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Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Der österreichische Kulturminister Thomas Drozda hat erkannt, dass das Sprechen und Schreiben über Kunst gesellschaftlich wünschenswert, notwendig und förderungswürdig ist. Er habe daher einen Staatspreis für Kunstkritik aus der Taufe gehoben, meldet Die Presse. Neben dem alle zwei Jahren vergebenen und mit 10.000 Euro dotierten Preis sollen Reisestipendien für ausländische Kunstkritiker eingerichtet werden und die bereits erfolgte Erhöhung der Verlagsförderung soll ausschließlich Kunstbuchverlagen zugute kommen. Österreich hat ungefähr ein Zehntel der Einwohner Deutschlands und ein vergleichbares Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, Frau Grütters.
Alles halb so wild mit dem Kulturgutschutzgesetz. dpa hat bei allen Landesregierungen und der Bundesministerin nach den bisherigen Erfahrungen gefragt und nichts Nennenswertes herausgefunden, nachzulesen unter anderem bei Monopol: "Nach Angaben von Grütters gab es in den ersten acht Monaten der Geltungszeit bundesweit 688 Genehmigungen für eine Ausfuhr in den Binnenmarkt - der Kunsthandel hatte mit 10 000 Anträgen und mehr gerechnet. Nur in einem einzigen Fall wurde eine Eintragung in die Liste national wertvoller Kulturgüter beantragt - und das vom Eigentümer selbst."
Eine kurze Einordnung der neuen Berliner Kunstmesse liefert Susanne Schreiber zusätzlich zur Teilnehmerliste im Handelsblatt: "Die Art Berlin (14.-17. September) ist eine Kooperation der abc und der Art Cologne. Von der 'weiterentwickelten' abc übernommen werden: Der Termin zum Start des zweiten, kürzeren Kunstmarkthalbjahres, die Location in der Station am Gleisdreieck und die Direktorin Maike Cruse. 'Sie ist das Gesicht der Messe', sagte Art Cologne-Direktor Daniel Hug dem Handelsblatt. 'Meine Rolle ist eher die eines Ratgebers und Consultants. Wir diskutieren alle Aspekte der Messe. Wir kombinieren unsere jeweiligen Erfahrungen und Stärken und fällen die Entscheidungen gemeinsam.' Das hat dazu geführt, dass es beides geben wird auf der 1. Art Berlin: Einzelpositionen und klassische Messestände."
Mit dem "Gesicht der Messe" hat Rose-Maria Gropp für die FAZ gesprochen: "Nur Einzelpositionen zu präsentieren war auf die Künstler fokussiert und inhaltlich interessant, kommerziell war das eher schwierig. Die Galerien und Sammler haben sich eine Weiterentwicklung in eine klassische und stärker verkaufsorientierte Messe gewünscht, bei der man mehr Arbeiten präsentieren kann und sich als Sammler einen breiteren Überblick schaffen kann. Wir konnten diesen Schritt nur mit einem größeren Partner gehen und haben diesen in der Koelnmesse gefunden."
Vom "Schnellschuss Art Berlin" spricht hingegen Marcus Woeller in DIE WELT vom 8. Juli. Er bemängelt die Ausstellerliste: "Sie klingt nicht nach Berlin, sondern sehr nach Art Cologne. So schnell, wie die Messe auf die Beine gestellt wurde, konnte man keine großen Namen erwarten, abgesehen von den lokalen Berliner Platzhirschen. Aber Aufbruchstimmung verbreiten die eilig eingeladenen 110 Teilnehmer, darunter auch viele Kunsthändler, nicht." Er fordert: "Die Art Berlin muss groß und kommerziell stark werden, sonst wird sie nur die belächelte Tochtermesse der Art Cologne im einstmals so stolzen Berlin."
Bedeutungsverlust als Kunsthandelszentrum attestiert Kenny Schachter London in seiner Analyse der dortigen Auktionsergebnisse für Artnet.
Die Werbetrommel für den digitalen Kunsthandel rührt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung: "Schon jetzt hat die Digitalisierung den Informationsfluss, den Zugang zu Zielgruppen, das Käuferverhalten und damit die Spielregeln des Kunstmarkts verändert. Dass in Online-Datenbanken wie Artnet oder Artprice die Auktionsergebnisse der letzten Jahrzehnte aus allen großen Auktionshäusern einsehbar sind, sorgt für eine nie da gewesene Markttransparenz. Nach Überzeugung von Jacob Pabst, dem CEO von Artnet, hat das erheblich zum Wachstum des Gesamtmarkts beigetragen." Als weiteren Zeugen für den Trend lässt er Kilian Jay von Seldeneck zu Wort kommen, leitender Angestellter bei Lempertz in Köln und Aufsichtsrat bei... Artnet.
Über das Verschwimmen der Grenzen zwischen Kunst Design macht sich Sabine B. Vogel anlässlich der Jahresausstellung der Wiener Universität für angewandte Kunst in Die Presse: "Bis heute lebt die Idee des Künstlers als Bohemien fort, der sich als Außenseiter der Gesellschaft fühlt, obwohl wir längst in der Zeit der 'art industry' angekommen sind, wie es im anglo-amerikanischen Raum heißt. 'Ruhm statt Reichtum' gilt nicht mehr, Künstler sind zu Unternehmern geworden. Die Preise ihrer Produkte und die Attraktivität ihres Berufs allerdings zehren noch immer von der langen Geschichte geldwertfreier Erzeugnisse. Dabei ist heute in der Kunst kaum noch etwas von der früheren Radikalität zu finden. Nicht nur von außen, auch von innen werden die Grenzen zu anderen Formen kreativer Arbeit aufgelöst."
Zwei Berliner Ausstellungen ehren den Galeristen Alfred Flechtheim und den Publizisten, Kunsthistoriker und -kritiker Julius Meier-Graefe, die Andreas Kilb für die FAZ besucht hat. Beider Engagement sei gar nicht hoch genug einzuschätzen: "Beide starben verarmt, obwohl sie den Reichtum ihrer Epoche erheblich vermehrt haben, zumal den ästhetischen und geistigen. Und beide haben der Kunst, an der sie nicht als Schöpfer, sondern als Händler und Kritiker teilhatten, auf Heller und Pfennig zurückgezahlt, was sie von ihr empfingen: Meier-Graefe, der Schriftsteller und Connaisseur, mit Worten, Flechtheim, der einflussreiche Galerist, in bar."
Den vorbildlichen Umgang mit ihrer Vergangenheit demonstrierten Stiftung und Sammlung Bührle mit einem neuen Ausstellungskatalog, der auch auf die umstrittenen Provenienzen eingehe, beschreibt Stefan Koldehoff in der FAZ vom 8. Juli: "Sie veröffentlicht, was einmal privates Eigentum war oder noch ist. Mit ihrem Einverständnis dazu reagiert die Familie des Sammlers vor dem Umzug ihres Stiftungsbestands ins öffentliche Kunsthaus am Zürcher Heimplatz sicher auch auf eine lange bestehende Forderung der Provenienzforschung. Noch sind die Informationen, die sie veröffentlichen ließ, nur rudimentär. Verpflichtet wäre sie schon allein zu diesem Schritt nicht gewesen."
Die Kunstsammlung von Francesco Federico Cerruti mit einem geschätzten Wert von 500 Millionen Euro geht ans Turiner Castello di Rivoli meldet Naomi Rea bei Artnet. Das Erstaunliche an der Meldung ist allerdings nicht ihr Gegenstand, sondern dass das Internet-Magazin da anscheinend mal eine Nachricht selbst recherchiert hat.
Den Diebstahl von Edelsteinen im Wert von drei Millionen Pfund von einem Stand der Kunstmesse Masterpiece in London meldet Victoria Ward im Telegraph. Drei Nullen von dieser Summe streichen darf man wohl beim Schaden, den die Berliner BZ reißerisch mit "Wurden bei diesem Brand Picasso-Werke vernichtet?" meldet.
Über 95 Prozent des Bestandes an präkolumbianischer Objekte des Mexikan Museum in San Francisco seien falsch, berichtet Sam Whiting im San Francisco Chronicle. Das habe ein vom Museum selbst in Auftrag gegebenes Gutachten festgestellt. Demnach handele es sich fast ausnahmslos um Geschenke, deren Echtheit in den seltensten Fällen überprüft worden sei.
Auch diese Woche kein Kunstmarkt in der ZEIT. Auf eine komplett auf links gedrehte Kunstmarktseite dürfen sich die Leser der ZEIT freuen, unterstellt, deren Chefredakteur Giovanni di Lorenzo weiß, wovon er spricht: „Eine gute Kunstmarktseite stelle ich mir wie einen Lotsen vor, der durch diese Welt von gestern führt, durch Klippen der Fälschung und Abgründe von Irrationalität. [...] Eine gute Kunstmarktseite klärt auf und erfüllt Sehnsüchte: Dieser Markt ist nicht nur für Millionäre da, er erlaubt vielen die Teilhabe an einer Vergangenheit, die sonst unzugänglich bliebe. Es soll auf dieser Seite um Zahlen gehen, genauso wie um Leidenschaften, um Geschmack und Zeitgeist. Und im besten Falle übersetzt sie auch das Flüstern eines Tischs, das die Menschen noch Generationen nach uns in den Bann schlagen wird. Ich freue mich auf die neu konzipierte Kunstmarktseite, die von nun an jede Woche im Wirtschaftsteil der ZEIT erscheint!“