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Den Erlös von 10,2 Millionen Pfund, den Victor Pinchuk durch die Versteigerung eines Balloon Dog von Jeff Koons bei Christie's in London erzielt, spendet der ukrainische Sammler für humanitäre Projekte in seiner Heimat, meldet Artlyst.
London habe sich als Auktionsort für moderne und zeitgenössische Kunst gut behauptet, resümiert Stephanie Dieckvoss die Auktionswoche im Handelsblatt: „Es gibt weiterhin viel Geld auf der Welt, was bei den Auktionen in London zu neuen Höchsteinnahmen führt. Und das trotz eines Kunstmarathons mit Sommerausstellungen und Kunstmessen. Christie’s Abendauktion mit Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts spielte 181 Millionen Pfund ein, 60 Millionen mehr als die entsprechende Auktion im Vorjahr.“ Der Wettbewerber Sotheby's habe jedoch nicht ganz so gut abgeschnitten: „Trotz der verkauften 76,7 Millionen Pfund in der Abendauktion musste insbesondere Sotheby’s schwere Verluste hinnehmen. Die Verkaufsrate von 80 Prozent lag weit unter der vom Mitbewerber Christie’s.“
Genau darin sähen Experten auch ein Warnzeichen, erklärt Abby Schultz bei Barron's: „Ein Zeichen der Schwäche, das das Londoner Unternehmen feststellte, war die Verkaufsrate - ein Maß für den Prozentsatz der verkauften Lose -, die bei allen fünf Auktionen um 3,5 % auf 87 % fiel. Sotheby's zum Beispiel verkaufte 16 Lose in den beiden Abendverkäufen nicht, was laut ArtTactic zu einer Gesamtverkaufsrate von nur 77,5 % führte."
Bonhams-CEO Bruno Vinciguerra baut weiter an seinem Auktions-Imperium und verleibt sich das Cornette de Saint Cyr ein, berichtet Olga Grimm-Weissert aus Paris für das Handelsblatt: „Durch die letzten Ankäufe sind die von Bonhams angebotenen Marktsegmente auf 53 verschiedene Gebiete angewachsen. Cornette de Saint Cyr etwa beschert Bonhams Comics-Auktionen. Vinciguerra diskutiert natürlich jede Neuakquisition eines Auktionshauses mit dem 'Board' des Investmentfonds Epiris, der ihm finanzielle Freiheit lässt. Er meint, die Entscheidung, Bonhams im Jahr 2018 anzukaufen, sei wegen des Entwicklungspotentials dieser 'schlafenden Schönheit' gefallen. Sie sei seit 1793 als eine solide Marke bekannt.“ Noch gleicht das Konglomerat aus dem eigenen und vier zugekauften Auktionshäusern eher einem Flickenteppich aus Gemischtwaren für den Mittelmarkt. Doch das muss nicht so bleiben, mit einer klugen Internetstrategie und dem nötigen Kapital, das ja anscheinend vorhanden vorhanden ist.
Die Ergebnisse der Asiatika-Auktionen bei Koller, Lempertz und Nagel fasst Sabine Spindler im Handelsblatt zusammen: „Die Erwartungen der Asiatika-Versteigerer sind bescheidener geworden. Aber wenn hochkarätige Kunst aus dem Reich der Mitte angeboten wird, können sich die Taxen auch in Europa immer noch verzehnfachen.“
Die Deutsche Bank trennt sich weiterhin von Teilen ihrer Kunstsammlung, hat Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt herausgefunden: “Mit dieser Tröpfelstrategie hat das Haus bisher wohl mehr als 50 Arbeiten mit einem Gesamterlös von 6,3 Millionen Pfund verkauft, ohne dass die Presse davon erfuhr. Im Allgemeinen handelt es sich um eher Mischware, vor allem um Papierarbeiten von Künstlern wie Wassily Kandinsky, Kurt Schwitters oder Emil Nolde. Aber auch Skulpturen wurden versteigert, wie zum Beispiel Ernst Barlachs 'Schwangere', die im März vergangenen Jahres 623.000 Pfund erbrachte. Die Schätzung lag bei 350.000 bis 550.000 Pfund. Noch bis 2024 sollen insgesamt um die 200 Arbeiten im internationalen Handel verkauft werden.“
Die Kunst als Betätigungsfeld für Corporate Diplomacy untersucht Sarah Khan für Monopol: „Mittlerweile hat sich ein neuer Typus Kunstberater entwickelt, der ein transnationales Netzwerk schafft, das vor allem an die Bedürfnisse von Konzernen und politischen Führern angepasst ist. Solche Netzwerke bringen Unternehmen mit Projekten und Politikern zusammen, betreiben Normalisierung und Artwashing, um einen 'politischen Korridor' aus Stimmungen und Gelegenheiten zu schaffen, wo es die offizielle – demokratisch legitimierte – Politik nicht tut.“ Zu Recht weist die Autorin darauf hin, dass der Sport – insbesondere der Fußball – unter dieser Art der Instrumentalisierung leidet. Hier sind die Summen größer und die Widerstände geringer als in der Kunst: „Aus der Erstarrung befreien sich bislang vor allem Künstler- und Künstlerinnen-Netzwerke, die Hintergründe recherchieren, protestieren, zu Boykott aufrufen und die lokale Kulturpolitik stressen. Denn sie haben zumindest eines verstanden: Es braucht ein Netzwerk, um ein Netzwerk zu bekämpfen.“
Das geringe Echo der documenta im Markt führt Kate Brown bei Artnet unter anderem auf das alternative Wirtschaftsmodell zurück, das der aktuellen Veranstaltung zugrunde liegt: „Und obwohl es vielleicht nicht die gleiche an traditionell ansprechenden Kunstwerken gibt, die in Zusammenarbeit mit großen Galerien produziert werden, hat Ruangrupa die Online-Galerie Lumbung geschaffen, ein alternatives Wirtschaftsmodell, das es Sammlern aller Art ermöglicht, sich mit den dort präsentierten Werken auseinanderzusetzen.“ Das Wirtschaftsmodell der Lumbung Galerie erklärt Georg Imdahl in der FAZ: „Wenn wir es gleichwohl aus der Sicht des Kunstmarkts versuchen, zählt zu den bemerkenswerten Befunden, dass rund achtzig Prozent der Künstler dieser Documenta nicht von einer Galerie vertreten werden. Eine enorme Zahl für eine Großausstellung solcher Bedeutung, wird Gegenwartskunst doch per se – auch – in ökonomischen Größen verhandelt. Die Quote nennt Martin Heller, Kooperationspartner der Kasseler Weltkunstschau und Mitbetreiber der Berliner Verkaufsplattform 'TheArtists.Net', die Künstler ohne Galerievertretung bei Verkäufen unterstützt.“
Mit einem Vermögen von 440 Millionen US-Dollar hat die verstorbene Ruth DeYoung Kohler II ihre Ruth Foundation for the Arts mit einem Schlag zu einer der am besten ausgestatteten Stiftungen im Bereich der Kunst gemacht. Doch nicht nur das mache sie besonders, erzählt Maximilíano Durón bei Artnews: „Neben Organisationen, die DeYoung Kohler bereits zuvor unterstützt hatte, wurde ein großer Teil der 78 Stipendiaten durch ein Nominierungsverfahren ausgewählt, an dem fast 50 Künstler beteiligt waren[...]. 'Wir baten die Künstlerinnen und Künstler, drei Organisationen zu nennen, die einen Einfluss auf ihre Praxis und ihre Gemeinschaften haben, was Ruth sehr wichtig war', sagte Patterson. 'Wir sehen Künstler als Entscheidungsträger, wenn es um die Schaffung von Gemeinschaften und die Unterstützung kreativer Prozesse geht. Dies entspringt der Idee, dass wir an sie glauben, weil die Künstler an sie glauben.'“
Leaderboards – dynamische Ranglisten – wie es sie für Sport und NFTs (z.B. Cryptoslam) existieren, wünscht sich Annika von Taube bei Monopol auch für die Kunst. Die bisher üblichen Kriterien reichen ihr jedoch nicht aus: „Aber was, wenn man die Algorithmen dazu nutzen würde, noch etwas anderes zu messen als Markttransaktionen? Was, wenn sie abbilden würden, was wir zwar grundsätzlich wissen, aber bislang noch nicht messen, nämlich welchen Einfluss Galerien, Institutionen, Szenen, Konzepte, Medienberichte und was nicht sonst noch alles auf die Preisentwicklung eines Werks haben, diese Matrix aus Faktoren, die den Kunstmarkt für Außenstehende als undurchschaubar erscheinen lassen?“ Zumindest für den objektiv messbaren Teil ihrer Wunschliste gibt es das bereits: Artfacts und seine App Limna (nur für iPhone).
Da scheinen echte Profis am Werk gewesen zu sein, fragt sich nur auf welcher Seite: Auf der Tefaf kam es am Vormittag des 28. Juni zu einem bewaffneten Raubüberfall durch vier Täter auf den Stand eines Juweliers. Ein Video des Überfalls hat der NOS-Journalist Henrik-Willem Hofs bei Twitter hochgeladen. Die Polizei habe allerdings bereits nach anderthalb Stunden zwei Verdächtige festgenommen, meldet zuerst NL Times. dpa meldet zwei Tage später, „die beiden Belgier im Alter von 22 und 26 Jahren […] hätten sich verdächtig verhalten, teilte die Polizei mit. Doch der Verdacht habe sich nicht bestätigt. Die Fahndung nach den mutmaßlichen Tätern läuft noch. Was die Täter genau erbeuteten, ist unklar. Medien berichteten, dass zur Beute ein Halsband im Wert von 27 Millionen Euro gehöre.“ Ein ganz schlechtes Zeugnis stellt Susanne Schreiber vom Handelsblatt der Tefaf für ihr Sicherheitskonzept aus: „Mit diesem peinlich-gefährlichen Überfall steht das Sicherheitskonzept des MECC, des Maastrichter Kongresszentrums, zur Disposition und die eh schon Corona lädierte Tefaf in schlechtem Licht. Seit Jahren werden hier ausschließlich Frauen kontrolliert. Sie müssen Taschen öffnen und inspizieren lassen, selbst Geldbörsen werden kontrolliert: beim Ein-und beim Ausgang. Männer aber werden nicht kontrolliert. Sie können, wie wir seit gestern wissen, gefährliche Waffen einschmuggeln.“
Christie's hat juristischen Ärger mit den Erben eines französischen Bankiers wegen eines bereits unmittelbar nach dem Krieg als geraubt gemeldeten Gemäldes, berichtet Angelica Villa bei Artnews: „Die Erben fechten diesen Anspruch auf der Grundlage einer Verordnung von 1945 an, die die Zuständigkeit und die Fristen für Restitutionsansprüche erweitert. In der Klage wird behauptet, dass der derzeitige anonyme Eigentümer gemäß der Nachkriegsbestimmung 'als bösgläubiger Besitzer' betrachtet werden muss. Außerdem zeige Christie's angebliche Weigerung, die Identität des Eigentümers preiszugeben, eine 'missbräuchliche Zurückhaltung', die einen 'schweren moralischen Schaden für die Erben des Enteignungsopfers' verursache.“
Die Bundesrepublik und Nigeria haben sich im Streit um Benin-Bronzen geeinigt, berichtet Alfred Schmit in der Tagesschau: „Diese Benin-Bronzen befinden sich in mehreren deutschen Museen. Sie stammen größtenteils aus Plünderungen durch britische Truppen im Jahr 1897 im damaligen Benin. Nun sollen sie in den Besitz Nigerias übergehen. Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth haben die entsprechende Absichtserklärung mit ihren nigerianischen Kollegen unterzeichnet. Damit soll das Eigentumsrecht an den Kunstgegenständen an Nigeria übergehen. Zwei der Bronzen aus dem Ethnologischen Museum in Berlin werden die Abgesandten der nigerianischen Regierung bei der Rückreise mitnehmen. Die übrigen bleiben vorerst in Deutschland, jedoch fortan als Leihgaben Nigerias.
Die überfällige Entscheidung ordnet Harry Nutt in der Berliner Zeitung ein: „Das Ergebnis der Vereinbarung vom Freitag besteht darin, dass das Ethnologische Museum Berlin, das Stuttgarter Linden-Museum, das Hamburger Museum am Rothenbaum, das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln und das Völkerkundemuseum in Dresden/Leipzig die Besitzrechte an den Kunstwerken an Nigeria rückübertragen und im Gegenzug teilweise Leihverträge ausgehandelt werden. Aber es geht natürlich um mehr. Die Vereinbarungen sind der Versuch, die mörderische Raubgeschichte vergangener Jahrhunderte zu einer Lerngeschichte zu machen in einer Zeit, in der sich, wie gerade die Diskussion um die Documenta in Kassel zeigt, die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft gerade auch durch den partnerschaftlichen Umgang mit seinem kolonialen Erbe erweist.“