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Kobels Kunstwoche

Eigentlich ein Schnäppchen: 210 Millionen Dollar statt 300 Millionen
Eigentlich ein Schnäppchen: 210 Millionen Dollar statt 300 Millionen
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 27 2017

Das Kulturgutschutzgesetz trägt Früchte, wie Sabine Spindler im Handelsblatt vom 30. Juni berichtet: "Nagel machte ernst. Nachdem das neue Kulturschutzgesetz im Herbst einige ausländische Einlieferer vom Verkauf ihrer Asiatika in Deutschland abgehalten hatte, war der Anstoß gegeben. Das Stuttgarter Auktionshaus gründete eine Niederlassung in Salzburg. Am 16. und 17. Juni 2017 fand die Asiatika-Auktion erstmals fünf Kilometer hinter der deutsch-österreichischen Grenze statt". Interessant dabei: "Wer die Provenienzen der gut 1 200 Lose in den Katalogen genauer anschaut, stellt fest, dass der Großteil des Angebots immer noch aus deutschen Quellen stammt."

Worauf private Leihgeber achten bei sollten, erklärt der Anwalt David Liatowitsch in der NZZ: "Sollen Kunstwerke zu Ausstellungszwecken verliehen werden, gilt es vonseiten des Leihgebers im Voraus eine Vielzahl von Punkten (am besten schriftlich) zu regeln, von denen im Folgenden einige wichtige genannt seien. Standardmässig anzusprechen sind Themen wie Leihdauer, Haftung, Versicherung ("von Nagel zu Nagel"), Transport und Kostenübernahme. Ebenfalls Standard ist das vorgängige Erstellenlassen eines Wert- und Zustandsberichts über die Leihgabe, um mögliche Substanzeingriffe während der Ausstellungsdauer und dadurch erlittene Schäden später vereinfacht nachweisen zu können."

Im Rahmen ihres Nachberichts zu den Londoner Auktionen geht Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt vom 30. Juni auf die unterschiedlichen Strategien von Christie's und Sotheby's ein: "Laut Christie's Chairman Jussi Pylkkänen sind zwei Auktionen pro Jahr pro Kategorie ausreichend, und man wird sich bei der zeitgenössischen Kunst auf Februar und Oktober konzentrieren. Sotheby's wird sich dieser Tendenz nicht anschließen, wie Senior Director Alex Branczik im Anschluss an die erfolgreiche Zeitgenossen-Abendauktion bekanntgab. Das Haus wird weiterhin an drei saisonalen Auktionen festhalten. Dieser Optimismus ist auch gerechtfertigt. Bei einem eher mittelmäßigen Angebot konzentrierte man sich auf das Bewährte und Gefällige, was sich Sotheby's mit einer großen Anzahl an Garantien (16 bei 42 Arbeiten) auch potenziell etwas kosten ließ."

Der Kunstmarkt in der FAZ vom 30. Juni beschränkt sich wieder einmal auf Auktionsberichterstattung. Zu den Londoner Ergebnissen schreibt Anne Reimers: "Zwar kann man wegen immer komplizierterer Sondervereinbarungen mit den Einlieferern und bei den Gewinnmargen der Garantiegeber kaum noch von den Umsatzzahlen auf den Profit schließen, die Konkurrenz scheint jedoch von der Christie's-Entscheidung, seine Londoner Zeitgenossen-Auktionen auf zwei Termine im Jahr (Februar und Oktober) zu reduzieren, profitiert zu haben. Somit sollte der Londoner Sommer-Termin mit Zeitgenossen fest im Kalender verankert bleiben - das betonten jedenfalls Sotheby's und Phillips." Ein Blick in die Altmeister-Kataloge von Gina Thomas ist auch online verfügbar.

Die ZEIT vom 29. Juni ist da konsequenter und verzichtet gleich ganz auf den Kunstmarkt.

Dass gute Künstler schlecht verkauften und kommerziell erfolgreiche Künstler mindere Qualität produzierten, hält Philipp Meier in der NZZ vom 1. Juli für ein Märchen, mit dem er aufräumen möchte, indem er eine Lanze für den Markt bricht: "Was soll daran falsch sein? Nur Künstler, die auf keine Nachfrage stossen, nagen am Hungertuch - und oft nicht einmal dies, denn staatliche Fördermittel gibt es zuhauf. Würden aber Kunstschaffende allein noch vom Staat durchgefüttert, damit sie von allen Einflüsterungen des Markts befreit wären, wäre ihre künstlerische Freiheit noch garantiert? Wäre vom Staat gelenkte Kunst bessere Kunst? Auf dem Kunstmarkt hat natürlich immer auch der - bisweilen fragliche - Kunstgeschmack ein gewichtiges Wort mitzureden. Was heute gefeiert wird, mag morgen 'out' sein. Wer sich daher als Künstler auf dem Markt bewähren kann, macht nicht allzu viel falsch."

Die Geschichte der Pariser Galerie von Paul Rosenberg wird im Musée Maillol aufgearbeitet. Peter Kropmanns hat sich die Ausstellung für die NZZ angesehen.

Paul Gauguins "Nafea Faa Ipoipo" soll nicht 300 Millionen Dollar gekostet haben, sondern nur 210 Millionen, berichtet Anita Singh im britrischen Telegraph. Der wahre Preis sei im Zuge eines Gerichtsprozesses ans Licht gekommen, in dem Simon de Pury 10 Millionen Pfund für die Vermittlung des Geschäfts einklagen wolle.

Niederlage für Gagosian: Die Franz West Stiftung müsse dem Franz West Archiv laut einem erstinstanzlichen Urteil sämtliche Vermögenswerte zurückerstatten, die der 2012 gestorbene Künstler kurz vor seinem Tod gegründeten Stiftung übertragen hatte, meldet die Presse. In Wien hält sich die Geschichte, Larry Gagosian sei damals eigens eingeflogen und nicht von Wests Bett im AKH gewichen, bis dieser die Stiftungsurkunde unterzeichnet hatte, die Archiv und Wests Familie leer ausgehen lassen sollte.

Analysen aus der eigenen Filterblase betreibt Tim Schneider bei Artnet. Er untersucht, warum Künstler ohne Galerierepräsentanz auch online nicht verkauften. Schuld wären die Galeristen mit ihrer Türhüter-Funktion. Sie hätten Dank ihrer Entscheidungsgewalt darüber, wer bei ihnen ausstellt und wer nicht, dafür gesorgt, dass Sammler ihrer Expertise vertrauten und dort kauften, wo diese vermeintliche Qualitätskontrolle gegeben wäre. Das Internet wäre aber nur eine Verlängerung der Machtverhältnisse in den virtuellen Raum. Dass es nicht nur sehr viel mehr Angebot als denkbar mögliche Nachfrage geben könnte, sondern auch einfach sehr viel schlechte Kunst, die es zurecht nie in eine Galerie schafft, scheint dem Autor bestenfalls am Rande in den Sinn zu kommen.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung