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Kobels Kunstwoche

Endlich wieder Tefaf; Foto Stefan Kobel
Endlich wieder Tefaf; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 26 2022

Das Bristish Council und das Ukraine Institute starten eine neunmonatige Season of Culture in Großbritannien, meldet Martin Bailey im Art Newspaper.

Die Berliner ArtEast Galerie organisiert am 29. und 30. Juni eine Ausstellung ukrainischer Kunst in Paris, deren Erlös komplett „den Künstlern sowie dem französischen Kreativ- und Produktionsstudio Les Monstres für die Erstellung eines Dokumentarfilms über die heutige Ukraine zugute[kommt].“

An ungewohntem Termin, mit verkürzter Laufzeit und weniger Ausstellern errichtet die Tefaf in Maastricht wieder ein Museum auf Zeit, das Georg Imdahl für die FAZ besucht hat: „'Cross Collecting' möge gerade in aller Munde sein, sagt Hidde van Seggelen, Direktor der Maastrichter Kunstmesse TEFAF und Galerist in Hamburg, „aber bei unserer Messe gibt es das schon seit Jahrzehnten.“ Tatsächlich ist „The European Fine Arts Fair“ dafür der passende Ort. [...] Die Auktionshäuser sind auf diesen Zug aufgesprungen, indem sie Werke alter Meister im Segment moderner Kunst ins Rampenlicht schieben und damit erstaunliche Erlöse beflügeln.“

Ich war für Handelsblatt und Artmagazine in Maastricht.

Zwischen Art Basel und Tefaf geht die Brafa in Brüssel medial etwas unter. Zu Unrecht, findet Alexandra Wach in der WELTKUNST (kostenlose Anmeldung), denn die Messe „präsentiert sich verlässlich in eklektischer Offenheit den Genres gegenüber, die durch alle Jahrhunderte reichen und kaum ein Objekt außen vorlassen. Das Angebot reicht von einem Gemälde von Frans Hals bei der Amsterdamer Galerie Douwes Fine Art über indianischen Kopfschmuck bei den Londonern Finch & Co bis hin zu einer persischen Steinbock-Skulptur, datiert auf 1000 v. Chr., im Gepäck der neu hinzugekommenen Pariser Galerie Kevorkian. Endlich wieder Brafa, müssen sich nicht wenige gedacht haben“.

So langsam kommt anscheinend auch der Handel mit Graphik wieder in Schwung, wie sich einem Bericht über die Auktion bei Bassenge in Berlin von Christian Herchenröder im Handelsblatt entnehmen lässt: „Mit einem Brutto-Erlös von rund 6 Millionen Euro waren die Frühjahrsauktionen des Berliner Versteigerers Bassenge uneingeschränkt erfolgreich. Die Gesamtschätzung hatte bei 4,2 Millionen Euro gelegen. Der Handel, der zwei Jahre lang Abstinenz geübt hatte, war wieder in vollem Einsatz. 'Da gab es Nachholbedarf bei Amerikanern, Briten und Franzosen', betont Firmenchef David Bassenge im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die gesamte Zuschlagsquote lag bei über 80 Prozent.“

Als „breit angelegtes Kunstmarktkorrektiv“ hat Thomas W. Kuhn traditionsreiche Grosse Kunstausstellung NRW für Artmagazine wahrgenommen: „Tatsächlich steht die Vielzahl der im Rheinland ansässigen guten Künstler:innen in keinem Verhältnis zur überschaubaren Zahl der Galerien, die nur für den kleineren Teil eine Schnittstelle zum Markt bieten können. Schließlich bringen die hiesigen Hochschulen zwischen Münster und Essen, Köln und Düsseldorf stetig neue Talente hervor.“ Tatsächlich scheint sich die in der Vergangenheit oft arg hobbymäßig daherkommende Veranstaltung deutlich professionalisiert zu haben. Es gibt sogar einen ansprechenden Online-Katalog mit Kauf- und Reservierungsoption.

Künstlerkarrieren seien heute nur noch etwas für Kinder reicher Leute, beklagt Martin Herbert bei ArtReview: „Was in diesem Bild jedoch nicht zu sehen ist, sind all die talentierten jungen Menschen, die ihre aufkeimenden Fähigkeiten mit den Kosten für die Kunstausbildung und das, was danach kommt, abwägen, erkennen, dass sie es sich nicht leisten können, und aufgeben. Was man sieht, ist nicht selten [...] eine Menge sympathisches, gut komponiertes, zeitgemäßes Mittelmaß von Leuten, die es sich leisten konnten, deren Eltern es sich leisten konnten.“ Die Erkenntnis ist nicht neu, wird aber meist nur hinter vorgehaltener Hand so klar adressiert.

Für spekulative Ware ist Hongkong offensichtlich ein guter Marktplatz, folgt man Angelica Villa von Artnews: „Wie immer waren die Werke junger zeitgenössischer Künstler, die bekanntermaßen von spekulativen Käufern bevorzugt werden, bei der Auktion von Phillips Hongkong sehr gefragt. Andere Werke etablierter Namen wie George Condo, Lee Ufan und Pierre Soulages gehörten zu den teuersten Verkäufen des Abends und erzielten Preise von über 1 Million [US] Dollar. Bull und Abdella gehörten jedoch zu den wenigen jungen Künstlern, die in dieser Woche ihr Auktionsdebüt in Asien gaben. Derartige Auftritte bei Auktionen in Hongkong erregen in der Regel die Aufmerksamkeit der Bieter. In einer Erklärung nach der Auktion sagte Isaure de Viel Castel, Spezialistin von Phillips Hongkong, das Haus wolle Künstler einer 'neuen Generation' ins Rampenlicht stellen, die sie als 'ultra-zeitgenössisch' bezeichnete.“

Magnus Resch und NFTs scheinen wie füreinander geschaffen. Kein Wunder, dass es jetzt ein Buch von ihm zum Thema gibt. Shanti Escalante-De Mattei spricht bei Artnews mit ihm darüber: „Künstler erkennen gerade, dass sie auch ohne Galerien erfolgreich sein können, 50/50 reicht nicht mehr aus. Künstler können als echte Unternehmer agieren und ihre eigenen Kunden und Vertriebskanäle finden und aufbauen. Wir haben gesehen, dass viele Künstler, die vor drei Jahren nicht viel Geld verdient haben, heute sehr wohlhabend sind, weil sie ihre Karriere selbst in die Hand genommen haben, anstatt sich auf andere zu verlassen. Jen Stark und Justin Aversano sind gute Beispiele dafür.“ Wer diese beide Namen googelt, erkennt schnell, dass das alles mit Kunst wenig zu tun hat, sondern eher damit, wie man (vermeintlich) schnell zu Geld kommen kann.

Der Wechsel von Noah Davis von Christie's zu CryptoPunks steht unter keinem guten Stern, wie Shanti Escalante-De Mattei bei Artnews berichtet: „Am Tag vor dem Start der NFT.NYC in dieser Woche kam es in der Web3-Welt zu einer seismischen Verschiebung - NFT-Guru Noah Davis gab bekannt, dass er Christie's verlässt, wo er bei der Organisation des rekordverdächtigen Verkaufs von Beeple's Everydays im Wert von 69,3 Millionen Dollar mitgeholfen hatte, um die NFT-Sammlung CryptoPunks zu leiten, die im vergangenen März von der Bored Ape Yacht Club-Muttergesellschaft Yuga Labs gekauft wurde. Gerüchte über Insiderhandel verbreiteten sich schnell auf der Web3-Konferenz, als Beobachter der Branche feststellten, dass das Handelsvolumen für die CryptoPunks-Sammlung in den 24 Stunden vor Davis' Ankündigung um mehr als 957 % anstieg (im Vergleich zum vorherigen 30-Tage-Durchschnitt).“ Bedauerliche Ausnahmen gibt es halt auch in den seriösesten Branchen.

Der britische Zoll beginne mit der Verhängung von Strafen gegen Kunsthändler wegen Nichteinhaltung der Geldwäscheregeln, meldet Riah Pryor im Art Newspaper.

Die unbefriedigende Rechtslage bei der Restituierung von Kunstwerken werfe viele neue Probleme auf, erklärt der Rechtsanwalt Zacharias Mawick in der WELTKUNST (kostenlose Anmeldung): „Die schlecht geregelte und daher unvorhersehbare Rechtslage trägt somit dazu bei, dass die Nachfahren der Opfer erneut um einen Teil des ihnen zustehenden Vermögens gebracht werden. Durch die Versäumnisse des Gesetzgebers verdienen dann – und ihnen ist daher im Prinzip auch kein Vorwurf zu machen – vor allem die Anwälte der streitenden Parteien. Damit den Nachfahren der Verfolgten Gerechtigkeit widerfährt, sollten Recht und Moral wieder in Einklang gebracht werden, und zwar durch ein Gesetz, das eindeutige und gerichtlich einklagbare Restitutionsansprüche der Opfer und Ausgleichsansprüche restituierender Privatpersonen gegen den Staat als Nachfolger des Unrechtsstaats schafft.“

Das Orlando Musuem of Art hat eine umstrittene Basquiat-Ausstellung komplett an das FBI verloren, berichten Brett Sokol und Matt Stevens in der New York Times. Eine AFP-Meldung fasst den Bericht auf Deutsch zusammen: „In der seit Februar laufenden Ausstellung waren laut einem Bericht der 'New York Times' bislang unbekannte angebliche Basquiat-Werke gezeigt worden. Der Zeitung zufolge trug eines der auf Pappe gemalten Bilder auf der Rückseite einen Paket-Aufdruck, der erst ab 1994 gebräuchlich war - sechs Jahre nach dem Tod des Künstlers. Laut 'Times' stießen die FBI-Ermittler zudem auf Unstimmigkeiten in den Angaben zum angeblichen Vorbesitzer der Gemälde. “

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung