf der ganzen Welt betreibt, darunter Hongkong, New York, Tokio, Seoul, Shanghai, Dubai und Los Angeles.“ Der Internetauftritt des Immobilienunternehmens Colony IM, besteht aus exakt einer Startseite und dem Impressum.

Das Art Newspaper startet eine türkische Ausgabe, die dem Hotel-Unternehmer, gleichzeitig Eigentümer und Direktor der Messe Contemporary Istanbu, Ali Güreli gehört. Meldet das Art Newspaper.

Neues in Sachen Johann König vs. Die ZEIT meldet Sören Kittel in der Berliner Zeitung: „Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Frauen wegen des Verdachts, dass sie eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben haben. Die Frauen hatten sich in der Wochenzeitung Die Zeit anonym geäußert, mussten jedoch im Verlauf der presserechtlichen Verfahren ihre Namen preisgeben. Ihre eidesstattlichen Versicherungen widersprechen einander [...] Außerdem teilt die Hamburger Staatsanwaltschaft mit, dass das Verfahren wegen übler Nachrede gegen eine der Zeit-Autorinnen, Carolin Würfel, wieder aufgenommen werde. Es geht um einen Text in der Zeit vom 1. September 2022, der das Leben des Galeristen seitdem bestimmt. In der ursprünglichen Version behaupteten Frauen, die meisten anonym, unangenehme Begegnungen mit Johann König gehabt zu haben. Die meisten Vorwürfe beziehen sich auf Partys im Jahr 2017, keine der Behauptungen stellt einen Straftatbestand dar, König bestreitet sie vollständig.“


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung