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Sotheby's wird verkauft und vom Börsenzettel verschwinden, wie das Unternehmen selbst mitteilt. Roland Lindner fasst die Fakten für die FAZ zusammen: "Einer Mitteilung vom Montag zufolge wird Patrick Drahi, der die Telekommunikationsholding Altice kontrolliert und auch als Kunstsammler bekannt ist, das 275 Jahre alte Unternehmen kaufen und sich dies viel Geld kosten lassen. Er will insgesamt 3,7 Milliarden Dollar in bar bezahlen, und der Preis von 57 Dollar je Aktie entspricht einem Aufschlag von mehr als 60 Prozent auf den Schlusskurs von Sotheby's am vergangenen Freitag." Der Käufer wolle das Unternehmen selbst erwerben und nicht mit einem seiner Telekommunikationskonzerne. Dass der bisher wie eine Heuschrecke agierende Unternehmer knapp die Hälfte seines Vermögens dafür hergeben möchte, dürfte allerdings ebenso unwahrscheinlich sein wie die Option, dem ohnehin hoch verschuldeten Auktionshaus selbst den Kaufpreis überzuhalftern. Auf alle Fälle geht dem Kunstmarkt mit dem Delisting ein Stück Transparenz verloren, da privat geführte Unternehmen der Öffentlichkeit nur sehr eingeschränkt rechenschaftspflichtig sind.
Die Karriere Drahis, der nicht nur Freunde hat, zeichnet Susanne Schreiber im Handelsblatt nach: "Drahi hat den Ruf, ein gnadenloser Kostenkiller zu sein. Er kauft unterbewertete Firmen kreditfinanziert auf, rationalisiert sie und wendet viel Energie für die Steueroptimierung auf. Der Sitz von Altice ist Luxemburg. Der Selfmademan spart selbst."
Ein "Schuldenkönig" wird Drahi von Bloomberg in einer Analyse von Edward Robinson, Katya Kazakina und Angelina Rascouet gennannt. Verlockend sei für den Kunstsammler die Aussicht auf bevorzugten Zugriff auf die Sotheby's angebotenen Objekte. Sie fragen sich allerdings, ob die Finanzierung des Kaufs über weitere Schulden gelingen könne, da Sotheby's Verbindlichkeiten von Moody's ohnehin schon mit Ramsch-Status bewertet seien. Zudem sei der Deal noch lange nicht in trockenen Tüchern, da sich andere Interessenten mit einem besseren Angebot melden könnten. Immerhin stünden Drahi in diesem Fall aus seiner Vereinbarung mit dem Auktionshaus 111 Millionen Dollar zu.
Bei der Klassischen Moderne gehe den großen Auktionshäusern ein wenig die Puste aus, hat Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt beobachtet: "Jeder Marktbeobachter sieht, dass es ganz klar am Angebot hapert. Es gibt im Augenblick einfach nicht genug Spitzenwerke, um neben New York auch in London mehrere hochklassige Abendauktionen pro Jahr durchzuführen. Bei dem Kunstmarathon machen weder Einlieferer noch Käufer mit, und ein Reset' des Auktionskalenders täte wohl allen gut. [...] Die großen Sammler vor allem aus Asien geben die Konditionen vor. Große Summen fließen nur in gefällige Werke mit sogenannter 'Museumsqualität'."
Während der Kunstmarkt Kopf steht, arbeitet die FAZ am Wochenende Auktionsberichte ab, online frei zugänglich ist der von Felicitas Rhan über Sotheby's Zürich.
Eine Ex-Beteiligung der Art Basel-Mutter MCH benötigt wohl noch ein wenig Vorbereitung vor der Premiere: Artforum meldet die Verschiebung der Art SG in Singapur um ein Jahr auf den Herbst 2020.
Eine goldene Zukunft der Art Düsseldorf hingegen hält Sabine B. Vogel in der Wiener Presse für möglich: "Diese noch vergleichsweise kleine Messe im Rheinland könnte sich zu einer veritablen Konkurrenz zur Art Basel entwickeln. Denn in Düsseldorf leisten es sich die Galerien, dank der niedrigen Messestandpreise preisgünstigere Kunst zu zeigen."
Das Imperium schlägt zurück: Nach dem phänomenalen Auktionserfolg und einer begleitenden kommerziellen Ausstellung von KAWS während der Art Basel Hong Kong mit seinen toten Comic-Figuren, folgt die museale Antwort auf dem Fuße. Im neuen Tai Kwun Contemporary-Areal übertrumpft Takashi Murakami den Wettbewerber mit Glitzer und kreischbuntem Pop. Catherine Shaw bespricht das Spektakel in Wallpaper wie eine seriöse Kunstausstellung.
Für eine Beibehaltung der Länderpavillons auf der Biennale in Venedig plädiert Daghild Bartels in der NZZ: "Themen und Sujets, welche von Künstlern der unterschiedlichen Kontinente bearbeitet werden, speisen sich immer aus deren Herkunft und Kultur. Ein Ai Weiwei reüssiert zwar auf internationalem Parkett und lebt in Berlin, doch seine Kunst hat stets einen chinesischen Input. Hätten die metallischen Tapisserien eines El Anatsui von einem Schweizer kreiert werden können? Ist die Kunst eines William Kentridge ohne seine Heimat Südafrika denkbar? Dass die Kunst aus Afrika, Asien oder Südamerika auch in hiesigen Breiten Erfolg hat, in Museumsausstellungen, auf dem Kunstmarkt, heisst ja nicht, dass die nicht anders ist als unsere Kunst." Die an die FIFA gemahnende Anfälligkeit dieser Einrichtung spricht sie allerdings mit keiner Silbe an.
Der Einbruch der Politik in die Museumswelt treibt beachtliche Blüten. So droht die wegen ihrer Beteiligung an einem Hersteller für (unter anderem gegen Aktivisten und Künstler eingesetzte) Überwachungssoftware zurückgetretene Direktorin der Serpentine Gallery Yana Peel ihren Kritikern, berichtet Alex Marschall in der New York Times. Sie sehe sich als Opfer von Bullying und Einschüchterung. Diese Art von Kampagnen riskiere, dass Institutionen an privater Unterstützung verlieren könnten. Allerdings geht es ihren Kritikern ja gerade darum, dass Kulturinstitutionen kein schmutziges Geld mehr annehmen sollen.
Währenddessen sei zwei Angestellten des Kunstmuseums Basel wegen ihrer Beteiligung am Frauenstreik gekündigt worden, berichtet die NZZ. Das Museum widerspricht dieser Darstellung jedoch in einem öffentlichen facebook-Post.
Die Professional Organization for Women in the Arts hat eine Studie über die Einkommen im kommerziellen und institutionellen Bereich der US-amerikanischen Kunstwelt vorgelegt, deren Ergebnisse Sarah Cascone bei Artnet vorstellt.
Versicherungsfragen, die sich aus Beschädigungen und Zerstörungen von Kunstwerken durch Besucher von Messen und Museen ergeben, hat Sabine Spindler für das Handelsblatt recherchiert.
In die sogenannten Mainstream-Medien bringt es zeitgenössische Kunst eigentlich nur, wenn sie für ein Kopfschütteln gut ist. Wieder einmal hatte BILD (Paywall) die "Meldung" zuerst, und alle anderen haben nur mitgemacht: Ein Kleinkind habe eine Fliegen-Skulptur der Künstlerin Katharina Fritsch auf der Art Basel von ihrem Sockel gestoßen, sie dadurch zerstört und einen Schaden von 50.000 Euro verursacht. Die Nachricht ging in Windeseile um die Welt. Sogar Catrin Lorch springt für die Süddeutsche Zeitung auf das Thema an. Der Preis für den hanebüchensten Beitrag zum Thema ginge wohl an Ariane Bremmer für ihren Beitrag im Tagesspiegel mit der Überschrift "Ab sofort doppelt so teuer!" , der so ziemlich jedes "Ist das Kunst oder kann das weg"-Klischee bedient. Nach Angaben der Messe sei das Werk übrigens gar nicht zerstört, stellt Monopol richtig. Wundert sich eigentlich in den Chefetagen der Verlagshäuser wirklich jemand über die Krise des Zeitungswesens?