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Kobels Kunstwoche

Credit Crunch im Kunstmarkt; erstellt mit Stable Diffusion
Credit Crunch im Kunstmarkt; erstellt mit Stable Diffusion
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 26 2025

Die sinkende Kreditwürdigkeit von Sotheby's meldet Daniel Cassady bei Artnews: "S&P Global Ratings hat das Kreditrating von Sotheby's aufgrund sinkender Einnahmen und steigender Kosten im ersten Quartal 2024 von B auf B- herabgestuft, heißt es in einem Bericht des Wall Street Journal (Paywall). Die S&P-Ratings, die sowohl für Unternehmen als auch für Länder vergeben werden, geben an, wie hoch das Risiko für Investoren ist. Sie reichen von AAA bis D. Die Einnahmen des Auktionshauses sind aufgrund einer neuen, vereinfachten Gebührenstruktur, mit der die traditionelle Käuferprämie, die Verkäufergebühren und die Provisionen drastisch gesenkt und vereinheitlicht wurden, um 22 Prozent gesunken." Die neue Gebührenstruktur greift erst ab der kommenden Saison. Allerdings hat Sotheby's gerade Kredite, die das Unternehmen selbst vergeben hatte, gerade gebündelt und an Investoren verkauft.

Bereits einen Schritt weiter ist Art Money, ein Unternehmen, das Kunstkäufe vorfinanziert beziehungsweise vorfinanziert hat, berichtet Celina Lei bei dem australischen Arts Hub. Der Kooperationspartner von Christie's erklärt auf seiner Webseite, dass er gerade etwas klamm sei: „Das bedeutet, dass neue Kunden ab dem 8. Juni 2024 keine Finanzierungen mehr beantragen können und bestehende Kunden keine neuen Käufe tätigen können. Zumindest bis auf Weiteres. Zur Klarstellung: Alle Galerien, Künstlerinnen und Künstler sowie Kunstverkäuferinnen und -verkäufer wurden bereits bezahlt oder werden es in Kürze tun - das ist ein anderer Topf (die Schulden-Seite).“ Man möge bitte ein wenig Geduld haben, bis das Unternehmen sich rekapitalisiert habe. Spannend dürfte es im Fall einer Insolvenz werden, bei wem die Schulden landen. Denn während die Verkäufer bisher direkt ausbezahlt wurden, haben die Käufer einen Kredit aufgenommen. Kreditgeber ist die Hatch Bank, wie dem Kleingedruckten zu entnehmen ist, eine sogenannte Industrial Bank. Das sind nicht etwa traditionelle Geldinstitute, sondern ein spezielles Konstrukt nach US-Recht, das den Geldverleihern einen Großteil dieses lästigen Regulierungskrams erspart, mit dem sich richtige Banken herumschlagen müssen. Weiterhin ist kaum anzunehmen, dass die auf Pump gekauften Kunstwerke als Sicherheit ausreichen. Wie an dieser Stelle bereits vor zwei Monaten angemerkt, dürfte der ein Großteil der bei einer von 1.900 Teilnehmergalerien erworbenen Ware – höflich ausgedrückt – kein besonders liquides Asset sein. Ein dezenter Hinweis auf Gründe für ein mögliches Scheitern von Art Money findet sich im Selbstverständnis des Gründers Paul Becker: „Gründer haben eigentlich nur 3 Aufgaben: Die Vision festlegen und kommunizieren. Ein tolles Team aufbauen. Nicht das Geld ausgehen lassen“. Das mag für die Start Up-Szene gelten, in der das Unternehmensziel ein gelungener Exit ist – also der Verkauf der Firma. Wer eigenes Geld investiert, überlegt sich vielleicht zunächst ein Geschäftsmodell, das nicht nur in Boomzeiten und mit Nullzinsen funktioniert.

Artsy meldet in einer Pressemitteilung (PDF) den Abgang von CEO Michael Steib zum Fernsehkonzern TENDA. Sein Nachfolger wird Jeffrey Yin, der bisher schon seit 2019 als CFO und Justiziar für die Finanzen des Konzerns zuständig war. Sollte das Unternehmen auf der Suche nach einem Käufer, wäre Yin wahrscheinlich die beste Wahl. Wenn Yin dauerhaft zwei Vorstandspositionen ausfüllt, könnte Artsy einfach Geld sparen, da kein Nachfolge-CFO genannt wird.

Mit dem Vermögensübergang der Sammlergenerationen könnten auf den Kunstmarkt auch einige überraschende Entwicklungen zukommen, hat die Bank of America in ihrer BofA Private Bank Study of Wealthy Americans herausgefunden, den Karen K. Ho für Artnews gelesen hat: „Der Bericht, die alle zwei Jahre stattfindende Studie der Bank über wohlhabende Amerikanerinnen und Amerikaner, ergab, dass nur 6 Prozent der Sammlerinnen und Sammler im Alter von 44 Jahren oder älter angaben, es sei 'sehr wahrscheinlich', dass sie im nächsten Jahr ein Werk aus ihrer Kunstsammlung verkaufen würden. Das ist ein dramatischer Rückgang gegenüber 25 Prozent im Jahr 2022. Kunstsammler im Alter von 21 bis 43 Jahren sind dagegen viel wahrscheinlicher als diese ältere Gruppe, dass sie in den nächsten 12 Monaten Antiquitäten sammeln, ein Kunstwerk als Sicherheit für ein Darlehen verwenden oder ein Kunstwerk kaufen."

Das neue Reinhard Ernst Museum in Wiesbaden und seinen Gründer haben Hans-Jürgen Jakobs und Regine Müller für das Handelsblatt besucht: „Der Herr der Bilder selbst sagt, er habe zunächst seine Sammlung Museen angedient, aber kein Angebot überzeugte ihn. Dann also ein eigenes Haus, das zum Denkmal werden könnte. Reinhard Ernst: „Ich versuche, den Leuten beizubringen, dass im Leben alles auf einen zurückkommt. Wer Gutes getan hat, wird Gutes erleben.“ Die Familie Langen sammelt weiter, weiß Regine Müller in derselben Ausgabe zu berichten: „Die Sammlung bleibt bis auf ihre Keimzelle in dynamischer Bewegung. Vor zehn Jahren wurden bei Christie’s in New York Werke von Pablo Picasso, Wassily Kandinsky und Salvador Dalí versteigert. Sie stammten allerdings aus dem Privatbesitz der drei Kinder des Sammlerehepaars. Die Bestände der Stiftung waren von den Verkäufen nicht berührt. So verzweigt wie die Familie, überrascht die Ausstellung mit ihren höchst unterschiedlichen Positionen. Wer welche Objekte beisteuerte, wird nicht verraten, in für die Langen Foundation gewohnt puristischer Weise sind lediglich die Werktitel und Künstlernamen nachzulesen. 'Es spielt auch keine Rolle, aus welchem Haus welches Bild stammt', sagt Sabine Langen-Crasemann, Tochter der Stifterin, die selbst zur Ausstellung wesentliche Stücke beigetragen hat.“ Wie der VW-Konzern Kunst und Kultur als Standortfaktor einsetzt, erklärt Frank Kurzhals an gleicher Stelle: „Das Zauberwort war, neben der Bezahlung, die Wohn- und später die Lebensqualität. Kunst wurde zum Standortvorteil. Hans Scharoun plante ein Theater, Alvar Aalto ein Kulturhaus mit Bibliothek. 2005 kam noch ein von Zaha Hadid entworfenes Wissenschaftsmuseum dazu. In der Reihe dieser Kulturhäuser entstand vor 30 Jahren auch das Kunstmuseum Wolfsburg, mit dem sich die Stadt 2024 feiert.“

Nach nicht abreißender Kritik an ihrer Sammlung im Kunsthaus Zürich lenke die Stiftung Bührle jetzt ein, berichtet Phillip Meier in der NZZ: „In einem Schreiben kündigt sie an, für sechs Werke ihrer Sammlung im Kunsthaus mit den Rechtsnachfolgern ehemaliger jüdischer Besitzer Lösungen zu suchen. Gemäss Stiftung seien auch Restitutionen nicht ausgeschlossen.“

"Der Maler Leon Löwentraut und der Galerist Dirk Geuer haben ihren Streit außergerichtlich beigelegt", meldet dpa. Ok.

Die verstorbene New Yorker Galeristin Barbara Gladstone würdigt Alex Greenberger ausführlich bei Artnews: „Stetiges, sorgfältig durchdachtes Wachstum kennzeichnete die Galerie. Selbst in einem Marktklima, in dem größer als besser gilt, hielt Gladstone ihr Geschäft bescheiden. Im Jahr 2020 fusionierte zum Beispiel der Händler Gavin Brown seine Räumlichkeiten mit denen von Gladstone, ein Schritt, den viele Beobachter als einen gigantischen Schritt nach vorne für zwei Galeristen sahen, die so sehr beobachtet werden. Aber Gladstone machte im Allgemeinen kein Aufheben darum.“ Im Handelsblatt widmet ihr Barbara Kutscher einen Nachruf.


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung